Interview: YOUDASH - Ropa & Leń

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Glaub mir, keiner von uns würde dich einzeln mit seinen Skills beeindrucken, aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Teile.

Arrr, that escalated quickly! Leń stellt ein Darlehen in Aussicht, der Promozettel lügt, Yoda singt, der Todesstern blinkt, Dragonball winkt – und der bandeigene Therapeut ist nicht dabei. Dafür ganz viel dirty Zappa-Love und "publishingyourownmusicphobia"!

Veröffentlicht am 10.03.2017

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Hallo Leute, wie geht’s euch und an was arbeitet ihr momentan?

Ropa: Uns geht’s gut! Der Winter neigt sich endlich dem Ende zu und wir kommen aus unseren Höhlen. Das letzte halbe Jahr war für jeden in der Band ziemlich hart. Wir werden langsam erwachsen.

Leń: Wir bereiten uns gerade auf einige Gigs vor. Damit soll es möglichst im Frühjahr losgehen und bei der Art von Musik, die wir machen, haben wir da noch einiges an Arbeit vor uns.

Erzählt mal ein wenig über euch – wer sind die Personen hinter YOUDASH und wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Ropa: Also ich bin Manager eines Tattoo-Studios namens “9th Circle” und lebe mit meiner Freundin zusammen, das ist ja schon ziemlich seriös.

Leń: Ich arbeite bei einer Bank. Wenn du irgendwann mal einen Job in Polen hast, würde ich dir gerne ein Darlehen geben. (lacht)

Unser Bassist ist ein Meister der Holzbearbeitung, spezialisiert auf Intarsien und unser Drummer ist Psychotherapeut. Wie du siehst, kommen wir beruflich aus ganz verschiedenen Bereichen, ergänzen uns aber gut. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis sich diese Crew herauskristallisiert hat aber nun sind wir seit vier Jahren unverändert zusammen und das merkt man auch.

Lasst uns über eure Musik reden. Die ist ziemlich „out of the box“. Ich dachte sofort „das ist mal was anderes“. Wie beschreibt ihr eure Musik, ohne die üblichen Gengre-Begriffe zu nutzen?

Leń: Ich nenne es gerne “Tribute-Metal”. Wir sind zu allererst und vor allem Fans und es fühlt sich großartig an, mit Bands verglichen zu werden, die wir selbst lieben. Deshalb versuchen wir auch, unsere Inspirationsquellen vielseitig zu halten. Nimm einen Rhythmus von THE POLICE, dazu ein Riff im Stile von CORONER, den Bass à la U2, lass Chris Barnes und Yoda die Vocals singen – das ist das Rezept für den YOUDASH-Sound. Hört sich simpel an, aber wir arbeiten wie besessen an jedem einzelnen Part, damit alles miteinander funktioniert.

Ropa: Im Grunde nehmen wir unsere Musik aus verschiedenen “Boxen” und platzieren sie neben andere Dinge aus unserem Umfeld, wie z.B. bestimmte Menschen oder wie wir aufgewachsen sind. Wir sind stark beeinflusst von einer Menge von Bands, die einen großen Zeitraum umspannen. Das ist eine schöne Sache – du kannst dir irgendwelche Death-Alben anhören und eine Sekunde später kommt "The Directions of Last Things" von INTRONAUT aus den Lautsprechern. Du kannst es also zusammenfassen aus der Musik, die wir hören. Ich würde unsere Musik bezeichnen als „zwischen den Boxen und mir“. (lacht)

Auf einer dieser Boxen steht “progressive”, welche Bedeutung hat dieser Begriff für euch? Welche Implikationen ergeben sich daraus für die Musik, die ihr kreieren wollt?

