Interview: Souldrinker - Chris & Markus

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Das Musikbusiness verändert sich gerade radikal. Und viele alteingesessene 'Business-Leute' kapieren das nicht...also warum soll ich jemandem glauben, der bald ausgestorben ist?

Basser Chris und Gitarrist Markus von den Senkrechtstartern SOULDRINKER gaben uns ausführlich Auskunft über die bisherigen Geschehnisse rund um die Band, Infos zur EP und zur gerade absolvierten Tour...

Veröffentlicht am 19.04.2013

Basser Chris Rodens (auch WATCH ME BLEED) und Gitarrist Markus Pohl (auch MYSTIC PROPHECY) von den Senkrechtstartern SOULDRINKER gaben uns ausführlich Auskunft über die bisherigen Geschehnisse rund um die Band, Infos zur „Semper Fidelis“-EP (zum Review) und zur gerade absolvierten Tour mit SERENITY…

Wie kam die Kollaboration unter den Bandmitgliedern (Chris, Drummer Steffen und Vocalist Alex spiel(t)en bei WATCH ME BLEED, Markus bei MYSTIC PROPHECY, Sängerin Iris bei THE MYSTERY) zustande?

Chris Rodens: Der Kern der Band besteht aus WATCH ME BLEED-Leuten, wobei ich vom Gesang zum Bass gewechselt bin. Wir spielen alle schon seit Jahren zusammen, wissen wie der andere tickt und können uns aufeinander verlassen. Die Iris haben wir im Zuge unserer Sängerinnen-Suche gefunden...Steffen kannte sie, hat sie in den Proberaum geschleppt...und es hat gepasst. Ihre Stimme war der fehlende Baustein.

Wie jene mit Dennis Ward (PINK CREAM 69) und Eike Freese (DARK AGE)?

Markus Pohl: Eike kannten wir auch schon durch die WATCH ME BLEED-Produktion. Ihm kann ich den Sound gut anvertrauen, weil er genau weiß, was wir brauchen. Und weil er uns nicht den typischen Metalsound verpasst hat, sondern unsere rockige Attitude durch den Sound unterstreicht. Ich muss nicht lange diskutieren, sein Mix passt einfach zu uns. Dennis war vor Jahren einmal mit Chris zusammen in einer Band und hat auch schon zwei SYMPHORCE (bei denen Gitarrist Markus und Drummer Steffen Theurer ebenfalls tätig waren, Anm.d.Interviewers) -Alben produziert. Ich merke immer öfter, wie wichtig es ist, gerade bei Recordings und beim Arbeiten von Songs Leute dabei zu haben, mit denen man nicht nur menschlich klar kommt, sondern auch ähnliche Vorstellungen hat. Wenn letztere sich komplett unterscheiden, steckt man nur zurück und findet sich ganz schnell in einer neuen, sehr defensiven Rolle innerhalb des Bandkonstruktes. Und das kann einfach nicht gut sein, egal auf welcher Seite man steht.

3/5 der Band kommen aus Deutschland, der Rest aus Österreich…fühlt ihr euch jetzt als eine deutsche oder österreichische Band?

Steffen Theurer (Drums): Ja!!!
Markus: Wenn Du unsere beiden Österreicher fragst, sehen sie uns maximal als TIROLER Band...hahahahaha
Chris: So sieht's aus...

Das Spezielle bei SOULDRINKER ist ja die perfekte Verschmelzung von Härte und Melodie. Wer kam auf die Idee der „Vermelodiösierung“ der WATCH ME BLEED-Songs?

