Interview: Megadeth - David Ellefson

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Sollte 'TH1RT3EN' tatsächlich das letzte MEGADETH Album sein, dann ist es definitiv ein Album mit dem man erhobenen Hauptes abtreten kann.

Der zurückgekehrte MEGADETH Basser David Ellefson über das neue Album 'TH1RT3EN', die Magie des Wiener Gasometers und die spannende Antwort auf die Frage, ob 'TH1RT3EN' tatsächlich das letzt Album der MEGADETH Karriere sein wird.

Text: Reini
Veröffentlicht am 18.10.2011

Hi David! Sag wie fühlt es sich an wieder Teil einer MEGADETH Albumproduktion zu sein. Das letzte Mal war 2001 beim „The World Need’s A Hero“ Album?

Es fühlt sich verdammt gut an Mann! Ich bin ziemlich erfreut darüber, es war eine lange Zeit *lacht*
Wir alle sind durch ziemliche Veränderungen gegangen, das hat uns stärker gemacht, sowohl unsere persönlichen Charaktere, als auch unsere musikalischen Fähigkeiten haben davon profitiert. Das alles haben wir auf den Tisch gebracht und daraus ist eines der wirklich besseren MEGADETH Alben entstanden.

Aufgenommen wurde „TH1RT3EN“ ja wieder in Dave’s Vic’s Garage Studios. Wie angenehm ist es eigentlich ein Album, sagen wir, zu Hause aufzunehmen?

Die größten Kosten bei einer Albumaufnahme sind ja die Studiokosten, das war schon immer so. Aber es hat sich auch verändert. Durch neue Aufnahmetechniken ist es mittlerweile völlig egal wo du lebst, ob in Los Angeles, in Moskau, in London oder sogar in den österreichischen Alpen, durch die Computerunterstützung ist nicht nur die Qualität besser geworden, das Ganze ist mittlerweile auch wieder erschwinglich. Das ist nicht nur gut für etablierte Bands wie MEGADETH, sondern auch junge Acts profitieren davon gewaltig. Wir wissen ja alle, dass die Plattenverkäufe den Bach runter gehen, die Budgets werden immer kleiner, wir sparen dabei aber immens Kosten und wir sind auch weit schneller als in der Vergangenheit. „TH1RT3EN“ haben wir aufgenommen während wir auf Tour waren. Wir spielten im April die BIG FOUR Show in Kalifornien und dann jene in Deutschland im Juli und das war der Zeitraum wo wir das Album gemacht haben. Daran siehst Du aber auch, dass Vic’s Studio mittlerweile eine Moblie Recording Unit geworden ist.

Ihr habt Euch ja diesmal für Johnny K als Produzenten entschieden. Johnny K kennt man von seiner Arbeit mit DISTURBED, SEVENDUST oder STAIND. Ich glaube ja, dass außer MACHINE HEAD ihr mit Sicherheit die härteste Band seid, mit der Johnny K je zusammen gearbeitet hat. Wie war es mit Johnny?

Es hat wirklich prima geklappt mit uns. Ich hab die Arbeiten von Johnny sicher die letzten 10 Jahre lang intensiv verfolgt und als wir anfingen uns über Produzenten Gedanken zu machen, war er für mich die Nummer 1 auf der Liste. Er hat wirklich großartige Alben produziert, die noch dazu allesamt irrsinnig erfolgreich waren. Außerdem wusste ich, dass Johnny K ein riesiger MEGADETH Fan ist, er wuchs mit unserer Arbeit auf. Und das war für mich das Spannende an der Sache, sein modern Ear und seine Qualität als Produzent auf einem MEGADETH Album zu hören.

Auch Dave kam mit Johnny wirklich total gut zurecht, die beiden haben es geschafft sich gegenseitig mit Ideen hochzuschaukeln und das Ergebnis ist nicht nur ein superb klingendes neues Album, sondern auch ein irrsinnig musikalisch fokussiertes. Für mich genau das perfekte Album in der jetzigen Phase von MEGADETH.

Wenn wir „TH1RT3EN“ mal direkt mit seinem Vorgänger „Endgame“ vergleichen, würde ich sagen, dass „TH1RT3EN“ sicher mehr Songs mit diesen unsterblichen, catchy MEGADETH Hooks hat, „Endgame“ war eindeutig härter, einen „Headcrusher“ hab ich z. B. auf dem neuen Album keinen gefunden. 13 hat viel, viel mehr von diesen catchy Tracks, mir fallen da ganz spontan mal “Sudden Death” and “Public Enemy No.1”, the “Black Swan”, “Millennium Of The Blind” oder der Titletrack ein, aber auch “Guns, Drugs & Money” und “Never Dead” gehen in diese Richtung…

Da stimm ich Dir voll und ganz zu. Und um ehrlich zu sein, das ist genau jene Seite von MEGADETH von der ich das Gefühl hatte, sie müsse wieder zurückkommen. Weißt Du, während meiner Zeit in MEGADETH, ich spreche jetzt teilweise von den late 80ies, aber hauptsächlich den 90ies, dieser melodisch-organische Sound, der ist mir in letzter Zeit bei MEGADETH komplett abgegangen. Ende der 90er bis dann ins neue Millennium hinein hat sich natürlich die Art der Albumproduktionen verändert, jene Leute, die MEGADETH Alben produzierten haben verschiedenste Ideen mit eingebracht… Ich wollte die Zeit zurück haben, die Zeit von Alben wie „Peace Sells…“, „So Far, So Good...So What!“, „Rust in Peace“ oder „Countdown to Extinction“, die allesamt natürlich und organisch geklungen haben.

