Interview: Der Blutharsch and the infinite church of the leading hand - Albin

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Es schien so, als ob nunmehr hauptsächlich die Provokation von den Leuten rezipiert wurde, und die Musik mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt würde..

Die Wiener Psychedelic-Rock-Band haut mit "The Cosmic Trigger" ein Wahnsinnsalbum raus. STORMBRINGER beleuchtet die Vergangenheit der umstrittenen Band und wagt einen Ausblick in die Zukunft!

Text: Alex M.
Veröffentlicht am 05.07.2013

Da eventuell nicht jeder Leser mit der Band vertraut ist, beschreib doch DBATCOTLH mal kurz. Geschichte, Attitude, Mitglieder, etc.!

DBATICOTLH wurde vor ungefähr 16 Jahren ins Leben gerufen. Ich war damals noch in meiner vorherigen Band THE MOON LAY HIDDEN BENEATH A CLOUD aktiv, aber hatte damals Material geschrieben, dass nicht für diese Band passte, und da hab ich die Platte als DER BLUTHARSCH veröffentlicht. Ursprünglich war geplant, dass es nur eine streng limitierte LP gefolgt von einer 7inch geben wird, aber die Reaktionen auf das Album waren so gut, dass ich an einem weiteren Album zu arbeiten begann. Nachdem sich dann TMLHBAC aufgelöst hatten, wurde DB zu meinem neuen Spielplatz.
Ursprünglich ein „one-man“ Projekt, kreuzten im Laufe der Zeit verschiedenste Leute den Weg, einige gehen ihn aber auch schon einige Zeit eisern mit.
Das aktuelle Line-Up besteht aus Marthynna (die am längsten dabei ist), gefolgt von Jörg B., neu dabei sind Niko Potocnjak und Jerry (beide auch in 7 THAT SPELLS), Lina Baby Doll (DEUTSCH NEPAL) und meiner Wenigkeit.

So langsam aber sicher streift ihr eure Vergangenheit ja komplett ab, spielt jetzt auch in der ARENA in Wien. Wie steinig war denn der Weg vom Bürgerschreck zur anerkannten Psychedelic-Rock-Band?

Steinig? Na, so steinig ist er mir nicht in Erinnerung – es war ja auch der einzige Weg den wir gehen konnten und wollten. Nach einigen Jahren der Provokation, in denen wir viel erlebt hatten, war es klar, dass diese Phase nun zu Ende gehen muss. Es schien so, als ob nunmehr hauptsächlich die Provokation von den Leuten rezipiert wurde, und die Musik mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt würde, und das schien uns keine geeignete Perspektive um weiterhin Musik zu machen. Die Zuwendung zu einer anderen Ästhetik und Image war ein logischer aber gleichzeitig konstanter Weg. Aber dieser Weg ist noch nicht zu Ende!

Rummelsnuff, Edward Ka-Spell, eine Zusammenarbeit mit Aluk Todolo… Die Liste von Kollaborationspartnern und Gästen ist ja riesig und ziemlich erlesen. Wie kommen denn solche Kooperationen bei Dir normalerweise zu Stande?

Ganz einfach. Wenn wir im Studio an einem Lied arbeiten kommt mir oft der Gedanke „ah, der oder der würde jetzt ganz gut hier dazu passen“ –und dann frag ich einfach die Leute. Und, komischerweise scheint jeder gerne etwas zu machen, was mich sehr freut. Ich sage immer, ich bin in einer extrem privilegierten Position, dass ich mit so vielen begabten Musikern zusammenarbeiten darf. Aber ich kenne auch alle „Gäste“ persönlich – manche wurden auch gute Freunde und manche, wie z.B. Niko, blieben hängen.

Die musikalische Wandlung war ja auch ganz enorm. In wie weit ist es denn vorher geplant, in welche Richtung ein Album geht?

Gar nicht. Das entwickelt sich, bzw. ich sage gerne „das passiert einfach so“...und so ist es auch. Wir komponieren keine Lieder, bei uns wird eher an einem Sound gearbeitet Ausgehend von einer Baseline zum Beispiel, oder einer Gesangslinie oder einfach einem Beat wird solange an dem Stück „gebastelt“ bis es fertig ist. Ist eigentlich keine große Kunst.

Ein Großteil der alten Fans kann mit den neuen Sachen wenig anfangen. Bist Du froh, solche „Altlasten“ losgeworden zu sein? Soweit ich das beurteilen kann leben da ja noch ziemlich viele im Jahre 1999 / 2000 und werden langsam selbst zu einem Anachronismus

Das kann ich nicht beurteilen. Natürlich haben wir ein sehr gemischtes Publikum, vom Black Metaller bis zum Hipster, aber mehr und mehr sehe ich auch richtige Althippies auf unseren Konzerten. Ich finde es toll, unterschiedliche Leute anzusprechen. Aber, ich sehe auch oft noch Gesichter die ich aus den Anfangstagen kenne und die auf so jeder Tour mal bei einem Konzert vorbeischauen. Viele Leute haben sich auch musikalisch weiterentwickelt, und das ist gut so. Leute die irgendwas in unsere Ästhetik hineininterpretierten und daher mit dem Wandel nicht klarkommen sollen mir eh gestohlen bleiben, und ich bin ganz froh, dass diese nicht auf unsere Konzerte kommen!

