Interview: DALTON - Bosse Lindmark

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Dazu kommt noch, dass wir in unseren kühnsten Träumen nicht diese großartigen Reaktionen beim Frontiers Festival dieses Jahr in Mailand erwartet hatten

Hast Du Mickey Dee gesehen? Der werkte wie ein Berserker, saß mit einem breiten Grinser an den Drums, es gefiel ihm einfach, wie heiß die Fans bei einigen Songs gingen. Genau das macht eben dieses Festival aus.

Text: manfred
Veröffentlicht am 06.11.2014

Die Melodicrocker aus Schweden, die Mitte der 80iger mit "Injection" und "The Race Is On" zwei brillante Werke ablieferten und danach leider für viele Jahre von der Bildfläche verschwanden, melden sich mit einem neuem Album " Pit Stop ", das an beste DALTON Traditionen anknüpft, zurück. BOSSE LINDMARK , der einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor hat, stellt sich gerne meinen Fragen.

Sprechen wir über euer neues Album! Habt ihr auch auf ältere Ideen oder Songfragmente zurückgegriffen?

Eigentlich schon, denn bis auf zwei neue Songs basiert der Rest auf einem Demo aus dem Jahre 1990, das wir wieder gefunden haben. Dieses war für das dritte Album geplant, aber leider machte uns die Grunge Welle einen fetten Strich durch die Rechnung.


Einige Bands, die ein Comeback probierten, sind gnadenlos gescheitert, weil einfach der Musikstil ein wenig modernisiert wurde und die Fans das nicht so angenommen haben. Eure Scheibe klingt so dermaßen 80iger inspiriert, als ob man denken könnte, ihr wärt nie weg gewesen. Absicht ?


Das ist der Fehler, den manche machen. Einige kommen zurück, die Musik wird heavier, die Äxte werden tiefer gestimmt oder sie versuchen, mehr Metal Einflüsse zu verarbeiten. Wir haben Erik Martensson als Produzent ausgesucht, weil wir alle seine Sachen von Eclipse genial finden. Er hat einen sehr großen Anteil an der Sache, so wie sie im Endeffekt geworden ist. Er sieht viele Sachen von einem anderen Standpunkt und ist außerdem extrem enthusiastisch und motiviert. Das hat uns als Band im Gesamten sicher nach vorne gebracht. » Pit Stop « ist genau das Album geworden, das wir 100% machen wollten: ein abwechslungsreiches, melodisches Rockalbum zu produzieren, das sowohl AOR Fans, als auch Leute, die eventuell eher ein wenig rockigere Sachen hören, anspricht. Ich denke wir haben eine gesunde Mischung gefunden. Eine Modernisierung wäre für uns gar nicht in Frage gekommen, natürlich ist es auch toll, dass man inzwischen nicht mehr jedem Trend hinterherlaufen muss, um Fans zu rekrutieren. Anfang der 90iger, nach Beginn der Grunge Welle, war dies schon ein wenig anders. Weißt Du eigentlich, das viele Fans glauben, unser Bandname hätte was mit den schweren Jungs, den vier Brüdern aus den Lucky Luke Comics zu tun. Der Name bezieht sich einfach auf den Spitznamen, den wir unserem damaligen Schlagzeuger Mats Dahlberg in einer Nacht und Nebel Aktion, sagen wir mal so, im leicht angeheiterten Zustand verpasst haben.

Der Song ’You’re Not My Lover’ vom Album »The Race Is On « stammt ja ursprünglich aus den Federn von Bon Jovi/Sambora/Desmond Child. Wie habt ihr es geschafft, dass euch die Herren einen Song überlassen haben.

Wir hatten in Schweden und in Amerika den gleichen Vertrieb wie Bon Jovi oder Michael Bolton, deshalb war es uns leichter möglich an die Herren ranzukommen. Wenn ich mich recht entsinne, hat ja eine Band aus LA, Witness oder so ähnlich hießen die, Jahre danach den Song auch noch mal mit einer Frau veröffentlicht. Klingt auch verdammt gut.

