Interview: Soulfly - Max Cavalera

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Ich bin sowieso der Meinung, dass Marc und Ich mittlerweile zu einem dynamischen Duo zusammen gewachsen sind, das kann man durchaus mit Jagger/Richards oder Lennon/McCartney vergleichen.

Max Cavalera wird mit dem Alter immer härter und bösartiger. Und genau darum ist das neue SOULFLY Album „Enslaved“ ein richtig fieser Schlag ins Gesicht geworden. Wir unterhielten uns mit Max nicht nur über das neue Album, sondern auch über das leidige Thema einer SEPULTURA Reunion im klassischen Line-Up

Text: Reini
Veröffentlicht am 29.02.2012

Max, man bekommt ja schön langsam den Eindruck, dass SOULFLY von Album zu Album immer bösartiger, härter und schneller werden. Siehst Du das ähnlich und wenn ja woher kommt das?

Das sehe ich genauso. Der einzig erklärbare Grund für mich ist, dass ich einfach älter werde und im Gegensatz zu vielen anderen, die im Alter immer weicher, immer softer werden, noch an Härte zulegen mag. Das hört man auch auf dem neuen SOULFLY Album, das schon ziemlich vom Death Metal beeinflusst ist. Es dreht sich ja auf „Enslaved“ alles um die Thematik der Sklaverei, es ist mein Sklavenalbum wenn man so will und das ist natürlich auch schon vom Konzept her harter Tobak. Du siehst alles am neuen Album ist extrem, hart und brutal und das mag ich irgendwie. Es ist ja mittlerweile unser achtes Album und wir sind im Prinzip von Album zu Album immer härter geworden und das finde ich nicht nur großartig, nein das möchte ich auch beibehalten.

Du hast ja die Sklaven Thematik auf dem Album angesprochen – ist es eigentlich wahr, dass große Teile des Konzeptes eigentlich als SEPULTURA Album (als Nachfolgewerk von „Roots“ um genau zu sein) konzipiert waren, welches– wir alle kennen die Geschichte – aber niemals veröffentlicht wurde?

Ja das stimmt. Viele Ideen auf „Enslaved“ entstanden ziemlich genau zu der Zeit als „Roots“ herauskam und das ist ja auch schon wieder 16 Jahre her. Wäre ich also zu der Zeit nicht bei SEPULTURA ausgestiegen, hätten sicher SEPULTURA ein „Slavery-Record“ gemacht. Jetzt ist es aber ein SOULFLY Album und das ist für mich persönlich einfach besser. Ich hatte mehr Zeit mich mit diversen Büchern auseinanderzusetzen, ich fand den Albumtitel, der in meinen Augen wirklich „powerful“ ist und um ehrlich zu sein bin, ich verdammt stolz, dass viele Ideen von damals jetzt endgültig auf einem Album gelandet sind. Es ist aber wahrscheinlich auch gerade jetzt die Zeit reif gewesen für so ein Album; 15 Jahre SOULFLY, unser achtes Studioalbum, es hat einfach gepasst.

Und obendrein hast du derzeit auch ein verdammt starkes Line Up zusammen. Tony Campos (ex-STATIC-X, derzeit PRONG und MINISTRY) bzw. David Kinkade (BORKNAGAR, ARSIS, MALEVOLENT CREATION). Inwieweit haben sich die beiden denn ins Songwriting eingebracht, oder sind es nach wie vor hauptsächlich Marc und Du, die für neue Songs zuständig sind?

Nein, das sind noch immer der Marc und Ich. Ich bin zuständig für die Riffs, da bin ich der Spezialist, der Maniac würde ich sogar sagen. Ich liebe es einfach immer wieder neue Riffs zu schreiben und wenn wir dann im Studio sind, werden diese gesammelten Werke zu Songs um funktioniert. Da kommt dann Marc ins Spiel, er ist der Feinmotoriker in der Band. Diesmal war es aber auch wunderbar einen Mann wie Tony in der Band zu haben. Er ist so ein fantastischer Bassist, hat unglaubliches Songgespür und obendrein hat er mit tonnenweise Komplimente für meine ausgearbeiteten Riffs gemacht *lacht*

Ich bin sowieso der Meinung, dass Marc und Ich mittlerweile zu einem dynamischen Duo zusammen gewachsen sind, das kann man durchaus mit Jagger/Richards oder Lennon/McCartney vergleichen. Max und Marc, die beiden machen alles zusammen in SOULFLY, the two main-brain of the Band das sind Marc und Ich.