Und weißt Du was! Obwohl Johnny hauptsächlich moderne Produktionen gemacht hatte, war seine Vision für „TH1RT3EN“ eine komplett natürliche. Das ist ein MEGADETH Album hat er gemeint, es muss nicht überproduziert sein, es muss keine RUSH-like Orchesterparts oder Keyboards haben, es braucht auch keine ausgefallene Instrumentierungen, es soll einfach nur ein MEGADETH Album sein. Und ich war so froh, dass er diese Meinung hatte, denn manchmal wenn Du ein richtig hartes Album machen möchtest, dann musst Du die Melodien dafür opfern. Und glaub mir, es hat mir persönlich so gut getan diese Classic, Vintage MEGADETH Melodien wieder aus einem Mix herauszuhören.

Noch einen Vergleich hab ich – „Endgame“ hätte ja ziemlich gut zu „Rust in Peace“ oder auch „Youthanasia“ gepasst, während dessen TH1RT3EN“ superb neben einem „Countdown to Extinction“ funktioniert.

I completely agree, a 100% agree

Für mich ist in vielerlei Hinsicht “Countdown…” mein persönliches Lieblingsalbum von MEGADETH. Es hat den Biss und die Wildheit von „Rust in Peace“, aber es zeigt für mich eine eindeutigere Reife was das Songwriting betrifft. Und das ist das Schöne an MEGADETH, dass wir beides können. Entweder wir tüfteln irrsinnig lang an Songs herum, oder wir lassen es einfach laufen und verändern kaum etwas, was z.B. bei „Rust in Peace“, aber auch „Peace Sells…“ ja der Fall war. Ich kann ja auch verstehen, warum Fans gerade diese Alben lieben, es ist einfach komplett direkter, unverfälschter Metal. Und das coole ist ja, wir können das noch immer, jetzt 28 Jahre nach Bandgründung, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass wir dies oder das nicht mehr machen können, weil wir zu alt wären oder so, diese Probleme haben wir nicht. Wir sind lebhaft, gesund, wir alle in der Band fühlen uns als ob wir 25 wären *ha ha ha*Und mit diesem Spirit und diesen Emotionen haben wir auch am neuen Album gearbeitet und das ist ja auch etwas, dass man entweder hat oder nicht hat. Kein noch so überbezahlter Records Producer kann das aus Dir heraus kitzeln, keine noch so trickreiche Aufnahmetechnik kann etwas zu Tage fördern was schlicht und einfach nicht da ist… Ich bin in der glücklichen Lage, da ich ja jetzt wieder Teil von MEGADETH bin, Dir zu sagen, bei uns ist das Alles noch da, we still have it.

Es gibt ja auch einen coolen Österreich Bezug auf dem neuen Album. Zwei der Songs, nämlich „Public Enemy No. 1“ und „Never Dead“ wurden ja zumindest teilweise im Wiener Gasometer komponiert. Was ist so magisch an dieser Venue?

I don’t know Man, fuckin‘Vienna Rocks that’s all I gotta say!

Wir sind ja eine globale Band. Sicher, wir haben das Album in San Diego aufgenommen, aber da wir ja die meiste Zeit auf Tour waren, ist für mich „TH1RT3EN“ ja fast ein Livealbum.

Das Riff für „Never Dead“ hat uns Dave zum Beispiel das erste Mal im Backstage Bereich in Adelaide/Australien vorgespielt. Zusammengesetzt haben wir den ganzen Song dann tatsächlich bei Euch in Österreich. Das zeigt aber auch, dass „TH1RT3EN“ ein weltumspannendes Album geworden ist.

Ähnlich verhielt es sich auch mit „Public Enemy No. 1“ und es ist total cool jetzt mit Dir darüber zu reden, denn die beiden sind meine persönlichen Favoriten auf dem Album und beide wurden hauptsächlich in Österreich komponiert. I love Austria – the coffee is good, the chocolate is good, the churches looks cool, the fans were great and we made one of the best MEGADETH Songs there .

Als ich im Juli 2010 mit Dave einen Interviewtermin hatte, kam die Frage auf den Tisch, ob den das nächste MEGADETH Album tatsächlich das letzte der Bandkarriere sein würde und er bejahte dies. Nun, jetzt ist „TH1RT3EN“ da und ich stell Dir dieselbe Frage, oder ist es jetzt mit dem neuen Album usw. einfach zu früh um dies genau beantworten zu können?

Ich würde - um ehrlich zu sein - behaupten, dass es derzeit absolut zu früh ist darüber nachzudenken. Ich bin mit der Einstellung wieder bei MEGADETH eingestiegen, dass die Band eine Art Wiedergeburt erfährt. Es ist auch der wiedergewonnen Respekt und die Zuneigung die Dave und ich wieder zueinander haben - als Gentleman, als Freunde, als Familienväter und als Musiker. Ich vertrete derzeit die Meinung, dass MEGADETH solange existieren sollten, solange wir Freude daran finden. Wenn wir in einem Jahr oder so entscheiden, dass wir MEGADETH ad acta legen, dann lass uns das in einem Jahr machen, in der Zwischenzeit freuen wir uns alle auf die kommende Welttournee, das neue Album, welches meiner Meinung nach eines der besten MEGADETH Alben ever geworden ist und sollte es tatsächlich das letzte MEGADETH Album sein, dann ist es definitiv ein Album, mit dem man erhobenen Hauptes abtreten kann.

Dave, ich danke Dir für das ausführliche Interview und auch für die wirklich ehrlichen Antworten!

My pleasure Man!


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