Interview: Irdorath - Markus & Mario

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Wir haben bewusst auf Sachen wie die Kreuzigung oder die Kreuzzüge verzichtet und schlussendlich haben wir uns Sequenzen herausgepickt, für die wir aus unserer Sicht passende Ideen gehabt haben.

"I Am Risen", das neue Album der Kärtner Black/Thrasher IRDORATH, ist ohne Frage eines der besten heimischen Relases im Jahr 2013. Wir sprachen mit Sänger/Gitarrist Markus, sowie Basser Mario über Labelwechsel, einem zynisch-sarkastischen Teilkonzept über die Geburt, das Leben sowie die Auferstehung von Jesus Christus und über die Zukunftspläne der Band.

Text: Reini
Veröffentlicht am 08.11.2013

Wann ist denn bei euch die Entscheidung gefallen, dass ihr von deutschen auf englischsprachige Lyrics geht’s und war da auch so ein wenig der Gedanke im Spiel die ganze Geschichte ein wenig internationaler aufzuziehen?

Markus: Das hat eine lange Vorgeschichte hin zu unserem alten Album „Dekonstrukteur des Fleisches“, wir wollten ein wenig produktiver werden und unser ehemaliger Sänger und Bassist, die beiden wollten da nicht mitziehen und mehr proben und für unsere alten Texte war noch der Rene zuständig. Wir haben dann die Band umgebaut, ich hab den Gesang übernommen und auch die Mannschaft war komplett neu und dann standen wir vor der Entscheidung, wollen wir weiter bei deutschen Texten bleiben oder lieber englische versuchen und schlussendlich einigten wir uns auf englische Lyrics.

Mario: Wir haben es auch auf Deutsch probiert, aber in deiner Muttersprache Texte zu schreiben ist gar nicht so leicht, weil die deutsche Sprache doch sehr schwer ist, jetzt von der Art wie man diese in Texte unterbringt. Auf Englisch ist es uns einfacher gefallen.

Jetzt ist ja „Dekonstrukteur des Fleisches“ auf Massacre Records erschienen und die Neue „I Am Risen“ bei Noisehead Records. Was für manche vielleicht wie ein Abstieg klingen möge ist meiner Meinung nach heutzutage wahrscheinlich völlig egal, Hauptsache die Scheibe ist draußen und das Verhältnis zur Plattenfirm a passt.

Markus: Wir haben „I Am Risen“ im Alleingang aufgenommen und erst danach entschieden wie wir weitermachen wollen. Bei Massacre war die Werbung für das Album direkt danach sehr gut, wir waren in einigen Magazine drinnen, auch im Internet sehr präsent, aber das hat sich dann relativ schnell wieder gelegt. Es war auch die Kommunikation zwischen uns und Massacre auf Grund der riesigen Anzahl an Bands, die die unter Vertrag haben, etwas mühsam. Wir haben ewig auf Antworten gewartet, auch in Richtung Booking, Auftritte oder diverse Sondergeschichten war nichts zu holen. Aber mit der Werbung für das Album an sich waren wir schon zufrieden. Wir hatten halt den Eindruck nicht bei einem Label unter Vertrag zu stehen, sondern eher einen Vertrieb in der Hinterhand zu haben.

Nachdem das neue Album dann fertig war haben wir diverse Labels angeschrieben und Noisehead Records waren eine von jenen Firmen die uns relativ bald geantwortet haben. Dann dauerte es noch ein paar Meetings mit der Uschi und dem Mario von Noisehead und wir gewannen den Eindruck, dass die Kommunikation stimmte, die beiden sind superleicht erreichbar, man kann sich auch persönlich zusammensetzen, Massacre ist in Stuttgart, da ist man doch nahezu ewig unterwegs.

Schlussendlich haben wir uns darauf geeinigt, es mit Noisehead zu versuchen, auch weil ja einige andere österreichische Bands wie DARKFALL, GROTESQUE usw. bei ihnen unter Vertrag stehen.

Mario: Wichtig ist auch, wenn du Werbung machen willst, dann musst du die selber machen. Man muss selber investieren, man muss selber ein Video machen, du musst selber präsent sein und News posten usw. usf. Auch wichtig ist, dass man fast permanent online aktiv ist. Das ist meiner Meinung nach die bessere Werbung, als wenn du bei den großen Print-Magazinen besprochen wirst.

„I Am Risen“ thematisiert ja – zumindest zur Hälfte – sarkastisch und zeitweise auch ein bisschen heftig das Leben von Jesus Christus. Ich hab mich da nur gefragt, warum nur die Hälfte des Albums, gibt der Stoff so wenig her?

