MYSTIC PROPHECY - das 'Metal Divsion' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 09.01.2020

Rezensionen sind dazu da, um das Gehörte kritisch zu beschreiben und zu bewerten. Man sollte sie nicht in einem informellen Stil verfassen oder gar die Persönlichkeit des Rezensenten in den Vordergrund stellen. Schließlich sind Rezensionen keine Kommentare. Doch Heavy Metal ist per se rebellisch oder sollte es zumindest sein, deshalb pfeife ich nunmal auf journalistische Konventionen und beginne mit einer Geschichte aus dem Jahre 2006:

Am 21.10.2006 fand in Graz eine Veranstaltung namens Heavy Metal Breakdown statt, bei der ich die Ehre hatte, die (damals noch ausschließlich) Jungs von MYSTIC PROPHECY zum ersten Mal live zu sehen. Bereits vor diesem Tag, begleitete mich Band um Roberto Dimitri Liapakis in meiner metallischen Entwicklung und demnach wartete ich sehnsüchtig darauf, in diesen schwermetallischen Genuss zu kommen. Und auch heute noch zählt dieser Gig von MYSTIC PROPHECY zu den besten Konzerten, die ich jemals gesehen habe. So frisch, dynamisch und einfach unterhaltsam klang danach keine Band dieses Subgenres mehr. Zumindest keine, die ich danach gesehen habe. Und doch blieb ein bitterer Nachgeschmack, denn die Veranstaltung war mehr als schlecht besucht, als der Headliner die Bühne betrat. Die anwesenden Metalheads haben MYSTIC PROPHECY abgefeiert als ob es kein Morgen gäbe. Doch seitdem plagt mich die Frage: Warum sind MYSTIC PROPHECY nicht viel größer? Warum sitzen sie nicht längst neben den Legenden im Heavy Metal-Olymp?

2019 sitzen sie zwar immer noch nicht auf dem Thron, aber es geht stetig bergauf. Die Gründe dafür sind vielfältig: In den Punkten Songwriting und Produktion ist man immer vorne dabei. Lia ist zudem einer der charismatischten Sänger des Genres. Er verzichtet gänzlich auf die oft abschreckend wirkenden hohen Vocals anderer Power Metal-Sänger und verfügt über ein Organ mit hohem Wiedererkennungswert. Auch die ebenfalls oft abschreckenden Keyboards gibt es hier nicht. Denn der "Power Metal" von MYSTIC PROPHECY ist eigentlich rassiger Heavy Metal und kein kitschiges Drachengedöns mit opulentem Geklimper.

Doch mal der Reihe nach, denn manche Songs sollte man sich etwas genauer zu Gemüte führen, um ein Urteil treffen zu können. Wo die Reise hingeht, lässt sich beim Titeltrack "Metal Division" deutlich nachhören: Drums und fette Gitarrenriffs setzen ein und marschieren voran. Was bei "Painkiller" funktioniert, funktioniert auch bei anderen Bands und Alben. Schnell wird klar: Der Opener wird wohl in nächster Zeit die Konzerte der Band eröffnen.

Doch es wird noch schöner: "Eye To Eye" ist äußerst hitverdächtig und kredenzt die typischen Elemente des MYSTIC PROPHECY-Kosmos: Fast thrashige Riffs, schöne Leads und ein eingängiger, druckvoller Refrein bestimmen das Bild. Nach einem Durchlauf kann man den Song mitsingen und vergisst ihn so schnell nicht wieder.

Etwas rockiger und zu Beginn noch melodischer wird es bei "Hail To The King", das man natürlich Alexander dem Großen gewidmet hat. Wenn man so wie Lia ursprünglich aus Griechenland stammt, bietet sich auch die inhaltliche Ausrichtung an.

Was danach folgt, ist die Hymne "Here Comes The Winter", die auf zukünftigen Touren zum Live-Repertoire zählen muss. Wenn der Winter so klingt, dann darf er gerne kommen und bleiben, so lange er will. Nach dem thrashig/aggressiven "Curse Of The Slayer" mit viel Doublebass und einer etwas dunkleren Ausrichtung, ertönt "Dracula", das dem Rock-Genre näher steht und einen etwas aufdringlichen, aber sehr tanzbaren Refrain mit sich bringt. Nein, mit dem gleichnamigen ICED EARTH-Song hat dieser Track übrigens nichts zu tun.

Bei "Together We Fall" darf Lia dann gegen schnelle Riffs ansingen und meistert auch diese Aufgabe bravourös. Generell passiert in jenem Song viel, mitunter dröhnen charakterstarke Riffs und Soli gleichzeitig aus den Boxen, ohne sich gegenseitig die Wirkung zu entziehen. Bei "Die With The Hammer" lässt der Sänger zunächst mal die soulige Rockröhre anklingen, bevor der Song zu einem der härtesten Tracks des Albums wird. So gerne ich auch den eingängigen Midtempo-Song "Reincarnation" und das feine "Mirror Of A Broken Heart" mag, folgt aber das große Highlight der zweiten Albumhälfte ganz am Ende und hört auf den Namen "Victory Is Mine". Und auch da muss man sagen, dass der Song sehr repräsentativ für den Stil der Band ist: Harte Riffs, große Refrains und viel Mitsingfaktor, der aber ganz ohne Kitsch auskommt, sind die wichtigen Charakteristika von MYSTIC PROPHECY.

Als langjähriger Beobachter der Entwicklung der Band, kann man getrost feststellen, dass ein wirklich schwaches Album bislang nie veröffentlicht wurde. "Metal Division" wird aber den "test of time" bestehen und mindestens unter den drei besten Alben der Band zu finden sein. Es würde mich nicht wundern, wenn die geneigten Fans der Band, "Metal Division" als das bisherige Highlight der Diskographie bezeichnen werden.

"Metal Division" sollte MYSTIC PROPHECY einen großen Schritt näher in Richtung des Metal-Olymps bringen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann bitte lieber Zeus, sende den Hörern etwas Erleuchtung und gib der Dame und den Herren von MYSTIC PROPHECY endlich, was sie verdienen.

4,5/5,0 - El Greco


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: El Greco
Seite 5: Lord Seriousface
Seite 6: manfred
Seite 7: Fazit


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