NECROPHOBIC Part I - The Early Years

Veröffentlicht am 28.03.2011

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, mussten auch Sterner und Parland schnell einsehen. Im September 1989 setzten NECROPHOBIC ein erstes Lebenszeichen. Auf der Kassette „Realm Of Terror“ platzierten sie diesen ersten Track und holten sich den jungen Stefan Zander für Bass und Vocals ins Boot, der damals auch den Text für das typische Stockholm Death Metal Stück schrieb. Ein Jahr später publizierte man mit dem 3-Tracker „Slow Asphyxiation“ ein zweites Demo, das auf 1000 Stück limitiert war und eine ebenso große Rarität wie das Debüt darstellte. Von den bekannten Schwarzwurzeleinflüssen war damals noch nichts zu erkennen, ähnlich wie die norwegischen Waldschrate DARKTHRONE setzten NECROPHOBIC voll und ganz auf den Todmetall.
Bei dem im April 1991 erschienenen dritten Demo „Unholy Prophecies“ kristallisierte sich nicht nur erstmals ein leichter Stilwechsel heraus, auch die das Line-Up nahm endlich konkrete Formen an. Mit Zander nicht zufrieden, engagierten NECROPHOBIC die von den längst verblichenen Schweden-Deathern CREMATORY bekannten Sänger Stefan Harrvik und Joakim Stabel für den Viersaiter.

Nachdem die Band die ersten 200 Kopien selbst vertrieben hatte, unterschrieben sie bei Wild Rags Records. Diese pressten noch 5000 weitere, längst vergriffene Stücke und schoben NECROPHOBIC auch das erste Mal in die legendären Sunlight Studios zu Thomas Skogsberg. Nachdem Stabel durch den späteren Frontmann Tobias Sidegård ersetzt wurde, fanden die Schweden endgültig zu ihrem ureigenen Stil, der sich von den üblichen Schweden-Grabschauflern wie DISMEMBER oder ENTOMBED löste und verstärkt in die satanische, melodischere Richtung ging. Die 3-Track EP „The Call“ war somit die Feuerprobe, die man bravourös meisterte. Harrvik wurde Anfang 1993 am Mikrofon durch Anders Strokirk ersetzt und im März starteten in den Sunlight Studios endlich die Aufnahmen für das legendäre Debütalbum „The Nocturnal Silence“.

Tracklist MCD "The Call" (1993):

1. Shadows Of The Moon
2. The Ancients Gate
3. Father Of Creation

Eine eigene Nische finden

Einfach hatten es NECROPHOBIC nie. Zum Zeitpunkt des Albumdebüts hatten sich DISMEMBER mit „Like An Everflowing Stream“, ENTOMBED mit „Clandestine“ und dem „Left Hand Path“, ja, selbst GRAVE mit „Into The Grave“ schon einen Namen über die skandinavischen Grenzen hinaus gemacht. Zudem kamen allesamt bei diversen Metal-Majorlabel unter. NECROPHOBIC hatten bei Black Mark Productions gesignt und das musikalische Ziel war ein gänzlich anderes. Wo die legendären Landsmänner von DISSECTION auf ihrem kurz zuvor erschienen Epos „The Somberlain“ mit hochmelodischem Black/Death aufwarten konnten, versuchten sich Sterner und Co. im deutlichen Todmetall-lastigeren Bereich, der aber dennoch Melodie und eine gewisse „Gitarren-Wärme“ beinhalten sollte.

