Interview: Hail of Bullets - Martin Van Drunen

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Gerade was Produktion, Mix und Mastering betrifft haben Eddy und Dan (Anm.: Dan Swanö) einen Super-Job gemacht. Ich finde das Schlagzeug ist auf dieser Scheibe so unglaublich klar…

HAIL OF BULLETS haben mit "III - The Rommel Chronicles" ein wahres Death-Metal-Monster geschaffen. Da diesem Album aber auch ein sehr delikates Konzept zu Grunde liegt, lag es nahe mal mit den Niederlanden eine kleine Telefonkonferenz zu halten und Texter/Sänger Martin Van Drunen mit ein paar Fragen zu löchern.

Text: Reini
Veröffentlicht am 18.10.2013

Du Martin, wie oft haben dich während der Promo zu „III - The Rommel Chronicles“ gerade deutschsprachige Journalisten auf euer Album-Konzept angesprochen?

OK, schon einige ja!

Gab es da auch irgendwie Vorwürfe an Dich oder haben hoffentlich alle kapiert, dass du ja ausschließlich geschichtliche Fakten als Vorlage hergenommen hast.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab mich nie verteidigen müssen. Ich fand es diesbezüglich großartig, dass Metal Blade Records allen Journalisten die Texte mit geschickt hat. Dadurch konnte jeder schon im Vorfeld daraus schließen, dass es wie immer bei HAIL OF BULLETS keine Kriegsverherrlichung ist. Um ehrlich zu sein hätte ich was Heftigeres erwartet, aber es ging.

Ich hab das ja auch thematisiert und auch darauf hingewiesen, dass gerade du als Pazifist und linksorientierter Mensch hier über jegliche Zweifel erhaben bist.

Du darfst hier aber nicht vergessen, bevor ich mit dem Ganzen angefangen habe, fragte ich zuerst bei Metal Blade Records nach, erwartet ihr da irgendwie Probleme und wenn ja, dann lassen wir das sein und ich suche mir ein anderes Thema. Aber der Andreas (Anm.: Andreas Reissenauer, Metal Blade Deutschland Chef) meinte nur, ich vertraue da ganz auf dich und es war wie bei „…Of Frost and War” und „On Divine Winds“. Natürlich verstehe ich, dass die Plattenfirma hier Sicherheit haben wollte, darum bin ich ja nach wie vor so begeistert, dass sie die Texte mitgeschickt haben. Ich wusste das ja gar nicht, erst ein Journalisten-Kollege von dir hat mir das am Telefon gesagt und das ist richtig gut, da hab ich den Andreas richtig gelobt. Gerade bei HAIL OF BULLETS ist das meiner Meinung nach eine Notwendigkeit.

Musikalisch habt ihr euch ja meiner Meinung ein wenig mehr an eurem Debüt-Album orientiert. Siehst du das auch so?

Ja das stimmt. Nicht genau ans Debüt, aber wir haben nach „On Divine Winds“ festgestellt und das hat Eddy auch zugegeben (Anm.: Ed Warby, Drummer und Produzent), dass die Geschichte ein wenig plattgestrichen war. Das hat ein wenig die Rohheit gekostet. Dadurch versuchten wir ein wenig eine ausgewogenere Mischung zwischen den zwei Scheiben zu finden. Gerade was Produktion, Mix und Mastering betrifft haben Eddy und Dan (Anm.: Dan Swanö) einen Super-Job gemacht. Ich finde das Schlagzeug ist auf dieser Scheibe so unglaublich klar…

Wahnsinn ja, ich hab das auch erwähnt: „Viel druckvoller kann man Old-School-Death-Metal nicht in Szene setzen“.

*lacht*

Ist das bei euch schon jetzt Tradition, dass ein HAIL OF BULLETS-Album mit einem eher traurigen, sehr langsamen Stück abgeschlossen wird. Ich erinnere da an „Berlin“ und „To Bear The Unbearable“ von euren ersten beiden Alben?

Es ergibt sich ja auch durch die Konzepte die dahinter stecken. Aber diesmal wollten wir es gar nicht machen. Wir wollten noch einen Song nach schieben aber dann sind wir uns einige geworden, das geht ja gar nicht.

Eben. Nach dem Tod des Feldmarschalls, was sollte da noch kommen?

Stephan (Anm.: Stephan Gebédi – Guitar) kam in der Zeit wo ich schon mit dem Konzept beschäftigt war dann noch kurz und meinte vielleicht ist es besser noch einen Song zu bringen, weil nach dem Tod ist ja der Krieg noch nicht vorbei, die Vernichtung von Nazi-Deutschland stand ja noch bevor. Ich meinte, an sich keine schlechte Idee, aber ich und auch Eddy hatten gewisse Zweifel und schlussendlich haben wir es dann auch gelassen.

