13-02-2016, Posthof, Linz

SABATON & ALESTORM & BLOODBOUND (Linz)

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 18.02.2016

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In Linz beginnts! Nun, vielleicht nicht ganz, denn der Start von SABATON's neuestem Eroberungsfeldzug lag schon ein paar Tage zurück, als der schwedische Panzer in Linz einrollte. Im Gefolge des Kettengefährts segelte mit ALESTORM eine Horde Piraten heran und die Fußtruppen wurden von den schwedischen BLOODBOUND gestellt. Stormbringer konnte sich dieses Spektakel natürlich nicht entgehen lassen und rückte mit einem vollen Skoda-Kombi an Stormbringern und befreundeten Redakteuren im Posthof an. Ein neuerliches Pinkelgate wie auf der legendären Fahrt zu NIGHTWISH  im Vorjahr gab es zwar nicht, doch es zeigten sich trotzdem einige Parallelen. Unter Anderem präsentierte sich nämlich der Posthof als restlos ausverkauft und gar nicht wenige Leute standen zudem noch in der frischen Abendluft, in der Hoffnung noch irgendwie ein Ticket zu ergattern.


Während sich der Berichterstatter und sein Kollege Manfred sogleich todesmutig in den Photopit stürzten, hatten BLOODBOUND auf der Bühne die Aufgabe das Publikum aufzuwärmen. Passend dazu, dass im TV gerade die 5. Staffel von "Game Of Thrones" seine Free-TV-Premiere feierte, legten die Schweden entsprechend Gewicht auf ihr aktuelles Album "Stormborn" und eröffneten gleich einmal mit "Iron Throne". Melodischer Powermetal der feinsten Sorte konnte einen Gutteil des Publikums begeistern und bereits nach kürzester Zeit zum Mitklatschen anregen - bemerkenswert viele textsichere Leute in den vordersten Reihen sorgten überdies für eine adäquate Geräuschkulisse. Einige Wermutstropfen gab es aber dennoch - so mussten BLOODBOUND beispielsweise auf fast die halbe Mannschaft für den Beginn der Tour verzichten und ohne Keyboarder, dafür unter anderem mit Ersatzgitarrist (TWILIGHT-FORCE-Recke Jocke "Leandro" Johansson, der mit seiner blonden Mähne die Damenwelt verzückte) antreten. Dass der energiegeladene Auftritt von Sänger Patrik (mit kleinen Hörnchen auf dem Kopf - süß!) und seinem Gefolge nicht wirklich durchzünden wollte, lag wohl hauptsächlich an der wirklich schlechten Soundqualität, die die Band, obwohl sie einen wirklich starken Auftritt hinlegten, deutlich unter Wert geschlagen zurückließ.

Das "noch ein Bier"-Geplärre des Publikums ignorierten wir an dieser Stelle einfach geflissentlich. Kollege Manfred versprach noch zu Beginn des Gigs, sich persönlich um jeden zu kümmern, der bereits bei den Vorbands die sattsam bekannte, schön langsam enervierend werdende, Phrase zu brüllen gedachte - was sich als sinnloses Unterfangen erwies, da die entsprechenden Rufe bereits vor Antritt der ersten Band begannen. Irgendwann läuft sich auch der beste Joke tot.

Setlist:

  • Iron Throne
  • In The Name Of Metal
  • Metalheads Unite
  • Moria
  • When All Lights Fail
  • Stormborn
  • Nosferatu


Ganz anders dann die Sache bei den Party-Piraten von ALESTORM, die von der ersten Sekunde an durchzündeten. Zwar auch nicht mit überaus brillantem Sound gesegnet, konnten die simplen, melodischen Partysmasher das Publikum aber deutlich mehr begeistern als die vergleichsweise anspruchsvollen Schweden zuvor. Böse Zungen könnten nun behaupten das lag am generellen Publikum - die nicht nur mit SABATON-Shirts, sondern auch mit ONKELZ- und FREI.WILD-Fetzen bestückte Meute war eindeutig zum Feiern angerückt und weniger zum Genießen. Hunderte klatschende Armpaare in der Halle bewiesen das, als Titel wie "Keelhauled" oder "Shipwrecked" auf die zwischenzeitlich tobende Menge einprasselten. Zumindest im musikalischen Bereich konnte man ALESTORM kein schlechtes Zeugnis ausstellen - im Vergleich zu früheren soundtechnischen Absonderlichkeiten auf der Bühne setzten die schottischen Piraten auf solides, unfallfreies Spiel und auch der Bühnentechniker der Band durfte sich schon einmal mit der Akustikgitarre live auf der Bühne austoben. Schmerzvoll für Zuhörer unter einem gewissen Alkoholpegel allerdings die - nennen wir es mangels besserer Alternativen einmal - "Stimme" des Fronters Chris - er erklomm so ziemlich jede Sprosse der krummen und schiefen Tonleiter, allerdings nicht immer in der Reihenfolge, in der es der jeweilige Song verlangte.

