Interview: Unhale - Mark & Niko

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Jeder, der eine S-Budget-Gitarre zuhause hat, gründet eine Band. Das führt mir wieder vor Augen, wie grausig unsere Szene ist.

Mit "Human Race" haben die steirischen Metalcore-Rabauken UNHALE soeben ein richtig fettes Teil auf die Ladentische geknallt. Sänger Niko und Bassist Mark stellten sich bereitwillig dem ausführlichen Stormbringer-Kreuzverhör.

Veröffentlicht am 07.12.2012

„Human Race“ ist euer zweites Album und hat bislang durchwegs gute Kritiken einfahren können. Der Albumtitel ist mir aber ein bisschen zu allgemein formuliert. Auf was wollt ihr da genau ansprechen? Steckt ein Konzept dahinter?

Niko: Es gibt einen netten Film der sich „Flucht aus L.A.“ nennt, in dem am Schluss die gesamte Menschheit wieder auf Steinzeit-Niveau katapultiert wird. Nachdem Snake Plissken das getan hat sagt er „Welcome To The Human Race“. "Human Race" soll einfach wiederspiegeln, dass wir auch ein Tabula Rasa brauchen könnten um einige Sachen wieder hinzubiegen. Konzeptalbum ist es keines, aber es behandelt überwiegend das Thema Ungerechtigkeit.

Für das Album seid ihr jetzt beim 7Hard-Label untergekommen, wurde eh längst Zeit, hehe. Wie seid ihr mit den Leuten dort in Übereinkunft gekommen und gab es auch andere Möglichkeiten?

Mark: 7Hard haben uns geschrieben bzw. angerufen und nach einer Zusammenarbeit gefragt. Es hätte auch noch eine andere Möglichkeit gegeben, aber am Ende haben wir uns für 7Hard entschieden und den Vertrag unterschrieben.

Das Cover-Artwork sagt ja „hear, see and speak no evil“ aus. Was hat es damit in Kombination mit dem Album auf sich und seid ihr persönlich Christenprediger oder Teufelsanbeter? Oder ist euch der ganze Religions-Krimskrams sowieso egal?

Niko: "No gods, no heavens, no heroes will guide my way into the distance." Das Album soll zum selberdenken anregen. Weder von irgendwelchen Göttern, noch von irgendwelchen Autoritäten soll man sich das Leben vorleben lassen. Man kann alles selbst entscheiden und das ist auch gut so.

Wirklich fett ist ja wieder mal der Sound geraten. Verratet doch mal, wie man das im südsteirischen Weinland mit wenig Budget so gut hinbekommt.

Mark: Naja, wir haben für diese CD auch unser Budget wirklich gesprengt.
Unser Glück war, Stefan Kaschel fürs Recorden und Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) für den restlichen Sound zu bekommen. Man muss eben umso mehr Zeit investieren anstatt Geld, dann klappt das auch irgendwie. Und da sind wir froh, dass unser Gitarrist Luke sich sehr viel Zeit genommen hat.

Kommen wir nun zu ein paar Songs, die besonders positiv herausstechen. Habt ihr beispielsweise wirklich „No Gods, No Heroes“? Weder auf persönlicher, noch auf musikalischer Ebene?

Mark: Seine persönlichen „Heroes“ hat denk ich jeder. Und „Gods“…die, die sie brauchen sollen ruhig daran glauben.
Niko: Das darfst du nicht so wörtlich nehmen. In dem Lied geht es darum, selber den Weg zu finden, den man gehen möchte. Für mich war es nun mal die Lösung zu sagen – ich bin mein eigener Herr und will mich nicht an fiktive oder reale Idole binden.

Den „Battlecry“ würde man auch eher einer Viking-, oder Methorn-Kasperl-Band zugestehen, worum dreht sich eurer?

Niko: "Battlecry" ist einfach nur pures Wutgeschrei. Im Endeffekt ist der Song ein Supporter für aggressive Grundstimmung.

„Division Confidence“ könnte sich ja auch um euch drehen. Ihr scheint zumindest genug Selbstvertrauen zu haben, da ihr nicht unbedingt den Standard-Metalcore herunterklopft, sondern meiner Meinung nach wesentlich „metallischer“ klingt. Habt ihr da auch mal Probleme mit der selbsternannten Szenepolizei? Egal ob jetzt aus dem Metal- oder Hardcore-Bereich?

Mark: Eigentlich nicht wirklich. Ich glaub eher, dass eben die ganzen Magazines mit ihren ewigen „Band- und Genrevergleichen“ diese Themen immer wieder von Neuem anheizen.
Niko: Das stimmt. Je mehr sich die Magazine dagegen wehren, Gutes über Metalcore-Bands zu schreiben, desto länger wird das Thema aktuell bleiben. Aber es ist schon ab und zu schwierig/nervig wenn man in einem Review nur auf's Genre reduziert wird.

Warum allgemein ist es für viele Leute aus beiden Lagern noch immer so schwierig, miteinander klarzukommen? „Getrennt im Geschmack, gemeinsam in der Sache“ scheint ja nicht wirklich vorzuherrschen.

