Interview: Accept - Wolf Hoffmann

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Wir haben unsere Rollen und harmonieren. Klingt komisch, ist aber so. - Wolf Hoffmann und Peter Baltes, das ACCEPT-Songwriterduo ohne Allüren.

Im Zuge des Seerock-Festivals am Schwarzlsee bei Graz hat uns ACCEPT-Urgestein und Gitarrist zum ausführlichen Plausch in den "Beat The Streets"-Tourbus gebeten. Dabei ging es um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der vielleicht legendärsten Metalband aus Teutonien - Vorhang auf für die Band, der vor sechs Jahren DAS Comeback der Metal-Historie gelang.

Veröffentlicht am 18.08.2015

Wolf, nach dem Ende der großen „alten“ ACCEPT-Ära 1997 bist du in deiner Wahlheimat Nashville professioneller Fotograf geworden und dir ging es damit auch nicht schlecht. Wie kam es dazu, diesen Weg für die „neuen“ ACCEPT ab dem Jahr 2009 wieder zu verlassen?

Es lief wirklich gut, aber letztendlich war die Überlegung da, was man denn wirklich lieber macht und wofür man eigentlich auf der Welt ist. Da war die Musik dann schon die größere Leidenschaft – sie war immer meine erste Liebe. Da kommt die Fotografie nicht heran. Musik hat für mich einen anderen Tiefgang. Fotograf sein ist ein kreativer Beruf, der mir Spaß macht, aber der mich innerlich nie so befriedigen konnte wie die Musik.

Ein bisschen riskant war das ACCEPT-Comeback schon, aber dass ihr dann von Anfang an mit dem Album „Blood Of The Nations“ so durchstarten würdet, dass hättet ihr euch wohl selber nicht gedacht?

Es war in dem Sinn eigentlich kein Risiko, denn wir hatten nichts zu verlieren. Wäre es gar nicht gegangen, hätte ich als Fotograf weitergemacht und die anderen Jungs halt in ihren Bereichen. Wir hatten aber Lust darauf und waren total optimistisch. 30-40 Jahre vorher hatten wir auch den gleichen Eifer, da stritten uns auch alle jeglichen Erfolg ab und es hat dann wunderbar geklappt.

Reunions von Bands gibt es wie Sand am Meer – ihr gehört aber zu einer seltenen Spezies, zu der Handvoll Truppen, die tatsächlich stärker zurückgekehrt sind als sie vorher waren. Wie gelang das und warum fällt das anderen Bands so schwer?

Es hat einfach gepasst. Zum einen sind mit Peter Baltes und mir die gleichen Songschreiber wie früher an Bord, zum anderen haben wir mit Mark Tornillo einen Sänger, der genau das umsetzt, was wir uns vorstellen. Mit ihm hatten wir wirklich Glück. Er kann das alte Material perfekt umsetzen, was auch die alten Fans zufriedenstellt. Es ist jetzt nichts ganz anderes, sondern wenn man die Augen zumacht, wird einem das Gefühl der 80er-ACCEPT vermittelt. Er singt auf seine Art, aber es klingt vertraut. Bei den neuen Songs kann er alles so umsetzen, wie ich mir das als Songschreiber ausdenke. Vielleicht ist das das Geheimnis hinter uns.

Die Rolle deiner Frau Gaby als Songschreiberin ist mittlerweile aber obsolet geworden. In den 80er-Jahren war das ja ein Riesenskandal als herauskam, dass eine Frau die kultigsten Metaltexte schreibt.

Das ist jetzt bewusst so. Da Mark Amerikaner ist und natürlich Englisch spricht, wäre es etwas merkwürdig, wenn Gaby als Deutsche ihm die Texte liefern würde. Sie ist aber immer noch so involviert, dass sie Themen liefert und damit einen Anstoß gibt. Die Idee, eine Story umzusetzen ist meist das Wichtigste. Das Ausführen ist dann später gar nicht mehr so schwer. Sie gibt diese Ideen dem Mark oder uns weiter und darauf bauen wir auf. Wir leben oft den Grundstein und Mark macht dann die Verse und die Kleinarbeit dazu.

Euer letztes Studioalbum „Blind Rage“ war sogar – erstmals in eurer Karriere – Platz eins in den deutschen Albumcharts. Dort, wo sich normalerweise HELENE FISCHER oder ROBBIE WILLIAMS tummeln. Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg für euch?

