OBITUARY - das 'Dying of Everything' Gangbang-Review

Album Numero elf von den Alligatorwürgern aus Gibsonton im Sunshine State Florida. Die Jungs haben sich ja nach eher dürftigen Alben nach ihrer Reunion wieder etwas gefangen und deshalb bin ich gespannt, ob die Tendenz weiter nach oben zeigt.

Geht man nach dem ersten Song "Barely Alive", dann darf man jedenfalls hoffen. Ein schneller, in der Tradition eines "Find The Arise" oder "Threatening Skies" aus den Boxen hechtenden Song in guter alter OBI-Tradition mit den nach wie vor fitten Stimmbändern von John Tardy.

Die Single (oder wie man das heute nennt) "The Wrong Time" zeigt dann aber zügig die Schwächen des Albums auf. Ein eigenartig matschiger Sound bei dem das Schlagzeug mal mehr, mal weniger präsent ist, ein Song, der ewig langsam in seinem CELTIC FROST-Worshipping herummäandert und irgendwie nicht weiterkommt. Natürlich haben wir den seit Beginn der Band unverkennbaren Gitarrensound und eben Herrn Tardys asoziale Stimme (immer noch Top 3 der ärgsten Death Metal Stimmen!) aber am Songwriting hapert es hier gewaltig. Jetzt bin ich nicht der größte CELTIC FROST-Fan – Schockschwerenot, darf man das sagen [Anm. d. Freischaltenden: aber freilich doch  VENOM haben auch nur zwei gute Lieder!]? – dass allein macht den Genuss des Albums für mich schwierig, weil man eben fast nur CELTIC FROST hört.

"War" ist dann ein unpackbar schlechtes Selbstzitat, von Songwriting keine Spur, einfach nur viereinhalb Minuten Fadesse. Es tut mir weh, ein solches Stück von einer meiner Lieblings Death Metal Gruppen zu hören. "War" hört sich an, wie in die Ecke geschleuderte Versatzstücke aus dem Proberaum der Floridians. Wir sprechen hier wohl von einem der schlechtesten OBITUARY-Songs ever.

Mit "Dying Of Everything" geht es wenigstens ab und zu schneller voran. Ich halte die speedigen Songs von der Kapelle generell für die stärkeren. Klar, gibt es auch im Midtempo-Katalog der Amis Juwelen, aber insgesamt dreht der Reviewer bei schnellerem Material deutlich eher durch als bei den ewigen, doomigen, schweizerischen Langweilern. Insgesamt ist aber auch "Dying Of Everything" mit seinem ideenlosen Mittelteil kein Highlight im Oeuvre der Band. Nur die E-Saite alleine macht es mittlerweile auch nicht mehr. Auch nicht bei den Vorzeige-Rednecks.

Das Anfangsriff zu "My Will To Live" ist simpel, dagegen spricht nichts. Wenn es nicht schon hundertmal (rund, nicht genau) im Genre zu hören gewesen wäre. Wieder geht nichts weiter bei dem Song, der Sound ist ähnlich matschig wie die Everglades und die Drum klingen wirklich eigenartig. 5:20 Minuten ziemlich, ich hasse dieses Wort, aber hier fällt mir nichts anderes ein, langweiliges Herumgeklampfe.

"By The Dawn" klopft etwas erfreulicher aus den Startboxen, kommt aber auch nie wirklich in die Gänge. Wir erkennen schön langsam ein Muster. Leider. Was auffällt, ist der suboptimale Sound der Leadgitarren. Insgesamt ist da für mich bei den Aufnahmen und beim Produzieren einiges danebengegangen. Für eine Band mit der Erfahrung von OBITUARY ist das sehr eigenartig.

"Weaponize The Hate" könnte auf den Klassikeralben stehen, oder – besser – aus den Sessions zu den Klassikeralben stammen. Eines der besseren Lieder auf "Dying Of Everything" aber hier wird auch wieder dem Schweizer Metal-Export Nummer Eins gehuldigt und, wenn auch das nichts Neues im Werk der Amerikaner ist, so macht es die Songs und – im Speziellen diesen Song – auch nicht besser.

"Torn Apart" – erneutes Midtempo ohne Highlights.

Der längste Song, "Be Warned" kommt zum Schluss und ist eines der Lowlights des Albums. Hier geht wirklich gar nichts weiter. Was sich die Songwriter hier gedacht haben, ist mir ein Rätsel. Der Song kommt fast sechs Minuten nicht aus den Startlöchern. Man hätte gerne – Obacht: Ich-Botschaften! – ich hätte hier gerne ein kernig marschierendes Bookend gehabt und bekomme ein müde dahinrollendes Stück Death Metal, welches mich aber sehr zügig müde macht.

Insgesamt ist "Dying Of Everything" eine Riesenenttäuschung. Schlechter Sound, müdes Songwriting und CELTIC FROST über alles machen das Album zu einem der dürftigsten im Katalog von OBITUARY. Ewig schade, nachdem es ja noch unlängst durchaus wieder bergauf ging.

2,5 / 5,0 - Christian Wiederwald


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Jörn Janssen
Seite 3: Ernst Lustig
Seite 4: Lord Seriousface
Seite 5: Peter Haider
Seite 6: Christian Wiederwald
Seite 7: Richard Kölldorfer
Seite 8: Fazit


ANZEIGE
ANZEIGE