Interview: Testament - Eric Peterson

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Natürlich möchte ich immer, dass es nach wie vor nach TESTAMENT klingt, aber ich probiere gerne etwas Neues aus.

TESTAMENT Axeman und Hauptsongwriter Eric Peterson über das neue Thrash Geschoß namens "Dark Roots Of Earth"

Text: Reini
Veröffentlicht am 17.07.2012

Eric, euer neues Album wurde ja wieder von Andy Sneap produziert und es klingt im Vergleich zu „The Formation of Damnation“ richtig fett und kompromisslos. War das Euer und Andys Ziel so einen brutalen Sound zu zimmern?

Wir wollten definitiv einen anderen Sound als auf dem Vorgängeralbum haben. Weniger Samples, kaum Pro-Tools, es sollte organisch und warm klingen. Wir wollten einen Sound haben, einen dunklen Sound wie ihn Alben haben mit denen wir aufgewachsen sind, lots of 70ies Stuff ya know. Dabei sollte das Ganze aber im noch modern klingen.

Es ist ja interessant mit anzusehen, dass TESTAMENT immer brutaler und heavier werden je älter ihr werdet. Viele andere Bands werden eher mehr und mehr kommerziell desto älter die werden. Die einzige große Band die mir in diesem Vergleich noch einfällt wären SOULFLY, die werden auch immer brutaler…

Ja es ist interessant, aber desto heavier wir werden, desto melodischer werden wir auch, ich finde, wir mixen das derzeit wirklich ganz gut zusammen. Es ist für mich, der ich ja schon über Jahre hinweg der Hauptsongwriter bin, auch nicht ganz einfach. Ich hab das schon in Interviews zu „Low“, „Demonic“ und „The Gathering“ gesagt, dass ich nach wie vor nach dem perfekten Song suche. Mittlerweile glaube ich ja, dass ich meinem Ziel schon ziemlich nahe komme – nimm „Native Blood“ als Beispiel“, ein Song auf den ich verdammt stolz bin. Angefangen beim Eröffnungsriff mit seinen Harmonien und der Bassdrum, dann dieser old-school Groove mit verschiedenen Beats unterlegt, bis hin zum melodischen Refrain, der von einem Blastbeat getragen wird. Ich kenne niemanden, der hier einen Blastbeat erwartet hätte. Weißt Du, dieses „danana“, da erwartet man doch eher ein „dumdubadum, dumdubadum“ an den Drums, das wäre eher die typische Herangehensweise. Aber da ich doch sehr vom Black Metal geprägt bin, Du kennst sicher mein Sideproject DRAGONLORD, schlag ich gerne die Brücke vom Thrash Metal zum Death Metal hin bis zum Black Metal. Natürlich möchte ich immer, dass es nach wie vor nach TESTAMENT klingt, aber ich probiere gerne etwas Neues aus.

„Native Blood“ ist ein super Stichwort, wie sehr hat den Gene (Hoglan, das zurückgekehrte Drum Monster) diesen Song und vor allem den Blastbeat Part geprägt?

Gene ist ohne Frage der perfekte Drummer um diesen Speed zu spielen, aber als ich den Song schrieb – und das passierte bevor Gene wieder zu TESTAMENT zurückkam - hab ich ihn zuerst mit Jon Allen von meiner zweiten Band DRAGONLORD aufgenommen. Das Endergebnis jetzt klingt ziemlich genauso wie ich es mit Jon als Demo aufgenommen habe, Jon hat da gar nicht lang rumgedoktert, sondern den Track relativ flott eingespielt und das half Gene natürlich als er den Song einprügelte. Er sagte zu mir, ok ich kann mir vorstellen wie das Ganze klingen soll, jetzt lass mich Dir zeigen wie es wirklich gemacht wird. *lacht*

Gene hat generell einen verdammt coolen Job hingelegt, auch bei einem Song wie „Cold Embrace“ (der ersten TESTAMENT Ballade seit 20 Jahren!), der eher untypisch für Gene ist, hat er das Ding einfach superb eingenagelt. Nimm nur den Hi-Hat Part in „Cold Embrace“, wo man ja eher an Drummer wie Beauford Carter (DAVE MATTHEWS BAND), oder Neil Peart von RUSH denkt, wo gefragt war, dass man eher simple und fancy agieren muss, Gene hat das einfach locker draufgehabt.

Es dauerte ja geschlagene 20 Jahre bis ihr nach „Return to Serenity” mit dem von dir angesprochenen “Cold Embrace” wieder eine Ballade aufgenommen habt. Jetzt kann man so was ja nicht am Reißbrett entwerfen, wie kam es zu „Cold Embrace“?

