06.04.2019, Kreuzsteinhalle, Kaiserslautern

Pälzer Hell 5th Outbreak

Veröffentlicht am 15.04.2019

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Deutschland, Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern. Knapp 100.000 - Einwohner Stadt, die bekannt ist durch den "1954er-Fußballgott" Fritz Walter sowie den sogenannten "roten Teufeln" (1. FC Kaiserslautern, ok, aktuell nicht so sonderlich erfolgreich), Dazu wohnen noch rund 50.000 Amerikaner in der Region. Die "Military Community" ist weltweit der größte US-Militärstützpunkt außerhalb der USA.

Und eben dort in Kaiserslautern gibt es seit ein paar Jahren das kleine, aber feine "Pälzer Hell" - Festival.

Hat man bei der 1. Auflage des Events im Jahre 2014 bereits HOLY MOSES als Headliner gewinnen können, so waren 2015 DEATH STRIKE, 2016 SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH, 2018 ABOMINATION und eben 2019 eine Bandauswahl, die äußerst attraktiv klang. Dazu nur schlappe 20 Euro Eintritt - da musste ich hin.

Die Location, die "Kreuzsteinhalle" ist eine Multifunktionshalle, die sowohl für Sport- und Kulturveranstaltungen genutzt wird als auch für die regionalen Vereine für Yoga und Co. Der Einlass funktionierte um ziemlich genau 16 Uhr problemlos.

Leider waren bei der 1. Band des langen Tages, DEVIL WIZARD AND THE MASTER OF DEATH, maximal 10 Leute vor der Bühne. Vom Namen her dachte ich düsteren Black-Metal mit literweise Blut auf der Bühne, weil ich es versäumt habe, mich schlauer über diese Band zu machen. Nein, kein Black Metal - ich würde sagen, es war geiler, einfacher Metal mit einer attraktiven Sängerin, die eine herrliche Stimme hat. Manche Töne klingen wie Dianne (ex-XANDRIA), manchmal leicht rauchig wie MELISSA ETHERIDGE. Fein anzuhören, ich hätte auch mehr als 30 Minuten gehört.

Nach einer kurzweiligen Umbaupause in der Halle mit "eingebauter" Pizzeria gingen EVOKED auf die Bühne. EVOKED sind drei junge Männer aus. Ja, woher eigentlich? Egal. Es krachte nun gewaltig. Lupenreiner Death Metal sorgte für wackelnde Mähnen. Manches klang echt OldSchool nach DEATH oder OBITUARY, manches aber auch moderner. Zum zweiten Male an diesem, bis jetzt, kurzen Event wurde ich musikalisch echt überrascht. EVOKED kannte ich vorher nicht, werde aber mal zusehen mir davon mehr anzuhören. Feine Sache. Leider war hier auch nach 30 Minuten Ende, aber es folgten nach einer Umbaupause die Osnabrücker PANZER SQUAD. Nach eigenen Angaben klingt die Musik nach SODOM. SODOM? Ich war gespannt. In der Tat ließ sich das Trio von den Ruhrpott-Thrashern ein wenig inspirieren. PANZER SQUAD heizten den mittlerweile rund 50 Zuschauern, draußen standen aber noch rund 100, richtig ein. Mir wurde auch langsam warm - was aber nur daran lag, weil ich pausenlos mit der Kamera durch die Halle gewetzt bin und bereits jetzt auf meinem Schrittzähler 4.500 angezeigt wurde. Die Niedersachsen verabschiedeten sich nach etwas mehr als 35 Minuten von der Bühne.

HEREZA betraten die Bühnenbretter in der "Palz", daher auch "Pälzer Hell". HEREZA sind ursprünglich aus Kroatien, haben nun ihren Lebensmittelpunkt in Stuttgart. Das schwäbisch-kroatische Quartett spielt mit einer Mischung aus Punk und Death Metal eher ungewohnte Töne, die aber dennoch absolut Spaß machen beim Hören. Leider war ich zu sehr mit meiner Kamera sowie mit Smalltalk beschäftigt, dass ich nicht die ganzen 40 Minuten mitbekommen habe - dennoch ein gelungener Auftritt. Der Gitarrist ließ es sich nicht nehmen, auch manch Solo unter den Zuschauern zu spielen. Die headbangende Meute hatte jedenfalls viel Spaß. Und bei HEREZA standen erstmals mehr in der Halle als vor der Türe. Rund 180 Leute waren nun anwesend, aber dennoch einige draußen.