Markus: Georg von SERENITY, wenn auch sehr indirekt. Er hat einen Opener-Slot auf seiner Tour frei...da hat Chris einfach mal spontan zugesagt. Die Tour war da, aber was spielen wir… ? Die schnell aufkommende Idee, WMB-Songs zu nehmen und darauf zu singen wurde von den meisten unserer Freunde und Bekannten als unmöglich abgestempelt. Getreu unserem Motto "Jetzt erst recht" machten wir uns also an die Arbeit. Naja, die EP ist fertig und wir waren erfolgreich auf Tour mit zwei Melodic-Metal-Bands. Dazu muss ich wohl nichts mehr sagen. Letztendlich muss ich aber auch zugeben, dass unsere Neugierde diesen Anstoss hat in die Tat umsetzen lassen. War es wirklich möglich? Eigentlich waren die Songs so nicht komponiert. Auf der anderen Seite gibt es Bands, die komplette Songs nur auf einem Ton spielen und melodische Vocals haben. Warum sollte das andersrum nicht auch gehen? Ich weiß.. normalerweise macht man das andersrum: Band, Platte, Tour. Ist uns völlig egal… Dennoch muss ich Dir recht geben: Mir dieser Art Musik sind wir sehr speziell. Ich war daher erstaunt, wie unproblematisch das live trotzdem angenommen wurde, auch wenn die Songs Blastbeats enthalten oder auch mal schon ins Thrashige gehen. Nie hab ich erlebt, dass wir fehl am Platz waren. Das zeigt einfach, dass die Fans unsere Musik nicht nur gut fanden, sondern doch viel offener sind, als das der Musikindustrieapparat wahrhaben will.
Chris: Schon während der Aufnahmen zum letzten WATCH ME BLEED-Album kam immer wieder auf, man könnte doch hier und da auch ganz gut auf die Musik singen. Allerdings kam das für uns bei WMB nie in Frage. Aber als wir die Tour angeboten bekommen haben...hab ich einfach zugesagt und wir standen erstmal da...mit Tour und ohne eine Band, die dazu passt. Also haben wir die Gelegenheit ergriffen und eben etwas neues auf die Beine gestellt...mit bewährtem Unterbau sozusagen.

Für die Melodien/Gesangslinien habt ihr ja Fabio von SERENITY zu Rate gezogen….

Chris: Wie vorher schon erwähnt, war die Idee ja auf die schon fertigen WATCH ME BLEED-Songs neue Gesangsmelodien zu schreiben...und bevor wir uns überhaupt auf die Suche nach einer Sängerin machten...wollten wir wissen ob das ganze überhaupt möglich ist. Fabio ist ein absoluter Ausnahmesänger und -musiker. Zusammen mit seinem Kollegen Ivan betreibt er auch das Artsonika-Studio in Italien. Ich hab ihn gefragt ob er nicht probehalber mal die Gesangsmelodie für einen Song schreiben und einsingen will. Das Ergebnis das er und Ivan dann abgeliefert haben, war so überwältigend, dass wir ihn gleich engagiert haben, für alle Songs Melodien zu schreiben...und er hat das wirklich richtig fett gemacht. Und mit der Iris haben wir dann auch noch die passende Stimme gefunden.
Markus: Yeah!!!! Er ist aussergewöhnlich gut in solchen Sachen. Ich kann mir vorstellen, dass er bei manchen Songs wohl als erstes dachte "Holy shit". Zu solch harter Musik Gesangsmelodien zu schreiben ist eine Herausforderung, die er angenommen und bravourös gemeistert hat. Natürlich hat Iris das dann noch an sich angepasst und auch eigene Ideen eingebaut...es hat einfach alles gepasst.

Wer ist bei euch zur musikalischen Brutalofraktion zu rechnen, wer zur Melodicfraktion?

Markus: Ich glaube, alle ausser Iris gehören zur Brutalofraktion hahahaha.. dennoch: Jeder von uns hört viele Sachen aus allen möglichen Stilrichtungen. Das sollten wir uns auch bewahren. Der Mix aus vielen verschiedenen Stilen und die breit gefächerten Einflüsse machen letztendlich SOULDRINKER aus. Die Musikstile vermischen sich sowieso immer mehr und die Grenze zwischen "Brutalo" und "Melodiös" kann ich selber schon nicht mehr erkennen. Und warum auch? Die heutigen Tourpakete sind musikalisch oft breit gemischt und das macht es für einen Fan ja auch interessant. Selbst Festivals versuchen durch gute Mischung verschiedener Stile immer wieder Akzente zu setzen.

Wer ist grundsätzlich für´s Songwriting zuständig? Wer für die Texte?

