Interview: MACBETH - Ralf Klein

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Er war und ist eine Inspiration - der verstorbene Sänger Wittenburg lebt bei MACBETH weiter...

Und immer wieder kommt eine Band hervor, mit der man nicht gerechnet hat. Die Ostdeutschen MACBETH sind so eine Band. In unseren Sphären nahezu unbekannt, schicken sie sich an, auch außerhalb Thüringens die ihnen zustehende Aufmerksamkeit zu erringen.

Veröffentlicht am 28.08.2012

Für alle, die euch noch nicht kennen: Bitte stellt eure Band kurz vor und schildert euren bisherigen Werdegang.

Uns gibt es seit 1985. Allerdings wurden wir bereits Ende 1986 in der DDR verboten und spielten unter anderem Namen weiter. Nach zwei Selbstmorden innerhalb der Band war dann 1993 vorerst Schluss. Nach zehnjähriger Pause wagten wir den Neuanfang.

Wo liegen eure Einflüsse?

In den Anfangsjahren waren unsere Einflüsse BLACK SABBATH, später dann JUDAS PRIEST und ACCEPT. Am Ende kann man das aber nicht mehr exakt festmachen. Alte METALLICA, SLAYER oder TESTAMENT waren ebenso eine große Inspirationsquelle.

Welches waren die bisherigen Höhepunkte eurer Karriere?

In den 80ern hatten wir schon große Höhepunkte und hatten volle Hütten. Aus der jüngsten Vergangenheit waren sicherlich unser Gig in Wacken und unser Jubiläumskonzert etwas Besonderes.

Und wo lagen die bisherigen Tiefpunkte?

Das Verbot der Band im November 1986 und die beiden Selbstmorde in der Band waren die absoluten Tiefpunkte. Das bleibt für immer in den Köpfen.

Wie entstehen eure Songs?

Beim aktuellen Album stammen alle Songs und auch die Texte von mir. Ich liefere praktisch das Grundgerüst der Songs. Am Ende bringt aber jeder Mann in der Band noch seine individuelle Note mit ein. Was wären die Songs z.B. ohne Simon's Drumming oder Alex' Solospiel?

Woher nehmt ihr eure Inspirationen, sowohl musikalisch als auch lyrisch?

Meistens ist es der Zufall, der die Ideen für neue Songs bringt. Ich habe zum Beispiel einen Stalingrad-Veteranen kennengelernt, dessen Erzählungen mich sehr beeindruckt und berührt haben. So könnte man das fortsetzen. Manchmal ruft auch Olli, unser Sänger, an und sagt, lies dir diesen Artikel mal durch. Die Ideen werden dann gesammelt. Lyrisch gesehen bewege ich mich auf der Linie unseres verstorbenen Sängers Wittenburg und setze seine Art Texte zu schreiben konsequent fort. Er war und ist eine Inspiration.

Wie würdet Ihr eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?

Wir sind in erster Linie eine Metalband und bei Beginn unserer Geschichte gab es diese Unterteilungen noch nicht in diesem Ausmaß wie heute. Wir bauen all das in unsere Songs ein, was uns gefällt. Deswegen entdeckt der eine eben eine Prise Power-, Thrash-, Death- oder eben einen kleinen Happen Black Metal. In erster Linie definieren wir uns auch über den deutschen Gesang. Also würde ich sagen, wir machen deutschsprachigen Metal. Punkt!

Bitte schildere die Entstehungsgeschichte eures aktuellen Albums.

Ich habe zunächst Ideen gesammelt und als genug Material vorhanden war mit der Vorproduktion begonnen. Die Songs habe ich dann allen zum Hören vorgestellt. Da flog die eine oder andere Variante noch in den Müll oder wurde umgeschrieben. Dann hatte jeder Zeit, sich Solo- oder Drumparts zu erarbeiten. Am Ende sind wir ins Studio ohne den Großteil der Songs je zusammen gespielt zu haben. Trotzdem war alles in zwei Wochen im Kasten, weil jeder seine Hausaufgaben gemacht hatte.

Wie unterscheidet sich dieses Album deiner Meinung nach von euren bisherigen Arbeiten?

Das erste Album ist noch deutlich von der Suche nach einem Stil geprägt. Auf der Gotteskrieger ist das schon sehr viel homogener, auch wenn die Titel aus einem größeren Zeitraum stammen. Auf dem aktuellen Album haben wir den Weg fortbeschritten, den wir mit Songs wie "Hunde wollt ihr ewig leben", "Maikäfer flieg" etc. eingeschlagen haben.

Wie sehen eure momentanen Live-Aktivitäten aus?

Unabhängig vom neuen Album spielen wir auch so regelmäßig und werden unsere Liveaktivitäten natürlich mit dem aktuellen Release verstärken.

Mit welchen Bands würdet ihr gerne mal auftreten?

Da gibt es nicht wirklich große Wünsche. Wenn sich so ein Gig wie der mit ACCEPT im Oktober ergibt, freut man sich natürlich.

Was war euer erfolgreichster Gig bisher?

Das kann man so nicht sagen. Die Gigs in den 80ern waren schon teilweise monströs. Im Nachhinein würde ich sagen unser legendäres Konzert im Erfurter Stadtgarten 1986 war mit Sicherheit so ein Höhepunkt. Danach wurde die Band verboten! Das spricht Bände!

Wie würdet ihr die aktuelle Lage der Rock/Metalszene in Ostdeutschland beurteilen?

In Ostdeutschland gibt es eine sehr große und gut funktionierende Szene. Allerdings wird hier besonders Extrem-Metal favorisiert.

Stichwort mp3-Downloads: Dafür oder dagegen?

Ich bin ein Verfechter der alten Abspielformate wie Vinyl oder CDs. Es wird sich aber leider nicht vermeiden lassen, dass es irgendwann nur noch über Downloads geht. Ich persönlich finde es traurig, da wir und auch viele andere Bands immer viel Sorgfalt und Mühe auf die grafische Komponente der Alben verwenden. Es ist doch ein anderes Erlebnis etwas in der Hand zu halten, als diesen seelenlosen abstrakten mp3-Kram per Download aus dem Netz zu zerren.

Bitte hinterlasse hier noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser…

Hört mal in unsere Musik hinein und ihr werdet merken, dass die eigene Muttersprache gar nicht so scheiße klingt, wie viele immer meinen. Deutsch und Metal geht definitiv! In dem Sinne! \m/


Bitte nenne uns für unsere Musiker-Playlist (http://www.stormbringer.at/playlists.php) deine aktuellen Top-5-CDs:

1) BLACK SABBATH - Vol. IV
2) ACCEPT – Restless And Wild
3) METALLICA – Master Of Puppets
4) TESTAMENT - The Gathering
5) PANTERA – Cowboys From Hell


Noch mal danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!


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