COMMANDER. Commander? Commander!
Eigentlich ein total langweiliger Bandname, eigentlich. Ich kannte einen Song von einem Bekannten - das war´s, hab auch ehrlich gesagt vor dem Event nicht groß recherchiert wer das überhaupt ist. Wenige Augenblicke nach Start des Gigs merkte man schon die Routine der Münchener Männer. Seit bald schon 20 Jahren gibt es die Band bereits und mit drei Longplayern hat man bereits echte Routine "erspielen" können. Feinster Thrash-/Death-Metal beglückte alle Anwesenden in und vor der Halle. Es machte verdammten Spaß zuzuhören. Toby (Bass) und Steffen (Guitar) hatte ich bereits vorher in der Halle gesehen und mich gefragt warum die so brav aussehen. Ehrlichgesagt haben die beiden echt enormen Spaß auf der Bühne gehabt, natürlich auch Michael (Live-Drums als Vertreter des eigentlichen Drummers Flo) und Nick (Guitar / Voice) - aber die beiden Herren. Hochachtung.
Kaiserslautern fing an zu schwitzen! Das Publikum war immer präsenter und hielt sich nicht nur zum Rauchen, sorry dampfen, draußen auf.

Nach einer knappen halben Stunde Umbaupause bestiegen CRITICAL MESS die Bühne. Ich war gespannt, denn ich kannte Frontfrau Britta bislang nur von Gigs ihrer alten Band CRIPPER - und dort riss sie mehrfach die Bühne mit ihrer Energie ab.

Ich habe schon anderswo erwähnt, dass ich eine Schwäche für gute Sängerinnen habe. Sabina von HOLY MOSES finde ich mindestens genauso toll wie Els von SISTERS OF SUFFOCATION oder Fernanda von NERVOSA - aber Britta ist der Wahnsinn auf der Bühne. Es war bisher immer schwer, Barney von NAPALM DEATH mal ordentlich vor die Linse zu bekommen, weil der Kerl "Hummeln im Arsch hat", aber Britta ist noch schwerer.
Pausenlos in Bewegung die Frau, wie ihre vier Bandkollegen der Hannoveraner Combo auch.

Ein grandioser Auftritt mit der Tatsache, dass jetzt mehr als 200 Leute in der Halle waren.

Powerfrau Britta rannte sogar während eines Songs zur Pizzatheke und bestellte während des Liedtextes eine Pizza - aber nur im vorbeirauschen. Ihr wisst ja - die Frau steht nicht ruhig.
Wobei ich Euch beruhigen kann, beim Smalltalk irgendwann nach dem Gig sah sie ganz anders aus.
So brav mit den zusammengebundenen Haaren und so ruhig.
Egal - diesen Gig halte ich noch lange in Erinnerung und vergesse CRIPPER (die es bekanntlich nicht mehr gibt) endgültig.

Nun haben es, nach diesem wahnsinnigen Abrissauftritt, die Siegener Thrasher ACCU§ER schwer, das zu toppen.

ACCU§ER sind erst vor kurzem gebucht worden, weil der eigentliche Co-Headliner HIDEOUS DIVINITY ausgefallen ist. Ich würde ehrlich sagen - der Ersatz ist um einiges besser als die Band aus Rom. Zehn Minuten verspätet, weil CRITICAL MESS noch eine geforderte Zugabe spielten, starteten Frank und seine Mannen aus dem Siegerland mit dem Song "Rotting from within" vom 1992er Album "Repent". Geil. OldSchool-Thrash nach meinem Geschmack.

Die Songs "Repent", "Who dominates who" (für mich der Accu§er-Song schlechthin - auch wenn der Titel grammatikalisch ein Schlag ins Gesicht der englischen Sprache ist - Hannibal Lektor) oder auch "Symbol of hate" fehlten natürlich in der rund 50-minütigen Setlist nicht. Frank, Dennis, Frank und Oliver schafften es tatsächlich mindestens gleichwertig die "Pälzer Hell" abzureissen. Mittlerweile mein drittes Event von ACCU§ER und mit Abstand der beste Gig!

Mit Applaus ging das Quartett von der Bühne und diesen haben sie sich auch verdient. Mein Sohn sagte vor dem Gig noch, das er ACCU§ER nicht so geil findet, während der 50 Minuten aber waren seine Haare ständig in Bewegung und seine Meinung hat er zurecht geändert.

