SERENITY - der "Codex Atlanticus"-Gangbang

Nachdem das Zwischenspiel mit Clémentine Delauney bereits nach kurzer Zeit wieder beendet war, müssen die Österreicher von SERENITY nun wieder ohne weibliche Verstärkung auskommen. Diesmal zogen sogar knapp zweieinhalb Jahre ins Land, ehe man uns nun mit „Codex Atlanticus“ neues Futter aufbereitet. Nach dem starken „War Of Ages“ und dem meiner Meinung nach noch stärkeren „Death & Legacy“ keimte in mir durchaus eine gewisse Vorfreude auf, was den neuen Output der sympathischen Truppe anbelangt, denn bereits der knallige Opener „Follow Me“ lässt nach dem episch anmutenden Intro erahnen, dass SERENITY es erneut vollbracht haben, ein Werk zu vollenden, das vor Energie nur so strotzt. „Follow Me“ glänzt mit melancholisch angehauchten Pianoklängen und wirkt trotz allem extrem kraftvoll und inspirierend. Leider Gottes soll es das dann aber doch schon gewesen sein…

Seit langer Zeit war der Opener eines neuen Werks mal wieder dazu in der Lage, mich völlig zu blenden. Gerade von SERENITY war ich ohnehin seit ihrem Debüt ausnahmslos hohe Qualität gewöhnt. Das bietet wohl zu viel Raum für einen kleinen großen Aussetzer, denn was „Codex Atlanticus“ im Folgenden zu bieten hat, spiegelt nicht mal im Ansatz das wieder, was die Österreicher imstande sind zu leisten. Während „Sprouts Of Terror“ zumindest seinem Namen fast noch alle Ehre macht und ordentlich nach vorne prescht, fällt der Pegel spätestens mit „Reason“ in ein Tief, von welchem sich das Gesamtgerüst auch nicht mehr erholen mag. Ab hier wirkt leider fast alles sehr repetetiv und inspirationslos. Da sei die Ballade „My Final Chapter“ genannt, die quasi vier Minuten ohne jegliche Regung vor sich hinplätschert oder das fast noch belanglosere „Caught In A Myth“, das mir quasi ohne Umwege eine Frage aufzwingt: Wo sind die mitreißenden Refrains geblieben, die diese Band über Jahre hinweg ausgezeichnet haben?

Leider wirkt hier wirklich fast alles austauschbar und monoton bis zum Erbrechen. Es ist deshalb so schade, weil SERENITY bisher immer ein Garant für aussagekräftige Releases waren und sich durch dieses Merkmal auch längst zu einer meiner favorisierten Bands gemausert haben. Tragischerweise ist genau da der Punkt erreicht, wo die Fallhöhe extrem hoch ist und dieser Spielraum wird auf „Codex Atlanticus“ auch komplett ausgenutzt. Eines der wenigen Highlights zeigt sich für mich nochmal im doch sehr kitschig anmutenden „The Perfect Woman“, welches aber zumindest mit einem fulminanten Intro Gänsehaut zu erzeugen weiß. Man fühlt sich unweigerlich an MEAT LOAF erinnert, doch dieser theatralische Touch weiß bei mir tatsächlich mehr auszulösen als der Rest der Platte. Dass sich der Song folglich aber auch an seine Mitstreiter angleicht, soll am Ende nur eine kleine Randnotiz bleiben. Ich denke, dass so ziemlich jede Band mal den Punkt erreicht, wo sie einen schlechten oder gar den schlechtesten Release fabrizieren und genau das ist meiner Ansicht nach nun auch den Jungs von SERENITY widerfahren. Daher blicke ich im Endeffekt doch lieber positiv in die Zukunft und hoffe, dass der nächste Streich der Österreicher wieder da ansetzt, wo „War Of Ages“ aufgehört hat. Ein bisschen Salz muss ich dann aber mit dem Schlusssatz doch noch in die Wunde streuen: „Codex Atlanticus“ ist für mich persönlich jetzt schon die größte Enttäuschung 2016, aber das verdeutlicht im Umkehrschluss auch nur den Stellenwert, den diese Band für gewöhnlich bei mir einnimmt.

2/5 vergibt Sonata

 

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