18.09.2015, Backstage (Halle), München

AXXIS + SIX MAGICS + CROWN OF GLORY

Text: Laichster | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 23.09.2015

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„Back to Regenbogenland“, so das Motto der heutigen Reise in die bayrische Hauptstadt, bevor diese am nächsten Tag im kollektiven Suff des Oktoberfestes zwischen asiatischen Fototerroristen und originalen, wie auch pseudobayrischen Lederhosen- und Dirndlalkis in einer Mischung aus Bierschaum, Brathendl und reversibel ausgeschiedenem Mageninhalt ersticken wird – Inspiration für jeden Grindcore-Fetischisten. Ekel erregt es einem momentan schon genug beim Anblick der verdummten Gesellschaft und billiger nationalistisch motivierter Hetze und so verzichtet man gerne auf weiteren, durch Zeltfestatmosphäre hervorgerufenen Vomitus, und lässt sich lieber durch die Happy-Music von AXXIS unterhalten. Auch wenn mancher Zeitgenosse diese Reise für das untrveste seit der Erfindung des Gitarrenriffs hält. solange Bands wie H.E.A.T auf Bühnen dieser Erde auftreten, solange darf sich AXXIS als harte Musik bezeichnen. Unterstützt werden meine Lieblingskuschelmusiker heute von den Schweizern CROWN OF GLORY und der chilenischen Band SIX MAGICS. 

Meine Wenigkeit wird unterstützt durch Stormbringer-Anstandsdame Anthalerero, die ohne Zuckerbrot, aber dafür mit der Peitsche für Zucht und Ordnung sorgt und uns nebenbei noch mit der Bebilderung des heutigen Geschehens versorgt. Spielen AXXIS heute in der kleineren Halle des Backstage auf, so gibt es heute im Werk STAHLMANN zu begutachten, auf welche ich herzlichst verzichte (es gibt musikalische Schmerzgrenzen). Mistress Anthalerero bemühte sich jedoch auch um diesen Haufen und ihren Erfahrungsbericht könnt ihr hier nachlesen. Wir wenden uns derweilen der Bühne in der Halle zu, wo CROWN OF GLORY gerade die Bretter entern.

CROWN OF GLORY
Sonderlich viel ist noch nicht los in der Halle des Backstage und auch den restlichen Abend sollte sich die Location nicht gänzlich füllen, was wahrscheinlich an dem am nächsten Tag startenden Weißwurst-Overkill liegen mag. Andererseits sind CROWN OF GLORY davon nicht abschreckt, sich heute bemüht energiegeladen einem breiteren Publikum zu präsentieren. Glory schöpfen die Schweizer einerseits aus ihrem ICED-EARTH-lastigen Riffing und einem Schuss übertriebenem MAJESTY-Pathos, wobei einem das übertrieben mächtige Keyboard-Gedudel doch des Öfteren auf den Sender geht. Fronter Heinz Muther kann singen – irgendwas aus Barlow-Stimme und der Optik von VOLBEAT-Schmalzlocke Poulsen – doch zeitweise sind die Vocals heute einfach zu leise und ersticken im Rest der Band. Dem Publikum gefällts und man klatscht schon beim Opener brav mit. Vereinzelt fliegen schon die Matten im Kreis und gerade Songs wie „Savior“ haben schon ein gewisses Flair, interessant wäre noch zu wissen, was VIRGIN STEEL dazu sagen… and every end is a beginning, victory waits within the fire!

SIX MAGICS
Haben CROWN OF GLORY die Zuschauer schon in die richtige Stimmung versetzt, so sollten SIX MAGICS nicht gerade zur zuckerlbunten Feierlaune für das typische AXXIS-Publikum beitragen. Die Chilenen wären gerne DREAM THEATER und scheitern doch gnadenlos an der Erschaffung komplexer Strukturen, was zu einem langweiligen Einheitsbrei aus Standard-Riffs und dem Gejaule der Fronterin Elizabeth Vásquez wird. Was im Grunde noch nicht sonderlich schlecht ist, mittelmäßige Bands gibt es doch wie Sand am mehr, aber live entpuppt sich da ein ganz anderes Desaster. Die gute Elizabeth kann auf der Bühne nämlich keinen Ton halten und die Samples im Hintergrund nerven einen auch ziemlich – sind wir hier schon bei W.A.S.P.-Verhältnissen angelangt? Der endgültige Overkill kommt, als die Dame irgendwas von Tango faselt und der Rest der Band zu Werke schreitet. Meine Wenigkeit und unsere augenverdrehende Anstandsdame flüchten, unserem Gehör zu Liebe, vor die Halle. 

