Interview: Obituary - Donald Tardy

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Bist du einmal von etwas beeinflusst, dass du noch dazu abgöttisch liebst, dann bleibt dir dieser Einfluss, mehr noch, er wird ein Teil von dir und du wirst ihn auch nicht mehr los

Es war gar kein so leichtes Unterfangen um Donald Tardy, seines Zeichen Drummer und Originalmitglied der Florida Death Metal-Legende OBITUARY, ans Rohr zu bekommen. Zwei fix bestätigte Termine blieben seitens des Schlagwerkers unbeantwortet und auch der dritte, schlussendlich funktionierende Termin, kam erst mit gehöriger Verspätung zu Stande.

Text: Reini
Veröffentlicht am 15.10.2014

„Sorry Mate but Finally we got it“ lautete die schlichte Entschuldigung von Donald, er teile sich mit seinem Bruder John (Vocals) eine Calling-Card und die funktioniere nun mal nicht parallel. Sei’s drum, jetzt hab ich ihn ja am Rohr und natürlich stand das gesamte Interview im Zeichen des Comeback-Albums „Inked In Blood“.

Geschlagene Fünf Jahre nach „Darkest Day“ steht mit dem neuen Rundling ein absoluter DM-Kracher im Regal, Donald, ich bin mir sicher du und alle in der Band sind nicht nur besonders stolz, sondern wahrscheinlich auch ziemlich begeistert von eurem neuen Album?

Du hast zu 100% Recht Mann, wir sind sowas von stolz und natürlich auch begeistert, dass die Geschichte jetzt endlich gepresst wird und die Fans dann schon bald ihre Copies in ihren Händen halten können. Glaub mir, es waren verdammt lange fünf Jahre…

Ihr habt ja im August 2013 eine Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter gestartet und nicht nur nach 24 Stunden euer veranschlagtes Aufnahmebudget von 10.000 US$ erreicht, sondern schlussendlich unglaubliche 60.000 US$ lukriert. War das auch für euch eine Überraschung, dass diese Kampagne derart einschlug, ich meine du hast selber auf Kickstartet geschrieben „it was pretty damn scary to push the button on this campaign…“.

Ja das ist wirklich unglaublich. Wir wussten ja zu Beginn gar nicht auf was wir uns da einlassen würden. Wir hatten überhaupt keine Vorstellung was wir erwarten sollten, wie viele Leute/Fans bei so etwas überhaupt mitmachen würden usw. Schlussendlich war es für uns alle eine Überraschung, gleichzeitig aber auch ein Vergnügen und wir könnten nicht stolzer sein, dass unsere Fans uns in diesem Augenblick unter die Arme gegriffen haben uns behilflich waren „Inked In Blood“ so aufzunehmen und so zu finanzieren wie wir das vorhatten.
Schlussendlich waren es ja mehr als 900 Leute, die aktiv gepledged haben und wir gaben ihnen auch alles was wir konnten. Von signierten Drumfellen über Cymbals vom letzten Studioaufenthalt, meine Snare-Drum, mit der ich „The End Complete“ aufgenommen habe usw. Wobei der Hauptanteil der Leute einfach usn helfen wollte indem sie das neue, damals noch unbetitelte Album vorbestellt haben.

Seit der „Frozen InTime“-Scheibe habt ihr ja alle eure Alben in eurem eigenen Studio in Florida aufgenommen. Wie angenehm ist es quasi zu Hause aufnehmen zu können?

Es ist natürlich super angenehm. Gerade in einer Zeit wo sich die digitale Welt so schnell ändert, man 100,00 plus Dollar für eine Stunde in einem Studio bezahlen muss, wo Zeit im Endeffekt alles bedeutet bei einer Aufnahme, da ist es natürlich von unschätzbarem Wert, dass wir diese Probleme nicht haben. Im Gegenteil, dieses Mal hat sich das Ganze Procedere eher zu einer richtig unterhaltsamen Geschichte entwickelt. Allein der Umstand zu wissen, wir können aufnehmen wann wir wollen und solange wir wollen ist ein Segen.

Eure beiden langjährigen Weggefährten Mark Prator (Producer) und Andreas Marshall (Artwork) sind ja auch dieses Mal wieder involviert gewesen. Ist diese Kontinuität ein wichtiger Aspekt für euch?