Du hast Dich ja diesmal für Chris Harris (a.k.a. Zeuss) als Produzent entschieden. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

Es war das 1. Mal das ich mit Zeuss zusammengearbeitet habe. Ich mochte viele seiner vergangenen Arbeiten wie z.B. OCEANO, WHITECHAPEL, THE RED CHORD usw. Das sind jetzt zwar nicht richtig große Bands, aber verdammt starke Alben die Chris da gemacht hat. Ich mochte vor allem die Sounds auf den Platten, das klang wirklich verdammt cool. Ich mochte vom Sound her auch die eher modernere Ausrichtung, verdammt heavy, aber es klang doch alles irgendwie modern. Genau dorthin wollte ich mit „Enslaved“ und darum fiel meine Entscheidung auf Zeuss.

Mit Chris hatten wir eine wirklich relaxte Zeit im Studio, ich bin vom Sound des Albums absolut überzeugt und bin auch der Meinung, dass wir das Beste rausgeholt haben.

Ich bin ja jetzt nicht wirklich mit der portugiesischen Sprache vertraut, aber in „Plata O Plomo“ hab ich dann doch nach ca. 3‘20“ das Wort SEPULTURA aufgeschnappt. Was hat es damit auf sich?

Das hat jetzt nicht direkt etwas mit der Band SEPULTURA zu tun, sondern bedeutet im weitesten Sinne Grab. Der Song handelt von Pablo Escobar, dem Drogenking aus Kolumbien. Die ganze Songzeile bedeutet übersetzt they light the candles in his grave, wobei ich mich natürlich auf Escobar’s Grab beziehe. Es hat also absolut nichts mit der Band SEPULTURA zu tun, sondern bezieht sich ausschließlich auf das Grab von Pablo Escobar.

Ich weiß ja nicht, ob Du Dich noch erinnern kannst, aber am 1. März 2009 haben wir beide schon einmal ein face2face Interview in Eurem Tourbus in Wien geführt welches ich dann nach einer Unterlassungsaufforderung seitens Gloria Cavalera nicht veröffentlichen durfte!!).

Damals hab ich Dich gefragt wie Deine Meinung zu einer möglichen SEPULTURA Reunion mit Andreas, Paulo Jr., Igor und Dir ist. Damals meintest Du, wenn Andreas Dich heute anrufen würde, dann könnte morgen der erste Reunions-Gig gespielt werden. Wie siehst Du heute dieses Thema, mittlerweile gab es ja einige wirklich deftige Kommentare von Andreas?

Also sollte das Thema mal auf den Tisch kommen, dann würde ich sicher darüber nachdenken. Derzeit bin ich aber mit meinen Projekten SOULFLY und CAVALERA CONSPIRACY ziemlich eingedeckt und ich werde auch später im Jahr noch etwas mit Greg Puciato von THE DILLINGER ESCAPE PLAN machen, was in die NAILBOMB Richtung gehen wird. Du siehst also, dass ich eine SEPULTURA Reunion im Jahr 2012 kategorisch ausschließen kann.

Und um ehrlich zu sein, derzeit brauch ich persönlich diese Reunion gar nicht. Aber es würde mich schon stolz machen, wenn es irgendwann mal passieren würde. Ich möchte einfach der Welt noch einmal zeigen, was diese Band draufhatte, wie powerful die Songs von SEPULTURA waren und immer noch sind.

Sollte das in der Zukunft einmal passieren, wäre das cool, wenn nicht, wie bereits erwähnt, ich bin mit meiner Arbeit derzeit mehr als ausgelastet und – das kann man glaube ich schon behaupten – auch erfolgreich.

Max, Danke für Deine Zeit und Danke für die ehrlichen Worte!


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