Interview: Dawn Of Destiny - Jens Faber

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Mit der „Rebellion In Heaven“ hatten wir im Anschluss die Chance, bei AFM Records, also einem sehr großen Label, einzusteigen. Allerdings kamen wir aus unserem damaligen Vertrag nicht raus und ein Jahr später war das Interesse dann verflogen.

DAWN OF DESTINY sind bereits seit einigen Jahren in den Gefilden des melodischen Metals unterwegs, doch der ganz große Wurf in Sachen Erfolg blieb bisher leider aus. Im Gespräch mit Bandleader Jens Faber haben wir versucht zu ergründen, woran das liegen mag!

Text: Sonata
Veröffentlicht am 02.10.2015

Moin Jens! Besten Dank dafür, dass du die Zeit gefunden hast, mit uns ein bisschen über DAWN OF DESTINY zu quatschen! Eure neue Platte „To Hell“ behandelt erneut ein Konzept, nachdem ihr das bereits bei „FEAR“ auf der vergangenen Scheibe umgesetzt habt. Wie bist du auf den Trip gekommen und woher nimmst du die Inspiration für so eine Story, die quasi wachsen und gedeihen muss?

Wir haben einfach mit dem letzten Album „F.E.A.R.“ unfassbar viel positive Resonanz bekommen, was das ganze Konzept betrifft und das hat mich natürlich auch darin bestärkt, das bei „To Hell“ ein weiteres Mal umzusetzen. Ich persönlich mag’s schlichtweg sehr gern, verschiedene Stimmungen in den Songs unterzubringen und das war bei „To Hell“ dann ja auch möglich.

Du hattest mir bereits vorab erzählt, dass euch bei den Aufnahmen zu „To Hell“ glaube ich der Marco von Axxis unterstützt hat, was die Gitarren betrifft. Einen Großteil hast du allerdings selbst eingespielt. Da der Veith ja einen neuen Lebensweg beschreitet, stellt sich mir da natürlich nun die Frage, inwieweit sich das auf eure Live Performance auswirken wird, denn DAWN OF DESTINY Mucke ohne Gitarre wird live wohl nur so halb funktionieren. Wie wollt ihr das umsetzen?

Der Marco hat nur ein Solo übernommen innerhalb eines Songs. Veith hat ebenfalls noch ein paar Gitarren eingespielt und der Rest stammt dann von mir. Wir haben mittlerweile einen neuen Gitarristen bekommen, der auch aus einer anderen Schiene kommt. Der hat bisher eher so Prog Metal fabriziert und das gibt dem Ganzen nochmal eine neue Facette, die er da mit einbringt. Die Grundstruktur der Songs wird natürlich beibehalten, aber er bringt da eben auch was eigenes mit rein. Außerdem singt er auch, von daher werden wir da live auf der Bühne keinerlei Probleme haben.

Bereits auf „FEAR“ hattet ihr mit Jon Oliva und Mats Leven zwei hochkarätige Gäste am Start und das neue Album steht dem mit Björn „Speed“ Strid sowie Zach Stevens in nichts nach. Woher nehmt ihr die connections und wie fallen die Rekationen zu den jeweiligen Songs aus? Ich erinnere mich ja an das Zitat von Mr. Oliva, der „No Hope For The Healing“ als besten Song bezeichnete, den er jemals als Gastsänger performen durfte.

Das war natürlich eine extrem große Sache für uns, dass wir von einem Sänger wie Jon Oliva so ein positves Feedback bekommen haben und das bestärkt mich auch durchaus in meinem Tun. Die Medien reagieren ja des öfteren weniger positiv auf unsere Veröffentlichungen, insbesondere die großen Magazine da draußen. Von anderen Musikern höre ich grundsätzlich nur positves Feedback. Der Zach Stevens war von seinem Song auch total begeistert und hat mir da mehr als 20 Gesangsspuren geschickt, weil er einfach alles aus dem Song rausholen wollte. Ähnlich verhielt sich das mit Björn Strid, der seinen Song als durchaus komplex beschrieb, da aber trotzdem unfassbar abgeliefert hat und mir auch ca. 20 Spuen zukommen ließ. Das ist einfach schön zu sehen, dass unsere Arbeit als Musiker da ein stückweit gewertschätzt wird und wir da sehr viel positive Kritik erfahren. Die meisten Medien da draußen können mit den ganzen unterschiedlichen Stimmungen, die wir in den Songs verarbeiten nur wenig anfangen und drücken uns da leider auch sehr oft vorschnell in eine Schublade.

