06.11.2014, PMK, Innsbruck

FATES WARNING

Text: Laichster | Fotos: Laichster
Veröffentlicht am 09.11.2014

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Man nähert sich an diesem verregneten Abend durch das etwas schäbige Ambiente der Innsbrucker Bahnhofsgegend der Location des heutigen Konzerts und man traut seinen Augen fast nicht, denn was erblickt man dort im fahlen Licht der Straßenscheinwerfer vor der p.m.k. stehend, einen richtigen Tourbus. Kein umgebauter VW Bully Hippie Transporter, kein Schäbiger Sprinter, nein ein richtig fetter Bus mit allen Extras und wahrscheinlich sogar richtigen Betten im Inneren. Mit diesem für den Veranstaltungsort, in welchen eher die Bands mit kleinerer Geldtasche ihr Glück versuchen, ungewöhnlichen Gefährt ist niemand geringerer als die Begründer des Progressiv Metal angereist. Die Rede ist von FATES WARNING und im Gepäck haben sie als Support für den heutigen Abend HEADLESS, um Tirol heute Nacht eines der Highlights der Konzertsaison 2014 zu servieren. Während man auf dem durch das fette Transportmittel der Band eingeengten Gehsteig steht und mit seinen Compadres das Aufwärmbier genießt, ist man erstaunt wie viele der altgedienten Metalheads, welche man üblicherweise nicht mehr so leicht von der Couch lockt heute ins p.m.k. pilgerten um ihren Jugendhelden zu huldigen. Mit 80 Zuschauern wird für den heutigen Donnerstag in Anbetracht dessen, dass FATES WARNING wohl eher die geringe Zahl der heimischen anspruchsvoll orientierten Prog-Fans anspricht, ein doch über den Erwartungen des Schreiberlings liegender Zuspruch erreicht und die Fans der musikalisch tiefgründigen Klänge finden sich um 21:00 Uhr vor der Bühne ein um sich vom Opener des Konzertabends in Feierabenstimmung versetzen zu lassen bevor der Hauptact seine Messe abhalten durfte.

HEADLESS:
Mit HEADLESS präsentiert sich eine internationale Kollobaration rund um den schwedischstämmigen ehemaligen YNGWIE MALMSTEEN Sänger Göran Edman, dem gewisse Ähnlichkeiten mit Clint Eastwood nachgesagt werden, den beiden Gitarristen Walter Cianciusi und Dario Parente und zwei leider unbekannt gebliebenen Session Musikern am Bass und Schlagzeug. In Besetzung zur Aufnahme des bisher einzigen Albums "Growing Apart" hatte die Band zusätzlich noch Unterstützung von QUEENSRŸCHE-Drummer und Gründungsmitglied Scott Rockenfield und die daraus entstanden Kompositionen lassen sich hören. Satanistische Krawall Fetischisten wie der neben mir zum stehen kommende Tirolweit Szenebekannte Possessor, seines Zeichens Saitenquäler bei unterschiedlichsten Prügelkombos kommentiert das nun folgende kurz und knapp mit: "Frauenmusik, ich brauche Bier!". Der Schreiberling steht hiermit offen zu seiner Vorliebe für schmalzige Songs im cleanen US-Metal Style und er steht anscheinend mit dieser aus Trvnessgründen lang in der Öffentlichkeit verborgenen Vorliebe nicht alleine, HEADLESS ernten schon nach den ersten Nummern regen Zuspruch vom Publikum.

Alles andere wäre auch nicht gerechtfertigt, zeigt man doch eine technisch versierte Show mit einer scheinbar gut eingeölten Band Maschinerie und Fronter Göran Edman zeigt sich gleich Professionell als in Zeiten als er noch mit Malmsteen Bühnen von anderem Kaliber bespielte. Songs wie "Primetime" oder "Nero Fantasies" entpuppen sich als Rock-Nummern mit progressiven Touch und das YNGWIE MALMSTEEN Cover "Bedroom Eyes" fetzt auch ordentlich am noch jungen Abend. Während die Prügel- und Gebolze Fraktion an der Bar versumpft bekommt man vor der Bühne alles geboten was man sich zur passenden Einstimmung auf einen Kult-Act wie FATES WARNING wünschen kann. Nachdem HEADLESS das Feld räumen ist man optimal auf das nun folgende vorbereitet.

Setlist:
- The Backstabber Around Us
- Growing Apart
- Primetime
- Bedroom Eyes (YNGWIE MALMSTEEN Cover)
- Calf Love
- No Happy Ending
- Nero Fantasies
- God Of Sorrow And Grief

Am späteren Abend entpuppen sich Göran Edman und Walter Cianciusi noch als sympathisch erdige Typen die gerne für ein Gespräch und Foto am Merchstand posieren, was beim Headliner anscheinend nur im Falle des vorab Kaufes eines etwas lächerlich wirkenden VIP-Package möglich ist. Die Fanabzocke scheint sogar nicht mal mehr vor Bands halt zu machen die keine Breite Medienwirkung haben und von ihren treuen Fans leben, trotz der Ablehnung einer solchen Verkaufsstrategie lässt man sich davon aber nicht abhalten heute mit FATES WARNING abzufeiern, man kauft es einfach nicht. Im übrigen würde der Schreiberling nur für ein Meet and Greet seine Geldtasche öffnen wenn dies einen Stripclub Besuch mit Ozzy und Lemmy beinhalten würde und sämtlicher Alkohol und Frauenverbrauch im Preis inkludiert wäre!

