Interview: MIDRIFF - Paul Henzinger, Jeremy Lentner, Joshua Lentner

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„Der Musikmarkt wird sich in den nächsten Jahren drastisch verändern und das einzige das einem Künstler dann noch bleibt ist: LIVE spielen!“

„MIDRIFF heißt soviel wie "Zwerchfell" und es beschreibt unserer Meinung nach recht gut unsere Musik. Der Sound von MIDRIFF kommt aus der Bauchgegend und der Name passt gut zum erdigen, harten Rocksound, für den unsere Band steht.“

Veröffentlicht am 08.12.2012

MIDRIFF, die wir euch mit ihrer letzten Eigenproduktion „Broken Dreams“ bereits vorgestellt haben, sind eine geile und energetische Liveband, welche die Bühnenbretter schon mit der US-Hard/Sleaze-Legende LITTLE CAESAR oder U.D.O. teilen durfte, aber auch schon auf zahlreiche andere Gigs in Tirol und im benachbarten Ausland zurückblicken kann.

Ausgereiftes Songwriting, packende Rock-Power und eben die mitreißenden Liveshows sind die Ingredienzen, die das Trio zu einer der besten Adressen nicht nur in der Tiroler, sondern auch in der österreichischen Rocklandschaft machen. Wir freuen uns, euch die sympathischen Tiroler Naturburschen mit dem singenden Drummer, die hemdsärmlig und mit dem nötigen Feuer im Hintern tolle zeitgenössische Rocknummern nur so aus dem Handgelenk zu schütteln scheinen, präsentieren zu dürfen. „Frontmann“ und Drummer Paul Henzinger sowie das Lentner-Brüderpaar Joshua (g) und Jeremy (b) stellten sich den Fragen.


Woher stammt ihr und was könnt ihr zur Entstehung der Band erzählen?
Jeremy: Wir kommen alle drei aus dem Ort Langkampfen aus dem Tiroler Unterinntal. Mein Bruder Joshua und ich kannten Pauls Familie schon lange bevor wir eine Band gründeten. Man kannte sich, wie man sich in einem Dorf nun mal so kennt.
Paul: Nachdem die Band von Joshua und Jeremy gegründet wurde, sind die Burschen an mich heran getreten, und wir jammten ein paar Mal im Proberaum. Wir entdeckten bald, dass dies mehr als nur ein Projekt war und stellten binnen wenigen Wochen ein Set zusammen, welches wir gut sechs Wochen nach den ersten Sessions bereits live vorstellten - damals noch als Coverband. Im Lauf der Monate entwickelten sich die ersten Songs und so fing es an mit MIDRIFF…

Welche Bedeutung hat euer Bandname?
Paul: MIDRIFF heißt soviel wie "Zwerchfell" und es beschreibt unserer Meinung nach recht gut unsere Musik. Der Sound von MIDRIFF kommt aus der Bauchgegend und der Name passt gut zum erdigen, harten Rocksound, für den unsere Band steht.

Was waren die bislang wichtigsten Stationen bzw. Konzerte eurer Karriere?
Jeremy: Ein sehr wichtiges Konzert war für uns sicher der Auftritt auf der Mainstage beim Rock im Ring Festival in Südtirol im Sommer 2012, weil wir somit mal bei einem international etablierten Festival am Start waren, und dieser Auftritt das Ticket für größere Festivals war, wie man bereits im Kalender für 2013 sehen kann. Allerdings war für mich persönlich auch der Aufenthalt in England eine große und tolle Erfahrung. Im Frühjahr spielten wir eine Reihe von Unplugged-Gigs in Manchester.
Paul: Allerdings war eines der wichtigsten Konzerte die Album-Release-Show für "Broken Dreams" beim diesjährigen Regionalfestival "Pölvenrock". Dort hat uns das Publikum zu neuer Höchstform gepusht und zeigte uns durch fleißiges Mitsingen auch, dass sie bereits viele Songs kennen.

Was macht ihr im zivilen Leben wenn ihr nicht gerade die Bühne rockt oder für die Band aktiv seid?
Joshua: Im realen Leben sind wir alle drei sehr fleißige, verklemmte und spießige Streber. Nein! Wir studieren alle drei in Innsbruck. Paul wird irgendwann mal Volkschullehrer, Jeremy macht das Lehramt und ich studiere Erziehungswissenschaften!
Jeremy: So ganz und gar nicht Rock 'n' Roll! Oder vielleicht doch?!