AXXIS
Die Regenbogen betatschende Truppe rund um Zappelpeter Bernard Weiß – Gerüchte besagen, sein Bühnenverhalten wäre von Hardcore-Fans abgekupfert worden und heißt heute „Violent Dancing“ – meldete sich zuletzt 2014 mit „Kingdom Of The Night II“ (zum Review) bärenstark retour und ist auch nach 27 Jahren im Business mitunter immer noch die Speerspitze des deutschen Hard-Rocks. Unkonventionell waren AXXIS schon immer, nie hat man sich den Zwängen der Trveness predigenden Szenewächter untergeordnet und immer sein eigenes Ding durchgezogen, egal ob das jetzt nach Hard-Rock klingt, Einhörner zur Paarung animierender Power-Metal ist oder eigentlich schon fast tanzbarer Pop. Immer bietet man seinem Publikum das alles auf höchstem spielerischem Niveau - genau deswegen sind AXXIS auch heute noch immer wieder den Besuch eines ihrer Konzerte wert und sollten dies auch heute wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen.

„Over 25 Years…“ – Jungs das Intro ist echt bescheuert - aber egal, mit „Living In A Dream“ knallt ihr sowieso gleich die volle Ladung schnulzigster AXXIS-Power aufs Parkett und bei „Rolling Like Thunder“ muss man halt einfach Headbangen. Ja, wenn ich nicht bei ASPHYX mit Handgranaten um mich werfe, schunkel ich gerne auf „Kuschelrock“-Konzerten, oder wie es Anthalerero nannte: „Der Panzer hat innen rosa Plüschbezug“. Danke für die Feststellung, ja ich stehe auf Plüsch, in allen erdenklichen Ausführungen und weine, wenn ich das Ende von „Titanic“ sehe – „Stay Don´t Leave Me Baby“! Zum Weinen muss einem bei der Performance unserer heutigen Hauptprotagonisten überhaupt nicht sein, Herr Weiß ist in bester stimmlicher Verfassung und brettert Steilpassagen wie das rockende „Venom“ vom erwähnten letzten Longplayer aus dem Effeff in die Nacht. Der Rest der Band ist auch wie immer fehlerlos unterwegs, aber irgendwie sind AXXIS ja so etwas wie die deutschen SAXON – von dieser Band sieht man einfach keine qualitativ schlechten Shows!

Ok, das einzige, das mich heute anpisst, ist das Drumsolo. Wie bekannt hasse ich Drumsolos und das macht die lustige LED-Sticks-Einlage auch nicht besser, aber „Touch The Rainbow“ rettet danach gleich wieder die Laune und Rock-Nachwuchs Laura hat als Tamubrin/Trommel-Unterstützung bei „Kings Made Of Steel“ sichtlich gleich viel Spaß wie das mitgrölende Publikum. Madame gibt sich auch professionell wie ein Rock-Star und animiert uns zum mitklatschen. Apropos Mädls, „My Little Princess“ ist ja subjektiv gesehen sowas wie die absolute Übernummer der Dortmunder Institution und die danach folgende Zugabe hat es auch mehr als in sich. „Little War“ fetzt immer, „Living In A World“ sowieso und wer bei „Kingdom Of The Night“ ruhig steht, gehört mit dem nassen Fetzen davongejagt… Alright, alright, I´ve got the kingdom of the night!

Setlist:
- Intro
- Living In A Dream
- Rolling Like Thunder
- Love Is Lika An Ocean
- Tales Of Glory Island
- Stay Don´t Leave Me
- Hall Of Fame
- Venom
- Drumsolo
- Touch The Rainbow
- Kings Made Of Steel
- We Are The World
- Lady Moon
- Heaven In Black
- My Little Princess
- Little Look Back
---
- Little War
- Living In A World
- Kingdom Of The Night

AXXIS liebt man oder man hasst sie. Auf jeden Fall ist die Band auch heute noch eine der besten Live-Hämmer, die man sich reinziehen kann – egal ob man jetzt Regenbögen kitschig findet oder nicht. Wir machen uns jetzt auf die Heimreise und flüchten, bevor der erste Zeltfestgänger die Romantik der Situation durch beherzt gutturale Verständigungsversuche zerstört – auf Wiedersehen München! 


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