„To Hell“ verarbeitet erneut eine sehr dramatische Geschichte, die auch nicht zwingend mit einem Happy End abschließt. Wie ist die Story entstanden und hast du da einen gewissen Hang zur Dramatik?

Ich bin von grundauf einfach kein Mensch, der nur das Positive in anderen Menschen sieht. Gerade durch meinen Beruf sehe ich auch durchaus viel Hass, Gewaltpotenzial usw. Das reflektiere ich sehr oft in meinen Songs, innerhalb eines Konzepts dann natürlich eher unterschwellig. Bei „To Hell“ ist das durch die aktuelle Flüchtlingsproblematik natürlich sehr treffend. Ich möchte die Charaktere glaubwürdig lassen, ein grundsätzlich guter Mensch kann auch böse sein und umgekehrt. Das ist für mich realistisch und daher setze ich das auch so um. Man kann also durchaus sagen, dass ich mich in den Gefilden der Dramatik wohlfühle.

 

Ich erinnere mich an eure Anfänge, wo ihr zu mehr als 90% auf weiblichen Gesang gesetzt habt. Über die Jahre hinweg hast du dich selbst zu einem mehr als passablen Sänger gemausert, der immer häufiger zum Mikro greift. Wie bist du auf den Trichter gekommen und was bekommst du von deiner Kollegin Jeanette zu hören?

Die gibt mir da glücklicherweise ein sehr positives Feedback, so wie auch der Rest der Band. Sonst würde ich das gar nicht machen, zumal ich da ja selbst immer noch relativ unsicher war. Auf dem neuen Album wollte ich im Endeffekt gar nicht so viel selbst einsingen, aber da wir durch das Konzept wieder verschiedene Charaktere hatten und auch verschiedene Stimmungen nach außen tragen wollten, bot sich das schlichtweg an. Fans tragen mir da auch oft zu, dass ich mir da durchaus mehr zutrauen soll und mit der Zeit kommt das dann auch langsam. „Hateful Hearts“ habe ich bestimmt 100 mal eingesungen und ich bin mit dem Resultat irgendwie immer noch nicht zufrieden. Das ist denke ich aber normal, da bin ich auch einfach sehr selbstkritisch.

Ein Thema beschäftigt mich immer ganz besonders, wenn ich mich mit DAWN OF DESTINY auseinandersetze. Ihr holt mittlerweile populäre Gäste an den Start, gestaltet das ganze Banddasein allgemein immer professioneller, wart mit den großen AXXIS auf Tour und haut Jahr für Jahr bärenstarke Releases raus. Was glaubst du persönlich, ist der Grund dafür, dass eure Popularität nicht deutlich krasser in die Höhe schießt?

Da gibt es natürlich unfassbar viele Faktoren, die da mit reinspielen. Mit der „Rebellion In Heaven“ hatten wir im Anschluss die Chance, bei AFM Records, also einem sehr großen Label, einzusteigen. Allerdings kamen wir aus unserem damaligen Vertrag nicht raus und ein Jahr später war das Interesse dann verflogen. Ähnlich war es mit Japan, wo wir einen relativ großen Deal hatten…Auch das hat sich dann irgendwo zerschlagen und so kippt das Ganze. Die Chance war also durchaus da! Mittlerweile mach ich mir da aber keine Illusionen mehr. Ich weiß, dass wir auch mit „To Hell“ jetzt nicht den großen Durchbruch schaffen und das wohl auch in der Zukunft ausbleiben wird. Da bin ich absolut realistisch. Viele, die uns gut finden, finden uns dann vielleicht auch nicht gut genug, um unser Material für Geld zu kaufen. Ein „Problem“ dahingehend sind vielleicht auch die verschiedenen Stimmungen, die wir in unseren Songs verarbeiten. Das können viele nicht so greifen, weil sie nicht genau einschätzen können, was sie zu erwarten haben. Bei einer Band wie AMORPHIS weißt du z.B. ungefähr, womit du rechnen kannst. Dazu kommt dann noch der Faktor, dass große Magazine uns eben schnell als etwas abstempeln, was wir nicht sind. Im Metal Hammer hieß es seinerzeit, dass DAWN OF DESTINY eine Band ist, die nicht weiß, was sie will. Da nehmen sich die Rezensenten dann aber auch nur den Bruchteil der Zeit, die z.B. ein Online Rezensent mit unserem Release verbringt. Das ist nämlich die Kehrseite des Ganzen. Online kriegen wir durch die Bank nur positive Kritiken, aber die haben medial natürlich nicht so eine große Außenwirkung wie Metal Hammer und Co. Wie gesagt, ich mache mir da keine Illusionen mehr und bleibe realistisch. Mit DAWN OF DESTINY werden wir zumindest erfolgstechnisch keine Bäume mehr ausreißen, aber ich erhoffe mir mit jedem Release natürlich trotzdem, dass wir wieder ein paar Leute mehr erreichen!