Wahnsinn, ja. Nach all den Jahren dieser Erfolg, auch wenn es nur kurz war. Das macht uns natürlich megastolz und glücklich. Es hat einen großen symbolischen Wert für uns. Besser als eins geht eben nicht. (lacht)

Gerade als Metal-Band ist man bei solchen Erfolgen sehr schnell mit „Ausverkauf“-Vorwürfen der Community konfrontiert. Hat euch das auch in irgendeiner Art und Weise getroffen?

Wir machen einfach unser Ding und freuen uns, dass es populär ist. Es gibt zum Glück genügend Fans, die das kaufen und deshalb sind wir auch Nummer eins. Und wir machen ja keinen Schlager, sondern eben das, was wir vorher auch machten.

Du bist sehr interessiert an Klassik, hast auch ein Klassik-Soloalbum veröffentlicht. Wäre das nicht auch mal für ACCEPT eine Überlegung?

Ich habe das immer verneint und glaube auch nicht, dass das ein gutes Konzept wäre. Wir müssten die Songs umarrangieren und viele Kollegen drängen gerne ein Orchester in ihre Songs. Wir schreiben die Lieder ja für Gitarren, es sind Metalsongs, wenn ein Orchester versucht mitzuhalten, wird es meiner Ansicht nach zu sehr degradiert. Wie ein Füllwerk im Hintergrund. In meinen Ohren gibt es dann einen Kampf zwischen zwei Welten. So etwas kann man sicher richtig machen, aber man müsste es anders angehen als die meisten. Ich würde das nie ausschließen, aber aktuell ist das bei uns nicht. Ich arbeite schon lange am Nachfolger meiner Klassik-CD. Dort würde ich es so machen, wie ich es mir vorstelle, aber da sind die Songs auch von vornherein dafür geschrieben. ACCEPT-Songs runter zu schrammeln und im Hintergrund ein Orchester laufen zu lassen – das wäre nichts für mich.

Wie weit bist du mit dem Soloalbum?

Fast fertig. Ich hoffe, dass ich es heuer veröffentlichen kann. Es muss noch gemischt werden, dann noch ein paar Kleinigkeiten machen und es passt. Aber mit ACCEPT ist es schwierig. Wir hatten zwei große Blöcke Touren und gerade in diesem Sommer waren wir insgesamt acht von 13 Wochen unterwegs. Das hält mich natürlich auf. Aber 99 Prozent sind fertig. Halleluja!

Auf ACCEPT-Ebene gab es lange Diskussionen über eine Live-DVD oder ein Live-Album. Wie sieht es damit aus?

Auf der „Blind Rage“ haben wir als Bonusmaterial eine Live-DVD aus Chile mitgegeben. Wir haben mittlerweile wieder viele Festivalshows aufgezeichnet und jetzt schauen wir uns dann zuhause in Ruhe an. Wir haben aber schon vor, da noch was nachzulegen.

Peter Baltes und du sind ein Superduo seit ewigen Zeiten. Ist das reine Magie oder kann der Alltag miteinander auch mal richtig hart sein?

Was wir haben ist wirklich ganz speziell. Wir sind wie Brüder, wir ergänzen uns, aber natürlich geht das auch mal anders. Wenn es ums Musikalische geht, finden wir aber sofort zusammen und da muss man nicht viel reden. Das passiert nicht so oft und das werden wir beide so auch nicht mehr erleben. Ich kenne Peter schon fast 40 Jahre, unglaublich eigentlich.

Aber da krachen beim Songwriting-Prozess doch auch zwei sehr starke Egos zusammen.

Das ist aber kein großes Problem, sondern würden wir es nicht so lange mit uns aushalten. Wir haben unsere Rollen und das klappt relativ harmonisch. Man glaubt es kaum, es ist aber so.

Ende letzten Jahres habt ihr mit Christopher Williams und Uwe Lulis zwei neue Gesichter in die Band integriert. Inwieweit war das eine Frischzellenkur für ACCEPT?

Das war ganz eindeutig eine Frischzellenkur. Die Neuen haben natürlich dementsprechend viel Enthusiasmus und sind mit viel Elan am Werk. Das feuert dann auch uns wieder an und das ist dann eben optimal. Im Moment sind wir alle glücklich.

Werden die beiden künftig auch im Songwriting-Prozess integriert werden?

Bislang kam es noch nicht so weit. Ich denke aber, an der Ur-Formel von ACCEPT wird sich so schnell nichts ändern, das klappt jetzt 40 Jahre lang so. Wenn es nach ACCEPT klingen soll, dann müssen Peter und ich da auch weitermachen, das ist von außen gar nicht so einfach, da reinzukommen. Never Change A Winning Team.

Wie haben Peter und du denn den Enthusiasmus vor dem Comeback wiedergefunden?