Welche Bands haben euch beeinflusst?
Paul: Natürlich gehören die Alltime-Favouriten wie LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH zu den Einflüssen, das ist klar! Ich höre beispielsweise seit meiner Kindheit PINK FLOYD.
Jeremy: Aber wenn man an etwas zeitgenössischere Bands denkt, dann sind wir alle drei zusammen sehr stark im amerikanischen Hardrock-Sound verwurzelt. Da gehören Bands wie z.B. ALTER BRIDGE oder BLACK STONE CHERRY zu den größten Einflüssen, aber auch CREED, AUDIOSLAVE, NICKELBACK (die alten Alben) und die Metalecke mit u.a. LAMB OF GOD sind dazu zu zählen.



Wie entstehen eure Songs, wer sind die Hauptsongschreiber?
Paul: Bei uns gibt es kein allgemeines Rezept, wie ein Song entsteht. Natürlich schreiben Josh und Jeremy zuhause die meisten Riffs auf der Gitarre. Dort nehmen die Burschen dann ihre Demos auf, schicken sie mir und ich probiere mal, was ich an den Drums machen kann. Es kann aber auch gut sein, dass wir mal zusammen im Proberaum über eine Idee jammen, und innerhalb kurzer Zeit ist ein cooler Song gezimmert, so z.B. „Broken Dreams“.
Jeremy: Grundlegend entstehen sehr viele Songideen zuhause. Wir gehen nie mit der Absicht in den Proberaum einen Song zu schreiben, das passiert halt einfach so.
Paul: Wir können auch nicht behaupten, dass Musik und Lyrics gleichzeitig oder wie oft hintereinander entstehen. Oft gibt es einen fertigen Song, einen Namen aber der Text fehlt noch. Und es gibt auch Fälle, in denen die Lyrics schon stehen aber es fehlt noch die Musik.

Welche Inhalte wollt ihr in euren Texten transportieren?
Paul: Es geht bei uns oft um aktuelle Themen die uns gerade beschäftigen. Aber auch Altbekanntes, das noch mal lyrisch verarbeitet wird. In unseren Songs sind sehr direkte aber auch tiefgründigere Texte zu finden, jedoch zählen wir uns nicht zu den Bands, die mit ihren Texten die Welt verbessern und es auch nicht versuchen wollen! Wir schreiben Rocksongs und keine Manifeste!
Jeremy: Der Song "Grassman's Cottage" ist zum Beispiel an eine Geschichte über einen Mann angelehnt, der in einer Hütte im Wald lebte, welche wir als Kinder immer wieder aufsuchten.

Wer ist bei euch für die Lyrics zuständig?
Paul: Jeder steuert den ein oder anderen Text bei, manchmal die gesamten Lyrics für einen Song, ein andermal nur die Choruslinie oder den Vers. Außerdem haben wir noch ein Ass im Ärmel. Einer meiner Brüder ist lyrisch sehr begabt und überlässt mir immer wieder mal das ein oder andere knackige Textfragment, das dann als Grundlage dient.

Mit welchen Bands würdet ihr gerne auf Tour gehen?
Joshua: Das gibt es sehr viele Bands, mit denen wir gerne spielen würden. Wir hoffen, dass sich das ein oder andere im 2013er bereits ausgeht, wir arbeiten stark daran!

Wie kommt es zu der Besonderheit, dass ihr einen singenden Drummer habt?
Jeremy: Ehrlich? Wir müssten wahrscheinlich Schmerzensgeld ans Publikum zahlen, wenn Josh oder ich ein ganzes Konzert singen würden! Haha! Nein, aber damit eine Band so funktioniert, wie sie funktionieren soll, muss jeder das machen, was er am besten kann!

Ist diese Doppelbelastung auf Dauer nicht zu anspruchsvoll?
Paul: Klar, es ist anspruchsvoll und sehr anstrengend, aber letztlich ist es wie überall eine Frage des Trainings bzw. der Übung und der Krafteinteilung. Ähnlich wie beim Sport muss man wissen, welche Aufgabe man vor sich hat und sich dementsprechend vorbereiten.

Was reizt euch nun, nach der „Grassman´s Cottage“-EP und dem letzten, starken Rock-Longplayer an einem Unplugged-Album?
Jeremy: Aufgrund der Tatsache, dass viele unserer Songs mit einer akustischen Gitarre geschrieben wurden, lassen sich die Lieder auch unplugged zum Besten geben. Nebenbei macht es uns und dem Publikum immer wieder Spaß, etwas "leiser" zu rocken. Und es hat auch so seine praktischen Seiten, Unplugged-Gigs sind in bestimmten Locations einfach lieber gesehen/gehört als eine laute Rockshow! Aber keine Angst, 2013 sind wir wieder mit "Volldampf" am Start.

