Interview: Machine Head - Dave McClain

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Denk nur an die DIXIE CHICKS, die haben etwas über Bush gesagt und das war in England und sie sind dafür in den Staaten verdammt noch mal gekreuzigt worden!

MACHINE HEAD machten im Rahmen ihre "Black Crusade" Tour auch im Gasometer in Wien halt, wo sich Drummer Dave nicht nur bei musikalischen Themen äußerst gesprächsbereit zeigte. Metal, Politik und Disney könnte man sagen...

Text: chris
Veröffentlicht am 13.12.2007

Hi Dave. Wir sind froh, dass ihr so schnell nach eurem Gig beim Nova Rock Festival diesen Sommer zurück nach Österreich gekommen seid. Wie läuft die Tour bisher?

Die Tour läuft großartig. Wir starteten in England, was fantastisch war, da wir diesmal auch in größeren Hallen spielen und nun nach Europa zu kommen ist genauso gut, gute Shows, und riesige Crowds.

Ist das nun die größte Tour die ihr bisher gemacht habt?

Ja, und mit dem besten Packet noch dazu. Wir wollten immer ein paar andere Bands, die wir mögen, dabei haben, und jetzt sind es gleich vier! Insgesamt macht es glaube ich ein sehr gutes, diverses Packet. Und es ist der Wahnsinn, Leute nennen diese Tour ja auch schon in einem Atemzug mit der „Clash Of The Titans“ Tour aus den 90ern. Das sagt einfach viel, auch über den Stellenwert dieser Tour. Es ist gut dabei zu sein und genau so gut, Headliner zu sein!

Euer Album „The Blackening“ ist nun ein dreiviertel Jahr draußen und es war klar, dass ihr damit etwas Großes schaffen wolltet. Wie fühlst du dich jetzt damit, immer noch so begeistert davon?

Ja, wir sind sehr stolz auf dieses Album. Man weiß ja nie, wie die Leute reagieren werden, wenn du ein Album schreibst, aber wir merkten, dass es etwas Besonderes war. Und als es dann raus kam, reagierten alle eigentlich genau so wie wir darüber dachten und wir bekamen „Album des Jahres“ Titel und schlugen beispielsweise MY CHEMICAL ROMANCE bei den Kerrang Awards. Wenn man uns das früher gefragt hätte, ob wir das in fünf Jahren kommen sehen. Möglicherweise, aber zu dieser Zeit war es eine schwierige Periode für uns, und was uns nun mit „The Blackening“ passiert – viele Bands haben ja dieses ein Album in ihrer Karriere, und es fühlt sich gut an, das zu veröffentlichen. Es ist unser sechstes Studioalbum, das beste unserer Karriere und ich hab ein gutes Gefühl dabei.

Wie war es zu der Zeit von „Through The Ashes Of Empires“, das ja ein quasi Comeback-Album war, da euch eure Label Roadrunner Records ja in den USA fallen gelassen hat und dann kommt ihr mit Songs wie „Imperium“ um die Ecke. Ihr habt tolle Reviews bekommen und nun habt ihr all das noch einmal übertroffen.

Für uns war „Through The Ashes“ wie ein neuer Start für die Band und wir dachten auch alle, dass dies mehr oder weniger unser Debutalbum ist. Wir mussten auch viel beweisen mit diesem Album. Aber nun, mit diesen beiden letzte Alben draußen, gibt es viel weniger Gerede über beispielsweise „Burn My Eyes“, weil sehr oft in Interviews nur davon gesprochen wurde, jetzt aber, wenn es erwähnt, dann deshalb, weil die Leute „The Blackening“ einfach besser finden und das sind dieselben, die noch vor wenigen Jahren nur über „Burn My Eyes“ redeten. Das ist doch eine Leitung für uns als Band!

Muss befriedigend sein. Zuerst hat man Leute, die immer nur fragen „Warum macht ihr das Erste nicht noch einmal?“ und jetzt habt ihr zwei Alben, die sich davon sehr stark unterscheiden…?

Ja, aber wir wollten es nie ein zweites Mal schreiben und für uns ist es das Wichtigste, dass die Chemie zwischen uns einfach stimmt. Und so gut wie derzeit war es noch nie, auch was Songs zu schreiben oder live spielen betrifft. Es funktioniert einfach! Das ist ja auch der schwierigste Part, wenn es um eine Band geht, dass man vier Menschen zusammenbringen muss, und trotzdem jeder sein eigenes Dings macht. Das ist sehr wichtig.

Noch in den USA hattet ihr vor einiger Zeit ein Problem auf Tour, als es um einen Auftritt in einem Venue ging, dass auf Disneygrund steht. Vielleicht kannst du uns kurz darüber aufklären?

Ja, das war als wir mit der „Black Tyranny“ Tour gestartet haben, wo wir mit ARCH ENEMY, THROWDOWN und SANCTITY spielten und alle Shows schon für mehrere Monate im Voraus gebucht waren. Dann, zwei Tage bevor wir in Anaheim im House Of Blues, das eben auf Disneygrund steht, spielen sollten, bekamen wir eine Absage. Natürlich wollten wir wissen, was der Grund war und warum sie nicht von Anfang an gesagt haben, ihr könnt hier nicht spielen, was natürlich in Ordnung gewesen wäre. Also haben wir nachgefragt und bekamen irgendwie auch Antworten, allerdings nicht gerade heraus von Disney. Aber wir erfuhren, dass jemand, der für dieses Venue zuständig war, wohl die Lyrics von „The Blackening“ gelesen haben muss, und wie du weißt, wird jemand, der Fan von President Bush ist, nicht sehr angetan sein davon. Disney hat nie etwas in diese Richtung gesagt, aber das haben wir zumindest gehört. Außerdem haben wir dort zuvor schon gespielt und es war nie ein Problem, also haben wir eine Presseaussendung zu dem Vorfall gemacht, der eben Bezug nahm, dass diese Leute uns aufgrund unserer Texte oder unserer Fans verurteilen und ein paar Tage später wurde die andere Show die in Florida auf Disneygrund stattfinden hätte sollen auch abgesagt. Das wiederum war wahrscheinlich ein Vergeltungsakt für unsere Presseaussendung. Aber wir haben trotzdem nie eine Antwort von Disney bekommen und das alles einfach selbst herausgefunden. Das ist passiert.

