25.01.2019, Rockhouse, Salzburg

Local Heroes - Januar 2019

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 28.01.2019

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Langweilig wird’s nicht in Salzburg, wenn die Jänner-Ausgabe der Local Heroes seit langer Zeit mal wieder mit ausschließlich Metalbands lockt. Pflichtschuldig warf sich ein kleines Schreiberlein also einmal mehr ins Getümmel um am Puls der Szene Arbeit an der Basis zu verrichten, im an diesem Abend ziemlich gut gefüllten Rockhouse-Saal. Vier Bands aus Salzburg und Umgebung (das schließt die Umgebung jenseits der Grenze natürlich ein!) zogen mehr Leute ins Rockhouse als so manche schon länger auf dem internationalen Parkett spielende Truppe – und dann sag mal wieder jemand, der Underground wäre tot. Nix da, der lebt – und ist dabei verflucht laut und extrem motiviert!
 

Genau wie der erste Act des Abends, DIARY OF MADNESS aus dem Chiemgau, bei denen es allerdings ein bißchen weniger Bass auch getan hätte. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe des Abends gab dabei mit gleich drei Gitarren ordentlich Schub und fabrizierte eine epische Soundwand, die die Wände gleich zu Beginn ordentlich zum Wackeln brachte. Irgendwo zwischen seidigen Alternative-Klängen, sägenden Riffs (besonders die Twin-Leads legten hier einen so ziemlich amtlichen Soundteppich aus!), sachtem Nu-Metal-Einschlag und ein bißchen progressiver Würze verquickten DIARY OF MADNESS mit lockerer Hand die verschiedensten Einflüsse zu homogenen Songs. Neben musikalischem Können und einem mitten in die Performance eingestreuten Drumsolo (sieht man in der Form auch selten!) bewiesen sich die Sechs auch noch mit sympathischem Stageacting – gut, Salzburg als Wien zu bezeichnen (wenn auch aus Spaß) damit muss man in der Mozartstadt dann doch seeeehr vorsichtig sein. Lediglich Sänger Kilian schien sich gegen Ende des Sets ein wenig zu plagen und auch die Backing Vocals der Saitenfraktion wollten sich nicht immer so gut mit dem Leadgesang zusammenfinden. Dennoch eine äußerst starke Vorstellung der sechs Bayern, die sich über reichlich Applaus freuen durften.


Die nächste Band auf den Brettern der großen Rockhouse-Bühne aktivierte gleich einmal die Mutterinstinkte beim kleinen Schreiberlein – die knuffigen Buben von METAL ROSES, augenscheinlich gerade erst trocken hinter den Ohren, mussten ohne ihre kranke Sängerin auskommen und gaben dem Rockhouse darob kurzerhand eine instrumentale Vorstellung. Cooler, amtlich groovender Rock mit teilweise etwas funkigem Einschlag animierte die (vorwiegend weiblichen und sehr jungen) Zuschauer in den vorderen Reihen, ausgiebig das Tanzbein zu schwingen. Durch das Fehlen der Gesangslinien kann in diesem Fall leider nicht sehr viel über die Wirkung der Titel berichtet werden, doch die drei Buben und die sympathische Dame am Bass ließen vor allem mit astreiner Technik aufhorchen – inklusive hinter dem Kopf gespieltem Gitarrensolo. Dass bei den METAL ROSES (die sich laut Eigenauskunft jedoch in Bälde in PERMANENT DOPE umbenennen wollen) noch ein bißchen Lernpotenzial hinsichtlich Liveauftritten herrscht, das sah man nach Ende des Sets, als zum geplanten Instrumentenwechsel zwischen Gitarrist und Drummer samt Zugabe, die Technikcrew bereits die Pausenmusik einwarf und mit dem Umbau begann. Leider ein etwas unbefriedigendes Ende des Auftritts für die technisch enorm starke junge Band – doch der Jubel der anwesenden Fans war den Burschen sicher! Und meine Güte, niemand ist vom Fleck weg perfekt! Weiter so!


Zur Halbzeit der Local Heroes war es dann Schluss mit lustig – ab nun gab es nur noch Abrissbirnen auf die Rübe. Und zwar zunächst in Form von DEAD KNOWLEDGE aus Braunau, die den Groove-Death-Thrashigen Vorschlaghammer mit ziemlicher Wucht schwangen. Der bewegungsfreudige Schreihals Sebastian brachte die Zuschauer mit feinstem Aggro-Geschrei von heiserem Gehuste bis hin zu derbem Gegrunze ordentlich in Wallung und erinnerte den Berichterstatter dabei in Erscheinung und Stageacting häufig ein wenig an den ILLDISPOSED-Brüllwürfel Bo. Dass sich das Publikum dabei nicht bis ganz nach vorne ans Gitter wagte, das lag wohl entweder an einigen räudigen Moshpits, bei denen einige Besucher ordentlich durchgeschüttelt wurden, oder doch an der gnadenlosen Soundwalze, die DEAD KNOWLEDGE ins Auditorium rülpsten. Seis drum, dann mussten die Braunauer die Besucher eben (zumindest beim vorgestellten neuen Song) mittels Megafon anbrüllen – spätestens zum Rausschmeißer-Cover „Roots Bloody Roots“ von SEPULTURA ließ sich dann aber niemand mehr bitten, die Matte zu schwingen. Astreiner Auftritt einer hochmotivierten, hungrigen Truppe, die auch musikalisch enorm Spaß machte und die Nackenmuskeln der Anwesenden heftigst zu strapazieren wusste!


Zum Abschluss hieß es dann noch einmal „Knüppel aus dem Sack!“. Das Abrisskommando SCÄVENGER aus Hof bei Salzburg zerstörte, was vom Publikum zu diesem Zeitpunkt noch übrig war – und das war eine Menge! Die allzu zarte Jugendlichkeit hatte bereits die Flucht ergriffen, als derbster Aggro-Krawall zwischen deathigem Geblubber, räudigen Thrash-Riffs und gnadenlosen Blastbeat-Attacken das Rockhouse füllte. Wüste Hochgeschwindigkeitsriffs sorgten dafür, dass die Leute reihum ihre Nackenwirbel zerlegten und den Rest des Kadavers dann noch in einer rabiaten Wall Of Death und einigen heftigen Moshpits gründlich zerstörten. Gut, über die Dauer des kompletten Auftritts war zwar nicht übermäßig viel Abwechslung gegeben, dafür konnte man sich von SCÄVENGER einfach nur herrlich die Fresse polieren lassen – genau das richtige zu später Stunde! Wellnessprogramm für die Metalheads sozusagen, technisch stark und mit der Durchschlagskraft eines Bolzenschussgeräts, was zu einem guten Teil auch an einem entfesselt agierenden Schlagwerker lag. Ein perfekter (Härte-)Höhepunkt eines durchwegs starken Abends!
 

Mehr Fotos in Kürze bei Images Of Pain And Pleasure.


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