Interview: UNDERTOW - Joachim Baschin

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da wir alle relativ „normalen“ Berufen nachgehen und jeder seine Familie zu versorgen hat, ist es natürlich immer noch ein ernstzunehmendes (außergewöhnliches und wunderbares) Hobby!

UNDERTOW sind auch 20 Jahre nach Bandgründung noch hungrig wie eh und je. Wie man mit einem ernstzunehmenden, außergewöhnlichen und wunderbaren Hobby so umgeht, die Hintergründe zur neuen Wundertüte "In Deepest Silence" und eine Reise in die Untiefen aller bislang erschienenen UNDERTOW-Studioalben unternahmen wir mit Sänger/Gitarrist „Joschi“ Baschin!

Text: Reini
Veröffentlicht am 26.11.2013

Hi Joschi, das „verflixte“ siebente Album, „In Deepest Silence“, wobei verflixt vielleicht zu weit führt, für euch ist ja – so nehme ich mal an – UNDERTOW eher ein verdammt ernst zu nehmendes Hobby, als ein Beruf, geh ich richtig in der Annahme? Ich mein, Geld ist mit UNDERTOW wohl nur schwerlich zu verdienen oder?

Hey Reini, freut mich sehr mit Dir das Interview führen zu dürfen.

Nee Du, Geld verdienen wir nicht mit der Band, eh klar! Aber wir können seit einiger Zeit die meisten Unkosten zumindest bzgl Gigs decken, sodass wir nicht immer noch draufzahlen und da wir alle relativ „normalen“ Berufen nachgehen und jeder seine Familie zu versorgen hat, ist es natürlich immer noch ein ernstzunehmendes (außergewöhnliches und wunderbares) Hobby!

Ihr habt ja mit dem Markus Brand einen zweiten Gitarristen in die Band integriert, war das eher für eure Live-Auftritte als zusätzliches Druckmittel gedacht, weil im Studio wird es ja wurscht sein ob ein oder zwei Mann die Gitarren einspielen? Ach ja, war der Martin auch ins Songwriting für „In Deepest Silence“ involviert?

Das mit dem zweiten Gitarristen stand von meiner Seite her schon recht lange im Raum, weil man halt auch, wie Du schon richtig bemerkt hast, live viel mehr Power rausblasen kann und mehr Möglichkeiten hat die Ideen vom Studio umzusetzen.

Markus bekam die meisten Songs vorgesetzt und musste sich zunächst mal integrieren, jedoch brachte er den Akkustik Song „Inside One“, den ich so geil fand, dass ich meinen kickte ... aber natürlich kamen von Ihm auch noch ein paar zusätzliche Ideen, die wir gerne umgesetzt haben!

Mir ist aufgefallen, dass „In Deepest Silence“ tendenziell eine Spur – ich möchte den Begriff softer vermeiden – aber melodischer ausgefallen ist. Horizont-Erweiterung könnte man das nennen, ich mein, „BoxShapedHeart“ mit seinen elegischen Teilen (ok, hattet ihr auf „Don't Pray To The Ashes“ in den Songs Art of Falling“ und „Still Waiting“ auch schon), der hochmelodische Titel-Track oder die fantastische (Akustik-)Ballade „Inside One“ zeugen davon. Hast du eine rationelle Erklärung warum ihr ein wenig den Härtegrad zurückgeschraubt habt, ich mein, stört ja nicht, „In Deepest Silence“ ist so oder so genial geworden…

Weißt Du, das Prinzip von UNDERTOW ist, dass wir keiner Kategorie im Metal folgen wollen. Du wirst bei UNDERTOW nie nur ein schnelles Album oder nur ein softes Album finden! Wir hören selber so viel unterschiedliche Metal Stilistiken, ja auch außerhalb von Metal, dass es sich einfach so ergibt, dass jedes Album anders ist. Wobei ich finde, dass wir bei keinem anderen Album bisher so abwechslungsreich waren wie auf IN DEEPEST SILENCE. Man vergleiche nur mal INSIDE ONE und EVEREMBER! Alles andere liegt dazwischen!

