Interview: MANÈGE NOIR - Chris Breetzi

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Lügenpresse ist so ein ausgelutschtes Wort. Genauso wie Gutmensch, Kellernazi, etc. Belassen wir es einfach bei der Aussage: 'Ich traue den Medien nicht.'

Chris betreibt nicht nur einen extrem bekannten YouTube-Channel (VokillCovers), sondern war schon Sänger bei mehreren national bekannten Bands und hat vor nicht allzu langer Zeit eine EP mit MANÈGE NOIR veröffentlicht. Zeit also, um sich mit dem Jungen Herrn über Gott und die Welt zu unterhalten.

Veröffentlicht am 29.01.2016

Chris, das Debüt von MANÈGE NOIR ist ausgesprochen wütend geworden. Was macht euch im Alltag wütend?

Wütend am einen Ende der Skala machen mich Sachen, wie wenn wieder jemand in der Firma warten muss, mit dem man sich zum Essen verabredet hat. Ein Österreicher würde das auch getrost als "Fuada-grantig" bezeichnen. Wütend am ganz anderen Ende der Skala machen mich Leute, die anderen Lebewesen bewusst Schaden zufügen. Vor allem bei Tierquälerei kann ich mein Temperament schwer zügeln, obwohl ich sonst ein sehr diplomatischer und gelassener Mensch bin.

Wie definierst du Tierquälerei? Gehört für dich das Schlachten von Tieren auch dazu?

Das Schlachten von Tieren gehört für mich genauso zu dieser Thematik dazu. In der heutigen Gesellschaft haben wir aufgrund der hohen Nachfrage an Fleisch - die von keinem hinterfragt wird, weil es einfach immer schon so war - viel zu viele Schlachthöfe. Die Tiere werden dort - auch in Österreich - oft wie Dinge behandelt, obwohl schon oft genug bewiesen wurde, dass Tiere bezüglich ihres Nervensystems ähnlich aufgebaut sind wie der Mensch und damit Schmerzen fühlen können. Über die globalen ökonomischen Folgen des "Überfleischkonsums" spreche ich hier noch gar nicht. Ich möchte aber ebenfalls anmerken, dass nicht alle in MANÈGE NOIR so eingestellt sind wie ich, was ich auch respektiere. Ich will niemanden bekehren, sondern nur eine Inspiration sein über Dinge nachzudenken. Wahre Veränderung kann nur aus dem Inneren, von einem selbst kommen.

Chris du singst zum ersten Mal auf Deutsch, wie kam es dazu?

Puuuuh. Ich glaube die Idee kam von mir selbst oder vom Jörg. Bei meinem damaligen Projekt UPON A RED SKY wollte ich schon einen Song in Deutsch schreiben, es hat sich aber nicht ergeben. Bei MANÈGE NOIR war das Gefühl dann wieder da. So I did it. Der deutsche Song "Soul: Decay" ist sogar meine Lieblingsnummer auf der Platte, weil die deutsche Sprache so unheimlich aggressiv klingt.

Bleiben wir gleich bei "Soul: Decay": Nachrichten, Nachrichten, Wir sollen uns danach richten... Glaubst du den Nachrichten nicht mehr?

Ganz klar: nein! Die Nazis waren eine der ersten, die gewusst haben, wie sie die Nachrichten richtig einsetzen, um die Masse das glauben zu lassen, was sie wollten. Nicht umsonst heißt es:"Die Medien sind die rechte Hand des Terrors."

Also Lügenpresse?

Lügenpresse ist so ein ausgelutschtes Wort. Genauso wie Gutmensch, Kellernazi, etc. Belassen wir es einfach bei der Aussage: "Ich traue den Medien nicht."

Aber ist es nicht genau dieselbe Argumentation, die man bei Pegida oder bei anderen rechts bis rechtsnational Gesinnten kritisiert? Es geht ja hier nicht nur um die Diktion?