Niko: Wenn du es genau beobachtest, sind es eigentlich immer nur die Idioten, die nicht klarkommen. Die Netten, Aufgeschlossenen haben null Probleme mit z.B. uns. Solange der Metalcore nicht stupide einfallslos ist. So was will ich zugegeben auch nicht mehr hören. Das hält mir nur wieder vor Augen, dass jeder der eine S-Budget Gitarre zu Hause hat, eine Band gründet, was dann wiederum zur grausigen Szene führt, die wir zur Zeit hier haben.

Pittet man bei euch zum Mosh oder dürfen eure Fans sich auch mal den Nacken beim Headbangen auskegeln?

Mark: Wenn die Leute wollen, dann sollen sie Walzer tanzen. Wir geben euch die Musik und ihr geht ab. Natürlich sehe ich persönlich immer gern ein paar Kopfschüttler.
Niko: Ich hätte ganz gerne beides, aber friedlich also ohne dass nach zwei Minuten die Banger den Pittern die Fresse polieren wollen. Aber das funktioniert nur selten. Primär stimmt das, was Mark sagt.

Da ihr auch alle drei Songs eurer 2011er EP „Fallen Utopia“ auf das „Human Race“-Album geworfen habt, würde mich interessieren, ob das ein bewusster Schritt war und vor allem auch, ob ihr noch mehr Songs in der Schublade habt, die ihr allerdings noch nicht nirgends veröffentlicht habt?

Niko: Wir hatten ein Sortiment an Songs von denen wir überlegt haben, welche wir dann auf das Album schmeißen sollen. Und da die drei EP-Songs gut angekommen sind, haben wir sie mit in die Auswahl genommen. Am Ende waren eben diese drei Songs für uns wünschenswerter am Album. Zur Zeit schreiben wir schon die Songs für das nächste Album.

Die zwei Stimmen funktionieren nicht nur auf dem Album gut, sondern vor allem live. Wo ich auch immer ihr spielt, zufrieden sind die Leute fast immer. Würdet ihr euch als Liveband sehen und was macht denn eine gute Liveband aus?

Niko: Absolut! Wir sind zwar alle gerne im Studio und natürlich ist es super, ein fertiges Album in den Händen zu halten, aber im Endeffekt leben wir noch immer alle für die Bühne. Wie du schon sagst, die Leute sind immer zufrieden und das liegt glaube ich daran, dass wir einfach alle ziemlichen Spaß an der Sache haben und nicht zu sehr auf oberflächliches Zeug achten.

Dass ihr mit eurem UNHALE-Hobby nicht in schilcherländlichen südsteirischen Schlössern leben könnt, leuchtet ein, doch wie viel Zeit bleibt neben den Day-Jobs, Studien etc. noch für die Band? Wärt ihr gewillt für ein wirklich fettes Tourangebot die „Daily Routine“ sausen zu lassen?

Mark: Die Zeit ist wirklich knapp nebenbei. In der letzten Zeit ist das Proben auch etwas kurz gekommen. Das wird sich jetzt allerdings wieder ändern. Für ein fettes Tourangebot könnten wir uns auf alle Fälle vorstellen unsere Jobs und Studien derweil einzufrieren. Deswegen machen wir das Zeug hier ja, haha.

Jetzt werden einer jungen, nicht zwingend Ö3-tauglichen Band vor allem in Österreich gerne mal Steine in den Weg gelegt oder jegliches Vertrauen ins Können abgesprochen. Hattet auch ihr schon negative Erfahrungen und wie würdet ihr die heimische Szene im Allgemeinen bewerten?

Mark: Das lass ich lieber jemand anderen beantworten…sonst hab ich wieder schlechte Nachreden, haha
Niko: Dass der Metal eine Außenseiter-Rolle hat, ist doch für uns alle nichts Neues. Es war noch nie so, dass die Radios und TV-Shows sich um Metalbands gerissen haben. Also hat sich an der Sache nicht wirklich viel verändert. Auch klar ist, dass nicht jede – sorry – Mist-Band sich darüber aufregt nicht gefördert zu werden, obwohl sie noch nicht mal drei Songs fertig haben. Wie man bei THE SORROW sieht – harte Arbeit führt zu etwas, egal in welcher Szene man sich befindet.

Habt ihr eigentlich interessante, perverse, abartige, lustige oder einfach nur unfassbare Erlebnisse bei euren bisherigen Shows gemacht? Nur raus mit der Sprache, hehe.

Niko: Unfassbar war auf jeden Fall, dass bei unserem CD-Release so viele Leute da waren und das Grazer Explosiv so abgegangen ist. Das war wirklich eine schöne Bestätigung, dass man was richtig macht.

Wie sehen die näheren Pläne für die Zukunft aus? Schreibt ihr bereits an neuem Material oder habt ihr anderweitig bereits Ziele ins Auge gefasst? Worauf kann man sich gefasst machen?

Niko: Ja, wir schreiben schon an den Songs für das nächste Album. Wann es kommen wird, können wir zurzeit noch nicht sagen. Außerdem wollen wir bei Zeiten mal ein Video veröffentlichen. Macht euch auf jeden Fall drauf gefasst, dass es von uns noch einiges zu sehen/hören geben wird.


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