23.8.2018 - 25.8.2018, Spital am Semmering, Spital am Semmering

KALTENBACH OPEN AIR 2018

Text: Mike Seidinger, Julian Dürnberger | Fotos: Christoph Marberger, Gregor Eder, Kalti
Veröffentlicht am 03.09.2018

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Nach den elendslangen Textwürsten der vergangenen Jahre haben wir uns heuer mal gedacht: weniger wäre eventuell mehr. Die Stormbringer-Delegation bestand diesmal aus den beiden Redakteuren Mike und Julian, die euch hier nach dem Motto "Zwei Stühle - Eine Meinung" ein paar Eindrücke vom Metalberg mitgebracht haben, sowie unserem Foto-Lauch Kalti, der uns am Donnerstag schöne Bilder gemacht hat. Die restliche optische Aufhübschung wurde uns freundlicherweise von Gregor Eder und Christoph Marberger zur Verfügung gestellt.
 
Hier mal der Bericht von unserem Mike...

Wer noch nie „auf Kaltenbach“ war, der versteht oft schwerlich, was einen daran reizt, sich mit 1500 Metalheads am Rande einer Schipiste drei Tage lang in den Wald zu stellen. Aber für die meisten, die einmal kommen, entsteht eine lebenslange Liebe. Kaltenbach, das ist Natur, Musik, Party. Das sind schräge Menschen, nette Menschen, vertraute Menschen – Metal-Menschen eben. Kaltenbach ist wie Familientreffen. Und dieses fand heuer bereits zum (verflixten?) 13. Mal am „Metalberg“ im steirischen Spital am Semmering statt. Dass es sich mittlerweile durchaus um ein international bekanntes Open Air handelt, bestätigen seit Jahren Ticketbuchungen von Südamerika über Asien bis Australien, und auch heuer wurden wieder illustre Gäste, unter anderem aus Großbritannien und den USA, gesichtet. Musikalisch bedient man hier zwischen Thrash-, Death- und Black Metal und den dazwischen gelegenen Nischen zwar nicht allzu viel Kommerz, aber das Konzept geht jedes Jahr erneut auf und wurde heuer vielleicht nur durch das etwas unvorhersehbare Wetter ein wenig sabotiert.

Übersichtlichkeit ist am KOA die oberste Maxime. Es gibt von allem nicht zu viel, aber dafür regionale Lebensmittel, heimisches Bier (ob’s schmeckt oder nicht, das muss der Endverbraucher entscheiden…), internationales Merchandise, Kuchen & Kekse, Schnaps für den Tierschutz und sogar ein Verkaufsstand für Metal-Bibeln war diesmal mit dabei - wer’s halt braucht…? Ansonsten erspart man sich den festivalüblichen Schnickschnack und die 24/7-Bespassung - hier zählt alleine die Musik, und die Menschen am Metalberg können sich auch gut und fein gegenseitig bespassen. Das Gelände ist in etwa 20 Minuten einmal kreuz und quer und rundherum abgegrast, und wer einen der „geraden“ Campingplätze erhascht, kann sich glücklich schätzen und kommt deswegen wahrscheinlich auch schon Mittwoch vormittag. Der Rest campt halt auf der Schipiste, irgendwo im kaltenbachschen Diagonal-Universum, oder im Wald. Ich frage mich wirklich ernsthaft, warum noch kein Zelt-Hersteller ein „Modell Kaltenbach“ für diesen Umstand auf dem Markt hat. Die relativ kleine Größe macht das Kaltenbach wiederum aber so familiär: binnen eines halben Tages ist man jedem mindestens einmal begegnet und hat alle, die man aus den Vorjahren kennt, auch mindestens schon einmal getroffen.