Markus: Nein, an sich wollten wir ja ein gesamtes Konzeptalbum aus dem Stoff machen, aber wir sind jetzt nicht die lyrischen Genies – so ehrlich kann man das ruhig sagen – wir hatten unheimlichen Spaß beim Brainstorming zu der Thematik, aber für uns stand relativ bald fest, dass wir die ganzen „Klassiker“ nicht auch noch reinbringen wollten. Wir haben bewusst auf Sachen wie die Kreuzigung oder die Kreuzzüge verzichtet und schlussendlich haben wir uns Sequenzen herausgepickt, für die wir aus unserer Sicht passende Ideen gehabt haben.

Der Andy Classen hat ja eine relativ große Rolle bei der Produktion gespielt. Warum Classen, ich meine Sound-technisch braucht man sich da sowieso wenig Sorgen machen, aber ist der Andy Classen auch preislich noch so attraktiv, dass die Entscheidung für euch eine eher leichte war?

Markus: Wir hatten ja mit dem Andy im Vorfeld diverse Gespräche und natürlich haben wir auch vergleichbare Angebote eingeholt, wichtig ist hier sowieso, dass man sich nie sicher sein kann. Schlussendlich ist man für seinen Sound auch zu einem großen Teil mitverantwortlich. Wenn wir einen Blödsinn einspielen, kann kein Studio-Mensch der Erde was Vernünftiges rauszaubern.

Beim Andy waren wir von ehemaligen Produktionen sehr überzeugt, wir wussten auch, dass er einen sehr klaren Sound macht, das wollten wir auch erreichen und bei den größeren Studios ist der Andy nach wie vor im erträglichen Preis-Segment. Dass er dann auch noch total sympathisch war, gab schlussendlich den Ausschlag mit ihm zu arbeiten.

Ich hab das in meiner Kritik zu „I Am Risen“ ja schon erwähnt, das Album ist super abwechslungsreich, aber dennoch habe ich das Gefühl ihr fühlt euch im gepflegten Mid-Tempo am wohlsten.

Markus: Das ist richtig, ein satter Groove ist uns schon wichtig.

Passiert das, oder steckt da auch ein wenig Kalkül dahinter?

Mario: Das kommt aus dem Gefühl heraus. Das was uns Spaß macht und uns selber taugt, das bleibt dann schlussendlich über.

Wie waren jetzt die Reaktionen auf „I Am Risen“ bislang?

Markus: Bis jetzt an sich positiv oder sogar sehr positiv. Wir haben bisher noch kein Verreiß-Review bekommen, das wird aber sicher noch kommen. Auch von ausländischen Medien haben wir durchaus positive Kritiken bekommen, da heißt es einhellig wir wissen was wir tun, alles ist auf den Punkt, auch die Abwechslung stimmt…bis jetzt sind wir mit den Reviews sehr zufrieden!

Der „Windgeist“, welcher sowohl auf dem 2006er „Erwachen“-3-Track-Demo, als auch auf der Debüt-LP „Götterdämmerung“ (2007) enthalten war, wurde ja für „I Am Risen“ neu aufgenommen. Kurze Frage: Warum?

Markus: Ich bin ja der Einzige, der noch von der Originalübersetzung dabei ist und der „Windgeist“ war immer schon meine Lieblingsnummer von damals. Er ist auch der einzige alte Song, der noch heute in unseren Live-Performances vorkommt.

Darum haben wir uns gedacht, OK, wir haben den Song ja schon für unsere Konzerte ein wenig umgebaut, auch ein bisschen spielbarer gemacht, als er in unseren jungen Jahren noch war, der Song verdient es einfach mit einem ordentlichen Sound neu aufgenommen zu werden.

Mario: Außerdem ist das dann auch wieder ein deutscher Text und vielleicht schaffen wir es auf den kommenden Alben, dass wir einen Track immer am Start haben, der deutsche Lyrics aufweisen wird. Einfach weil wir so gestartet sind und wir hier eine Art Tradition weiterführen könnten. Unabhängig jetzt, ob wir einen alten Song wieder neu einspielen oder vielleicht sogar einen neuen, mit deutschem Text aufnehmen.

Du hast gerade ein zukünftiges Album angesprochen, wie sieht es überhaupt mit der Zukunft von IRDORATH aus, ich mein, die großen Festivals sind wahrscheinlich unerreichbar, aber …

Markus: Wir haben ja jetzt eine geschlossene Mannschaft am Start, die alle am gleichen Strang ziehen. Ein Umstand, den ich bei IRDORATH ja leider noch nie gehabt habe, daher wollen wir natürlich so viel wie möglich live spielen.

Allein rund um den Release von „I Am Risen“ werden wir zehn Konzerte spielen und im Frühjahr 2014 ist eine Wochenend-Tour mit einer zweiten Band aus Österreich geplant.

Mario: Sicher wollen wir auch ins benachbarte Ausland hinein schnuppern, das soll diese Frühjahrs-Tour so abdecken.


WERBUNG: Hard
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