FATES WARNING:
Zugegeben, FATES WARNING, das war für den Verfasser immer alles was sich bis zwei Jahre vor seiner Geburt, vor Erscheinung des "No Exit" Albums abspielte, gute 16 Jahre später erfolgte im jugendlichen Alter der erstmalige Kontakt mit der progressiven Musikform und alles was eben nach der erwähnten 1988er Platte erschienen war stellte eine unüberwindbare Hürde im musikalischen Verständnis dar, zu elitär und unnahbar, ja schlichtweg zu introvertiert erschienen die Kompositionen. "Night On Bröcken", "The Spectre Within" und "Awaken The Guardian" blieben jedoch immer wieder gern gesehene Gäste am privaten Plattenteller und erst mit dem Erscheinen von "Darkness In A Different Light" (zum Review) begann eine neuerliche Auseinandersetzung mit den Urvätern des Prog. Ein über die Jahre entwickeltes erweitertes musikalisches Spektrum und auch die Abwendung vom persönlichen "immer härter, immer brutaler Weg " eröffnete neue Welten und so ist subjektiv zwar immer noch nicht alles Gold was glänzt aber auch die Scheiben nach "No Exit" konnten so ihren endgültigen Eindruck im Musikzentrum des Schreiberhirns hinterlassen. Aber genug der subjekiven Betrachtungsweisen, FATES WARNING kämpfen sich vom Backstageraum durch die Zuschauer und betreten die Bühne:

"One Thousand Fires" stellt gleich zu Beginn fest dass FATES WARNING trotz 30 Jahren im Geschäft immer noch eine spielerische Wucht sind, Abstriche sind nur stellenweise bei der gesanglichen Leistung von Ray Alder zu verzeichnen, eben auch nicht mehr der Jüngste Fronter am Prog-Himmel, der aber souverän und mit Begeisterung durch den Abend im Zeichen der hochkomplexen Strukturen führt, im Übrigen sieht man auch der restlichen Band die Spielfreude an, geigt man doch nur vor 80 Anwesenden auf, aber diese lassen die Band im frenetischen Applaus hochleben. Die Setlist orientiert sich doch eher am neueren Schaffen der Amis und auf Songs aus der Arch-Ära muss man schmerzlich komplett verzichten, wäre doch der Berichterstatter auch gerne in den Genuss einiger Kultklassiker gekommen wie Fachkollege Patsch am KIT 2013 (zum Livereport), nichtsdestotrotz überzeugt die Band heute alle Anwesenden mit ihrer Leistung und sogar Prügel-Fetischist Possessor zollte tiefsten Respekt: "Ich bin immer noch der Meinung dass das primär Musik für Frauen ist, aber diese Songstrukturen sind abgründig und ich halte diese Typen für geniale Musiker".

Als die großen Hits dürfen beim heutigen Gig eindeutig "Throug Different Eyes" vom "Perferct Symmetry" Album und die Zugabe "Point Of View" vom 1991er "Parallels" betrachtet werden. Energiegeladen und mit vollen Herzblut dargeboten spürt man eine gewisse Erhabenheit durch die p.m.k. schleichen und auch "The Eleventh Hour" stößt auf große Resonanz bei beim hypnotisierten Publikum. In der Conclusio bleibt nur festzustellen: FATES WARNING waren und sind elitäre Musik für anspruchsvolle Konsumenten, doch wer sich darauf einlässt erlebt eine musikalische Reise besonderer Art, die immer wieder neue Facetten bietet und ein schier unergründlicher Fundus an Ideen und verzweigten Gedanken erschließt.

FATES WARNING haben demonstriert, dass sie immer noch ganz klar als die Könige des Prog bezeichnet werden dürfen, tighte Show und starke Bühnenpräsenz zeichneten den Besuch in der Alpenhauptstadt aus und der heutige Abend war dank Bühne Innsbruck eine ungemeine Bereicherung für die Konzertlandschaft im Tiroler Land.

Setlist:
- One Thousand Fires
- Pale Fire
- Part Of The Machine
- A Pleasant Shape Of Grey III
- One
- Simple Human
- I Am
- Through Different Eyes
- Quietus
- A Pleasant Shape Of Grey XI
- Firefly
- Wish
- We Only Say Goodbye
- Monument
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- The Eleventh Hour
- Point Of View

Mein Kollege Mike hat sich vor der heutigen Show mit Fronter Ray Alder zum Gespräch getroffen und durfte ihn freundlicherweise ohne Erwerb eines VIP-Packages für Stormbringer Interviewen. Der Mitschnitt folgt nach grafischer Politur in Kürze, Stay Tuned! Thx für die Pics geht an unseren immer kurzfristig verfügbaren Fotografen Christoph Marberger! You are the man! Mehr Fotos könnt Ihr in der Galerie zum Event sehen.


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