Leń: Ich sehe es gerne, wenn dieser Begriff auf unsere Musik angewendet wird. Er lässt mich an kreative Freiheit denken und daran, vorgegebene Formen zu sprengen. Das war zwar während des Komponierens nicht unser explizites Ziel, aber in der Retrospektive sind wir offenbar genau dort angekommen. Jeder Song entwickelt sich, „progressiert“, geht in Richtungen, die du zu Beginn nicht erwartet hast. Zu überraschen – das war unser hauptsächliches Ziel.

Ropa: Auf die Musik bezogen meint Progression ja, dass einige Bands angefangen haben außerhalb gegebener Schubladen zu denken, indem sie verschiedene Dinge hinzugefügt haben. Klingt gut, bis andere Bands anfangen, in die gleiche Richtung zu gehen. Schon ist eine neue Schublade geschaffen und das Progressive verliert seine Bedeutung.

Heutzutage etwas Progressives zu erschaffen ist verdammt hart, weil wir die Möglichkeit haben, fast alles zu hören. Außerdem heißt es auch nur, dass diese Bands für eine bestimmte Zeitspanne so waren, weil es verdammt hart ist, die ganze Zeit über progressiv zu sein.

Meiner Meinung nach gehen wir in eine wunderbare Richtung. Es wird heavier, bekommt aber gleichzeitig auch vermehrt jazzige und verrückte Anteile, sodass ich neue Dinge mit meiner Stimme und Effekten ausprobieren kann. Ich bin sehr zufrieden damit, wie unser Debüt geworden ist. Glaub mir, es ist echt hart, etwas zu den Instrumentalparts von YOUDASH zu erfinden. (lacht)

Ihr, beziehungsweise eure Plattenfirma, erwähnt MR. BUNGLE als einen eurer Einflüsse. Muss man bereits verrückt sein, um diese Musik wertschätzen zu können, hilft es dabei, verrückt zu werden oder ist es ein Heilmittel für Wahnsinn?

Leń: Ich habe das erste Mal vor 15 Jahren von MR. BUNGLE gehört, als mir „Disco Volante“ in die Hände fiel. Es muss Spuren hinterlassen haben, aber ich würde es nicht als Haupteinfluss bezeichnen. Diese Ehre sollte wahrscheinlich eher FRANK ZAPPA zukommen. Für einige Jahre habe ich fast ausschließlich seine Musik gehört. Für mich ist er eine sehr einflussreiche Person, ein musikalisches und intellektuelles Vorbild. Die Ähnlichkeiten zu Patton’s Band kommen wahrscheinlich also eher daher, dass FRANK ZAPPA eine gemeinsame Inspirationsquelle ist. Und mal ganz im Ernst, YOUDASH ist nur kindische Spielerei im Vergleich zu MR. BUNGLE, geschweige denn im Vergleich zu FRANK ZAPPAs Musik.

Ropa: Dieses Label haben uns Deformeathing Production verpasst, also waren wir genauso überrascht wie du. Ich kannte vorher nur „California“ und habe nicht an Patton gedacht, während ich meine Lyrics geschrieben habe – ok, vielleicht ein wenig, als ich den Funk in „Celestial Phenomena“ gemacht habe. Aber das war nicht die Hauptsache. Es ist immer gut und erhellend zu wissen, welche Einflüsse die Leute in unserer Musik sehen und wie oft sie damit danebenliegen. Aber letzten Endes ist es ja eine großartige Band, da können wir froh über diesen Vergleich sein.

Das Gegengewicht zu dieser „Verspieltheit“ ist euer solides Fundament im Death Metal. Trotz allem ist eure Musik ziemlich komplex. Wie wichtig ist euch als Musiker technische Virtuosität? Habt ihr Ambitionen, euch mit jedem Song oder Album selbst zu übertreffen?

