BEHEMOTH - Das 'Opvs Contra Natvram' Gangbang-Review

Ich hatte eigentlich noch nie eine wirklich enge Bindung zu BEHEMOTH. Die ersten zwei Alben, "Sventevith (Storming Near The Baltic)" (1995) und "Grom" (1996), beide noch in der tiefsten Black Metal-Phase der Polen beheimatet, gefielen mir richtig gut. Danach wurde das Schwarzwurzel-Klangbild uneindeutiger und nahm vermehrt Elemente in sich auf, die für mich das Hörvergnügen deutlich schmälerten.

Spätestens mit "Thelema 6" (2000) war die musikalische Entwicklung von Nergal an einem Punkt angekommen, der die Band für mich faktisch uninteressant machte, denn mit dem neuen Stil, äußerst technischem, wenn auch leicht angeschwärzten Death Metal konnte und kann ich einfach nichts anfangen. Das änderte sich auch bei den Folgealben (ob nun "Demigod" (2004) oder "Evangelion" (2009)) nicht, und im Gegensatz zum Haupreview-Verfasser empfinde ich "The Satanist" (2014) nicht als Opus Magnum des teuflischen Gdańsker Trios, sondern einfach nur als infernalisch anstrengend [Anm. d. Hauptrezensenten: wie kann der Herr Lustig sowas nur schreiben?! Mein Herz!!!].

Nicht wirklich die besten Voraussetzungen für eine potentiell hohe Bewertung des aktuellen Outputs "Opvs Contra Natvram". Dazu kommt, dass in dem äußerst interessanten und spannenden, seitenlangen Interview mit Nergal im Deaf Forever von "...introvertierter, aggressiver, weniger eingängig...brutaler als die Vorgänger..." die Rede ist. Da ich schon "I Loved You at Your Darkest" (2018) nicht besonders eingängig und stellenweise viel zu knüppelig fand, schwante mir bereits Böses in Bezug auf den Inhalt des neuen Drehers.

Nun, nach mehreren Durchläufen kann ich zumindest konstatieren, dass "Opvs Contra Natvram" definitiv nicht schwerer goutierbar ist als sein direkter Vorgänger. Allerdings ist es – zumindest für mich – auch nicht DER große Wurf geworden, den diverse bisherige Besprechungen der musikalischen Print- und Online-Presse suggerieren.

Auch der zehnte Lauschangriff bringt mich der Scheibe nicht näher. Ich bin bereits ob des über drei Minuten langen Intros irgendwie angefressen. Der folgende eigentliche Opener "Malaria Vvlgata" bleibt in eintönig-gleichförmigem Uptempo heruntergespult über die gesamte Spielzeit ausdrucks- und gesichtslos. Die Folgenummer nimmt mich wenigsten ein klein wenig mit, was aber eher daran liegt, dass man es hier eher mit einem DIMMU BORGIR-Gedächtnis-Track denn mit einem echten BEHEMOTH-Song zu tun hat.

Die beiden Tracks "Ov My Herculean Exile" und "Neo-Spartacvs" fallen eher durch ihre nervigen Titelnamen auf, denn durch überzeugendes Songwriting. Technisch (wie immer) sehr gut umgesetzt, wirken die meisten Nummern auf "Opvs Contra Natvram" total künstlich und leblos. Mir ist das ganze Album zu unorganisch und zu aufgesetzt. Dieses Gefühl vergeht auch beim Hören der zweiten Album-Hälfte nicht. Die Stücke ziehen an mir vorüber und hinterlassen null bleibenden Eindruck. Das gilt übrigens auch für das total einfallslose Cover-Artwork, zu dem Nergal nach eigener Aussage durch die Album-Fronten von RAMMSTEIN inspiriert wurde. Ganz ehrlich? Da hat das Streichholz-Cover vom vorletzten Longplayer der Berliner neudeutschen Hartwürste zehn Mal mehr Aussagekraft und Dramatik! [Anm. eines mit dem Hauptrezensenten vertrauten Or-Gang-Isators: jetzt aber! Das mäßig innovative Cover des "Opvs Contra Natvram" zeigt immerhin einen von Schlangen angefressenen Nazarener in multipler Kreuzigung  – besagtes RAMMSTEIN-Album nur ein handelsübliches Streichholz! Vielleicht vermiete ich auch mal meine Unterhose als Covervorlage!]

Fazit:

Mit mir und BEHEMOTH wird das wohl nix mehr in diesem Leben. Technisch top, klanglich top. Musik hörbar. Knapp 45 Minuten lang, und danach eigentlich schon ad acta gelegt. Sorry. 3 Punkte gibts für die objektiv vorhandenen Qualitäten, aber zu mehr reicht es für mich nicht. Amen.

3,0 / 5,0 - Ernst Lustig


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Ernst Lustig
Seite 5: Lord Seriousface
Seite 6: Michael Walzl
Seite 7: Sophia Brandt
Seite 8: Fazit


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