Interview: Devil You Know - Francesco Artusato

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„Viele Leute scheinen nur noch einzelne Songs zu kaufen. Sie werden dadurch den einzelnen Künstler nie wirklich kennen lernen und begreifen, was eigentlich hinter dessen Musik steht.“

Obwohl im Zusammenhang mit DEVIL YOU KNOW das öffentliche Interesse fast ausschliesslich dem Ex-KILLSWITCH-ENGAGE-Fronter Howard Jones gilt, ist der eigentliche Mann an den musikalischen Schalthebeln Gitarrenvirtuose und Mastermind Francesco Artusato. Artusato, der bislang vor allem durch sein eigenes THE FRANCESCO ARTUSATO PROJECT und den Einstieg bei ALL SHALL PERISH bekannt wurde, spricht im Interview mit viel Enthusiasmus über die Entstehung seines neuen Projektes und gibt interessante Einblicke in die Mechanismen des Musikbusiness.

Text: symX
Veröffentlicht am 18.04.2014

„Wir drei Bandmitglieder, die am Songwriting beteiligt sind, haben eigentlich einen sehr unterschiedlichen musikalischen Background“, beginnt Francesco zu erzählen. „Das hört man auch in unseren Songs. Ich liebe Klassische Musik, Jazz, Fusion, Rock und natürlich Heavy Metal. Ich habe am Berklee College of Music in Boston USA studiert und das Studium im Fach „Filmkomposition“ abgeschlossen. Dort habe ich viel über klassische und jazzige Harmonien sowie Komposition und Arrangements gelernt. Howard steht dagegen total auf HIM und John Sankey hört meistens irgendwelches Rock-Zeugs. Schlussendlich ist „The Beauty Of Destruction“ aber einfach eine Heavy-Metal-Scheibe mit einer großen Vielfalt geworden – jeder Song hat seinen eigenen Vibe und Sound. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet und sind unglaublich stolz darauf!“

„Das Songwriting fiel mir in dieser Konstellation erstaunlich leicht“, erzählt Francesco weiter. „Ich denke, das liegt nicht zuletzt daran, dass ich in dieser Band niemandem gefallen muss, sondern machen kann, was mir am Herzen liegt – ohne Kompromisse einzugehen! John und ich gingen ohne konkrete Vorstellungen ans Songwriting, wir schrieben einfach mal darauf los. Als dann Howard dazu kam, hat sich noch einmal vieles verändert. Wir haben ältere Songs überarbeitet und vieles neu geschrieben. Das war ein sehr spannender Prozess! Ich bin sowieso regelrecht besessen vom Komponieren und bin extrem fasziniert von dem Prozess, etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Ich würde am liebsten den ganzen Tag nichts anderes machen! Es wäre beispielsweise ein Traum von mir, mal ein Projekt mit Steven Wilson (PORCUPINE TREE) und Mikael Akerfeldt (OPETH) zu machen. Ich schaue echt zu ihnen hoch – die Art wie sie komponieren und wie sie das Ganze angehen, finde ich sehr inspirierend!“

Auf Songs angesprochen, die ihm auf „The Beauty Of Destruction“ besonders am Herzen liegen, gibt Francesco zu Protokoll: „It's Over“ ist definitv einer meiner Lieblingstracks. Ich liebe die Arrangements und den überraschenden ersten Refrain. Ebenfalls sehr wichtig ist mir „As Bright As The Darkness“. Ich wollte immer schon einen solchen Song auf dem Album haben – mit einem sehr dunklen und gleichzeitig sanften Vibe und sehr kraftvollen Lyrics. Und dann natürlich „Shut It Down“, der erste der insgesamt fast 40 Songs, die wir geschrieben haben. Ich kann es kaum glauben, dass es dieser Track tatsächlich auf das Album geschafft hat – haben wir den doch fast vor 4 Jahren geschrieben!“

