14.04.2019, Roadburn, Tilburg

Roadburn Festival 2019 – Day 4 – DAUGHTERS + OLD MAN GLOOM + HAVE A NICE LIVE…

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 10.05.2019

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Die sonntägliche Messe begann zu einer feierfreundlichen Zeit. Um 14:00 Uhr standen die Amerikaner HAVE A NICE LIFE in der Main Hall auf der Matte, mit einem andächtigen und in sich gekehrten Sänger. Insgesamt sechs Musiker haben sich auf der Bühne versammelt und kreieren einen Stilmix zwischen Post Punk, Shoegaze, Wave, Industrial und Ambient. Fand ich sehr spannend! Auch der Sänger ging total in der Performance auf und Lichtshow und Visuals haben ihr Übriges für einen gelungenen Auftakt getan.

Bei FEAR FALLS BURNING fällt gleich mal der Herr mit dem großen Tenorsaxophon ins Auge. Definitv keine Musik für Kindergeburtstage wird hier geboten! Zäh schleppende Ambient-Soundscapes und Drones mit eben Saxophonbegleitung.

Weiter geht’s im Green Room mit MJ GUIDER. Dies ist das Projekt von Melissa Guion, welche auch bereits mit den diesjährigen Artists in Residence THOU auf der Bühne stand. Diesmal ist das Lineup aber etwas übersichtlicher und der Sound somit auch viel minimalistischer und elektronischer. Und eigentlich auch sehr düster. Aber durchaus interessant!

Die DAUGHTERS aus den US of A sind dann in der Main Hall an der Reihe. Der musikalische Stil der Band wird als Noise-Rock bezeichnet, rumst aber teilweise schon ordentlich! Sänger Alexis S.F. Marshall sieht auf den ersten Blick in seinem eng geschnittenen 3-teiligen Anzug durchaus seriös aus. Ok, die Frisur ist nicht ganz bürotauglich und das Cut auf der Stirn ist eventuell auch ein Überbleibsel aus einer vorangegangenen Performance. Und nach Einsetzen der Musik wird schnell klar, der Mann ist ein echter Maniac! Der schlaksige Kerl stürmt von einer Bühnenseite zur anderen, speit seine Lyrics Richtung Publikum und auch die restlichen Musiker bringen ordentlich Bewegung auf die Bretter und auch einen fetten Sound aus den Boxen. Der Frontman schmeisst sich dann auch noch ins Publikum und "surft" über die Köpfe des Publikums bis hin zur Bartheke, wo er seine Performance fortsetzt. Auch entledigt er sich bis zum Ende des Konzertes auch noch seines Sakkos, Weste und Hemd. Und dann macht auch noch das bemitleidenswerte Mikrofon zum Abschluss mehrmals intensive Bekanntschaft mit dem Bühnenboden. Das war sicher eines der dynamischten Konzerte am Roadburn und für mich ein absolutes Highlight!

Was für ein Kontrast dazu dann MARISSA NADLER im Het Patronaat! Ebenfalls aus den USA, hat sich die Singer/Songwriterin den eher leisen, melancholischen aber dennoch auch sehr düsteren Tönen verschrieben. Wirklich großartig, dass hier im Lineup auch immer wieder Platz für derartige Acts ist!

Im Anschluss gab es ein Wiedersehen mit Aaron Turner. Lärmte er am Vortag noch mit SUMAC, gab’s nun von seiner anderen Band OLD MAN GLOOM in der Main Hall ordentlich was auf die Ohren! Ähnlich brachial gehen auch hier die Musiker zu Werke und blasen ihren Sludge-Doom-Post-Metal durch die Halle. Hier muss auch mal angemerkt werden, dass die Tontechniker einen tollen Job machen und der Sound durchwegs in allen Venues auf einem Top-Level liegt! Auch die Beginnzeiten werden meist fast auf die Minute eingehalten! Thumbs up für die ganze Crew!

Einen kurzen Abstecher machte ich dann auch zur zweiten Performance von SLEEP, die an diesem Abend im Zeichen des viel gefeierten Albums “The Sciences” stand, welches fast genau ein Jahr zuvor erschien. Rein optisch hatte sich zum Vortag nichts geändert, die Bühnenprojektion zeigte erneut den Astronauten mit Gitarre, auch der Bühnenaufbau war ident. Und als Intro wurde wieder der Funkverkehr während der Mondlandung eingespielt. Meine Kameras hatten diesmal aber Pause, es war vom Vortag ja eigenlich schon alles im Kasten. Und musikalisch gab es dann auch keine Überraschung, man bekam, was man erwartet hatte: eine großartige Live-Präsentation des letzten Albums und ein paar Bonussongs obendrauf.

Die Band NUSQUARNA ist ein Amalgam aus den niederländischen Black Metal Bands LASTER, FLUISTERAARS and TURIA und sie waren auch Teil der “Maalstroom”-Performance. Im Green Room präsentieren sie nun ihr Debütalbum “Horizon Ontheemt” in voller Länge. Etwas unpassend erscheint die junge Dame am Mikrofon, mag sie doch von der Optik her so gar nicht in gängige Stereotypen des BM passen. Aber umso größer ist dann das Erstaunen, als die ersten kehligen Keifer ihre Kehle verlassen! Sound und Vocals sind aus einem Guss, klirrende, rasende Passagen wechseln sich ab mit atmosphärischen Parts, in den Midtempo-Teilen brechen sogar teilweise etwas melodischere Klänge durch.

Einem besonderen Ereignis galt es dann noch zum Abschluss im Het Patronaat beizuwohnen. Das lag nun nicht direkt an der dort auftretenden Band IMPERIAL TRIUMPHANT, sondern an dem Umstand, dass dies das letzte Livekonzert in der ehrwürdigen Halle sein sollte. Denn diese muss einem Neubau weichen und ist beim Schreiben dieser Zeilen vielleicht schon Geschichte. Aber noch kurz zu den Avantgarde Black Metallern aus New York City: Mit aufwändig gestalteten Masken und Kapuzen präsentiert die Band eine etwas progressivere Interpretation von Black und Death  Metal. Etwas mehr Gitarrengefrickel als üblich, teilweise schon im Jazz verhaftet, dazu kehlige Growls, die Band bespielt schon ihre ganz eigene Nische!

Damit ging mein 4. Roadburn zu Ende. Es war wie immer großartig, es gibt jedes Jahr tolle neue Bands zu entdecken und man hat eine echt gute Zeit in dem kleinen Städtchen. Das Roadburn-Team leistet hier wirklich eine tolle Arbeit!
Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat euch Lust gemacht und wir sehen uns nächstes Jahr vom 16.-19. April in Tilburg!

Weitere Fotos gibt es auch bei  stills.eraserhead.at

 


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