Okay. Ich habe weiters gelesen, dass der Ersatzclub für das House Of Blues ein so genannter „all-ages“ Club war, das also dort kein Alkohol ausgeschenkt wird. Verkaufen sie beim Disney Venue Alkohol?

Ja klar! Die habe sicher tausende und tausende von Dollar mit den Bierverkäufen bei unseren früheren Shows verdient! Es geht nur darum, dass jemand bei Disney einfach nicht einverstanden ist mit dem, was wir sagen. Andere Metalbands dürfen dort sehr wohl spielen, auch Hip Hop Acts und diese sind teilweise brutaler, einfach ein schlechtes Element.

Was nun die Texte betrifft, man kann ja auch erkennen, dass es derzeit einen Trend in der Musikbranche gibt, da extrem viele Künstler die Bush Administration kritisieren und teilweise kann einem der Gedanke kommen, dass viele das auch aus kommerziellen Gründen tun. Siehst du euch auch in diesem Kontext?

Ich glaube, das Ganze verdient kritisiert zu werden. Wir darüber auch gesprochen, als Robb beispielsweise den Text für „Clenching“ geschrieben hat und wir sind ja nicht unbedingt eine politische Band, wie sind nicht RAGE AGAINST THE MACHINE oder SYSTEM OF A DOWN, aber zu diesem Zeitpunkt haben wir einfach über die Dinge, die wir in den Nachrichten sahen, geredet, wie etwa den Krieg und wie sehr damit nicht einverstanden sind und so es waren es eben diese Alltagsgespräche und deshalb wäre es auch nicht gegangen, keinen Song über das Alles zu schreiben, weil einfach mit nichts einverstanden sind was Bush macht. Und nun eben alle diese Bands, es ist wirklich unglaublich was in Amerika passiert. Es scheint immer so etwas zu geben, wenn ein Republikaner im Amt ist, wie bei Bush Senior oder Reagan, da gab es ein paar verdammt gute Metalbands, genauso wie Punkrock, Sachen wie Dead Kennedys und andere. Es gibt da einfach einen Punkt wie man einfach etwas darüber sagen muss, weil man es auch jeden Tag ins Gesicht gesagt bekommt, all diese Lügen und der andere Scheiß der passiert.

Was ist aber mit Bands, die sich nie gesellschaftlich oder politisch äußerten, die jetzt aber versuchen, auf diesen Zug aufzuspringen? Ist das eine gute Sache?

Ich glaube es ist großartig, weil man endlich bemerkt, dass die Leute sich auch darum kümmern, was um sie herum passiert und es ist ja nicht so, dass man mit einem politischen Song automatisch Millionen verdient. Denk nur an die DIXIE CHICKS, die haben etwas über Bush gesagt und das war in England und sie sind dafür in den Staaten verdammt noch mal gekreuzigt worden! Es ist einfach nicht so, dass man einem politischen Song gleich die Charts stürmt.

Was denkst du wird in einem Jahr passieren? Wird sich etwas verändern oder ist der Schaden, der entstanden ist, möglicherweise schon zu groß?

Ich glaube nicht, dass er zu groß ist, es muss nur jemand gewählt werden, der uns einfach sofort aus dem Irak rausholt! Das ist ja auch ein Problem, das wir erzeugt haben und jedes Land sollte dort raus. Ich glaube, dass sich die Dinge bessern werden, es hängt natürlich auch davon ab, wer gewählt wird, aber Politik ist prinzipiell sowieso ein beschissenes Geschäft. Ich hoffe nur, dass wir das geringer der zwei Übel bekommen werden und natürlich kann es Bush nicht mehr werden, der sowieso von allen der Schlimmste ist. Ich glaube, die Demokraten werden ihre Chance bekommen und ihr Ding durchziehen. Man kann wirklich nur hoffen.

Nun die letzte Frage, wieder zurück zur Musik: nun, da „The Blackening“ draußen ist, was wird mit MACHINE HEAD passieren, was wird die Zukunft für euch bringen?

Weißt du, darüber denken wir derzeit gar nicht nach. Wir sind sehr froh darüber, wo wir jetzt stehen und auch mit dem Erfolg den wir derzeit haben, außerdem haben wir mit dem Touren gerade erst begonnen und bis nächstes Jahr Dezember ist eigentlich alles verplant. Wir schreiben ja normalerweise nicht während wir auf Tour sind und man kann daher wirklich nicht sagen, was passieren wird. Vielleicht hat das nächste Album 20 Songs zu je 23 Minuten, aber ernsthaft, wir schauen nur, wohin wir kommen und wo uns unsere Köpfe stehen. Ich meine, ich bin derzeit sehr zufrieden mit dem was wir tun, was immer wir auch tun werden, da die Chemie wie gesagt einfach stimmt. Und was immer herauskommen wird, es wird auf jeden Fall „kickass“!

Danke, dass du dir Zeit genommen hast!


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