Markus: Texte macht Chris, Songs kommen erst einmal von mir und werden dann umgebaut. Da sind dann alle dabei, sogar Eike Freese oder Dennis Ward, die auch noch Ideen einbringen. Diesmal eben auch der Fabio von SERENITY...wir schrecken da nicht vor einer Zusammenarbeit zurück. Mal sehen, was die Zukunft bringen wird…
Chris: Bisher waren Markus und ich ein eingespieltes Team in Sachen Musik und Texten...ausgearbeitet hat man dann als Band und mit unseren Produzenten. Wir lassen das auf uns zukommen...die Iris ist nun erst richtig in der Band angekommen...und kann ihre Ideen einbringen. Das wird sicher aufregend und interessant.

Was hat es mit den „Sixteen Men of Tain“ auf sich? Seid ihr Whiskyliebhaber?

Chris: Absolut...speziell schottischer Single Malt hat es mir angetan. Und Glenmorangie (um diese Brennerei geht es in dem Song) macht einige meiner Lieblingssorten. Die Brennerei steht in der Stadt Tain und traditionell arbeiten immer nur sechzehn Männer in der Destille. Da bin ich auch ganz der fanatische Sammler, der auch mal viel zu viel Geld für eine besondere Flasche ausgibt.
Markus: Yes, unser Drummer kann ganze Flaschen leer schnuppern, er liebt den Geruch rauchiger Whiskys...und natürlich den Geschmack...hahaha!!! Allerdings gilt für uns alle die Regel: Es muss Single Malt Scotch sein. Lass uns bloß keine Flasche auf Tour erwischen, ganz schnell wird da mal jemand in die Koje getragen…

Was darf man in näherer Zukunft von euch erwarten – was sind die nächsten Ziele…Longplayer, Konzerte? In welche Richtung soll der Sound zukünftig tendieren – welche Bands könnten dafür als Referenz dienen?

Markus: Ehrlich? Wenn wir das so genau wüßten! Erstmal ist zu überlegen, ob wir ein Label benötigen. Oder ob es überhaupt Businesspartner gibt, die uns weiterbringen wollen und können. Daran wird wohl ein Longplayer auch hängen. Unser Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar am 'Live' spielen. Wir wollen raus, halten weiter Ausschau nach Touren und Festivals. Die Band explodiert auf der Bühne und lässt sich einfach nicht mehr halten. Jetzt geht es ans nach Vorne schauen und zu spielen. Zusätzlich werden wir natürlich weiter an Songs arbeiten. Im Fokus steht das allerdings nicht so sehr. Ein Longplayer steht eher in der Schwebe und die Frage ist, ob das überhaupt noch zeitgemäss ist. Ich habe gelesen, dass SKID ROW vorerst auch mit EPs arbeiten und ich kann mir vorstellen, dass das die Zukunft ist. An anderen Bands möchte ich mich nicht festmachen, eher im Gegenteil. Ich würde gerne eine Weiterentwicklung unserer derzeitigen Musik forcieren. Es gibt SOULDRINKER nur einmal und die Musik ist eine etwas außergewöhnliche Mischung aus vielem. Genau das möchte ich weiterhin machen. Es soll gut durchdacht, aber dennoch roh sein, viel Melodie und dennoch mit Brutalität gespickt und Grenzen möchte ich mir erst gar keine setzen. Es soll einfach SOULDRINKER bleiben…

Wie steht ihr zu Bands, die ein ähnliches Male/Female-Voice – Konzept verfolgen (z.B. LACUNA COIL)?

Markus: Mit uns vergleichen lässt sich eigentlich keine Band. Zumindest fällt mir gerade niemand ein. Der sehr raue, rockige Frauengesang und die dreckige, aber harte Musik mit viel Melodie ist nicht so sehr vertreten. Letztendlich zählen aber bei jeder Band für mich nur zwei Sachen: Die Musik und die Performance. Für mich ist alles andere hinfällig, wenn diese zwei Sachen nicht stimmen. Welche Besetzung die Band hat, ist mir total egal. PANTERA konnten mit vier Mann mehr Druck und Power veranstalten als andere Bands mit sechs oder noch mehr Leuten. Man muss einer Band immer anmerken, dass sie spielen WILL. Dass sie Bock hat, dass sie es vor einer Show gar nicht erwarten kann, rauszukommen. Dann find ich es auch gut….
Chris: Es sind die Songs...nicht das Konzept. Ob ein, zwei oder drei Sänger...wenn es geile Songs sind, ist alles gut. LACUNA COIL z.B gefallen mir sehr gut...gute Songs und die Stimme von Cristina unterscheidet sich wohltuend von den ganzen Trällerelsen. Diese ganzen Möchtegern-Opera-NIGHTWISH-Klone kann ich nicht ab...da frühstücke ich lieber Rasierklingen.