Ihr habt ja zwei Gäste auf dem Album, einerseits Artworker und THE VERY END-Sänger Björn Gosses beim zeitweise brachialen „Everember“ und Mister PRO PAIN-himself Gary Meskil beim Hardcore-lastigen „These Boots Are Made For Stalking“. Wie kam es zu diesen Beiträgen und haben die beiden das im Studio bei euch eingesungen oder funktionierte das übers Netz sozusagen?

Ja den Björn kennen wir schon ewig, noch über NIGT IN GALES und dann hat er ja die Artworks der letzten beiden Platten „Milgram“ und „Don´t Pray To The Ashes“ von uns gestaltet. Noch dazu ist er ein super Typ und es hat sich über die Jahre eine Freundschaft entwickelt. Da er meiner Meinung nach einer der besten deutschen Sänger im Death/Thrash Bereich ist (THE VERY END), war es nur naheliegend ihn zu fragen ob er nicht Bock hätte auf unserer neuen Scheibe einen Song mit mir zu singen. Wir haben Ihm den Song geschickt, er hat seine Parts bei sich in der Gegend in einem Studio eingesungen und es uns zurück geschickt! Und er brüllt sich den Arsch ab Freunde ... YESSSS!!!

Gary ist ein Unikum und wir haben uns auf der ProPain Europa Tour 2006, bei der wir damals dabei waren, angefreundet. Als wir sahen, dass die Band während unserer Studiozeit ebenfalls in der gleichen Stadt spielte, fragten wir Gary ob er sich denn vorstellen könnte einen Gesangsbeitrag für die neue Scheibe zu leisten. Er war sofort begeistert. Wir holten Ihn dann ein paar Wochen später vom Club direkt ins Studio und er legte los und ... das hörenswerte Ergebnis gibt’s auf „These Boots ...“!

Studio ist ein gutes Stichwort, ihr ward ja wieder beim Roger Grüninger, war die Zusammenarbeit mit Roger in der Vergangenheit („Don’t Pray To The Ashes…“) derart fruchtbar, dass ihr euch gar nicht anderwärtig umgesehen habt?

Die Zusammenarbeit bei DPTTA war einfach dermaßen entspannt und im Endeffekt vom Ergebnis her so überragend für uns, dass wir natürlich sein Können und seine Möglichkeiten wieder in Anspruch nehmen wollten. Noch dazu hat sich über die Jahre und die letzten Platten die er mit uns produzierte ebenfalls eine gute Freundschaft entwickelt. Und nicht zu vergessen, wir spielen mittlerweile zusammen in einer Band namens HOTROD MAYHEM!

Jetzt seid ihr ja schon seit mehr als 20 Jahren am Start, du selber hast seit ein paar Tagen auch schon den Vierer vorne stehen, wird man nach so langer Zeit und im etwas *räusper* gesetzterem Alter auch ein wenig abgebrühter oder schlummert in dir noch immer das Wilde, das Ungehobelte?

Jawoll ... den Vierer vorne ... und immer noch am Start !!! Und so was von ...!!! Ne, im Ernst, ich wüsste nicht was ich ohne die Musik, meinen Metal, machen würde. Ich glaube was das angeht bin ich sehr fanatisch und ein echter Veteran seit den Achtzigern! Ja genau, ich komm gerade übrigens von der Bandprobe und ich finde es jedes Mal wieder fantastisch, dass wenn wir zusammen zocken, es noch genau das gleiche Feeling ist wie vor zig Jahren ... einfach wunderbar und ich bin sehr dankbar dass es alles noch so funktioniert!

Magst du mir zum Schluss noch eine Kurz-Einschätzung eurer bisherigen Alben (inkl. der neuen natürlich!) geben, so einen quasi Rückblick auf 20 Jahre UNDERTOW?