Wer ist für das überaus feine und gelungene Artwork eurer Veröffentlichungen verantwortlich?
Joshua: Seit dem „Broken Dreams“-Album arbeiten wir mit Dani Hofer von Archetype Design aus Südtirol zusammen (der u.a. auch schon für GRAVEWORM und andere Tiroler bzw. österreichische Hoffnungsträger im Rock- und Metalbereich wie z.B. RAZE THE AEON, PHAROTY, XENESTHIS oder DEVASTATING ENEMY gearbeitet hat - Anmerk. des Interviewers). Er ist in dieser Hinsicht ein super Typ und wir können uns auf seine Designs und sein Gespür für tolle Artworks voll und ganz verlassen! Wir haben in ihm einen optimalen Partner in Sachen Design und Artwork-Arbeit gefunden!

Welches Feedback gab es zu „Broken Dreams“?
Jeremy: Die Reviews, die wir erhalten haben waren durch die Bank sehr gut! Das freut uns natürlich sehr, doch in erster Linie ist es für uns sehr wichtig, dass wir von den Fans und vom Publikum im Allgemeinen Feedback erhalten. Und das ist am Merchandise-Stand bis dato immer ein Hammer!

Wie seht ihr eure Entwicklungsmöglichkeiten in Tirol bzw. die Tiroler Musikszene?
Joshua: In Tirol gibt es für junge unerfahrene Bands viele Möglichkeiten den ein oder anderen Gig zu spielen. Wir waren allerdings nie die Band, die viel von Bandcontests und dergleichen hielten. Leider fehlt es in Tirol an der nötigen Szene, um professionellere Künstler zu fördern. Für uns ist es wichtig, über die Staatsgrenze hinaus zu kommen, viel live zu spielen, um uns im europäischen Kontext etwas etablieren zu können.



Gibt es schon Kontakte über unsere Landesgrenzen hinaus bzw. Feedback aus dem Ausland/Plattenfirmen?
Jeremy: Wie gesagt, spielten wir heuer inkl. der CD-Release-Shows für die Unplugged CD an die 50 Konzerte in ganz Österreich, Deutschland, Italien und England. Das Feedback war bei fast allen Gigs äußerst angenehm. Wir haben auch keineswegs schlechtes Feedback von der ein oder anderen Plattenfirma bekommen, allerdings sehen wir keinen Sinn in sogenannten "Knebelverträgen", in denen eine Band als reines "Mittel zum Zweck" benutzt wird. Der Musikmarkt wird sich in den nächsten Jahren drastisch verändern und das einzige das einem Künstler dann noch bleibt ist: LIVE spielen!

Was gibt es zur neuen Unplugged-Veröffentlichung „Blackout“ noch zu sagen?
Paul: Wir haben "Blackout", das dieser Tage veröffentlicht wird, genau wie das Album "Broken Dreams" und unsere Demo (2010) in unserem kleinen Heimstudio aufgenommen. Wichtig bei dieser Produktion war uns, dass wir dem Titel "Blackout" gerecht werden. So klingen wir, wenn uns der Strom ausfällt, oder zumindest wenn wir unplugged ein Konzert spielen. Nebenbei macht es auch noch sehr viel Spaß, ein Album selbst zu produzieren, zu mischen und zu mastern! Natürlich ist das zeitintensiv, aber es lohnt sich!

Was ist für 2013 geplant und wie sehen die nächsten Schritte für euch aus?
Jeremy: Für 2013 sind LIVE-Konzerte das wichtigste. Einige Termine sind bereits bestätigt. Wir werden allerdings versuchen, so viele Konzerte wie nur möglich in Deutschland zu spielen. Außerdem ist eine ausgiebige Promotionkampagne für beide Alben („Blackout“ und „Broken Dreams“) für Deutschland, Belgien und die Niederlande in Arbeit und noch einige Dinge, über die wir zurzeit noch nicht sprechen können.

Die nächste Chance auf einen MIDRIFF-Gig habt ihr am 18.1.2013 im Weekender Innsbruck, wenn die Band den Club für die ebenfalls einheimischen Durchstarter MARROK vorheizen!


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