Dass es neben extremem Metal auf dem Album auch Momente hat, in denen gar Pop-Rock-Territorium betreten wird, sieht Francesco als ganz natürlich an: „Wie ich schon erwähnt habe, sind wir drei Fans von einer großen Vielfalt von Genres und Musikstilen. Dementsprechend hatten wir Lust darauf, viele verschiedene Elemente in unserem Sound zu verbinden. Ich selbst höre am liebsten Scheiben, die es schaffen, mich mit spannenden Momenten und viel Abwechslung bei der Stange zu halten und mich hineinziehen. Das ist es, was wir auch mit unserem Debüt versucht haben zu erschaffen.“

Da versteht es sich von selbst, dass Francesco vom Trend, dass viele Musikhörer nur noch einzelne Songs, aber nicht mehr ganze Alben kaufen, nicht sonderlich begeistert ist: „Nein, das kann ich tatsächlich nicht nachvollziehen. Ich denke, dass die Leute etwas verpassen, wenn sie nicht die ganze CD einer Band kennen, die sie mögen. Man muss ja nicht jeden einzelnen Track eines Albums toll finden. Aber für mich ist dies, als ob man ein Buch will, aber nur die ersten paar Kapitel liest. Ich bin immer noch ein Fan davon, Scheiben zu kaufen und zu sammeln – nicht nur aus dem Grund, um die Bands zu unterstützen, sondern auch, weil die Welt an sich immer wie digitaler und seelenloser wird. Viele Leute scheinen mal hier und mal da einen Song von verschiedenen Künstlern zu kaufen. Sie werden dadurch den einzelnen Musiker nie wirklich kennen lernen und begreifen, was eigentlich hinter deren Musik steht. An diesem Trend sind aber auch viele Bands und das Business an sich mitschuldig, indem sie nur noch Wert darauf legen, einzelne gute Songs zu veröffentlichen – diese Alben sind dann häufig insgesamt Scheiße, da sie davon ausgehen, dass es den Fans eh egal ist.“

„Ich bin auch sonst kein großer Fan des Musikbusiness“, gesteht Francesco ein. „Als ich mich damals dafür entschied, Berufsmusiker zu werden, hatte ich wirklich null Ahnung was mich erwartet. Aber schlussendlich liebe ich den Beruf als Musiker und es gehört dazu, mit dem nicht-künstlerischen Teil des Ganzen irgendwie klar zu kommen. Alles in allem schätze ich mich glücklich, die Musik als full-time-Job machen zu können. Deswegen krieg ich’s meistens auch hin, das Ganze von der positiven Seite zu sehen. Zudem bringt das Business natürlich auch viele Vorteile mit sich. Denn mit einem Vertrieb und Label im Rücken ist es immer noch am einfachsten, ein großes Publikum zu erreichen und den Leuten die Möglichkeit zu geben, überhaupt unsere Musik zu hören. Es gibt schon so viele gute Musik da draußen, die aus verschiedenen Gründen ungehört in der Versenkung verschwindet. Zugleich bist Du als Musiker im Business aber einfach eine Nummer im ganzen Spiel. Denn egal wie gut du als Musiker bist, letztendlich ist nur entscheidend, ob sich dein Album verkauft oder nicht. Und sehr häufig geht es auch darum, ob ein Hype entsteht – da ist Qualität meistens zweitrangig. Deswegen kann ich jedem angehenden Berufsmusiker ans Herz legen, trotz Business-Druck das Ganze nur aus Liebe zur Musik zu machen. Denn man wird der Sache recht schnell überdrüssig werden, wenn man beginnt, die Integrität seiner Kunst aus kommerziellen Gründen einzuschränken!“

Zu den Dingen, die Francesco am Musikbusiness mag, gehört schließlich auch die Möglichkeit zu touren. „Ja, darauf freue ich mich natürlich sehr! Wir werden im Zusammenhang mit dem Release unserer Scheibe anfangs April zuerst zusammen mit BLACK LABEL SOCIETY in den USA touren. Kurz danach geht’s nach Europa, wo wir einige Festivals spielen werden. Im Moment werden die Tourdaten für das restliche Jahr geplant – es wird also ein sehr geschäftiges Jahr, haha! Es ist natürlich schon cool, dass wir als neue Band bereits solch großen Support und so viele positive Reaktionen zu erhalten! Umso mehr freuen wir uns natürlich, endlich unsere Scheibe rauszuhauen und die Songs auf der ganzen Welt live spielen zu können!“


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