SHAKRA - Listening Session zum neuen Album "Powerplay" (VÖ: 11. Januar 2013)!

Text: symX
Veröffentlicht am 21.11.2012

Ich hatte für Stormbringer das Vergnügen, als eines von wenigen Zines einen ersten Höreindruck vom neuen Werk des Fünfers zu ergattern und die fast vollzählig anwesende Truppe im Powerride Studio in Bärau (im Emmenthal, Schweiz) mit Fragen zu löchern.

1. Life Is Now
Der Titel des ersten Tracks könnte nicht treffender sein: Eine treibende Nummer im hier und jetzt, gemacht um voll auf die 12 zu gehen! Der Song besteht praktisch nur aus einem einzigen, sich wiederholenden Riff und baut dadurch eine stetige Sogwirkung auf. Ein idealer Einstieg, mit welchem die Vorfreude auf die ganze restliche Scheibe noch gesteigert wird. Man spürt, da kommt was Geiles auf uns zu. Gentlemen, start your engines!

2. The Mask
So was richtig Geiles wird uns dann auch an zweiter Stelle vorgesetzt. „The Mask“ ist eine knackige Ohrwurm-Granate, die dem Gaul so richtig die Sporen gibt. Sackstark, meine Herren! Der Chorus lässt die Sonne aufgehen, hat harmonisch leichte 80er Schlagseite, aber trotzdem einen modernen Groove. Aufgespritzt wird das Ganze durch einen geilen mehrstimmigen Chorus, der leicht an modernere EUROPE erinnern. Definitiv ein Album-Highlight!

3. Higher
Alle SHAKRA-Fans der ersten Stunde können spätestens beim dritten Track aufatmen. Hier habt ihr euren sehnlichst erwarteten straighten AC/DC-KROKUS-Rocker. Hier wird keine musikalische Feinkost mit spirituellem Tiefgang geboten, sondern schlicht und ergreifend Stoff um die Mähne zu schütteln. Nicht mehr und nicht weniger – und das ist gut so.

4. Wonderful Life
Man muss wahrlich kein Hellseher sein, um die Mainstream-Tauglichkeit dieses Schlüpferstürmers zu erahnen, welcher denn auch als erster Track an die Radiostationen gehen wird. Aber selbst wenn man diesen Umstand zehn Meter gegen den Wind riecht, ist der Song definitiv kein Stinker, sondern eine wirklich gelungene Halbballade, abseits tausendfach durchgenudelter 08/15 Hit-Akkorde. Ein weiterer Pluspunkt ist der Gesang von John Prakesh, der hier richtig schön Raum hat, sein ganzes Können mit Gänsehautgarantie zu zeigen. Mit „Wonderful Life“ haben SHAKRA sowas wie ihr eigenes „I Don’t Wanna Miss A Thing“ (AEROSMITH) geschaffen. Schlicht schön!

5. Dear Enemy
Zack! Das ist wahrlich der richtige Track um nach dem vorhergehenden Schaumbad so richtig fies dreinzuschlagen. Getragen von einem wütenden Riff zeigt John hier seine kaltschnäuzige Seite. Eingängig und für geil befunden!

6. Save You From Yourself
Wiederum eine straighte DC-Mitsingnummer, die live bestimmt mächtig abgehen wird. Kein Album-Highlight, aber ein grundsolider Rocker.

7. Don’t Keep Me Hanging
Hier wird das Gaspedal voll durchgetreten und der catchy Refrain lässt selige „MÖTLEY CRÜE“-Zeiten aufleben. Schnörkellos gut!

8. Dream Of Mankind
Die vielleicht ungewöhnlichste Nummer der Scheibe - ein dunkler Groover, der teilweise fast eine Stimmung im Stile von PINK FLOYDs „The Wall“ heraufbeschwört. Musikalisch definitiv einer der ambitioniertesten Songs und ein absolutes Album-Highlight für jeden, der SHAKRA nicht nur wegen ihrer straighteren, einfacheren Hardrock-Werken liebt. Grandios!