Weißt du Mark ist immer für uns verfügbar, einfach weil er der Pro-Tools-Master ist. Dieses Mal war er quasi auf Abruf bereit, immer dann, wenn wir seine Hilfe benötigt haben, sei es das es Probleme mit dem Aufnahmecomputer gab oder ähnliches. Ich möchte aber nicht ohne Stolz verkünden, dass dieses Mal die komplette Band das Album sowohl aufgenommen, als auch gemixt hat. Mark war in der Schlussphase an unserer Seite um uns bei gewissen Automatismen zu unterstützen.

Und natürlich, du hast Recht, Doktor Andreas Marshall, der hat wieder einmal eine unglaubliche Leistung erbracht und ich behaupte nicht umsonst, dies ist “the most powerful“ OBITUARY-Cover, welches Andreas Marshall je gemacht hat.

Jetzt sind ja John, Trevor und Du die einzig verbliebenen Gründungsmitglieder von OBITUARY. Seid ihr Drei auch bestimmend wenn es ans Songwriting geht?

Hauptsächlich sind es schon mein Bruder, Ich und Trevor. Wir sind die Jungs, die seit jeher für OBITUARY und ihren Sound stehen. Aber es war wunderbar sowohl Terry als auch Ken um uns zu haben, die gaben den Songs noch das gewisse Etwas. Diesen Drive, den wir benötigt haben, den Fans der Band, welche beide ja auch sind, auch einbringen würden, dieser Input von Terry und Ken war immens wichtig. Besonders Ken kam des Öfteren mit diversen Harmonien an, die er auf diesem oder jenem Song einsetzen wollte und all das machte das neue Album „even more bigger“.

Wenn wir „Inked In Blood“ jetzt mal mit „Darkest Day“ vergleichen, fiel mir auf, dass auf „Darkest Day“ nur ein schnellerer Song zu hören war („Violent Dreams“) – auf der Neuen gibt es derer gleich drei ( „Centuries Of Lies“, „Violence“ und „Minds In The World“). War diese Abwechslung eine gewollte?

Ehrlich? Nein!
Es ist jetzt gar nicht einfach zu erklären warum, vielleicht macht es auch wenig Sinn was ich jetzt sage, aber als eine Band schreiben wir keinen Song und schon gar kein Album unter dem Aspekt, oh mein Gott, das muss jetzt ein schneller Track werden und das ein langsamer usw. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber wir wollen einfach unserer Musik erlauben das Kommando zu übernehmen wo immer die sich auch hinbewegen möchte. Wenn Trevor und Ich ins Studio gehen, dann machen wir uns keinerlei Gedanken was in der Vergangenheit passierte, wir scheren uns einen Dreck darum was wir möglicherweise in der Zukunft tun sollten, was andere Bands gerade tun, wir sind einfach fokussiert und schreiben Songs oder nur Riffs, die sich an diesem speziellen Tag gut anfühlen. Und ich bin froh, dass wir Up-Beat-Songs, schnelle Songs und natürlich Groovy-Songs auf „Inked In Blood“ verewigt haben. Wir schrieben aber auch über drei Jahre an diesem Album, darum hat meiner Meinung nach jeder Song seine eigene Charakteristik, seinen eigenen Herzschlag wenn man so will.

Dann und wann höre ich ja diverse CELTIC FROST-Einflüsse auf dem Album…

*lacht*

Ich mein John mit seinen Uhhhhs, die er etliche Male benutzte und diverse Riffs („Pain Inside“, das opening riff von „Deny You“ oder „Out Of Blood“), die auf dem Album gelandet sind, tragen doch deutliche CELTIC FROST-Querverweise. Wie groß ist denn nun der Einfluss dieser kultigen Band für den Gesamtsound in OBITUARY?

Weißt du das Wort Einfluss ist schon sehr powerful und das Wort Einfluss sollte auf keinen Fall bedeuten, dass wir in unserer mehr als 30-jährigen Karriere permanent CELITC FROST-Alben gehört haben, damit sie uns und unsere Musik beeinflussen. Ein Einfluss ist wie ein Tattoo – das passierte uns als wir Teenager waren. Und bist du einmal von etwas beeinflusst, dass du noch dazu abgöttisch liebst, dann bleibt dir dieser Einfluss, mehr noch, er wird ein Teil von dir und du wirst ihn auch nicht mehr los, ob du das magst oder nicht. Wir sind aber dennoch verdammt stolz, dass CELTIC FROST eine unserer Haupteinflüsse sind, einfach weil wir mit dieser Band aufgewachsen sind und ihre Alben zu jener Zeit wo sie erschienen sind, wegweisend waren. Das ist immer noch „super-excited“ für uns und es tut verdammt gut, dass auch heute noch Leute hören, dass wir von CELTIC FROST beeinflusst sind.


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