Einige von euch sind ja beim Sweden Rock Festival mit den Rockklassiker Allstars aufgetreten. Ich habe die letzten beiden Auftritte gesehen. Da war immer ein Hauch von Magie zu spüren, als ihr die unsterblichen Klassiker gespielt habt. War das auch ein wenig die Initialzündung, dass ihr mit Dalton wieder losgelegt habt.

Eigentlich nicht wirklich, wie Du schon sagst, ist es ein super Gefühl mit tollen Musikern auf der Bühne zu stehen, Bier zu trinken und ein Hitfeuerwerk auf die Fans loszulassen. Hast Du Mickey Dee gesehen? Der werkte wie ein Berserker, saß mit einem breiten Grinser an den Drums, es gefiel ihm einfach, wie heiß die Fans bei einigen Songs gingen. Genau das macht eben dieses Festival aus.

Hab ich gesehen, da kann ich dir nur beipflichten, aber der Brüller war dennoch Europe Drummer Ian Haugland als Lemmy Gesangs-Double. Mit seiner überdimensionalen, tuntigen rosa Sonnenbrille, rotze er ’Ace Of Spades ’in typischer Motörhead Manier runter. Mir blieb fast das Bier vor Lachen im Hals stecken, wobei die Bierpreise bei euch schon unverschämt hoch sind, mal kurz am Rande erwähnt.

Jaja, der Ian, sehr netter Kerl, den ich schon lange kenne. Die Alkoholpreise sind ein leidiges Thema, aber wir hatten wenigsten im Backstage Bereich Gratis Drinks. Du musst mal mit einer Band auftreten, dann gibt’s Freibier (lacht). Dennoch war der Grund unserer Reformierung eher das Konzert im Dezember 2012, als wir ein Angebot bekamen, den Support für die Scorpions zu übernehmen. Das Feuer loderte nach dem Auftritt wieder, wir waren bereit, wieder neu durchzustarten. Dazu kommt noch, dass wir in unseren kühnsten Träumen nicht diese großartigen Reaktionen beim Frontiers Festival dieses Jahr in Mailand erwartet hatten. Wir wusste ja nicht, was uns da erwarten würde. Es war ein Wiedersehen mit Freuden aus der ganzen Welt, einfach eine Freude zu sehen, wie sehr die Fans unsere alten Hits abfeierten. Jetzt schauen wir mal, wie das neue Album angenommen wird, danach entscheiden wir, was nächstes Jahr, wenn es uns ja dann 30 Jahre gibt, auf der Agenda steht.

Dennoch ist heute für mich ein sehr trauriger Tag. Die Rockwelt hat mit Jimi Jamison einen ganz großen Sänger verloren. Er hat mir mit seiner Musik, mit seiner unverkennbaren Stimme so viele magische Momente beschert und ich kann es einfach nicht in Worte beschreiben, was in mir vorgeht.


Ja leider, ich habe es gerade erst mitbekommen. Wenn man bedenkt, dass er noch am Vortag ein Konzert gegeben hat, aber man hat es wieder gesehen, wie schnell es gehen kann. Beim letztjährigen Sweden Rock Festival stand Jimi ja noch mit Dave Bickler auf der Bühne und bescherte mir ein unvergessliches Konzert. Er hat in den 80ern so viele fantastische Nummern geschrieben, wobei manche mit den besten Melodien ausgestattet waren, die ich je gehört habe! Übrigens hätten wir ja am 10. Oktober mit Survivor beim Rockbäten Festival in Stockholm gespielt. Wie es da jetzt weitergeht, kann ich dir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sagen. Er ist ein sehr herber Verlust und Jimi wird der Rockwelt definitiv sehr fehlen

Dem ist nichts hinzuzufügen, wir werden Jimi nie vergessen – Rest In Piece my Friend.

The Race Is On ( 1987)
Injection ( 1989)
Pit Stop ( 2014)


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