1997 Slope (Self-Released)
Erste CD, nach zwei vorausgegangenen Demo Tapes. Ich hatte Tränen in den Augen als ich dieses Teil in Händen hielt. War damals ein absoluter Traum von mir. Das Teil hatte dann sogar damals im lokalen Underground ziemlich abgeräumt.


1999 Harm on E (Sub Zero Records)
Erste CD bei nem Label. War cool und wir hatten Großes vor bzw. erhofft ... immerhin dann die ersten größeren Gigs ... und ne Tour mit Crowbar! Allerdings musste auch unser erster Drummer kurz nach dem Studio seinen Dienst quittieren!


2002 Unit E (Silverdust Records)
Erste CD bei Silverdust ... aber leider auch im gleichen Studio aufgenommen wie HarmOnE. Geile Zeit aber eher schwache Produktion im Nachhinein gesehen. Paar Perlen sind dabei ... Platte wird allerdings LIVE von uns kaum berücksichtigt!


2003 34CE (Threeforce) (Silverdust Records)
Erste Platte die wir bei Roger Grüninger im Studio 141 in Schw. Hall aufgenommen haben. Da wehte ein völlig anderer Wind. Der Produzent mischte sich plötzlich ins Songwriting ein, trat uns mächtig in den Hintern was Präsenz u.a. beim Gesang anging und wir mussten uns auf völlig neue Dinge einlassen ... mit Erfolg!!! Im Metal Hammer Soundcheck auf Platz zwei, gleich hinter Marylin Manson! Dann noch die erste Nightliner-Tour mit unseren Freunden von End Of Green!


2006 Milgram (Silverdust Records)
Ebenfalls wieder bei Roger aufgenommen! Zu der Zeit war so ein bisschen ne Umbruchstimmung mit dem neuem Drummer Rainer Pflanz. Ein super Typ und guter Freund, der allerdings einen völlig anderen Stil hatte wie der Kuddel damals. Insgesamt sehr anstrengende Aufnahmen ... aber die Platte brachte uns wieder ein Stück weiter ... Europa-Tour mit ProPain viele Festivals...! Scheee wars!!!


2010 Don’t Pray To The Ashes…(Prevision Music)
Jaaa, das war schon auch unser bisheriges persönliches Highlight damals. Wir hatten bei der Produktion ja auch alle Zeit der Welt, weil zunächst ohne Label! Dann kam Prevision/SCR, signten uns und die Platte bekam die unglaublichsten Reviews EVER, u.a. Platte des Monats im RockHard!!! Es folgten viele Festivals, Konzerte, Tour mit Hackneyed etc.!!! Was leider auch den Ausstieg von unserem damaligen Drummer Raini mit sich brachte, der die vielen Konzerte beruflich und privat einfach nicht mehr mitgehen konnte.


2013 In Deepest Silence (Supreme Chaos Records)
Bin gespannt wie die Platte ankommt. Wie gesagt die abwechslungsreichste Platte seit Bandbestehen... aber meiner Meinung nach auch die reifste! Der Einstieg unseres zweiten Gitarristen Brandy ist natürlich eine Weiterentwicklung, so wie das, was er im Nachhinein noch zu den fertigen Songs beigetragen hat. Die Produktion ist ebenfalls die fetteste die wir je hatten und in den Songs steckt unglaublich viel Emotion ... textlich wie auch vom Songwriting her ... so dass wir sehr stolz sind das Teil über Supreme Chaos Records veröffentlichen zu können!

Die berühmten "letzten Worte": Willst Du den Lesern von Stormbringer.at noch etwas mit auf den Weg geben?

Klar! Ich hoffe Euch gefällt unser neues Album „In Deepest Silence“ und wir sehen uns wieder bei diversen Konzerten in Österreich ... das würde uns sehr freuen!!!

Noch mal Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Sehr gerne ! Ich danke DIR für das Interview!


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