Sind WATCH ME BLEED durch SOULDRINKER Geschichte oder nur auf Eis gelegt?

Steffen: Wenn man es schwarz/weiss sehen möchte, dann auf Eis gelegt. Wir arbeiten effektiv an SOULDRINKER, haben aber WMB nicht aufgelöst. Sicher wird da in nächster Zeit nicht viel passieren, weil wir eben an SOULDRINKER arbeiten...
Chris: Wenn sich der richtige Zeitpunkt und Moment ergibt...dann werden wir da sicher weitermachen.

Wie sind die ersten Reaktionen der Fans und Presse auf „Semper Fidelis“?

Markus: Unglaublich. Wenn es nach der Presse ginge, würden wir in acht Wochen das Album
veröffentlichen und dann mit METALLICA auf Tour gehen...hahahaha. Wir haben uns in den wildesten Träumen diese Resonanzen nicht vorstellen können. Vielleicht macht es ja diese Mischung aus Dreck, Härte und Melodie aus, das uns so unerwartet diese Reviews einbrachte. Die Fans, speziell auf der Tour mit SERENITY (zum Livereport vom Tourauftakt) waren unglaublich. In Pratteln waren uns die ersten aus Aschaffenburg und Lyon hinterhergereist und haben zum Teil mehrere EPs auf einmal mitgenommen. Leider waren wir ausverkauft zu späterer Stunde, dass der ein oder andere nicht mehr versorgt werden konnte. Man darf nicht übersehen, dass wir vor der Tour total unbekannt waren. Niemand kannte uns, keiner wusste, was mir machen. Dann kommen wir auf die Bühne und schieben mit unseren Songs einen Sound durch die PA, die für diese Tour mehr als unerwartet ist. Und dennoch feierten die Fans mit uns zusammen.
Ich möchte aber auf etwas verweisen. Wir hatten mit SERENITY einen Headliner, der uns jede Freiheit gelassen hat. Als Opener auf Tour muss man oft auf vieles verzichten. Das war hier ganz anders. Wir waren frei in unseren Shows und unseren Entscheidungen, haben auch den ganzen Tag alle immer zusammengearbeitet und uns gegenseitig geholfen. Das alles hat zu sehr entspannten und professionellen Shows geführt. Das Ergebnis war, dass wir uns perfekt bei den Fans vorstellen konnten. Das Bühnenbild passte, auf der Bühne war Platz, die Umbauzeiten konnten gering gehalten werden. Das sind alles Dinge, die der Fan unterbewusst sehr wohl wahrnimmt und die alle Bands, nicht zuletzt den Headliner, einfach besser aussehen lassen. Leider ist solch ein Vorgehen eine echte Ausnahme...
Chris: Wir sind gerade ziemlich überwältigt...die Reviews überschlagen sich mit Lob, Interviewanfragen purzeln rein...und vor allem die Fans waren und sind der pure Wahnsinn. Wir hatten überhaupt nicht mit soviel positiver Resonanz gerechnet...gerade auf der Tour dachten wir, dass wir ziemlich kämpfen müssen, da wir doch der härteste Act waren. Aber die Fans sind viel offener, als man ihnen oft unterstellt. Wie Markus bereits erwähnte...einige sind uns hinterhergereist...kannten die Songs in- und auswendig und haben kräftig mitgesungen.

Wem seid ihr denn „Semper Fidelis“, also „Immer treu“?

