AMORPHIS - Halo Listening Session

Text: Sonata
Veröffentlicht am 15.11.2021

Die Finnen von AMORPHIS haben für den 11. Februar 2022 ihr neues Werk "Halo" angekündigt, das im übrigen auch das dritte Album infolge markiert, wo die Truppe sich mit Produzent Jens Bogren zusammengetan hat. Voller Spannung durften wir an einer Listening Session mit anschließender Fragerunde teilnehmen und somit zu den Ersten gehören, die "Halo" auf die Ohren bekommen. Vorwegnehmen möchte ich, dass das letzte Werk der Finnen, "Queen Of Time" mit 4,8 aus möglichen 5 Punkten den bisher besten Schnitt in unserer allseits beliebten Gangbang Rubrik einheimsen konnte. Dementsprechend groß war die Erwartungshaltung, was den neuen Release angeht. Valnoir Mortasonge zeichnet sich erneut für das wundervolle Artwork aus, das diesmal ein stückweit in Richtung Yin & Yang geht. Dunkel und hell sind die Farben, die das Geschehen bestimmen und exakt diese Thematik schlägt sich auch auf Musik und Lyrics nieder. 

Im Vorgespräch erwähnte Produzent Jens Bogren, dass er "Halo" als deutlich poppiger empfindet im Vergleich zum Vorgänger "Queen Of Time", was die Band ironischerweise komplett gegenteilig bewertet. Wo beide Parteien aber sehr wohl einer Meinung waren, ist die Tatsache, dass "Halo" etwas "simpler" klingt und einfacher gestrickt ist als sein Vorgänger. Der Opener "Northwards" klingt extrem mächtig und majestätisch, strebt düstere Klänge an, die zur dunklen Jahreszeit passen. Das ruhige Geklimper wird schnell durch wuchtiges und zugleich melodisches Riffing aufgeweicht. In den Strophen erwarten uns Tomis markante Tiefsee-Growls, während der Doppel-Chorus Melodie und Härte wieder einmal perfekt miteinander kombiniert. Diese ausufernden Hooks sind es, was AMORPHIS in Perfektion beherrschen und sich nachhaltig im Gehör festkrallen. "On The Dark Waters" hingegen wirkt tatsächlich etwas poppiger und ruhiger, was in keinster Weise negativ aufgefasst werden soll. Die simplifizierte Herangehensweise lässt das Ganze "durchsichtiger" wirken, zugänglicher und zugleich dennoch mysteriös und anmutend. AMORPHIS schaffen es trotz growllastiger Strophen, eine melancholische Atmosphäre zu kreieren, die in der Hook durch Tomis wunderschöne Cleans nochmal auf eine höhere Ebene befördert wird. Der Endpart gewinnt nochmal an Epik und beschert uns eine ganz besondere Dramaturgie. "The Moon" würde ich in Gefilden der Finnen am ehesten in Richtung "Skyforger" schieben, das auch diesen leicht "poppigen" touch inne hatte und viele akustische Elemente zum Sound hinzugefügt hat. Es wirkt fast balladesk und dennoch passiert instrumental so unglaublich viel, dass der Track eine leicht progressive Schlagseite offenbart. Ironischerweise klingen AMORPHIS trotz gegrowlter Strophen sehr sanft und weich, was eine spannende Dynamik ergibt, die ich selbst in der umfangreichen Diskografie der Jungs in dieser Form noch nicht erlebt habe. 

"Windmane" arbeitet mit einer interessanten Rhythmik und hält sich erneut in eher ruhigen Gefilden auf. Die Hook wirkt unscheinbar, weckt aber unglaublich viele Emotionen, was für mich grundsätzlich immer ein Faktor ist, der AMORPHIS auszeichnet. Die nächsten drei Songs mit "A New Land", "When The Gods Came" und "Seven Roads Come Together" würde ich fast schon als typische AMORPHIS-Kost abtun. Abtun bedeutet in diesem Falle aber lediglich, dass die Tracks sich sehr zugänglich präsentieren und einen unglaublich hohen Ohrwurmfaktor mit sich bringen. Gerade die Energie von "When The Gods Came" wirkt unglaublich antreibend und inspirierend. "War" hat ähnlich wie "Majestic Beast" oder "Heart Of The Giant" einen leicht orientalischen touch inne, drückt in der Strophe mit Brutalität nach vorn und gibt sich im Chorus wieder völliger Melancholie und Schönheit hin. "Halo" wiederum birgt als Titeltrack klassisches Single-Material und darf durchaus als größter "Hit" des Albums bezeichnet werden. Für mich lässt sich der Song am ehesten mit "Amongst Stars" vom letzten Werk vergleichen und er versprüht auch ohne jeden Zweifel ähnlich starke Emotionen. "The Wolf" gehört zu den härtesten Vertretern von "Halo" und bringt mit dem Uptempo Chorus nochmal ordentlich Geschwindigkeit rein. Der spannendste Track ist allerdings ohne jede Frage der Rausschmeißer "My Name Is Night", das sehr balladesk daher kommt und hauptsächlich mit akustischen Klängen arbeitet. Tomis Stimme hat eine unglaublich beruhigende Wirkung und die Dame, die ihm hier stimmlich Gesellschaft leistet, bildet das perfekte Gegenstück. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir ihr Name für den Moment nicht geläufig ist. Auch nach Recherche konnte ich diesen bis hierhin nicht ausfindig machen, gelobe für das Review aber Besserung. 

"Halo" ist ein wirklich hochinteressantes Werk geworden, das sich völlig anders als "Queen Of Time" präsentiert. Es wirkt ruhiger, simpler und doch extrem dynamisch. Dieser musikalisch runtergedrehte Sound gibt den Songs einen anderen Tiefgang und greift auf eine emotionale Ebene zurück, die "Queen Of Time" in der Form zum Beispiel gar nicht hätte ansteuern können. Dass AMORPHIS selbst in Growl-Passagen sehr melodisch und fast schon sanft klingen, gibt dem Album einen wirklich sehr spannenden und einzigartigen Anstrich. Alles wirkt vertraut und dennoch habe ich die Band so noch nie gehört. Ich kann euch garantieren, dass 2022 mit "Halo" ein wirklich wunderschönes Werk parat hält...


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