Interview: CANNIBAL CORPSE - Paul Mazurkiewicz

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If CANNIBAL CORPSE would be a torture instrument....well i think our music is torture to a lot of people

Am 14. August 2015 legten CANNIBAL CORPSE das Rockhouse in Salzburg in Schutt und Asche. Davor jedoch schenkte uns Paul Mazurkiewicz ein paar Minuten seiner Zeit, um für Stormbringer die eine oder andere, fallweise auch etwas ungewöhnliche Frage zu beantworten

Text: Alex S.
Veröffentlicht am 20.08.2015

Hi Paul, vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast für ein kurzes Interview. Wie geht es dir und wie läuft die Tour bis jetzt?

Wir sind alle schon ziemlich müde, sind ja schon eine ganze Weile unterwegs. Die Tour selbst läuft sehr gut und wir sind ja jetzt beinahe fertig, heute Salzburg und morgen das Summer Breeze und dann mal ein Monat Urlaub. Die Tour war eine abwechslungsreiche Mischung aus Festivals und Gigs auf kleineren Bühnen, war eine ziemlich gute Tour.

Hattest du heute Zeit in die Stadt zu gehen auf einen Kaffee oder ein Bier?

Nein, weil ich ja ein Interview geben muss. (lacht) Aber ich kenne die Stadt schon, ich hab sie mir beim letzten Mal schon angesehen als wir da waren. Da habe ich mir Mozarts Geburtshaus angesehen und noch ein paar andere Plätze. Ein paar Jungs sind jetzt gerade in die Stadt gegangen, aber ich werde schon wieder einmal dazu kommen, die Stadt zu besuchen.

Wenn ihr eine Stadt besucht und dort rum geht, werdet ihr oft erkannt oder bleibt ihr inkognito?

Das ist ganz unterschiedlich. Es kommt schon vor, dass uns Fans erkennen, aber nicht all zu oft. Wir sind keine so große Band wie z. B. die ROLLING STONES oder andere. Meistens wird George wieder erkannt, ich selbst eher weniger, wenn ich meine Haare zurück habe und normal angezogen bin. Aber es kommt durchaus vor, dass wir erkannt werden.

Ihr spielt auf großen Festivals wie Wacken oder Summer Breeze, dann wieder in kleinen Locations so wie heute in Salzburg wo „nur“ ein paar hundert Fans rein passen. Wo fühlst du dich besser aufgehoben?

Definitiv auf kleineren Bühnen. Das ist der Platz, wo alles seinen Anfang nahm, sozusagen die Geburtsstätte von Death Metal. Und auf so Bühnen wie heute hier in Salzburg – da ist diese besondere Intimität. Wie gesagt, es ist so, wie es begonnen hat. Death Metal hat nicht auf Festivals begonnen oder in Stadien, er hat auf so Bühnen wie dieser heute begonnen. Sicher ist es toll, vor vielen Leuten auf Festivals zu spielen und es ist für die Verbreitung von der Band und für Death Metal sicher sehr gut, aber du verlierst dieses Intime zu den Fans, diesen speziellen Kontakt zu den Leuten. Wie sollte es auch anders sein, wenn du auf der Bühne stehst und die Fans in der ersten Reihe so weit entfernt sind von dir… es ist cool auf Festivals zu spielen, aber das beste Set ist immer noch das in kleinen Lokalen auf kleinen Bühnen.

Also würdest du sagen, dass der Kontakt mit den Fans unter anderem ein Merkmal für Death Metal ist? Viele Bands stehen ja auch nach dem Konzert an den Merchständen und verkaufen teilweise auch selbst.

Auf alle Fälle. In kleineren Location bist du mit deinen Fans, auf Festivals ist das unmöglich.

Death Metal ist ein sehr aggressives, blutiges und zerstörerisches Genre. Wenn du auf die Bühne kommst, kommt man da in eine spezielle Stimmung bzw. während des Spielens? Oder kann man während eines Konzertes an Blümchen denken?

(lacht) Manchmal ist es einfach den Kopf abzuschalten, auf die Bühne zu gehen und auf Autopilot zu schalten. Und während des Spielens über das Abendessen nachzudenken. (lacht) Aber nein, wir wärmen uns auf und kommen langsam in einen Fokus rein, bereiten unsere Instrumente vor. Das kommt dann automatisch. Pat und Alex z. B. machen ein Warm-Up, ich mache ein klein wenig Stretching. Aber wir sind keine aggressiven Persönlichkeiten, im Gegenteil. Wir spielen diese Musik, weil wir diese Musik lieben. Und das Auftreten während der Show ist einfach schon in uns nach all den Jahren.

