BULLET FOR MY VALENTINE - Das 'Gravity' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 27.06.2018

Mit bisher fünf Studioalben in einem Zeitraum von zehn Jahren sind die walisischen Jung-Metaler BULLET FOR MY VALENTINE mittlerweile zu Namen, Ruhm und Ehre gelangt. Wenigen Künstlern der Sparte gelang es im selben Maße, sich in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit einen nachhaltigen Platz innerhalb größter internationaler Konkurrenz zu sichern und das eigene Genre taktgebend zu formen. Verspricht „Gravity“ nun aber eine außergewöhnliche Anziehungskraft oder eine geerdete Neuinterpretation des eigenen Schaffens? Und vielleicht viel wichtiger: Schließt sich das überhaupt aus?

Zuerst ist anzumerken, dass uns bei Stormbringer die Standardedition der Platte zur Rezension vorlag, im Vergleich zur Deluxe-Variante also zwei Songs fehlten („Breaking Out“ & „Crawling“). In insgesamt elf Tracks durften sich BULLET FOR MY VALENTINE uns also von einer ihrer (Spoilerwarnung!) besten Seite präsentieren, obwohl nach wie vor noch genügend Potential nach oben bestehen würde. Bevor ich jedoch auch nur den ersten Ton der Platte hören durfte, war ich abgeschreckt und dann doch positiv überrascht von dem zunächst höchst generisch anmutenden Albumtitel „Gravity“. Jegliche Uninspiriertheit in der Titelgebung wurde nach näherem Hinsehen dadurch entschuldigt, wie auch schon bei „Venom“ die Nummer des Albums in römischen Ziffern unterzubringen. Vielen mag dieser Kniff egal sein, ich habe jedoch ein Fable für solche Details.

Musikalisch lässt sich „Gravity“ nun von zwei Seiten betrachten. Auch wenn viele Melodien der Platte langfristiger im Ohr bleiben als andere (dies gilt insbesondere für Titel wie „Over It“, „Piece Of Me“ oder „Not Dead Yet“), sticht die LP insbesondere deshalb aus der Diskografie der Band heraus, weil sie eine innere Konsistenz in Sachen Songwriting, Sound und Eingängigkeit aufweist, die bisherigen Releases BULLET FOR MY VALENTINE‘s schlichtweg fehlte. „Gravity“ präsentiert sich so zwar als nächster notwendiger Schritt der Band, lässt dabei aber einen Charme auf der Strecke, der die bisherigen Veröffentlichungen ausgemacht hat. Kurzum: „Gravity“ fehlen die großen Hymnen wie „Tears Don’t Fall“, „Scream Aim Fire“ oder auch „You Want A Battle? (Here’s A War)“ aus jüngeren Tagen. Diese Kritik gestaltet sich insofern äußerst schwierig, als dass es doch eigentlich ein Kompliment an die Musiker ist, wenn ein Album als zusammenhängendes Gesamtkunstwerk betrachtet wird, welches auf einem insgesamt hohen Niveau ohne Ausreißer in beide Richtungen performt. Strukturell weichen BULLET FOR MY VALENTINE auf „Gravity“ dabei eigentlich nicht einmal vom Schema F ihres Genres ab: In einer ausgewogenen Mischung aus Melodie und bekannter Härte spielt sich das Album durch genau dieses Spannungsverhältnis, und frühstückt dabei klassische Variationen wie Balladen, härtere Varianten und eingängige Mischformen bekannter Elemente gekonnt ab, ohne jedoch in Klischees zu verfallen.

Anzumerken ist außerdem, dass der ‚neue‘ Sound, mit dem sich BULLET FOR MY VALENTINE auf „Gravity“ präsentieren, mir ganz subjektiv gefällt, weswegen er für die Besprechung nicht allzu stark ins Gewicht fällt. Die stärkere Anbiederung an Alternative-Metal sowie die elektronische Komponente in verschiedenen Vocalpassagen wirken nicht aufgezwungen, sondern stehen dem Versuch einer Neuinterpretation des ‚klassischen‘ BFMV-Tons sogar zu weiten Teilen sehr gut. Im Endeffekt bleibt das aber eine Geschmacksfrage und muss von jedem Fan und Neuhörer selbst beurteilt werden.

BULLET FOR MY VALENTINE erfinden das Genre mit „Gravity“ keineswegs neu, sondern bewegen sich auf zumeist sicheren Pfaden. Das geschieht allerdings mit einer Sicherheit und Verspieltheit, die der Größe des Namens absolut entspricht. Wirkliches Füllmaterial gibt es zudem keines, weswegen hier das erste Album der Band vorliegt, das mir persönlich das Gefühl gibt, aus einem Guss zu sein. Pathetisch gesprochen: Ein kleiner Schritt für das Genre, ein großer Schritt für BULLET FOR MY VALENTINE.

3,5 / 5 – Lucas Prieske

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anna Buchbauer
Seite 3: Jazz
Seite 4: Lucas Prieske
Seite 5: Anthalerero
Seite 6: Pascal Staub
Seite 7: Fazit


WERBUNG: Hard
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