9. Stevie
Mit „Stevie“ begibt man sich dagegen wieder auf ein völlig anderes Terrain. Der Groove erinnert mit seinen abgehackten - auf eins - betonten Riffs fast ein bisschen an RAMMSTEIN. Cool! Aber statt des dadaistischen Sprechgesangs eines Till Lindemanns thront der treibende Gesang von John über allem und macht den Song durch geile Dynamikwechsel zwischen Strophe und Chorus zu einem weiteren Hinhörer!

10. Because Of You
Dieser Track ist wiederum eher simpel gehalten, weiß aber durch ein cooles perkussives Feeling mitzureißen. Nice shot!

11. Secret Hideaway
Eine weitere treibende Nummer, die vor allem durch das geile Riffing punktet. Da wird nicht lange um den heißen Brei herumgespielt – da wird gebraten!

12. The World Keeps Turning
Nummer Zwölf lässt mit seinem Shuffle-Groove aufhorchen und erinnert damit fast schon zwangsläufig an DEF LEPPARD. Die Nummer zeigt die Combo von einer verspielten und abwechslungsreichen Seite und unterhält mit interessanten Harmoniewechseln. Alles in Allem ein Gute-Laune-Rocker wie er im Buche steht!

13. Too Good To Be True
Die fast schon obligate Abschluss-Ballade – hier ist sie! Aber allen, die jetzt gelangweilt weiterlesen wollen, sei gesagt, dranbleiben lohnt sich! SHAKRA packt noch einmal ganz große Gefühle aus – und zwar abseits von allem Klischee-Kuschel-Rock-Geknuddel. Die Jungs aus dem Emmenthal gehen hier tiefer und verstehen es, echt zu berühren. Da werden schon fast Erinnerungen an Großtaten im Stile von „November Rain“ wach. Daumen hoch – alle beide!


Fazit:
SHAKRA ist mit „Powerplay“ eine weitere Scheibe mit dem unbedingten Drang nach ganz oben gelungen! Einst als legitime Nachfolger der Schweizer Hardrock-Urgesteine KROKUS gestartet, sind die Berner (mit dem Ostschweizer am Mikrofon) diesen stilistisch engen Schuhen längst entwachsen. Mittlerweile muss man feststellen, dass sie ihren einstigen Vorbildern musikalisch gezeigt haben, dass der Hammer nicht mehr im schönen Solothurn (Heimatstadt des größten Schweizer Rockexports aller Zeiten im Nordwesten der Schweiz – Anm. d. Verf.), sondern im Emmental hängt. Die Jungs gehen ihren schon seit einiger Zeit eingeschlagenen Weg konsequent weiter und bieten auf ihrem Neuling eine tolle abwechslungsreiche Mischung zwischen gewohnten DC-Rockern und spannenden neueren Einflüssen, ohne alte Fans zu vergraulen. Man hört den Songs an, dass hier Profis am Werk sind und SHAKRA genau wissen was sie tun – aber dies alles immer noch mit ganz viel Herzblut. Platz 1 ruft – auf zum Gipfel!

Auch wenn die Spitze der Charts immer noch eine unbestreitbare Faszination ausübt, sieht Rhythmus-Gitarrist und SHAKRA-Sprachrohr Thomas Muster das Ganze eher nüchtern:

„Natürlich haben wir uns sehr gefreut darüber, dass wir mit dem letzten Album auf Platz 2 der Schweizer Charts geklettert sind. Aber man muss das natürlich schon auch relativ betrachten. Denn die Platten-Verkäufe sind in den letzten Jahren so extrem zusammengefallen, dass auch ein zweiter oder erster Platz jetzt nicht mehr wirklich mit einem Lotto-Gewinn gleichzusetzen ist. In den 80ern wäre ein solcher Erfolg natürlich ganz anders zu bewerten gewesen. Aber klar, wir sind natürlich nicht unglücklich darüber und würden auch zu einem ersten Platz nicht nein sagen, haha.“


Schon längere Zeit definieren sich SHAKRA nicht mehr ausschließlich über ihren anfänglichen Stil – gerade Rocknummer im Stile von KROKUS, wie Thomas Muster ausführt:

„Wenn wir’s heute noch so machen, ist’s eher melodiöser wie z.B. „Save You From Yourself“, der fast schon ins poppige reingeht. „Higher“ bedient wohl ebenfalls den AC/DC-Fan. Als ich mit SHAKRA begann, hatte ich eigentlich eh nur AC/DC im Kopf. Aber mittlerweile höre ich sehr viel DREAM THEATER und eigentlich sind seit 30 Jahren RUSH meine Lieblingsband“, was man wohl gar nicht vermuten würde, wenn man SHAKRA nur so oberflächlich kennt. Aber man muss sich nur das äußerst dunkel-atmosphärische „Dream Of Mankind“ anhören, dann wird man sich schnell bewusst, dass SHAKRA heute mehr als eine Combo sind, der den ganzen Tag nur die straighte Hard-Rock-Sonne aus dem Arsch scheint. „In den letzten Jahren gingen bei uns doch einige Songs in eine düster-melodiöse Richtung“, bestätigt Muster. „Mittlerweile haben wir so eine Mischung gefunden, mit der jeder von uns glücklich ist. Und wir hoffen natürlich, dass die Fans diese auch auf dem neuen Album mögen. Im Moment sind wir noch völlig in der Schwebe deswegen. Selber sind wir absolut überzeugt vom neuen Material, aber man weiß schlussendlich nie, wie die Leute darauf reagieren werden.“


2009 war im Hause SHAKRA wieder einmal Schichtwechsel an der Sängerfront angesagt: Die langjährige und etablierte Fronteule Mark Fox verließ die Band und wurde durch John Prakesh ersetzt. Ein solcher Wechsel wird bei einer Combo mit dem Status von SHAKRA natürlich nicht nur mit Freuden aufgenommen:

„Also in der Band ist John definitiv komplett integriert und passt wirklich super zu uns“, meldet sich Leadgitarrist Tom Blunier zu Wort. „John ist ein Glücksfall für uns, in allen Belangen. Ich denke auch, dass ihn die Fans im Großen und Ganzen gut akzeptiert haben. Aber natürlich gibt es solche, die unserem alten Sänger nachtrauern. Aber das ist ganz normal.“ „Mark Fox war und ist ein guter Sänger. Aber wir hatten es natürlich schon einfacher als zum Beispiel GOTTHARD, die eine Persönlichkeit wie Steve Lee ersetzen mussten. Die hatten ein echtes Problem. Bei uns war es ja zudem nicht der erste Sängerwechsel, was dem Ganzen wohl auch etwas die Brisanz nahm“, ergänzt Thomas Muster.

„Beim letzten Album waren ungefähr die Hälfte der Songs schon geschrieben, als John bei uns 2009 einstieg“, erzählt Muster weiter. „Deswegen kann man rückblickend sagen, dass vielleicht nicht jede Gesangslinie zu 100% auf eine seine Stimme passte. Aber bei der neuen Scheibe eben schon. Mittlerweile kennen wir ihn so gut – sowohl seine Stärken als auch seine wenigen Schwächen. Aber die Schwächen hört man natürlich nicht, weil wir die bewusst umgehen. Wir machen ja nicht Songs von denen wir schon von Anfang an wissen, dass die ihm nicht so liegen. Vielmehr versuchen wir seine Stärken zu nutzen, was uns mit den neuen Stücken wohl wirklich gelungen ist. Wir wissen was er kann und schreiben die Songs entsprechend. Wenn ich einen Song mache, habe ich immer schon im Kopf wie’s klingen wird, wenn John dazu singt. Zum Glück täusche ich mich nur selten darüber, welche Gesangslinien bei ihm funktionieren könnten. Sogar bei den Texten schauen wir darauf, welche Silben bei John besonders geil tönen und versuchen dann, solche einzubauen.“


Die Scheibe kommt schon am 11. Januar 2013 raus. „Ja richtig, das ist schon extrem früh im Jahr. Aber wir haben zuerst damit gerechnet, dass KROKUS ihre neue Platte Ende Januar veröffentlichen wird. Aber jetzt sieht’s danach aus, dass die trotzdem erst im Februar kommt. Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Dann machen wir halt den Anfang, haha.“


Warum denn so bescheiden? SHAKRA müssen den Vergleich mit KROKUS mitnichten scheuen – im Gegenteil! Es wird kalt im Januar, zieht euch warm an, ihr Krokusse (eine Gattung der Schwertliliengewächse, Anm. d. Verf.), nicht dass euch die Stängel abfrieren!


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