In dem Zusammenhang gab es ja einen kuriosen „Zwischenfall“ mit dem Buch „Battlenoise“. Was ist denn da passiert? Soweit ich weiß musste das Buch ja auf Grund dieser Sache vom Markt genommen werden, was ja auf Grund der überragenden Qualität auch nicht weiter schlimm war.

Zwischenfall wäre übertrieben. Es ging hautstächlich darum, dass in diesem Buch unautorisierte Photos und Interviews von uns verwendet wurden, was es mir sehr einfach gemacht hat, diese Veröffentlichung zu unterbinden. Zumal sie auch noch grottenschlecht war. Da der Autor noch dazu einer fundamental-rechts-katholischen Bewegung angehörte, hat es mich noch mehr gefreut, dass diese Publikation zurückgezogen werden musste.

Was hörst Du Dir denn privat so alles an?

Fast alles.... Rock, Klassik, Mowtown – für mich gibt es nur gute Musik und schlechte Musik, und was gut und schlecht ist entscheidet mein Geschmack. Ich bin da auch sehr offen und setze mir selber keine Grenzen. Und ich entdecke auch heute immer noch wunderbare Musik. Aber auch für DBATICOTLH halte ich es so...ALLES ist erlaubt! Solange es uns selber gefällt.

Du bist ja vor einiger Zeit von Wien weg aufs Land gezogen. Macht sich die neue Umgebung kreativ bemerkbar? Bist Du generell eher ein Landmensch?

Total. Ich fürchtete erst kurz, dass ich einen sogenannten „Landkoller“ bekomme, wobei aufs Land jetzt auch wieder wilder klingt als es ist. Wir sind in den Wienerwald gezogen, also nicht in die totale Pampa...wir sind in 15 Minuten in Wien, trotzdem leben wir im Wald, in Einzellage, 3km vom Ort entfernt, ideal für uns. Alleine, doch wenn was los ist gleich in Wien.
Um auf Deine Frage zurückzukommen, ja ich scheine ein Landmensch zu sein. ... und – Ja – es macht sich kreativ bemerkbar. Mein Leben hat sich seit dem Umzug total verändert. Sobald Du aus der Stadt weg bist, bekommen einfach ganz andere Dinge eine Gewichtung im Leben, Dinge die vorher wichtig erschienen sind auf einmal total unbedeutend. Die Demut gegenüber der Natur ist enorm gestiegen. Ich habe mich selber nie wichtig genommen, aber seitdem ich im Wald wohne habe ich verstanden, wie unbedeutend die Menschheit eigentlich ist. Aber es hat seine guten Seiten...viel Platz – ich habe jetzt ein eigenes Studio im Haus, wir pressen unseren eigenen Most und die Natur tut mir gut. Ich gehe fast jeden Tag 1 ½ Stunden im Wald spazieren und genieße es.

Du hast ja auch selbst noch ein Label. Wie entscheidest Du, was da alles veröffentlicht wird?

Was mir gefällt wird veröffentlich! Ganz einfach...

Schon Ideen, was da so in Zukunft raus kommt?

Gerade ist die neue POSITION PARALLELE rausgekommen, ein französisches Electro-Pop-Projekt.
Als nächstes kommt die neue JASTREB LP, in Vorbereitung ist ein CHANGES Album, weiters 2 oder 3 Re-release, ich verhandle grad mit einer Kroatischen BM band – es ist so einiges in Vorbereitung.

Wie schaut es denn mit der Tour aus? In wie weit stehen die Termine?

Wir spielen 10 Termine im September – da stehen alle Termine und im November werden wir in Moskau, Odessa und Helsinki spielen. Danach werden wir wieder eine Pause einlegen, da ich nächstes Jahr mit 7 THAT SPELLS auf Tour gehen werde.

Man hat es ja schon inoffiziell verlauten hören, aber stimmt das Gerücht, dass die alten MOON LAY HIDDEN Platten endlich wieder veröffentlicht werden?

Wir sind gerade dabei die letzten Details abzuklären. Wenn alles zur Zufriedenheit geregelt ist, ja, dann scheint es als ob es soweit ist.

Und zum Abschluss noch ein paar eigene Worte!

Wenn mir was einfallen würde? Oh – ja! „Stay True!“


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