Die halbe Stunde Umbaupause nutzte ich für einen Radler und etwas frische Luft - und natürlich Smalltalk. Ich wollte ein Selfie mit CRITICAL MESS machen und der Dame von DEVIL WIZARD AND THE MASTERS OF DEATH aber entweder ich war zu blöd jemanden zu finden oder aber nur blind.

"Darkness falls on your brain...." sind die ersten fünf Worte des ersten Stückes der deutsch-schwedischen Combo PROTECTOR, dem Headliner des Abends.

Es war mittlerweile rund 0:25 Uhr als Frontmann Martin den Song "Misanthropy" ins Mikro sang. Die rund 250 Zuschauer sahen einen hervorragenden Auftritt der Band. Leider stieg bei einem Zuschauer der Alkoholpegel so hoch, dass er mehrmals eine Flasche auf die Bühne warf - ein anderer "Übertrunkener" fiel beim Versuch bei "Mortal Passion" (einem sehr zügigen PROTECTOR-Song) zu tanzen rückwärts auf die Bühne und warf den Mikrofonständer um. Gottseidank passierte niemandem etwas. Solche Sachen passieren leider, aber Flaschen werfen geht überhaupt nicht. Das Quartett aus Stockholm und Uddevalla spielte völlig unbeeindruckt ihre Setlist und präsentierten auch den Song "Steel Caravan" vom bald erscheinenden Album Summon the Hordes live.

Ob die 1987 Klamotten gespielt wurden oder der Song vom bevorstehenden Album - das Publikum hatte enormen Spaß, trotz der späten Stunde. Meine Nackenmuskulatur wurde mal wieder bei meinem absoluten Favoriten "Urm the Mad" schwer beansprucht.

Der haareschwingenden Menschenmenge war es egal wie der Song hieß, hauptsache man hatte Spaß.

Man merkte allen Beteiligten aber irgendwann an, dass die Luft raus ist.
PROTECTOR waren ziemlich platt von der weiten Anreise (am Tag zuvor spielten die Herren noch in Hannover) und das Publikum hatte zwar noch Lust aber einfach keine Energie mehr.
"Agoraphobia" setzte den Schlußpunkt nach rund 70 Minuten und PROTECTOR wurden mit großem Beifall verabschiedet.

Setlist Protector:

  • Misanthropy
  • Sliced, Hacked and Grinded
  • A Shedding of Skin
  • Apocalyptic Revelations
  • Road Rage
  • Golem
  • Mortal Passion
  • The Dimholt
  • Urm the Mad
  • Tantalus
  • Holy Inquisition
  • Steel Caravan
  • Kain and Abel
  • Protector of Death
  • Calle Brutal
  • Spacecake
  • Agoraphobia


Wenn ich gewusst hätte, dass die nette Bedienung beim anschließenden Akustikduo "7661" mitmacht wäre ich geblieben, aber so gegen 2:00 Uhr trat ich mit meinem Sohn den Weg ins Hotel an. Übrigens heißt das Hotel "Bauer Schmidt" und ist rund 7 km entfernt und ich ahnte das die Nacht laut wird, denn es waren einige Bands dort untergebracht - fatalerweise hörte ich niemanden und beim Frühstück begegneten mir nur Biker. Was hatte ich mich auf das Metaller-Frühstück gefreut. 

Fazit: ein tolles Event.

Alles familiär und preislich absolut top. Für 20 Euro Eintritt so ein Line-Up gibt es kaum anderswo. Dazu ein Veranstalter - Olli - der ein absolut netter Kerl ist der am Rand der Bühne steht (oder sitzt) und ständig seine Haare wedelt. Sympathiepunkte 10 von 10.

Dazu ein tolles Team drumherum, eine gute Location und vor allem: eine Licht- und Soundanlage die man selten findet.
Alle Bands hatten einen wirklich tollen Sound, da gab es nichts zu meckern. Einziges Manko sind die wenigen Parkmöglichkeiten und die eingebaute Pizzeria, deren Preise ich - im Vergleich zu den günstigen Getränkepreisen - überzogen finde, aber dafür können Oli und sein Team nichts.

2020 bin ich gerne wieder dabei - ich hoffe dass sich dann noch 50 - 60 Leute mehr einfinden werden - das "Pälzer Hell" jedenfalls hat es verdient!


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