Interview: Hammerfall - Oscar Dronjak

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Das Cover-Artwork zum Beispiel war ein ziemlicher Schuss in den Ofen.

HAMMERFALL-Mastermind Oscar Dronjak im Inteview zum Cover-Artwork von "Infected" und natürlich zum neuen Album "(r)Evolution".

Veröffentlicht am 21.08.2014

Nach dem umstrittenen Experiment "Infected" melden sich die schwedischen Heavy Metaller von HAMMERFALL mit "(r)Evolution" zurück, und treten die Flucht nach vorne an. Mastermind und Gitarrist Oscar Dronjak stand uns anlässlich des bevorstehenden Releases auch für ein Interview zur Verfügung.

SB: Hallo Oscar, vielen Dank für deine Zeit! Wie läufts bei dir?

OD: Ja klar, ziemlich beschäftigt mit der Promo für das neue Album, aber das gehört einfach dazu!

SB: Ihr meldet euch mit HAMMERFALL ja nach einer kleinen Auszeit wieder zurück - wie habt ihr denn die Zeit genutzt, um eure Batterien wieder aufzuladen?

OD: Also meine Bandmitglieder haben einfach das getan, worauf sie Lust hatten - bei vielen hatte das natürlich auch mit Musik zu tun. Ich persönlich war sehr mit dem Schreiben meines Buches beschäftigt. Das ist mittlerweile auch erschienen, allerdings bislang nur auf Schwedisch. Aber wir arbeiten daran, dass auch auf Englisch übersetzt zu bekommen.

SB: Ja von deinem Buch hab ich gehört - hast du das komplett selbst geschrieben, oder hattest du auch Unterstützung durch einen "Ghostwriter"?

OD: Nein, das hab ich gänzlich selbst gemacht. Das war für mich auch quasi die Voraussetzung für diese Sache. Ich lese gerne Biografien, zum Beispiel von Wrestlern, und einige davon - wie Mick Foley - haben ihre Biografien auch selbst geschrieben, während einige Ghostwriter hatten. Mit gefallen aber die selbst geschriebenen immer besser, darum wollte ich das auch so machen.

Es hat auch riesig Spaß gemacht, und es war wie eine Zeitreise durch 15 Jahre HAMMERFALL! Und: Es hat mir auch sehr geholfen, neue Songs für das aktuelle Album zu schreiben.

SB: Ich denke, das merkt man: Denn mit "(r)Evolution" gehen HAMMERFALL ja wieder sehr zu den Wurzeln zurück. War das eine bewusste Entscheidung nach "Infected"?

OD: Naja, ich war einfach in dieser Stimmung, so ein bisschen Nostalgie eben auch wegen dem Buch... Aber wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt: "Hey, lasst uns jetzt ein zweites 'Legacy Of Kings' machen". Ich denke, es hat wirklich viel mit dem Buch zu tun. Das zu schreiben hat doch sieben Monate gedauert, und in der Zeit hatte ich auch keinen einzigen Song geschrieben.

Da kam dann einfach der Drang wieder, als das Buch fertig war - und die Songs entstanden dann auch richtig schnell. Da schrieb ich dann gleich mal zwei Songs in nur einer Woche.

SB: Wart ihr eigentlich unzufrieden mit "Infected"? Das wurde ja nicht unbedingt so gut aufgenommen von Fans und Presse...

OD: Nein, wir sind schon zufrieden mit dem Album, aber wir würden doch einige Dinge im Rückblick ändern. Das Cover-Artwork zum Beispiel war ein ziemlicher Schuss in den Ofen, das wurde uns vom Label aufs Auge gedrückt weil wir die Deadline für den Release schaffen mussten, obwohl es noch nicht so war, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Darum haben wir diesmal auch wieder das Artwork von Andreas Marschall, der das super schnell gemacht hat und einen exzellenten Job abgeliefert hat. Das Artwork stimmt die Fans einfach wieder auf perfekte Weise auf das neue Songmaterial ein.

Auch die Chöre auf "Infected" haben uns nicht so gefallen...

SB: Also in der Hinsicht gibt's beim neuen Album sicher nichts auszusetzen, die sind mächtig!

OD: Haha ja, wobei wir es da schon fast ein wenig übertrieben haben...

SB: Ach was, HAMMERFALL dürfen das!

OD: Haha, ja ok, wir haben da wohl etwas Spielraum! (lacht)

SB: Ihr habt ja auch wieder bei Fredrik Nordström produziert, und das hört man sofort. Der Sound ist richtig fett geworden.

OD: Ja klar, Fredrik weiß einfach genau was HAMMERFALL brauchen. Wir kennen uns ja schon seit den Achtzigern, und speziell beim Drumsound gibt es kaum einen besseren Produzenten. Wir nahmen daher die Drums bei ihm auf, und auch der Mix wurde von Fredrik gemacht.

Bei den Gitarren und beim Bass war er zwar auch involviert, aber das ist doch eher "unser" Sound dann; die haben wir alle in meinem eigenen "Castle Black"-Studio aufgenommen. Das ist natürlich angenehm wenn du sowas machen kannst, weil du dann in entspannter Atmosphäre arbeiten kannst und keinen Zeitdruck hast.

Joacim hat seine Vocals aber wieder in LA mit James Michael aufgenommen. Das war definitiv das beste an der ganzen "Infected"-Sache: Ich habe nämlich noch nie erlebt, dass Joacim im Studio so entspannt war, wie er es bei James ist. Daher war es für uns klar, dass er auch diesmal wieder mit ihm arbeiten würde.