Andererseits hast du Recht, es ist bei uns schon eine Tradition, der Song ist ja auch ein Hammerding geworden. Auf der anderen Seite was willst du nach so einem Stück noch machen?

Was wir diesmal aber anders gemacht haben – und das aus voller Absicht – wir haben diesmal nicht so einen Geschwindigkeitszug wie „Ordered Eastward“ oder „Operation Z“ als Opener genommen. Ich mein „Swoop Of The Falcon“ ist ein Granatensong, aber eher so Mid-Tempo.

Du hast den Eddy ja schon mehrmals erwähnt. Der Kerl spielt Schlagzeug, produziert eure Scheiben, spielt auf dem aktuellen Album bei „DG-7“ auch einen Gitarrenpart. HAIL OF BULLETS ohne Ed Warby wäre wahrscheinlich gar nicht möglich oder?

Nein, wäre nicht möglich. Ich mein Eddy hat alles entdeckt was er kann und er kann sich bei HAIL OF BULLETS auch voll austoben und wir lassen ihn auch. Gerade bei dieser Scheibe hatte der Stephan (Anm.: Stephan Gebédi – Guitar) Pech, weil er eine Armverletzung hatte. Dadurch musste er auch über einen längeren Zeitraum seinen Arm ruhigstellen und konnte kaum Stücke schreiben. Dadurch ist seine Mitarbeit auf der Scheibe doch weniger gewesen als er es selbst wollte. Bei Eddy, wenn er sich in so eine Scheibe voll rein schmeißt, kommt ein Riff nach dem anderen, das hört einfach nicht auf. *lacht*

Dazu kommt ja noch, dass wir fünf Leute in der Band sind und alle finden die Sachen mit denen Eddy daherkommt ausnahmslos super, die Arrangements und so machen wir schon gemeinsam, aber der Hauptbestand der Riffs kam diesmal ausschließlich von Eddy .

Wie gesagt, ohne Eddy gibt es kein HAIL OF BULLETS, aber wir sind ja auch seit Bandgründung im gleichen Line-Up und das hätten – vor allem bei uns in den Niederlanden – die wenigsten erwartet.

Spielt bei dieser verschworenen Einheit vielleicht auch der Umstand mit, dass ihr bis jetzt ja noch keine längeren Tourneen gefahren seid und dies – soweit ich weiß – auch in Zukunft nicht machen wollt?

Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, dann wahrscheinlich schon. Das große Problem was wir aber haben ist, dass alle Jungs verschiedene Jobs haben und dadurch vom Urlaub her sehr begrenzt weg können. Paul (Anm.: Paul Baayens – Guitar) zum Beispiel ist Lehrer, der kann nicht einfach sagen OK, ich lass jetzt die Kinder einfach im Stich und hau ab auf Tour. Also wenn wir länger auf Tour gehen wollen, dann kann das nur in seiner Urlaubszeit passieren und das ist nicht leicht. Wir werden es wohl weiterhin so machen wie bisher, so viele Shows wie möglich an Wochenenden und so viele Festivals wie möglich. Angebote gibt es genug, daran scheitert es nicht.

Du hast Paul und seinen Job angesprochen – bei dir, ich mein du hast ASPHYX, du hast HAIL OF BULLETS und jetzt ja auch noch GRAND SUPREME BLOOD COURT, kannst du davon leben oder jobbst du auch noch was?

Nein, nein das reicht. Ich sage immer das Wasser steht mir zwar bis zum Hals, aber es geht. Ich kann davon leben, aber ich bin alles andere als reich. Ich bin sogar der Überzeugung, dass jemand der Sozialhilfe empfängt nicht viel weniger bekommt als ich verdiene. Aber ich bin dafür frei und kann tun und machen was ich möchte, das ist ein Gut, welches man materiell nicht ausdrücken kann. Sicher könnte es mir finanziell besser gehen, aber ich bin auch permanent mit meinen Bands beschäftigt. Ich lese und recherchiere sehr viel und manchmal hab ich an einem Wochenende ein, zwei HAIL OF BULLETS-Shows und am nächsten Wochenende schon wieder eine diesmal aber mit BLOOD COURT, da musst du voll umschalten und dich vorbereiten, da brauch ich auch ein, zwei, drei Tage dafür… das wäre neben einem Job kaum möglich.


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