Interview: AMARANTHE - Olof Mörck

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Ich glaube Metal Fans sind da ein bisschen empfindlich, wenn es zur Kombination verschiedener Genres kommt, aber am Ende des Tages machen wir keine Musik, um jedem zu gefallen.

Vergangenes Jahr "The Nexus", dieses Jahr "Massive Addictive". Wir haben uns mit Bandgründer Olof Mörck unterhalten, um zu ergründen, ob AMARANTHE hier einen Schnellschuss auf uns loslassen oder ob der nächste Schritt gemacht wurde.

Text: Sonata
Veröffentlicht am 20.10.2014

Hi Olof! Erstmal möchte ich dir recht herzlich danken, dass du dir die Zeit für das Interview mit uns nimmst! Wie läuft's bei dir momentan?

Momentan ist alles bestens! Wir haben gerade die ersten zwei Shows unserer Amerika Tour gespielt, die gleichzeitig unsere ersten Shows mit dem neuen Album "Massive Addictive" markieren. Es war bisher sehr spaßig neben WITHIN TEMPTATION zu spielen und wir können es quasi kaum erwarten, weitere Shows zu spielen!

Vergangenes Jahr habt ihr "The Nexus" veröffentlicht und dieses Jahr legt ihr mit "Massive Addictive" bereits nach. Kam bei dir die Befürchtung auf, dass die Platte ein schnellschuss sein könnte nach so kurzer Zeit?

Zu keiner Sekunde. Als wir uns gemeinsam hingesetzt haben, um das neue Album zu komponieren, wollten wir, dass es anders als "The Nexus" klingen wird. Wenn ich nun zurückschaue, dann glaube ich, dass uns genau das gelungen ist. Wenn die Platte eine zu große Ähnlichkeit zu "The Nexus" mit sich gebracht hätte, dann würden die Reaktionen mit Sicherheit negativer ausfallen, aber ich glaube, dass wir mit "Massive Addictive" den nächsten Schritt gemacht haben.

Um diese Frage direkt mal mit meiner nächsten zu verbinden...Ich bin mehr als nur zufrieden mit dem Material der neuen Scheibe. Um ehrlich zu sein, war "The Nexus" für mich eine Kopie des Debüts und ich war immer der Auffassung, dass eine Band wie AMARANTHE so viel mehr anstellen könnte mit dem ganzen Soundgerüst. Genau das ist auf "Massive Addictive" passiert. Die Songs weisen größeres Potenzial auf, entwickeln sich und es gibt allgemein mehr zu entdecken. Meiner Meinung nach habt ihr euch auch auf die Lyrics bezogen ordentlich weiterentwickelt, was mich letztlich dazu verleitet, euch zu bescheinigen, dass "Massive Addictive" euer bis dato stärkstes Werk darstellt. Wie empfindest du das neue Album aus deiner Perspektive in Relation zu den ersten zwei Werken?

Ich sehe das ähnlich, auch wenn ich "The Nexus" nicht als Kopie vom Debüt empfinde, wobei es in mancher Hinsicht natürlich eine gewisse Parallele aufgewiesen hat. Wir waren glücklich mit dem Sound, den wir auf dem Debüt kreiert hatten und wir wollten anschließend unter Beweis stellen, dass wir auch ein zweites Album mit "kickass" Material an den Mann bringen könnten. Aber wie du selbst schon sagst, es gab so viele Möglichkeiten, den Sound weiter zu entwickeln und genau das zeigen wir auf "Massive Addictive".

Mit Henrik habt ihr ein neues Bandmitglied an Bord, das sich für die härteren Töne auszeichnet. Wie empfindest du ihn als Mensch und glaubst du, dass er die Band auf ein noch höheres Level bringen kann?

Henrik hat der Band schon jetzt einiges gegeben, sowohl als Mensch aber eben auch als Sänger. Er ist ein sehr grooviger Growler mit einer ordentlichen Einstellung und sein Stil hat uns dazu inspiriert, andere Growls zu schreiben als es bei Andy der Fall war. Er ist auch eine absolute Frohnatur und hat den ganzen Geist der Band positiv beeinflusst.

Nun habe ich eine eher kritische Frage, die ich an dich richten möchte. Mit "Drop Dead Cynical" habt ihr eure erste neue Single veröffentlicht. Meiner Ansicht nach der Song, der die Stärken des Albums überhaupt nicht repräsentiert. Hälst du den Song für die beste Möglichkeit, das neue Album zu promoten? Versteh mich nicht falsch, der Song ist nicht schlecht, aber eine Nummer wie "Ordinary Abnormality" zeigt z.B. weitaus mehr Facetten, bindet auch die drei Sänger extrem gut ein. Ich möchte eigentlich nur darauf hinaus, dass "Drop Dead Cynical" das Album in keinster Weise vollständig zu repräsentieren weiß. Ich habe mich bereits mit ein paar Fans unterhalten und Reaktionen wie "Klingt wie immer..." geerntet.