Das war persönlich ganz witzig. Ich hatte mit der Sache eigentlich abgeschlossen. Ich dachte auch, ACCEPT und Metal braucht keiner mehr und war in meiner Rolle als Fotograf sehr ausgefüllt. Ich habe die Musik anfangs gar nicht vermisst, war nicht traurig darüber. Eher im Gegenteil, ich war total happy. 2005 haben wir aber noch mit ex-Sänger Udo Dirkschneider Festivalshows gespielt und da bekam ich frischen Wind unter den Flügeln. Ich habe da quasi Blut geleckt und gemerkt, dass da noch was geht. Aus den USA konnten wir uns gar nicht vorstellen, welche Nachfrage in Europa herrscht. Viele Leute waren ganz heiß auf die Band und dort habe ich das persönlich wahrgenommen. Die Erzählungen darüber nimmt man ja nicht so ernst, aber wenn man das sieht – großartig. Ich wollte die Band mit neuen CDs und so nicht wieder voll ins Leben rufen, aber ein paar Festivalshows wären fein gewesen. Das hat dann aber überhaupt nicht funktioniert mit dem Udo und plötzlich stand die Alternative Mark Tornillo im Raum.

Da änderte sich plötzlich alles. Er wollte und mit ihm konnten wir es wagen. Uns standen alle Möglichkeiten offen und dann wollten wir gleich richtig durchstarten mit neuen Songs und einem neuen Album. Als wir der Welt blauäugig verkündeten, dass ACCEPT wieder da wären, hatten wir weder einen einzigen Song geschrieben, noch eine Plattenfirma im Hintergrund. Einfach gar nichts. Nicht einmal eine richtige Band oder eine Crew. Das ging alles wieder von Null. Der Anfang war gar nicht einfach, bis die Maschine wieder rollte. Das Songschreiben ging überraschend gut und einfach. Wir hatten in kürzester Zeit unheimlich viele Songs geschrieben.

Die Grunge- und Alternative-Welle ging in den 90er-Jahren auch an euch nicht vorbei. Seid ihr jetzt, wo der Metal wieder so groß ist wie früher mal, etwas demütiger ob des Erfolges?

Demütiger ist ein merkwürdiges Wort, aber man weiß eher, was man nicht ausprobieren muss. Wir waren ja nicht die einzigen, jeder hat damals versucht, sich ein bisschen zu ändern und dem Wind in der Szene zu folgen. Keiner wusste, wo die Reise hingeht und ob Metal jemals wieder gefragt sein würde. Heute ist das alles einfacher. Die Stilrichtung steht fest, die Leute kennen uns und wir machen einfach, was wir immer machen – hoffentlich in besserer Form. Damals war alles viel unsicherer.

Bei einer Geschichte wie der von ACCEPT gibt es auch viele Jubiläen. Heuer zum Beispiel 30 Jahre „Metal Heart“ und 35 Jahre „I’m A Rebel“ – beides für sich bahnbrechende Alben. Kannst du dich damit noch heute identifizieren?

Mit den meisten Sachen schon. Ich bin aber auch wahnsinnig stolz, dass wir ein neues Kapitel geschafft haben, das viele Fans beinahe besser finden als das von früher. Es gibt da ja weit mehr Gegenbeispiele, wo eine gute Single kommt und dann nur mehr blaue Grütze. So etwas wollten wir immer vermeiden, denn eine Nostalgie- oder Coverband wollten wir nie sein. Unsere Songs sollen den Zahn der Zeit treffen, aber trotzdem die Basis von ACCEPT treffen. Das klingt einfach, war aber nicht einfach.

Der Song „I’m A Rebel“ war ja von AC/DC – wie seid ihr damals zu ihm gekommen?

Es war unser zweites Album und es wurde uns nahegelegt, einen Coversong zu machen. Das stoßt normal nicht auf große Begeisterung bei uns, aber das Argument war, dass von THE SWEET über SLADE bis DEEP PURPLE alle so begonnen haben, um schneller bekannt zu werden. Dann haben sie die eigenen Songs nachgelegt. Der Song hat halt perfekt für uns gepasst, fast schon radiotauglich. Er wurde für AC/DC geschrieben, aber nie veröffentlicht. So kam er dann zu uns.

Aber er wurde doch von Bon Scott eingesungen?