Von der Bandauswahl her griffen die Veranstalter Ronny Frohner und Thomas Spiwak diesmal in die Vollen und kredenzten dem geneigten Headbanger eine ganze Latte an nationalen und internationalen Top-Bands. Während heimische Kapellen wie IRDORATH, DYSTRUST oder Bands aus den angrenzenden Nachbarländern wie WALDGEFLÜSTER oder VEIL OF DECEPTION dem Publikum bereits ab Mittag ordentlich einheizten, kleckerte man mit renommierten Headlinern am frühen und späteren Abend heuer nicht. Neben der Ami-Melodic-Death-Dampfwalze THE BLACK DAHLIA MURDER, konnten „Höllmuth“ und sein heimisches Black-Death-Ensemble BELPHEGOR am Sonntag die Massen im Regen vor der Bühne versammeln, und am Donnerstag kehrte mit den geheimnisvollen BATUSHKA andächtige, exzellent inszenierte Liturgie im heimeligen, noch trockenen Wald ein – einzig die 60-minütige Umbaupause davor zehrte hier ein wenig an der ansonsten noch recht solide vorhandenen Substanz. Daneben konnten vor allem die brasilianische All-Girl-Combo NERVOSA (Raaawwwrrr!), das russische Crossover-Krach-Kollektiv KATALEPSY, oder TOXIC HOLOCAUST mit ihrem unkomplizierten In-die-Fresse-Thrash begeistern.

Weiters durchaus beeindruckend das Schweizer Mysterien-Duo BÖLZER, die gemeinsam mit der akustischen Faustwatsche MISERY INDEX (Alter! Was.Für.Ein.Brett!) den Donnerstag musikalisch krönten, HIRAX mit ihrem unverwüstlichen Frontmann Katon W. DePena, den am liebsten jeder mit nach Hause genommen hätte, oder GOATWHORE mit ihrem mächtigen Dark-Death aus den Sümpfen von New Orleans (dieser Sound schneidet zumindest Beton). Den Vogel schossen aber eindeutig die irischen Party-People von CRUACHAN ab, deren Bassist mitten im Song mal eben sein Instrument ausstöpselt und mit selbigem um den Hals  an der Backstage-Bar gemütlich zwei Bier bestellt, auf die Bühne latscht, einstöpselt und einfach weiterspielt. Die Iren gehören heuer eindeutig zu den „Exoten“, sind sie doch die einzigen mit einem Geiger – da muss eindeutig wieder mehr davon her (wegen dem Schunkel-Faktor warats…)! STEEL ENGRAVED hielten sich Donnerstags wacker und konnten mit ihrem Hardrock zwischen den tschechischen Deathern HYPNOS und der Naturmacht BÖLZER eine beachtliche Anzahl Menschen vor die Bühne locken. ORIGIN, das Tech-Death-Kollektiv aus Missouri, brachte trotz fehlendem Bassisten und nur dem halben Equipment (wo der Rest war, weiß alleine die Airline…) am Samstag fast die Bühne zum Einsturz ob ihres brachialen Soundwalls, und auch TSJUDER aus dem hohen Norden konnten zu dritt im fast strömenden Regen viele Hartgesottene begeistern.

Apropos Regen. Der machte den Veranstaltern heuer zwar mehr als sonst zu schaffen, aber den Leuten war’s ziemlich wurscht. Auch im grindigsten Wetter versammelt sich die Kaltenbach-Community nämlich vor der Bühne, bei den Anreisewegen mancher Band einfach auch ein Liebesbeweis an die Musik, das Fan-Sein und überhaupt dem Metalberg-Lebensgefühl. Aber auch drei Tage sind irgendwann vorbei, meist schneller als einem lieb ist. Nach dem Fest ist aber bekanntlich vor dem Fest, und so wurde gleich mal Kaltenbach Nummer 14 angekündigt (22.8. – 24.8.2019). Großer Respekt und Dank gilt wie immer den Veranstaltern, die sich jedes Jahr zehn Monate mit diesem Event beschäftigen (= den Arsch aufreissen) und ab Dienstag früh am Gelände fleißig am Rackern sind, bei jeder Wetterlage. „Kudos“ an die wie immer sehr coole Security, die versierte Backstage-Crew, den stets brillianten Sound und an alle emsigen Mitarbeiter vor, auf, rund um und hinter der Bühne, die dieses Fest zu dem machen was es ist: unser jährliches Familientreffen im Wald. 
 