Ein Gefühl der Schauer und der Kälte überkam den Hörer, wenn er das mysteriöse Keyboard-Sample zum Opener „Awakening…“ vernahm. Eine tiefgestimmte Leadgitarre und apokalyptische Riffs rundeten das diabolische Vergnügen ab, dazwischen besang Stokirk seine Flucht, das Freikommen von Religion („My prayers have been answered, I'm no longer a victim of God"). Zwischen Klassikern und Kult liegt oft ein schmaler Grat, „The Nocturnal Silence“ ist berechtigterweise Zweiteres. Zwischen dem flott treibendem „Before The Dawn“ und dem episch gemächlichen Closer „Where Sinners Burn“ versteckten NECROPHOBIC viele Überraschungen und Finessen. Nichts wurde dem Zufall überlassen, jede Note, jedes Riff, jeder Trommelschlag saß exakt. Perfektionismus, der sich auch durch die damals einwandfreie Produktion von Szenelegende Skogsberg manifestierte. Sternstunden des Blackened Death Metal gibt es zuhauf – egal ob man das Gänsehaut verursachende Intro des Titeltracks, das tighte Riffing im Mittelteil von „The Ancients Gate“ oder das sechsminütige Metal-Chamäleon „Father Of Creation“, welches mit seinen unvergesslichen Hooklines und Rhythmuswechseln definitiv in die Hall of Fame des Schweden-Tod gehört, heranzieht – hier hatte alles Hand und Fuß.

Da kann man auch verschmerzen, dass Song Nummer Fünf mit dem Namen „Inborn Evil“ auf Hammerhearts Re-Release „Shadows Of The Moon“ genannt wird. Das glänzende Aluminium-Pentagramm am Albumcover und die sachte eingestreuten Backing Vocals von Sidegård und den Gästen Richard Cabeza (langjähriger DISMEMBER Bassist) und Micke Jansson (UNANIMATED-Shouter) rundeten das Paket perfekt ab. Das Grundgerüst war Death Metal, aber der starke Drang in den Schwarzbereich war unverkennbar. Eine Legende war geboren, ein neuer Stil kreiert. NECROPHOBIC waren die perfekte Schnittstelle zwischen DISMEMBER und DISSECTION und „The Nocturnal Silence“ hat noch heute nichts von seiner Magie verloren.

Tracklist CD "The Nocturnal Silence" (1993):

1. Awakening...
2. Before The Dawn
3. Unholy Prophecies
4. The Nocturnal Silence
5. Inborn Evil (Shadows Of The Moon)
6. The Ancients Gate
7. Sacrificial Rites
8. Father Of Creation
9. Where Sinners Burn

Vom Gegröle zum Gekeife

Vom kurzfristigen Erfolg nicht geblendet, überlegten NECROPHOBIC akribisch weiter, wie man den Sound noch verbessern, noch verstärken könnte. Nachdem sich Tobias Sidegård schon des Öfteren erfolgreich als Sänger versucht hatte und man sowieso stärker in die Black Metal Ecke wollte, suchte Anders Strokirk 1994 das Weite. Die Unterschiede waren deutlich hörbar: während Strokirk sich mit seiner rumpeligen Stimme deutlich im schwedischen Death Metal befand, hatte Sidegård ohrenscheinliches Talent für hohes Gekeife und Gekreische. Mitunter eine große Umstellung, aber wegweisend für die Zukunft der Band. Bereits zuvor entschieden sich NECROPHOBIC fortan mit zwei Gitarristen durch die Lande zu ziehen, wodurch gleich nach den Aufnahmen zu „The Nocturnal Silence“ Martin Halfdan in die Band geholt wurde.

Nach den entscheidenden Veränderungen und diversen Touren dauerte es fast drei Jahre, bis NECROPHOBIC im Februar 1996 mit der EP „Spawned By Evil“ ein erstes Lebenszeichen von sich gaben. Mit dem Titeltrack bereitete man die anfangs überraschte Crowd aber bereits darauf vor, dass die todmetallischen Elemente des Debütalbums bis zum Nachfolger ausradiert werden würden. Nebenbei coverten die Stockholmer noch ihre drei größten Vorbilder SLAYER („Die By The Sword“), VENOM („Nightmare“) und natürlich BATHORY („Enter The Eternal Fire“). Mit diversen Coverversionen, für die NECROPHOBIC immer zu haben waren, gelangte man Mitte/Ende der 90er Jahre auch auf verschiedene Sampler.

Tracklist MCD "Spawned By Evil" (1996):

1. Spawned By Evil
2. Die By The Sword (SLAYER Cover)
3. Nightmare (VENOM Cover)
4. Enter The Eternal Fire (BATHORY Cover)

HIER geht es zu "NECROPHOBIC - Part II"
HIER geht es zu "NECROPHOBIC - Part III"
HIER geht es zu "NECROPHOBIC - Part IV"


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