Das stimmt, es gibt eine Demoversion davon und die habe ich unlängst wieder mal gehört. Wir haben die schon damals gehört und das hat uns gefallen – deshalb haben wir den Song auch genommen. Heutzutage wünschte ich mir, ich hätte diese Demokassette mit der Bon-Scott-Version noch. Unser mittlerweile verstorbener Verleger kam vor drei, vier Jahren zu uns in die Garderobe und hat uns diese Version in der Garderobe noch mal vorgestellt. Bon Scott war damals schon verdammt geil. Besser als unsere Version. (lacht) Die Kassette ist tief im Safe verschlossen und AC/DC wollen auch nicht, dass sie veröffentlicht wird. Ein Schatz, der wohl vergraben bleibt.

Ihr habt nach diesem Song tatsächlich nie mehr ein Lied gecovert. Warum eigentlich nicht?

Wir haben oft herumgespielt, aber dann stets festgestellt, dass wir die eigenen Songs einfach lieber machen. Das war wohl auch für die Fans interessanter, neues Material zu hören als alte Songs zu covern. Wir machen viel aus dem Bauch heraus und wenn es sich nicht richtig anfühlt, dann wird es nicht gemacht. Heute bin ich da ziemlich rigoros und habe gelernt, auf mein inneres Gespür zu hören. Es gibt nichts, was ich mehr bereue, als manchmal nicht auf meine innere Stimme gehört zu haben. Wenn ich etwas gegen meine eigene Überzeugung mache, dann ärgere ich mich doppelt und dreifach darüber. Fehler können passieren, aber nur, wenn ich mir davor sicher war, dass es passt. In 40 Jahren Karriere macht man schon mal Sachen, die man vielleicht nicht so toll findet später. Aber wir hatten zum Glück nie richtige Tiefschläge. Wenn sich was falsch anfühlt, dann ist es meistens auch falsch.

Über euren ex-Sänger Udo will ich gar nicht lange reden, was mich aber interessiert: Im Gegensatz zu euch bei ihm hat er immer wieder über die neuen ACCEPT geschimpft. Ihr habt euch nie darauf eingelassen. Anders gesehen war das schon gute Gratis-PR.

Klar, tief im Inneren liebt uns Udo wohl, nur kann er es nicht so zeigen. (lacht)

Zudem hat er unlängst angekündigt, dass er endgültig aufhören will, alte ACCEPT-Songs zu singen. Was hältst du davon? Sein Solomaterial kann man – bei allem Respekt – ja wirklich nicht mit den Klassikern gleichsetzen.

Das ist seine freie Entscheidung. Ich finde das okay. Indem er die ACCEPT-Songs gespielt hat, hat er auch jahrelang für uns geworben. Zum Udo habe ich aber gar keine Meinung mehr – das Thema ist mittlerweile so weit weg von uns. Alles okay und gut.

Zurück zu euch – wie weit kann das noch gehen? Habt ihr das Ziel, noch größer zu werden?

So konkrete Ziele haben ist wahnsinnig schwer und bringt auch nix. Man macht einfach was man kann, macht das immer besser und schaut, wo einem das hinträgt. Zu sagen, wir wollen noch einmal Nummer eins werden oder so, wäre vermessen. Am Ende kann man sich nur auf sich selbst verlassen – alles andere hängt von den Göttern und anderen Faktoren ab. Solange wir gesund sind, machen wir gerne weiter. Im Prinzip haben wir eh schon alles erreicht, ob noch mehr geht ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Die kommerziellen Zahlen oder ausverkaufte Stadien – am Ende ist das alles auch nur ein Egotrip. Damit was zum Angeben hat.

Aber Künstler haben doch meist ein sehr gut ausgeprägtes Ego.

Selbstverständlich, das ist ganz klar, aber das ist alles nicht mein Hauptantrieb. Ich mache das einfach gerne, vor vielen Leuten aufzutreten, aber der nächste Schritt ist sekundär. Wenn er kommt, freuen wir uns, wenn nicht, dann machen wir so weiter.

Du bist sicher froh, dass du im Gegensatz zu einem James Hetfield wohl noch relativ problemlos durch die Straßen laufen kann.

Ich glaube, auch James schafft das. Für einen MICHAEL JACKSON war das sicher schwieriger. Die Metal-Gemeine ist zum Glück relativ begrenzt, diesen Starrummel kann man also theoretisch gar nicht haben. Die Young-Brüder von AC/DC haben das auch immer richtig gemacht und sich nach der Bühne komplett verschlossen. Ich suche die Öffentlichkeit auch nicht, sondern verstecke mich da lieber. In den 80er-Jahren war das für uns schwieriger, da konnte man oft nicht durch die Stadt gehen, wo ein Konzert war. Die Fans waren früher rabiater, heute ist der Respekt viel größer und das schätze ich sehr. Die Leute sind superhöflich und fragen ganz brav nach einem Autogramm, sie wollen nicht stören. Das genieße ich sehr. Jeder kriegt von mir Autogramme und Fotos, wenn er mich nicht nervt. Gar kein Problem.

