CRADLE OF FILTH - der 'Existence (Without Gangbang) Is Futile'-Rammelreigen

30 Jahre CRADLE OF FILTH und ein neues Album - da muß ich wohl ein paar Zeilen verlieren, auch wenn ich die Briten zugegebenermaßen spätestens nach "Midian" für viele Jahre ziemlich komplett aus den Augen verloren hatte, da sich der Stil der einstigen Gothic Black Metal Götter spätestens ab "Nymphetamine" (2004) in eine Richtung entwickelte, mit der ich schlicht überhaupt nichts (mehr) anfangen konnte.

Waren "Dusk And Her Embrace" (die unumstößlich beste COF Scheibe aller Zeiten!!!) "Cruelty And The Beast" (mit DEM CRADLE Song, "Bathory", schlechthin!!) und "Midian" (ich liebe "Her Ghost In The Fog" bis heute!) Meilensteine des gruftfledermäusig angehauchten Schwarzmetalls, wurde die hernach von Schreizwerg Dani und Konsorten dargebotene musikalische Kost bereits auf "Damnation And A Day" ziemlich belanglos, eintönig und war zu diesem Zeitpunkt sattsam bekannt.

Erst 2015 konnten COF sich wieder in mein Beuteschema zurückspielen - "Hammer Of The Witches" hatte nämlich durchaus das Potential, dem genialen Frühwerk der diabolischen Blutsauger das Wasser zu reichen. Und auch der 2017 veröffentlichte Nachfolger "Cryptoriana - The Seductiveness Of Decay" konnte über weite Strecken überzeugen.

Und nun soll also Langrille Nummer 14 im Rahmen des Stormbringer Gangbangs unter die (diesmal fünflinsige) Lupe genommen werden. Also dann - schreiben wir über "Existence Is Futile".

Die neue Scheibe startet mit einem knapp zweiminütigen Intro und dem Opener "Existential Terror". Und weder das eine noch das andere reißen mich jetzt wirklich vom Hocker. Im Gegenteil, den ersten echten Track finde ich gerade so lala und mache mir schon Sorgen, ob die Mühe und die Arbeit, die zweifelsohne in "Existence Is Futile" stecken, nicht am Ende sprichwörtlich futil gewesen sind.

Doch dann lichten sich unversehens die Schatten und "Necromantic Fantasies" tönt aus den Boxen, eine großartige, abwechslungsreiche, unvorhersehbare, mitreißende, eingängige Nummer mit vielen Facetten und exzellenten Melodien. Hier finden sich auch zum ersten Mal die liebgewonnen Gitarrenläufe alter Schule, die seinerzeit aus Tracks wie "Funeral In Carpathia", "A Gothic Romance (Red Roses For The Devil's Whore)" oder "Cruelty Brought Thee Orchids" unsterbliche Hymnen gemacht haben.

Es gibt zum Glück auf "Existence Is Futile" noch eine Reihe ähnlicher Songs. "Black Smoke Curling From The Lips Of War" mit seinen MAIDEN-Gedächtnis-Gitarrenläufen, das ruhigere, wundervoll melancholische "Discourse Between A Man And His Soul", das leicht speedig/thrashig anmutende "How Many Tears To Nurture A Rose", das in eigenen, vergangenen Gefilden wildernde "Suffer Our Dominion" (dies aber wirklich großartig!), der groovig-düstere Rausschmeißer "Us, Dark, Invincible".

"The Dying Of The Embers" hingegen kann sich nicht entscheiden, wo das Stück hin will und klingt dadurch uninspiriert und gleichermaßen übermotiviert, hat aber durchaus seine Momente. "Crawling King Chaos" ist eingängig, aber zu langweilig. Und die beiden instrumentalen Interluden hätte man sich ruhig schenken können.

Dafür wissen die zwei spendierten Bonustracks zu gefallen, und hier ganz besonders "Sisters Of The Mist". Auch der Sound ist exquisit. Druckvoll, knackig und glasklar, da tönt wirklich Wucht aus den Boxen!

Zwei Dinge fallen mir dann doch immer wieder auf, beim mehrfachen Hören des aktuellen Rundlings: zum einen, Anabelle Iratni macht ihre vokale Sache wirklich gut, aber sie ist (leider) keine zweite Sarah Jezebel Deva, und das hört man. Zum anderen finde ich es ein wenig schade, dass auf "Existence Is Futile" die tiefen gutturalen Passagen in Danis Shouts, die den Songs in früheren Zeiten noch einmal eine besondere Würze gegeben haben, nur äußerst spärlich zum Einsatz kommen.

 

Fazit:

Über weite Strecken kommt der Jubiläums-Longplayer der batcavetragenden Schwarzwurzelheimer durchaus in die Nähe der letzten beiden Outputs, erreicht deren Niveau nicht ganz. Um das ganz klar zu formulieren, wir sprechen hier über eine GUTE und keineswegs über eine schlechte Platte. Für den ganz großen Wurf hat es aber aus den vorgenannten Mankos nicht gereicht. Um die Scheibe immer mal wieder zu hören aber auf jeden Fall.

In diesem Sinne: Heavy Birthday CRADLE OF FILTH! 

 

3,5 / 5,0 Ernst Lustig


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Christian Wiederwald
Seite 3: Ernst Lustig
Seite 4: Lord Seriousface
Seite 5: Pascal Staub
Seite 6: Sophia Brandt
Seite 7: Fazit


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