Markus: Uns selber! Wir sind auf das, was wir geschaffen haben, zu recht stolz und werden uns nicht verkaufen, nur um in ein Muster zu passen. Wir glauben nichts mehr, wir vertrauen ehrlich gesagt auch keinem mehr, denn wir alle wurden im Laufe unseres Musikerdaseins einfach zu oft beschissen. Aber innerhalb der Band finden wir eben das Vertrauen, und das wollen wir uns erhalten. Das zeigt auch, dass wir uns noch nicht sicher sind, ob wir mit einem Label zusammenarbeiten wollen. Einen Partner nehmen wir dann ins Boot, wenn wir und der Partner etwas davon haben. Aber die Angebote heute sind, wenn Du nicht den Namen einer früher mal bekannten Band oder einen entsprechenden Bekannten hast, nicht gerade berauschend. Letztendlich ist 'SEMPER FIDELIS' auch das Motto der US Marines. Sozusagen eine Sondereinheit. Wir sind in dem Sinne auch eine Sondereinheit. Wir gehen unsere Wege und kämpfen dafür, und auch unsere Methoden sind mehr als ungewöhnlich. Wer bucht denn schon eine Tour, formiert sich dann erst zu einer handfesten Band? Gute Nerven brauchst Du dafür, das kannst Du mir glauben. Und Gegner hast Du bei dem Vorhaben mehr als genug. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Parallelen sehe ich...hahahaha
Chris: Der Band! Und den Fans! Das ist alles was zählt...mehr ist nicht nötig. Das Musikbusiness verändert sich gerade radikal. Und viele alteingesessene 'Business-Leute' kapieren das nicht...also warum soll ich jemandem glauben, der bald ausgestorben ist? Alles was wir brauchen ist unsere Musik und ein paar Leute, die mit uns bei einem Konzert eine fette Party feiern.

Gibt es schon Kontakte zu Plattenfirmen oder setzt ihr hauptsächlich auf neue Vertriebswege/neue Medien? Wie steht ihr zu Gratis-Downloads – z.B. eurer EP - zur Ankurbelung des Marketings?

Chris: Kontakte gibt es...wir sind allerdings gerade am überlegen, ob man nicht auch eigene Wege gehen kann. Wie ich schon und sagte...das Business verändert sich und manche Strukturen sind einfach veraltet. Aber das lassen wir auf uns zu kommen. Unsere EP wird bald als Download und Stream (zum Beispiel HIER) in sämtlichen gängigen Portalen erhältlich sein...auf Soundcloud steht sie sogar schon zum anhören bereit. Wer doch eher eine richtige CD im schicken Digipack möchte...kommt zu unseren Gigs oder kauft sie in unserem Webshop, der bald eröffnet.
Markus: Das meinte ich mit "wenn wir ein Label brauchen". Man muss genau sehen, was eine Zusammenarbeit für beide Seiten bringt. Wir setzen schon sehr viel auf die neuen Medien. Um sich mal eben schnell etwas anzuhören sind die Snippets in den jeweiligen Portalen nicht so schlecht, zumal auf Youtube sowieso immer alles angeboten wird. Auch wenn die Qualität bescheiden ist, aber für ein Bild ist das ausreichend. Der Downloadmarkt ist heute einfach DER große Teil. Ich selber mag gerne CDs, noch lieber Vinyl. Aber irgendwie scheint die Zeit einfach vorbei zu sein. Jeder hat seinen Datenträger immer bei sich, ob Handy oder MP3 Player. Ist man da als Band nicht vertreten, findet man praktisch nicht statt. Schnell wird die CD in den Schrank gelegt und wann kommt sie wieder raus? Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Wir haben die Tour selber aus eigener Tasche bezahlt und haben uns gefreut, dass die Fans das unterstützen, indem sie an unserer Party teil hatten und Merch und EPs gekauft haben. Das unterstützt uns auf dem finanziell fast schon ruinösen Weg, den wir gehen.

Bislang habe ich noch kaum Breitenwirkung in den Medien von euch wahrgenommen. Immerhin habt ihr mit der professionellen Videosingle „16 Men of Tain“ ein ganz heißes Eisen am Start. Was sind da die nächsten Meilensteine?

