BABYMETAL - der "Metal Resistance"-Gangbang

So. Diesmal soll keiner behaupten, ich hätte mich nicht ausreichend vorbereitet. Ein wenig Nyan Cat reingezogen (natürlich in der 24-Stunden-Endlosschleife), mal eben sämtliche Teletubbies-Folgen in Originalfassung geguckt (natürlich mit Ton auf Anschlag und die Augen Clockwork-Orange-mäßig auf den Bildschirm getrimmt) und mich die ganze Nacht von einem rosaroten Stroboskop blitzdingsen lassen. Ich bin also völlig bereit für BABYMETAL! Und nach den ersten zehn Sekunden des Openers „Road Of Resistance“ weiß ich, ich bin es nicht, und alles war vergebliche Liebesmüh. Auf die drei japanischen Hüpfdohlen kann man sich halt nicht ausreichend vorbereiten und ich denke, die Sache verstehen eh nur die Japaner selber, die sich irgendwo zwischen 300-Stunden-Woche, epileptischen Anfällen und regenbogenfarbenen Arschduschen mal eben in der fünfminütigen Mittagspause die Hucke wegblasen möchten.

Musikalisch ist das Ding – obwohl elendiglichst überproduziert – in einigen Abschnitten nicht mal soooo schlecht, da gibt’s zig Metalcore-Bands vom Fließband, die um ein Hundertfaches gähnlangweiliger tönen. Ist halt absolut auf den Punkt und state-of-the-art hingewichst.
Dabei ist es dann auch furzegal, ob das Instrumentarium nun aus der Konserve kommt oder nicht, denn die Band – so es überhaupt eine gibt? – ist bei BABYMETAL in Relation ohnehin nur leise Hintergrundbeschallung. Es zählen alleine unsere drei Lolita-Püppchen, die scheinbar im Zeitraffer artig zu den zwölf Songs auf und ab hüpfen und ihre - für uns natürlich äußerst exotischen, weil vollkommen gaga klingenden - Texte zirpen. Aber: das könnte für uns auch Serbisch sein, also sind wir mal nicht so. Man weiß ja noch nicht mal, ob das immer noch dieselben drei Cosplayer-Ischen sind, die uns seit 2010 adäquat auf die Nerven gehen. Denn altern tun Yuimetal, Su-Metal und Moametal irgendwie nicht. Egal was man hier schreiben mag, egal ob man BABYMETAL hasst, noch mehr hasst, ganz viel arg hasst oder voll viel dolle absolut hasst - der Schmarrn verkauft sich auch ohne unseren kritischen Senf millionenfach, und irgendwo wird sich ein findiger Musikmanager (nennen wir ihn mal „Kobametal“) gehörig ins Fäustchen lachen und die Geldbündel in handliche Kisten verstauen.

BABYMETAL ist – sofern man es überhaupt ernst nehmen kann – hoffentlich genau so ein zeitlich begrenztes Phänomen wie Schminktipps mit Lotti Schmidt auf YouTube, die drölfzig Milliarden Klicks bekommen, oder TOKIO HOTEL, die in diesem Kontext ja fast schon der Hamburger Schule zuzurechnen sind: braucht niemand, kommt aber auch niemand drum rum, irgendwie. Jede Jugend hat eben auch die Foltermusik, die sie verdient. Bei mir war’s RICK ASTLEY, ein knappes Jahrzehnt später waren es NIRVANA, dann irgendwann DJ ÖTZI oder MONEY BOY. Alles eigentlich schöne Musik, wenn ich genau drüber nachdenke. Vielleicht bin ich aber einfach auch zu alt für den Shice. Vielleicht aber auch evolutionär schon einen Schritt weiter, was ich wesentlich plausibler fände. Ich zieh mir jetzt  zur Entspannung die restlichen vierzehn Stunden Nyan Cat rein, schau mir zur Beruhigung ein paar Eulenbilder auf Google an und versuche, „Resistance“ so schnell als möglich wieder aus meinem Kopf zu bekommen. Ob das gar so leicht ist, ich bezweifle es...

1 von 5 benotet Mike Seidinger

 


 

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Captain Critical
Seite 3: Christian Wilsberg
Seite 4: Alex S.
Seite 5: Mike Seidinger
Seite 6: Laichster
Seite 7: Kalti
Seite 8: Anthalerero
Seite 9: Sonata
Seite 10: Thomas Patsch


ANZEIGE
ANZEIGE