Wie sieht es denn insgesamt mit einem Support Slot bei einer größeren Tour aus? Lässt sich das neben eurem Alltag überhaupt bewerkstelligen, sofern sich so eine Möglichkeit ergeben würde?

Wir sind natürlich alle irgendwo in unserer richtigen Arbeit eingespannt und das würde sich sehr schwierig gestalten, was auf die Beine zu stellen. Das Interesse ist da immer da und ich bin mir sogar sicher, dass wir als Vorband von NIGHTWISH z.B. viele Leute von uns überzeugen könnten. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, live zu spielen, aber es muss in unseren Zeitplan passen.

DAWN OF DESTINY haben sich über die Jahre hinweg natürlich auch musikalisch weiterentwickelt, doch trotz allem bleibt euer markantes Merkmal diese hymnischen fast schon episch anmutenden Passagen, die den Hörer quasi von 0 auf 100 schießen. Man kann also definitiv behaupten, dass ihr bzw. hauptsächlich du ein gewisses Gespür für starke Melodien besitzt. Legst du auf diese mitreißenden Melodien besonderes Augenmerk und welchen Stellenwert hat diese leicht düstere Atmosphäre bei euch innerhalb der letzten Jahre eingenommen?

Der meiste Teil an Musik, den ich so fabriziere, findet sich ja größtenteils im melancholischen Bereich wieder. So empfinde ich das zumindest. Das spiegelt sich einfach in dem großen Dramaanteil wider, darüber hatten wir ja schon gesprochen. Aber mir ist es wichtig, dass die Songs auch von ihrer Grundstruktur was mitteilen, sprich eben auch die Melodien. Ich lege definitiv Wert darauf, dass sich das Ganze aussagekräftig darstellt nach außen. Auch wenn unsere Songs mit der Zeit einen leicht progressiveren Charakter bekommen haben, ist dieser hymnische Touch wie du selbst sagst nie wirklich verloren gegangen. Das ist durchaus etwas, was uns ausmacht und was wir selbst auch gut finden.

Zum Schluss hätte ich noch eine etwas speziellere Frage. Mit Jeanette habt ihr zwischenzeitlich eine neue Sängerin ins Boot geholt, nachdem Tanja die Band verlassen hat. Hättet ihr denn grundsätzlich Interesse daran, eine kleine EP aufzunehmen, wo ihr Songs der ersten drei Alben mit Jeanette neu interpretiert. Ich muss glaube ich nicht verdeutlichen, wie heiß ich auf eine neue Version von „Ending Dream“ wäre.

Das ist durchaus eine Idee, an die ich selbst schon des öfteren gedacht habe. Ich hab das in der Band bisher aber noch nicht groß thematisiert. Grundsätzlich hab ich da Bock drauf, auch wenn das vielleicht gar nicht so viel Resonanz bekommt. Für mich selbst würde ich das schon sehr gern machen. Von der „Human Fragility“ hat Jeanette ja auch schon was eingesungen und ich überlege ja auch, ob wir nicht all unsere unveröffentlichten Songs mal raushauen, denn da gibt es noch tonnenweise Material, das es nicht auf die Alben geschafft hat und dennoch weit entfernt davon ist, schlecht zu sein. Das wäre dann eben dieser rohe Demo-Sound, aber darüber denke ich ebenfalls nach. Ich hatte auch schon die Idee im Kopf, eine der ersten Scheiben komplett neu einzuspielen, auch die Möglichkeit besteht. Also ja, das Interesse ist da und vielleicht passiert dahingehend nächstes Jahr was!

Herzlichen Dank für das sehr informative Interview! Ich wünsche euch, dass ihr mit "To Hell" vielleicht ja doch den kleinen Durchbruch schafft, den ihr euch längst verdient habt!

Ich hab zu danken! Wir sind gespannt!


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