BULLET FOR MY VALENTINE - Das 'Gravity' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 27.06.2018

„Emo ist ja noch immer nicht tot.“ Das ist das erste, was mir beim oberflächlichen Durchhören von BULLET FOR MY VALENTINEs neuestem Streich „Gravity“ in den Sinn kommt. Eine reichlich große Portion Herzschmerz und dazu ein überraschend breit gefächtertes Bett aus Sampler-Unterlagen trägt deren neues Album „Gravity“. Zumindest das kräftig riffende „Piece Of Me“ und das ziemlich aggressiv geratene und etwas an die Wurzeln der Band gemahnende „Don't Need You“ rocken ganz gut, aber abgesehen davon war es das auch schon mit wirklichen packenden Songs.

Auf die gesamte Albumlänge gesehen, dominieren eindeutig die glatten, sich leicht ins Ohr wurmenden Mitsingparts, wie zum Beispiel im Titeltrack „Gravity“ oder in „Not Dead Yet“, die live zweifelsohne brillant funktionieren werden, aber aus der Konserve letztlich doch zu unspektakulär rüberkommen um echte Widerhaken ins Gehör zu schlagen. Der ein oder andere Breakdown lockert die Sache zwar hin und wieder auf, dafür gehen die Gitarren für meinen Geschmack doch einen Zacken zu oft im Samplerbett unter.

Was aber unterm Strich teils wirklich nachhaltig an den Nerven zehrt, ist die Weinerlichkeit, mit der viele Passagen dargeboten werden. Es mag vielleicht, vor allem im Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen in der Band, triftige Gründe für ein so durchaus persönlich wirkendes Album geben, doch leider geht auf „Gravity“ Atmosphärentechnisch so einiges schief. Einzig das sanfte „The Very Last Time“ vermag es durch seine Fragilität im Kontext des Albums einigermaßen bedauernde Gefühle zu erwecken, der große Rest der todtraurigen Passagen wirkt größtenteils entweder zu gekünstelt oder schlichtweg zu aufgesetzt um Authentizität transportieren zu können. Vielmehr hat man die meiste Zeit über das Gefühl, einer Truppe Teenager, die gerade metertief im Herzschmerz ersaufen, dabei ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen und die böseböse Welt dafür verantwortlich machen, zu lauschen. Speziell das extra-weinerlich dahinnölende „Under Again“ zupft und zerrt hier hartnäckig an den Nerven und stellt die Geduld des Hörers hinsichtlich nicht und nicht auftauchender Höhepunkte auf eine ordentliche Probe.

Ja, vielleicht stehen tief gehende Veränderungen in der Band hinter diesem Album und es war nötig sich Frust und Kummer einfach einmal von der Seele zu schreiben – für BULLET FOR MY VALENTINE mag das vielleicht auch funktioniert haben, doch als Hörer fühlt man sich von der größtenteils einfach zu weinerlich geratenen Platte dann doch eher abgeschreckt als angezogen. Zumindest für mich, an dem BULLET FOR MY VALENTINE bisher immer widerstandslos vorbeigezogen sind, kann ich das so vermerken. Daran wird sich also mit „Gravity“, das zwar mit etwas softer, aber ansonsten guter Produktion handwerklich nicht wirklich viel falsch macht, auch nichts ändern.

Ich hätte jetzt bitte gerne eine Dosis übelstes Goregrind-Geblubber, um dieses Emo-Ohrenschmalz schnellstmöglich wieder aus meinem Gehörgang zu brennen. Ok, zwei Songs dürfen bleiben, ich bin ja kein Unmensch. Aber Liebe wird das wohl in diesem Leben keine mehr...

3 / 5 - Anthalerero

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anna Buchbauer
Seite 3: Jazz
Seite 4: Lucas Prieske
Seite 5: Anthalerero
Seite 6: Pascal Staub
Seite 7: Fazit


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