Ich habe das nie kritisiert. Es würde jeder Person gut tun, die Meldungen zu hinterfragen, die sie in den Medien lesen. Diese Einstellung findet man, wenn man zurückblickt sogar im Buddhismus: Hinterfrage alles - finde deine eigene Wahrheit.

Also siehst du pauschal Medien als nicht vertrauenswürdig an und würdest einer Pegida oder anderen in dem Punkt rechtgeben?

Ja, ich sehe Medien nicht als vertrauenswürdig an. Nein, ich gebe der PEGIDA nicht recht, weil ich ihre eindeutige Aussage dazu nicht kenne. Vor allem, weil der Verein sonst nicht mit meiner Mentalität übereinstimmt, bin ich hier vorsichtig.

Die bezeichnen Medien als Lügenpresse, die den Menschen die Wahrheit vorenthält? Das ist ja in Grunde genommen das, was du sagst, oder nicht?

Um auf den Punkt zu kommen, ja. Ich bin mit Generalisierungen immer vorsichtig, weil man nie alles in einen Topf werfen kann.

MANÈGE NOIR haben sich auf Facebook immer wieder zu politischen Themen geäußert. Ist es dir wichtig, mit Musik auch politische Messages zu vermitteln?

Ich bin ironischerweise der, der mit Politik am wenigsten zu tun hat. Es geht hier weniger um das Wissen um die Parteien und deren Maximen - denn da kenn ich mich aus - sondern mehr darum, dass ich einfach nichts davon halte. Politik zeigt im Endeffekt immer nur eine gewisse Sichtweise auf und nie das holistische Ganze. Zudem haben mich Politiker immer wieder persönlich enttäuscht, da immer wieder Dinge besprochen und besprochen werden, als das wirklich gehandelt wird. Gesetze, die Großkonzernen wie Monsanto die Türen öffnen werden hinter verschlossener Tür beschlossen. Bei akuten Sachen wie der Flüchtlingskrise wird ewig lange herumgeredet und bürokratisiert.

Der Jörg ist in letzter Zeit dafür bekannt Projekte aus dem Boden zu stampfen, die zwar Musik veröffentlichen, aber nie live auftreten. Wird das auf MANÈGE NOIR auch zutreffen?

Vorläufig: ja. Ich möchte für die Zukunft nichts ausschließen, da es jeden von uns freuen würde gemeinsam und miteinander auf der Bühne zu stehen. Momentan sind wir aber einstimmig nur ein Studioprojekt.

Kommen wir noch zu einem anderen Thema: Es ist äußerst ruhig um KILL THE LYCAN geworden?

Ja, ist es. Bevor du fragst: Wie du sicher mitbekommen hast sind wir momentan nur noch zu dritt. Darum richten wir uns gerade auf allen Ebenen neu aus. Ich will aber nicht zu viel verraten...

Wie kann es sein, dass es KILL THE LYCAN nicht schaffen, seit ihrer Gründung eine stabile Bandbesetzung zu halten?

Das frage ich mich mittlerweile auch. (lacht) Spaß beiseite: ich weiß es nicht genau. Ein Grund könnte sein, dass wir alle ziemliche Alphatiere sind. Das verkraftet definitiv nicht jeder, was ich gut verstehen kann.

Wer ist denn das Alphatier, das jedes Mal die Hälfte der Band absägt?

Ich, Stevo und Michi sind gemeinsam Alphatiere. Ein Triumvirat sozusagen.

Du bist aber auch neu, also sagst du damit, dass Stevo und Michi für das anhaltende Besetzungskarusell verantwortlich sind?

Da ich keinen Einblick in die Zeit vor meinem Einstieg habe, möchte ich das nicht behaupten. Vor allem, weil sie mir sehr am Herzen liegen.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir:

Vielen Dank für das Interview, vielen Dank an unsere Fans für den tollen Support. Sollte es euch gerade wegen der aktuellen Situation in der Welt schlecht gehen, verzagt nicht und seid für das was ihr habt dankbar. "The darker the night, the brighter the stars" - Braum


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