BELPHEGOR - das 'Totenritual' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 11.09.2017

In einer pechschwarzen Flut aus charakterlosen Satanisten-Konstellationen stechen BELPHEGOR seit Anbeginn ihrer seit 1992 fortwährenden Existenz heraus. Die Österreicher (manch einer im Team würde sie gar Landsmänner nennen) haben ihren Blackened-Death-Trademarksound in stolzen 25 Jahren mühsam etabliert und anstatt sich und den eigenen Bestand mit einer elaborierten Jubiläumsrede, standesgemäßem Best-Of-Krimskrams oder einem Re-Recording selbst zu glorifizieren, erteilt das Trio mit "Totenritual" den elften Angriffsbefehl für sämtliche Extreme-Metal-Fans und natürlich auch Anhänger der Band.

Die gute Nachricht vorweg: Nach dem Solala-Vorgänger "Conjuring The Dead" können BELPHEGOR auf "Totenritual" in vielerlei Hinsicht mehrere Qualitätsstufen emporsteigen. Da wäre einerseits die Rückkehr zu Produzent Andy Classen, der zusammen mit den amerikanischen Soundtüftlern, Jason Suecof und Mark Lewis, für einen bestialisch druckvollen wie organischen Klang Pate steht. Zum anderen wären die prägnanten Korrekturen im Songwriting, das man trotz längerer Spieldauer entschlacken konnte, zu nennen, aus denen sich ein dem Meilenstein "Pestapokalypse VI" nicht ganz unähnliches Werk herausschält.

Von der ersten Sekunde an ist "Totenritual" dynamischer, die Zusammenkunft aller BELPHEGOR-Komponenten spürbar homogener. Man findet eine nahezu perfekte Übereinkunft zwischen diabolischem Geballer mit den gewohnten, der Härte zutragenden Tempoverschleppungen ("Baphomet" und "The Devil's Son"), apokalyptisch-melodischen Hymnen à la "Spell Of Reflection" und eher todesmetallisch ausgerichteten Stücken wie "Swinefever - Regent Of Pigs" oder auch dem bereits seit Ewigkeiten bekannten "Totenkult - Exegesis Of Deterioration". Was den elften Ableger des Salzburger Kommandos aber wirklich abhebt, ist die oftmals ritualistisch-finstere Atmosphäre, die in den beiden Highlights "Apophis - Black Dragon" und "Embracing A Star" gipfelt. Hier implementieren BELPHEGOR geschickt Elemente aus dem Dark-Ambient-Bereich (beschwörender Gesang, düstere Keyboardcollagen) und scheinen damit ein gewisses Feintuning wiedererlernt zu haben, das ihnen zuvor kurzzeitig abhanden gekommen ist.

Auch bei der vakanten Schlagzeugpersonalie haben Helmuth und Serpenth eine sehr gute Entscheidung getroffen und den jungen Simon "BloodHammer" Schilling verpflichtet, der einerseits durch viele Live-Betätigungen Erfahrungen sammeln konnte und andererseits schon auf dem letzten PANZERCHRIST Album "7th Offensive" mit akribischen Zertrümmerungsorgien auf sich aufmerksam machen konnte. Auf "Totenritual" setzt er das fort und trägt damit einen großen Teil zur bereits positiv hervorgehobenen Dynamik bei. Insbesondere der finale Titeltrack mit all dem Geblaste und den Fills ist da eine nennenswerte Zurschaustellung seines Potenzials, weswegen nur zu hoffen bleibt, dass man diese Wunde nach jahrelangen Wechseln bzw. Session-Lösungen mit ihm endlich schließen konnte.

Ungeachtet dessen kommen wir aber nun zum Fazit und stellen fest, dass "Totenritual", auch wenn all die Werke seit "Pestapokalypse VI" stets weit über dem Durchschnitt standen, das beste BELPHEGOR-Release seit eben jenem ist. Das ist insofern bemerkenswert, weil man doch wieder mehr von dem Biss und Ehrgeiz erkennen lässt, der überhaupt erst zu diesem Ausnahmestanding im Extreme-Metal-Sektor führte. Die Luftveränderung beim Produzententeam und der gesteigerte Fokus auf die essenziellen Elemente des eigenen Soundspektrums haben BELPHEGOR hörbar gut getan, sodass die oben genannte Zielgruppe hier zwingend zugreifen und sich anschließend auf wunderschöne, blutige Weise zerstören lassen muss.

4,5/5 - Pascal Staub


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Christian Wiederwald
Seite 3: Pascal Staub
Seite 4: Anthalerero
Seite 5: Christian Wilsberg
Seite 6: Fazit


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