Alex Webster, Bassist der Death-Metal-Band CANNIBAL CORPSE, hat für ein Magazin unlängst Peter Baltes interviewt. Ist es nicht irgendwie skurril und irre, dass sich Musiker von derart harten Bands auf euch als Idole berufen?

Ehrlich gesagt haben wir da kaum einen Zugang. Ich hatte immer den Eindruck, dass wir einen Funken gesetzt haben, der sich zu einem Feuer ausbreitete und eine ganz eigene Welle der Musik nach sich zog. Mit dieser Welle hatten wir aber wenig zu tun. Wir wollten nie schneller und härter als „Fast As A Shark“ werden. Wir sind ja von DEEP PURPLE und vom Hard Rock beeinflusst, wo es immer Melodielinien und Mitsingparts gab. Die knallharte Linie wie Thrash- oder Death Metal war nie unser Ding. Natürlich fühlen wir uns geehrt, wenn wir da so viel Einfluss haben, aber wir selbst fühlen uns dort keinesfalls daheim. Jeder soll machen, was er für richtig hält. Ich würde auch nie sagen, dass etwas scheiße ist. Jeder, der auf der Bühne steht und die Leute unterhält, hat meinen Respekt.

Bands wie DEEP PURPLE und viele andere headlinen heute, nach teilweise mehr als 40 Jahren, noch immer die Festivals. Muss man sich deshalb denn nicht Sorgen machen?

Wenn sie weg sind, dann schon. Aber ich glaube die Wachablöse wird sich von alleine ergeben. Wir gehören auch nicht zu der Urwelle der 60- und 70-Jährigen, sondern zur zweiten Welle. Die ganz alten sind DEEP PURPLE, STATUS QUO oder die SCORPIONS – solche Leute haben uns inspiriert. Wir sind die Generation dahinter, die mit DEF LEPPARD und IRON MAIDEN groß wurde.

Bei STATUS QUO ist es mittlerweile ja so weit, dass sich Francis Rossi und Rick Parfitt überhaupt nichts mehr zu sagen haben und sich nur mehr auf der Bühne treffen. Wäre so ein Fall ein Grund für dich, mit ACCEPT aufzuhören?

Ich weiß es nicht, die Leute stellen das immer so da, als ob das so abartig wäre. Früher dachte ich ähnlich, aber heute sehe ich das anders. Mit Peter habe ich das besondere Glück, dass wir uns privat gut leiden und zusammen frühstücken können, aber wenn das nicht so wäre, könnte man sich das Leben dennoch vorstellen. Die Musik verbindet ja trotzdem und wenn man so viel zusammen unterwegs ist, dann geht das in den seltensten Fällen gut. Ich kann auch nachvollziehen, wenn die Leute getrennt reisen – man braucht seinen Freiraum und dann ist es auf der Bühne vielleicht besser. Merkwürdig finde ich, wenn man sich hasst oder verklagt, wo jeder seinen eigenen Rechtsanwalt und Manager hat – das wäre zu viel. Aber letztlich ist so eine Band in vielen Fällen einfach ein Wirtschaftsunternehmen. Das ist ein Job wie jeder andere. Stell dir vor, du müsstest mit deinen Arbeitskollegen wohnen und die ganze Zeit unterwegs sein – so einfach ist das alles nicht. Wir haben aber ein relatives Familienunternehmen.

Wie lang wohnst du jetzt schon in den USA?

Mehr als 20 Jahre.

Wie viel Europäer oder Deutscher steckt noch in dir?

Sehr viel und es gibt natürlich auch viele Unterschiede. Aber Nashville ist ja nur ein Wohnort. Ein Chinese, der nach Wien zieht wird auch nicht plötzlich Wiener. Ich werde immer ein Deutscher bleiben, egal wo ich lebe. Vielleicht wohne ich mal auf dem Mond, und sogar dort wäre ich Deutscher. (lacht)

Abschlussfrage – wann kann man mit einem weiteren ACCEPT-Werk rechnen? Arbeitet ihr schon daran?

Wir schreiben noch nicht, haben uns aber vorgenommen, nach der Tour damit anzufangen. Wie lange das dauern wird, das wissen nur die Götter. Aber jetzt muss mal mein Soloalbum fertig werden, damit das mal aus meinem Gedankensystem raus ist. Step by Step.


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