Wie hart ist es eigentlich, während eines ganzen Konzertes dieses Tempo zu halten? Und wie geht's dir nach einer Show?

Also unser Headliningset ist etwa eineinhalb Stunden lang. Und wie es mir bzw. uns danach geht ist abhängig von der Show. Zum Beispiel gestern in Köln war es so brutal heiß, dass es schwer war zu atmen und sich zu bewegen. Und nach der Show hatten wir alle das Gefühl, dass wir gleich umkippen. Das ist dann beschissen. Und wenn das jede Nacht so wäre, dann hätten wir mit der Zeit Probleme eine Show nach der anderen zu spielen. Aber jeder kennt seinen Köper gut genug damit er weiß, wie er es am besten durch so eine Show schafft. Ich hoffe heute Abend wird es besser. (lacht) Aber wie schon gesagt - im Laufe der Zeit kommt Routine rein, man lernt seinen Körper kennen, wie weit man gehen kann und das braucht man auch um eineinhalb Stunden spielen zu können. Das kommt alles mit der Zeit. Natürlich muss man aber immer in Übung bleiben. Wenn ich ein halbes Jahr nicht spielen würde, wäre ich nicht mehr in der Lage das zu schaffen. Nein, ich muss täglich üben, mich richtig ernähren, ausgeruht sein und genug trinken – all die Dinge, die man im Leben eigentlich braucht. (lacht)

Eines der größten Probleme des Musikgeschäftes ist ja das illegale Downloaden und Streamen. Wie sieht das in der Death-Metal-Branche aus?

Ich denke nicht, dass es wirklich Auswirkungen auf die Metalbranche hat. Ich verfolge das ehrlich gesagt auch nicht so wirklich. Wir verkaufen unsere Scheiben, uns geht es gut und das ist alles was zählt. Natürlich macht es jedoch für einen Popstar einen Unterschied, ob er 200 Millionen Platten oder nur 100 Millionen Platten verkauft.

Metalheads sind ja auch so ziemlich die größte Gruppe die Merch kauft.

Ja, das ist auch einer der Gründe: Metalheads wollen die CD kaufen. Sie laden sich vielleicht das Album runter, wollen aber dann das gesamte Paket mit originaler CD, Cover, Booklet usw. So sind eben Metalheads. Und sie wollen Merch. Death Metal ist ein sehr merchhaltiges Genre, fast schon ein Kult.

CANNIBAL CORPSE waren damals bei Jim Carrey in "Ace Ventura" zu sehen. Habt ihr nicht mal Lust einen Soundtrack zu machen für einen Horrorfilm?

Nein, nicht direkt. Wir wurden zwar von ein paar Leuten angesprochen die meinten, wir könnten eventuell mitmachen. Es müsste jemand direkt kommen und uns ein Angebot machen, um wirklich einen Soundtrack zu machen. Aber es kam noch nicht dazu. Aber es wäre cool, es wäre was anderes. Aber es müsste auch alles passen, die Situation, der Deal….ja es wäre sicher interessant, Cannibal feats Horror…wäre sicher cool, mal sehen, was noch kommt.

In einem Interview werden euch tausendmal dieselben Fragen gestellt. Gibt es etwas, was du gerne mal gefragt werden würdest?

Nein ich bin nur der Typ der antwortet, die Fragen stellt der Interviewer. Nein ernsthaft, man kann mir jede Frage stellen und ich versuche sie so gut wie möglich, sie zu beantworten.

Wenn CANNIBAL CORPSE ein Folterinstrument wären, wie würde dieses aussehen?

Oh verdammt ich habe keine Ahnung. (schaut nachdenklich und lacht) Nein, beim besten Willen ich habe keine Ahnung. Ich meine es ist Musik... ja, da hast du es schon – da ist die Folter! CANNIBAL CORPSE zu hören ist Folter! (lacht) Das ist alles, was du brauchst für ältere Menschen und Menschen die Death Metal nicht mögen! Zeig ihnen nur das Cover von "A Skeletal Domain" und sag ihnen, dass die Musik genau so klingt wie das Cover.

Gab es jemals direkte Konfrontationen mit Anti-Metal-Gruppierungen? Wie zum Beispiel strengchristliche Personen oder Gruppen?

Nein. Ich gehe solchen auch aus dem Weg. Musik ist was Persönliches und nicht jede Musik ist für jeden. Ich argumentiere auch nicht mit solchen Leuten.

HIER geht es zum Livebericht der CANNIBAL CORPSE-Show im Salzburger Rockhouse.
HIER geht es zur dazugehörigen Bildergalerie.


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