Ach ja, da war doch noch das Klo. Das kam heuer zum ersten Mal von ÖKLO und wurde von allen Gästen begeistert aufgenommen. Und ja – ihr habt richtig gesehen, es gab auch Waschtische und Duschen des Newcomer-Startups, über das ihr HIER mehr erfahren könnt.
 
Bleibt nur noch zu sagen: Wir freuen uns jetzt schon auf 2019!
(Kleiner Trost: in etwa 350 Tagen ist es eh schon wieder so weit…)

[Mike Seidinger]

 

Und so sah Julian das KOA 2018:

Ein weiteres Jahr donnert und schreit der Berg in Spital am Semmering. Drei Tage lang hat das Kaltenbach Open Air 2018 den steirischen Bewohnern das Fürchten gelehrt mit Bands wie BÖLZER, THE BLACK DAHLIA MURDER, BATUSHKA und vielen mehr. Ich war mit vollem Karacho dabei und habe mich unters Volk gemischt.  Mit drei Bier im Wanst und guter Laune am Kaltenbach hieß mich die trinkfreudige Gemeinde inklusive herumliegenden Betrunkenen willkommen [WANN bist du bitte gekommen? Anm.v.Mike]. STEEL ENGRAVED, MISERY INDEX, BATUSHKA und SEDUCED gestalteten das Abendprogramm. Mein persönlicher Favorit am Donnerstag war aber BÖLZER. Die Lichter gehen aus, Nebel wirbelt herum und Scheinwerfer richten sich auf einen Punkt. Im gebündelten Lichtkegel steht kein Geringerer als Okoi Thierry Jones alias „KzR“. Ohne einleitende Wörter hämmert er auf seiner Gitarre los und lässt seiner Teufelsstimme freien Lauf.

Tagsüber tummelten sich vereinzelte Menschen vor der Bühne herum, aber als die Nacht hereinbrach, versammelten sich eine Masse an Leuten für BÖLZER vor selbiger. Sie schrien und grölten zu den Liedern, während KzR mit einer gewaltigen Energie dagegenhält. Es donnert der Berg. Meine Vorfreude galt auch GOATWHORE welche am nächsten Tag spielten. Die Masse an Leuten war groß, aber nicht so wie am Vortag. Die Black-Thrasher hämmerten in die Gitarren und der Schlagzeuger bringt seine Becken fast zum Zerbersten und Sänger L. Ben Falgoust rotzt über den Klangteppich. Danach zog es mich zu den Merch-Ständen des Festivalgeländes. Es ist erfreulich, dass unter alten, bekannten Metal-Fratzen auch ein paar neue zu finden waren. Am interessantesten von allen war jedoch der einzige Zeltstand der Gratisbücher verteilte. Zwei Typen, die eher den Eindruck erweckten auf einen Sonntagsbrunch mit den Eltern zu gehen, standen stramm hinter ihrem Tisch. Auf dem Tisch befand sich ein Totenschädel in Übergröße und in dem Schädel steckte ein Kreuz. NEIN - der war leider nicht verkäuflich. 

Anfangs führte ich ein nettes Gespräch mit den beiden. Sie erzählten mir etwas über diese Bücher (Titel: „Metal Bible“) die sie zur freien Entnahme anboten. Auf einmal sprach einer der beiden Kaltenbach-untypisch gekleideten Standbesitzer das Thema Christentum an. Somit erfuhr ich den wahren Inhalt der „Metal Bible“: Es geht darum, wie verbunden Metal mit dem Christentum ist. Im Anschluss fragte mich einer, ob ich an Gott glaube. In dem Moment war mir klar, dass ich den Ort unbedingt verlassen musste.  Im Großem and Ganzen war das KOA für mich wieder ein Erfolg. Trotz des regnerischen Wetters herrschte drei Tage lang gute Laune unter den Festivalbesuchern. Es gab natürlich Tiefpunkte, aber die hielten sich in Grenzen. Des Weiteren wird das KOA auch immer populärer in der Welt. Ich traf Besucher aus Schweden und sogar aus Israel. Das KOA 2019 wird auf jeden Fall als Pflichttermin in meinen Kalender eingetragen.

[Julian Dürnberger]

 


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