James schafft es, das Maximum aus Joacims Stimme rauszuholen.

SB: Ja stimmt, etwa im Verse von "We Won't Back Down" klingt die Stimme zunächst ganz anders...

OD: Haha, ja das liegt daran, dass tatsächlich James Michael hier Guest Vocals singt! Er singt auch bei einigen Chören mit, aber hier eben auch die Lead-Vocals.

SB: Ah, das macht natürlich Sinn - ich dachte mir schon, Joacim klingt doch eigentlich anders, haha! Nun, 2014 haben HAMMERFALL ja doch ein etwas anderes Lineup als etwa zu "Renegade" oder "Crimson Thunder"-Zeiten. Wie wirkt sich denn das auf den Sound aus?

OD: Naja, jeder Musiker bringt natürlich seine persönliche Note ein. Aber ich denke, es geht auch viel darum, wo wir uns zu diesem Zeitpunkt in unseren individuellen Leben befinden. Wir führen natürlich ganz andere Leben als vor 15 Jahren. Wir haben Familien, mehr Verantwortung... damals, mit Mitte zwanzig, da war mir vieles egal, solange ich nur spielen konnte. Heute sind die Perspektiven natürlich andere. Es sind auch alle Bandmitglieder mittlerweile vierzig oder älter... da sieht man Dinge einfach anders.

SB: Nichtsdestotrotz habt ihr es geschafft, mit "(r)Evolution" wirklich zu euren Wurzeln zurückzukehren. Speziell "Hector's Hymn" ist ja ein Tribute an verschiedene HAMMERFALL-Songs...

OD: Ja, der Song entstand mit dem Gefühl: 'Das ist es, was HAMMERFALL für unsere Fans bedeutet' - und das versuchten wir, dann umzusetzen. Joacim hatte dann auch schnell die Lyrics beisammen, und es wurde ein richtig schöner "old school" HAMMERFALL-Song daraus.

SB: Die erste Single ist ja "Bushido" - warum gerade dieser Song?

OD: Ich hab da so eine Liste mit Songtiteln, die ich gerne verwenden will - und Bushido ist da sicherlich schon seit 15 Jahren drauf! Ich hab das Wort mal bei einer MMA-Veranstaltung von "Pride" gehört, und da gefiel es mir. Es bedeutet ja übersetzt "Der Weg des Kriegers"...

SB: ... weswegen ihr dann am Ende des Songs auch nochmal in den Main-Riff von "The Way Of The Warrior" vom "Renegade"-Album geht?

OD: Ganz genau - du bist übrigens der erste, der das so direkt anspricht, haha. Es haben uns zwar schon einige andere Leute darauf angesprochen, dass ihnen das bekannt vorkommt, aber so deutlich hat's noch keiner gesagt. Nun, jedenfalls hat's diesmal einfach gepasst, zu einem der vorhandenen Songs diesen Titel zu verwenden; und als wir dann nach einem Ende für den Song gesucht haben, kamen wir dann auf die Idee, das mit "Way Of The Warrior" zu versuchen. Und das hat dann auch ganz gut geklappt!

SB: "Origins" hingegen klingt fast wie ein Song, der auch auf "Legacy Of Kings" sein könnte, weil er so melodisch ist...

OD: Nun, das war sicher keine bewusste Entscheidung, aber "Origins" war einer der letzten Songs die wir geschrieben haben, etwa ein bis zwei Wochen vor Beginn der Aufnahmen. Zunächst waren wir nicht sicher, ob der Song gut genug ist, aber mit den Lyrics von Joacim hat das dann doch sehr gut gepasst!

SB: Standardfrage: Hast du schon Favoriten unter den neuen Songs, oder sind sie ohnehin alle "deine Babies"?

OD: Haha ja, also derzeit sicher noch "meine Babies". Die Songs sind noch so frisch in meinem Kopf, da kennt man noch jedes Detail und kann das nicht objektiv sagen.

Aber mit gefällt beispielsweise "(r)Evolution" sehr gut, der ein sehr untypischer Song für HAMMERFALL ist, oder auch "Ex Inferis", mit diesem stampfenden Beat.

Übrigens, "Wildfire" hätte ursprünglich ein Instrumental werden sollen, aber dann fand Pontus, dass der Song eigentlich zu gut wäre, um ihn ohne Gesang zu belassen... also haben wir den noch etwas umgebaut, und einen "kompletten" Song draus gemacht. Und auch der ist sehr "anders", aber dennoch toll, wie wir finden!

SB: Wie sieht's mit den Liveaktivitäten aus?

OD: Ja im Sommer haben wir jetzt noch drei Festival-Shows, und Anfang 2015 geht's dann los mit einer großen Tour zum neuen Album!

SB: Was sind nach so vielen erfolgreichen Jahren im Musikbusiness eigentlich noch deine Ziele?

OD: Hm, ich hatte eigentlich nie so wirklich festgelegte Ziele... das waren immer mehr so persönliche Dinge. Es ist einfach schön, das zu machen, was ich gerne tue, und die Freiheit zu haben, damit auch weiterzumachen. Es ist einfach schön, in einer Metalband zu sein und mein Leben auf diese Art genießen zu können, und dafür bin ich auch dankbar.

SB: Ein schönes Schlusswort - herzlichen Dank für das Interview!


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