Markus: Ich denke, jetzt nach der Tour können wir uns überhaupt nicht beklagen, was die Resonanz angeht. Das Video (zum Clip) hat derzeit über 21.000 Klicks, das ganze ohne die dicke Promotion eines großen Vertriebes. Das kann sich auf alle Fälle schon sehen lassen. Was wir in vier Monaten auf den Weg gebracht haben, soll erstmal jemand anderes nachmachen. Von der EP-Produktion über das Video und der Europatour. Ich frage mich viel eher: Welche Medien… wir alle wissen, dass die Printmedien lange nicht mehr so gefragt sind wie das Internet. Ich kann den Fan verstehen, im Netz ist alles kostenlos und sofort verfügbar. Aber im Netz gibt es eben auch viel zahlreichere Angebote als auf Papier. Vor 10 Jahren hab ich 3 Hefte gekauft und konnte mir sicher sein, dass ich ganz gut informiert bin. Heute gibt es unglaublich viele Fanzines und Webzines, die den herkömmlichen Medien die Leute wegnehmen. Das ganze verteilt sich eben viel mehr. Eine Band wie wir, die für Werbung, Interviews und Reviews noch kein Selbstläufer ist, wird da vorerst etwas untergehen. Man kann die Fülle der Seiten nicht alle erreichen. Aber wir arbeiten daran und hoffen, dass wir den Trend nutzen können. Ich stehe dem Ganzen sehr positiv gegenüber.

Wie zufrieden seid ihr mit den bisher absolvierten Shows?

Chris: Die Reaktionen der Fans waren bisher unglaublich...da können wir uns nun wirklich nicht beklagen...das Grinsen haben wir immer noch in den Gesichtern.
Markus: Musikalisch sehen wir schon noch Potential. Wir haben selber gemerkt, dass die Shows immer besser wurden, je länger die Tour war. Da kannst Du zu Hause und im Proberaum noch so viel üben, Bühne bleibt Bühne. Es passiert IMMER irgendetwas, das Dich irgendwie ablenkt, und da hilft nur Routine. Ich bin froh, dass wir alle erfahren genug sind. Auch was die Bühnenshow angeht, haben wir Ideen. Leider sind die für uns meistens nicht umsetzbar, weil man als Support nicht immer das Glück hat, ohne Restriktionen auf die Bühne zu dürfen. So werden wir vorerst mal das bescheidene Setup weiterhin nutzen. Wobei ich denke, das ein oder andere vielleicht doch noch zu verbessern….

Ließen eure Ziviljobs längere Tourneen zu? Welche Bands würden dabei am besten zu euch passen?

Markus: Wir können auf Tour gehen, und das mehr als ausreichend lang. Das ist das Wichtigste und deswegen machen wir das. Metal findet nur da draußen statt und nicht in irgendwelchen Studios. Denn es ist immer noch so, dass die Fans das alles möglich machen und letztendlich den Metal erst zu dem machen, was er ist. Und die kommen zu den Shows, hier findet der Austausch statt. Alles andere ist nur Geldaustausch. Hilft uns natürlich bei der Umsetzung, ist aber für den Kern der Sache unwichtig. Unsere Ziviljobs machen uns unabhängig. Ich muss musikalisch überhaupt nix machen, wenn ich keinen Bock hab. Das macht unsere Musik ja auch so, wie sie ist. Daher achten wir natürlich auch darauf, dass sich diese zwei Leben möglichst trotzdem vereinbaren lassen. Das klappt schon seit Jahren sehr gut bei jedem von uns. Was Bands angeht, kann ich nicht mal etwas dazu sagen. Ehrlich gesagt ist mir das auch total egal. Wir könnten mit SOILWORK genau so gut auf Tour gehen wie mit ARCH ENEMY, TESTAMENT oder OVERKILL. Auf der anderen Seite aber auch, und das zeigte die SERENITY-Tour, mit BLIND GUARDIAN, SONATA ARCTICA oder STRATOVARIUS.

Wie wird Sängerin Iris bislang aufgenommen? Kommen da auch blöde Ausziehsprüche oder regiert sie die Bühne ähnlich einer Angela Gossow?

Chris: Da geb ich das letzte Wort doch glatt mal an die Iris...
Iris Boanta (Vocals): "Ausziehsprüche" machen mich erst recht zum Regierungsoberhaupt ...hahaha!!!

Danke für das ausfürliche Interview!


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