Nun, jeder hat seine eigene Meinung. Wir haben auch schon Kritik für "Drop Dead Cyncical" bekommen, wo es heißt, es würde sich zu sehr von unserem alten Material entfernen und natürlich auch ein paar, die es ähnlich wie du empfinden. Ich persönlich denke, dass der Song sich von Singles wie "Hunger" und "The Nexus" unterscheidet, sowohl in der Struktur als auch im Sound. "An Ordinary Abnormality" ist definitiv ein cooler Song und ich glaube, dass wir uns einfach bemüht haben, jeden der Songs als potenzielle Single aufzuziehen, wenn wir von der Qualität sprechen.

Wer ist bei euch eigentlich für die Lyrics und die Kompositionen zuständig? Die Band wurde ja von Jake und dir gegründet, daher gehe ich mal stark davon aus, dass ihr da die Hosen anhabt. Aber wie sind alle in das Songwriting etc. involviert?

Jake ist definitiv derjenige, der fast alle Lyrics schreibt, auch wenn Elize und ich ebenfalls mal was dazu beisteuern. Normalerweise entwerfen wir sehr raue Skizzen für unsere Texte und Jake verfeinert das Ganze letztendlich. Wenn es zu den Kompositionen kommt, so bin ich es für gewöhnlich, der ein paar Akkorde aufnimmt usw. Danach setze ich mich mit Elize oder Jake oder eben beiden zusammen und fügen alles zu einem großen Ganzen zusammen.

Ich habe ein paar Akustikvideos von euch gesehen, wo ihr Songs wie "Hunger" mal ganz anders performed. Besteht die Chance, dass ihr in Zukunft mal ein komplettes Akustik-Set spielt?

Wer weiß das schon? Es bereitet uns sehr viel Spaß, Akusik-Sets zu spielen, aber wir haben nie mehr als 4-5 Songs gespielt. Irgendwann spielen wir vielleicht mal ein komplettes Set, denn Spaß machen würde es uns definitiv.

Du bist ja auch ein Teil von DRAGONLAND und da ich großer Fan bin, interessiert mich natürlich, ob da bald mal neues Material auf uns zukommt, denn "Under The Grey Banner" war schlichtweg großartig!

Danke! Wir sind sehr zufrieden mit dieser Platte und ich kann dir verraten, dass wir bereits angefangen haben, den Nachfolger für die Scheibe zu komponieren. Ende des nächsten Jahres könnte es soweit sein, aber wir stressen uns da nicht, wollen lieber das bestmögliche Resultat erzielen.

AMARANTHE ist eine Band, die Einflüsse aus Pop, Death Metal und auch der elektronischen Musik einbindet. Viele Fans waren mit "The Nexus" eher unzufrieden, da die Platte es verpasst hatte, den nächsten Schritt zu machen im Vergleich zum Debüt. "Massive Addictive" zeigt uns deutlich mehr neue Seiten der Band, was ich am Ende nur positiv bewerten kann. Wo siehst du AMARANTHE in der Zukunft? Glaubst du, dass ihr weitere große Experimente wagen könnt? Ich war immer daran interessiert, wie dieser moderne elektronische harte und zugleich sehr sanfte Sound in Kombination mit einem Orchester klingen würde. Wäre das für die Zukunft vielleicht eine Option?

Es ist eine interessante Sache, darüber nachzudenken, wie es in Zukunft mit uns weiter gehen könnte. Wir werden definitiv nicht aufhören, Experimente zu wagen und ihr könnt mit Sicherheit auch einige Überraschungen mit dem nächsten Album einplanen. Für das Debüt habe ich orchestrale Sounds definitiv abgeblockt, da ich einen anderen Sound kreieren wollte als bei DRAGONLAND. Nun da wir uns aber mehr etabliert haben, denke ich, dass das eine Option sein könne. Ich denke mal, dass wir das bald wissen werden!

Viele Reviewer sind immer sehr voreingenommen, wenn es um Bands wie AMARANTHE geht. Ich lese z.B. viele Reviews, wo es heißt, dass AMARANTHE so oder so keine Metal band ist, sondern nur kommerzieller Pop shit. Siehst du dich mit solchen Dingen konfrontiert und wie ist deine Meinung darüber? Wenn du mich fragst, spielt es keine Rolle, ob es Metal, Pop oder sogar Rap ist. Solange mir die MUSIK gefällt, ist der Hauptbestandteil schon mal erfüllt worden. Am Ende des Tages sowieso eine Frage des Geschmacks.

Sehe ich genauso. Ich glaube Metal Fans sind da ein bisschen empfindlich, wenn es zur Kombination verschiedener Genres kommt, aber am Ende des Tages machen wir keine Musik, um jedem zu gefallen. Jedem steht es frei, unsere Musik NICHT zu hören, aber zur gleichen Zeit sollte man sich dann auch einige kontroverse Kommentare sparen...Nicht das wir versuchen würden, jeden absichtlich anzupissen, aber die ganzen Diskussionen über unsere Musik haben uns sogar einen höheren Bekanntheitsgrad eingeräumt.

So Olof! Wir sind auch "schon" am Ende unseres Interviews angelangt! Ich bedanke mich nochmals recht herzlich für deine Zeit und die interessanten Antworten! Ich wünsche euch mit "Massive Addictive" den Erfolg, den ihr verdient! Wir sehen uns auf der Tour! Habt ne gute Zeit! Cheers!

Vielen dank für das tolle Interview! Wir freuen uns darauf, auch mal wieder in Österreich zu spielen!


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