Geschrieben hab ich den Song so rund 2006. Der erste Versuch, wenn wir so wollen, entstand aus einem Jam mit Nick Barker und Nick ist ein riesiger Neil Peart Fan. Ich hab Nick damals erklärt wie ich das Schlagzeug haben möchte, die Hi-Hats, die Cymbals, das sollte alles sehr, sehr leicht klingen. Es hat aber seine Zeit gebraucht, ich hab zwar dieses Element (er meint eine Ballade) in der TESTAMENT Welt vermisst, aber die Zeit war einfach noch nicht reif genug. Sicher, auf „The Gathering“ hab ich das nicht vermisst, auch war uns klar, dass man auf „Demonic“ keine Ballade hätte packen können, auf dem letzten Album hätten wir es machen können, aber da waren wir meiner Meinung nach noch nicht richtig vorbereitet auf so einen Song. Irgendwie war mir klar, dass wir hier warten sollten und eine Ballade erst auf dem nächsten Album bringen sollen.

Alex dürfte ja diesmal wieder mehr ins Songwriting involviert gewesen sein. Nach „The Ritual“ war ja das Klima in der Band nicht wirklich gut, wie sieht es heute aus zwischen Alex und dem Rest von Euch?

Alex und Ich haben diesmal viel enger zusammengearbeitet, auf vier Songs hat er mir wirklich sehr geholfen, das waren „A Day In The Death“, „Throne Of Thornes“, ein paar Teile auf „Cold Embrace“ sind von ihm und er kam mit dem Intro zu „True American Hate“ daher. All diese Kleinigkeiten helfen gerade mir als Songwriter natürlich immens weiter und darum dreht es sich ja. Bei „A Day In The Death“, dieses Zusammenspiel von seinen und meinen Riffs, die haben einen verdammt interessanten Song ergeben. Oder nimm „Throne Of Thornes“, sicher der am meisten epische Song, den wir je geschrieben haben, manchmal erinnert mich dieser Track an einen IRON MAIDEN Song, so in die Richtung „Rime of the Ancient Mariner“, auch ein langer Song, auch viele verschiedene Parts, wir hätten das sicher ein wenig straffen können, schließlich dauert der Track knappe acht Minuten, aber das hat mir nichts ausgemacht. Ich versuche nicht fürs Radio zu schreiben, ich möchte für unsere Fans und natürlich auch für mich Songs schreiben. Ich will das verdammte Ding im Auto hören und nicht darüber nachdenken wie lang eine Nummer jetzt dauert. Mich juckt es überhaupt nicht, dass z.B. bei Rush’s „Hemispheres“ die ganze erste Seite aus nur einem Song besteht.

Bei „Dark Roots of Earth“ war es unser erklärtes Ziel, dass der Titeltrack eine klare Aussage trifft. Die Dark Roots von TESTAMENT gemixt mit den von uns bekannten Harmonien, den ganzen Riffs, verdammt gute und hookie Refrains, es sollte alles relativ schnell auf den Punkt kommen und das ist uns glaub ich ziemlich gut gelungen.

Eric, über eine hoffentlich geplante Europatournee müssen wir noch schnell sprechen, jetzt im Sommer 2012 spielt ihr ja diverse Festivals bei uns, aber was kommt danach?

Wir werden definitiv auf große Europatournee kommen, als Headliner und wir wollen eine richtig große Arena-Show auffahren. Wir waren schon so oft in Europa und haben in diversesten Clubs gespielt, aber wir denken wirklich darüber nach, welches Package wir zusammenstellen könnten um auch mal in den richtig großen Hallen spielen zu können. Wir wollen unser komplettes Stage Equipment, welches wir während der „Carnage“ Tour verwendet haben mitbringen und mit dem neuen Album Cover, welches ja wirklich mächtig aussieht, kann man da verdammt coole Visuals basteln. Das kombiniert mit den neuen Songs, sollte ein wunderbares Spektakel ergeben. Gerade bei „Native Blood“ hoffe ich ja, dass es sich zu einem weiteren TESTAMENT Classics entwickeln wird, so wie „D.N.R. (Do Not Resuscitate)“ (von „The Gathering“) oder „More Than Meets The Eye“ vom letzten Album. Die beiden letztgenannten sind ja mittlerweile richtige Crowd-Favoriten, ganz in der Tradition von „Into The Pit“, „Practice What You Preach“, oder „Over The Wall“.

Eric, Danke für Deine Zeit und hoffentlich kommt die geplante Europatournee in den größeren Hallen wirklich zu Stande.

Okay Man, cool and Thanks!


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