BABYMETAL - der "Metal Resistance"-Gangbang

Wenn es eine Gimmick-Band gibt, bei der das Gimmick die "Band" deutlich überschattet, dann ist das BABYMETAL. Das Endprodukt als "polarisierend" zu bezeichnen ist daher maßlos untertrieben. Auch wenn der Bekanntheitsgrad des Japanischen Projektes immer weiter steigt, so ist dessen Popularitätsgrad in der Szene praktisch gleich null. Kein Wunder, handelt es sich doch in erster Linie um ein Castingprojekt, welches zum Metal "Act" umfunktioniert wurde. Das unmoralische "Gimmick", Schulmädchen in kurze Röcke zu stecken und die Schlafzimmerfantasien alleinstehender Manga-Fetischisten zu verwirklichen, hilft da nicht weiter. Dazu ist musikalisch absolutes Chaos angesagt, so dass viele Tirarden à la "Unhörbarer Krach!" skandieren und sich angewidert wegdrehen. Aber ist nicht diese Art der Provokation genau das, was Metal heute und einst ausgemacht hat?

Was hat "Metal Resistance" ganz sachlich musikalisch zu bieten? Eine ganze Menge sogar. Was die Formation um die drei Fronthupfdohlen vom Stapel lässt ist schon enorm. Power, Death, Industrial, Nu und Progressive Metal werden in ziemlich beeindruckender Qualität auf instrumental schwindelerregendem Niveau dargeboten. Problem: Es ist nicht so richtig klar, wer sich hinter den maskierten Backmusikern versteckt und wem man hier die Credits zuschießen darf. DRAGONFORCE sind beteiligt, und zwar im großen Maße. Zwar sind diese offiziell nur bei "Road To Resistance" involviert, allerdings klingt die Hälfte des Albums wie ein Spin Off der pfeilschnellen Drachenbezwinger - und damit wird automatisch der eh schon hohe Kitschfaktor des Debüts noch einmal getoppt. Aber mit "Karate" inklusive überraschend gelungenen SLIPKNOT Zitaten, "Yava!" als halbe Ska Nummer, dem musikalisch derben und chaotischen "Sis. Anger" sowie dem komplett englischsprachigen, im Vergleich zum quietschbunten Rest gar subtilen Rausschmeißer "The One" gibt es rein von der fachlichen Seite einige echte Highlights.

Was aber bringt es, musikalische Vorzüge herauszuarbeiten, wenn eh nur Misty, Sailor Moon und Mila Superstar im Vordergrund stehen und mit ihrem Sprechgesang das Absurditätslevel auf unerträgliche Höhen bringen? Kann man dieses "Konstrukt" als wirklich ambitioniertes musikalisches Unterfangen ernst nehmen? Einfach gefragt: Was soll der Kram eigentlich darstellen? Oder stellen wir uns grade genauso an wie unsere (Groß-)eltern, als sie zum ersten mal BLACK SABBATH wahrgenommen haben?

2,5 von 5 spricht Christian Wilsberg

 


 

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