Dass das Vorhandensein alkoholischer Getränke wohl geringfügig wichtiger war, zeigten schon Titel wie der Schunkelklassiker "Nancy The Tavern Wench", aber auch "Drink" oder das abschließende "Rum" - zumindest konnte man hier die erneuten lautstarken "Noch ein Bier"-Rufe als durchaus themenorientiert einordnen. Auf der Bühne gab es aber statt Bier nur Wodka - so genau nehmen wir es dann doch nicht. Durchaus glorreich das Cover "Hangover", bei dem die Halle zum ersten Mal richtig Kopf stand. Was sagt uns das jetzt, dass das Cover eines Pop-Songs mehr abgefeiert wird als das eigene Songmaterial der Band? Wenn man allerdings die vokale Leistung bei "Captain Morgan's Revenge" als Vergleichswert nimmt, bei der es dem Rezensenten wirklich die verhornten Enden bodennaher Extremitäten selbsttätig aufrollte, und die den Stormbringer-Abgesandten fast zur Flucht trieb... Sagen wir einmal so, dem Publikum schien es anhand des tosenden, langanhaltenden Applauses wirklich gefallen zu haben - der Berichterstatter stellte dafür fest, dass ihm ALESTORM wohl weiterhin mehr Schmerzen als Genuss bereiten werden.

Setlist:

  • Keelhauled
  • Over The Seas
  • Magnetic North
  • Shipwrecked
  • Nancy The Tavern Wench
  • Walk The Plank
  • The Sunk'n Norwegian
  • Drink
  • Hangover
  • Captain Morgan's Revenge
  • Rum

 

SABATON - muss man zu dieser Band eigentlich überhaupt noch etwas sagen? Bereits beim Intro-Klassiker "The Final Countdown" und "The March To War" ging das Publikum steil. Und das änderte sich auch zu keiner Sekunde des Sets - egal, was die Schweden ins Publikum pfefferten, es wurde gnadenlos einfach alles abgefeiert. Dicht gedrängt standen die Fans in der Halle und selbst auf der Tribüne im Posthof hielt es Niemanden auf den Sitzen, da wurde gesungen, geklatscht, gesprungen und getanzt (sofern der Platz reichte, vorne wurde es schon etwas eng) als gäbe es kein Morgen! So eine Stimmung sieht man wirklich selten - egal, ob man SABATON nun mag oder nicht, die schwedischen Panzerfetischisten wissen einfach ganz genau, was sie tun (müssen), damit ihnen das Publikum aus der Hand frisst. Da gehörte es natürlich dazu, dass Sänger Joakim ganz getreu der "Noch ein Bier"-Tradition (erwähnte der Berichterstatter schon, dass es trotz alledem schön langsam NERVT?!) ein paar Biere auf der Bühne exte. Nun ja, irgendwoher muss das inzwischen recht deutlich sichtbare Bäuchlein bei Jocke ja kommen...

Aber der Panzer rollte - und zwar unerbittlich! (Ok, der als Drumriser fungierende Panzer stand dann doch eher,  als dass er rollte...) SABATON gönnten dem Publikum wirklich keine Verschnaufpause und bretterten mit unglaublichem Nachdruck durch ihr Set aus Klassikern und weniger häufig gespielten Songs. Dass die schwedischen Panzer-Metaller im Vergleich zu manch anderen Bands relativ flexibel in der Gestaltung ihrer Setlist sind, zeigte sich wieder einmal, als das Publikum hartnäckig die, gerade im deutschsprachigen Raum extrem populäre, Hymne "Swedish Pagans" forderte, welche die Band dann auch nach "Carolus Rex" pflichtbewusst einschob. Gelegentlich wackelte während der Show auch schon einmal der Boden unter den Füßen, wenn ein mit geschätzten 1500 Personen restlos ausverkaufter Saal kollektiv von den Beinen springender Metalfans malträtiert wurde. Etwas überrascht zeigte sich die Securitymannschaft im Bühnengraben, als sie mit den ersten Crowdsurfern konfrontiert wurden und zunächst nicht wussten, wohin mit den fliegenden Metalfans. Abgesehen von tieffliegenden Fans blieb aber alles ruhig - sofern man bei DIESER Geräuschkulisse im Posthof, wo die Fans einige Male die Band übertönten, noch von "ruhig" sprechen konnte.

"To Hell And Back" mit ENNIO MORRICONE-Gedächtnismelodie, ein SCORPIONS-Tribute ("Wind Of Change", Hymnen wie "Primo Victoria" und zum Schluss noch der spaßige Rausschmeißer "Metal Crüe" - SABATON zogen wirklich alle Register, um ihre Fans zu befriedigen. Diese dankten es der Band mit einer Stimmung, wie man sie wirklich selten sieht - schön wäre es, wenn es bei allen Konzerten so abgehen würde! Unabhängig davon, ob man nun Fan ist oder nicht - SABATON sind derzeit die Band der Stunde und wissen ganz genau, wie sie diesen Status auch ausnützen können - eine riesige Merchandise-Palette und ausverkaufte Shows können nicht lügen. Ob man das nun persönlich gut findet oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Spaß haben kann man trotzdem!

Setlist:

  • The March To War
  • Ghost Division
  • Far From The Fame
  • Uprising
  • Midway
  • Gott Mit Uns
  • Resist And Bite
  • The Lion From The North
  • Carolus Rex
  • Swedish Pagans
  • Soldier Of 3 Armies
  • Wolfpack
  • Attero Dominatus
  • The Art Of War
  • Wind Of Change (SCORPIONS-Cover)
  • To Hell And Back
  • Night Witches
  • Primo Victoria
  • Metal Crüe

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