Leń: Wenn wir jemanden übertreffen wollen, dann uns selbst. Jeder von uns verfügt über ein bestimmtes Level an Skills und als Band versuchen wir daraus das Bestmögliche zu machen. Wir verlassen uns auf die Chemie zwischen uns, unseren Einfallsreichtum und unsere Intelligenz. Glaub mir, keiner von uns würde dich einzeln mit seinen Skills beeindrucken, aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Teile. Wir persönlich erfreuen uns an technischer Musik und versuchen den Sachen, die wir gut finden, nachzueifern, aber wir sehen technische Fähigkeiten nicht als das Ziel an, sondern als Mittel, um die Musik umzusetzen, die sich in unseren Köpfen befindet.

Euer im Dezember ’16 veröffentlichtes Debütalbum heißt „Astrophobia“, die vorherige EP “Hunting Among The Stars”. Sscheinbar beschäftigt ihr euch auch in den Songs gerne mit Space-Themen. Was inspiriert euch denn abgesehen von Musik?

Ropa: Während ich die Lyrics zu „Hunting...“ schrieb, habe ich mich hauptsächlich auf das Star Wars Universum konzentriert – du findest dort z.B. „The Rule of Two“ oder die Rebellion auf dem Todesstern. Genauso wie in der originalen Trilogie hat in unseren Lyrics auch alles eine tiefere Bedeutung. Diese Bedeutungen sind deutlicher in den neueren Songs. Der Weltraum kann ein großartiges Symbol für unsere Ängste sein.

Menschen fürchten sich vor Dingen, die sie nicht verstehen. Irgendwann wird aber für jeden die Zeit im Leben kommen, in der er sich diesen Ängsten stellen muss. Jeder wird irgendwann erwachsen. Du kannst also „Astro“ auch zugunsten anderer Phobien auswechseln und damit wird es für jeden zu etwas Persönlichem. Die Inspiration kann also sehr persönlich sein in manchen Fällen – jeder hat irgendetwas loszuwerden.

Und zum Dessert: In „Devouring Cell“ geht es um Cell aus der Dragon-Ball Serie, aber etwas realistischer und apokalyptischer.

Also hat keiner vor euch Angst vor Sternen? Das ist traurig.

Ropa: Ich fürchte mich vor tiefen Gewässern, deshalb habe ich stattdessen Lyrics über Sterne geschrieben. (lacht)

Leń: Wir machen gerne Witze darüber, dass uns der Opel Astra unseres Drummers dazu inspiriert hat. (lacht)

Na gut, damit kann ich leben. YOUDASHs erste EP „Na Pohybel“ hatte noch polnische Texte. Warum habt ihr zu Englisch gewechselt? War es wegen des Wechsels im Lineup?

Ropa: Yup – Lineup-Wechsel. Nachdem Mielnikiewicz die Band verlassen hat, kontaktierte ich die Jungs, wir machten einen Deal, sprachen darüber, wie das Ganze aussehen soll und hey – ich bin immer noch da.

Jede Veränderung sollte der Musik etwas Neues hinzufügen, besonders dieser Art von Musik und deshalb war es ein „must do“ für mich, die Sprache zu ändern. Mielnikiewicz’s Vocals waren leichter und melodischer, die Lyrics poetischer, also hörte es sich gut an auf Polnisch. Ich kann nicht singen, es ist nicht poetisch – und die englische Sprache kann damit besser umgehen.

Was ist eure hauptsächliche Motivation, macht ihr Musik eher für euch selbst oder für andere Leute? Oder ist das zu vereinfacht gedacht? Gibt es ein Zwischending?

Ropa: Nun, wenn Musik zu machen Teil davon ist, sich selbst zu öffnen, wäre es ziemlich dumm, das nicht nach außen zu tragen. Selbst wenn die Musik nicht so gut ist, werden die Leute darüber reden, sie werden es kritisieren und der Künstler sollte das berücksichtigen. Natürlich spreche ich hierbei nicht von Hatern.

Ich kannte mal einige Typen, die Musik nur für sich selbst machten und die, nachdem sie an die Öffentlichkeit gegangen waren, zufriedener wurden. Und da haben wir es – eine weitere Phobie – "publishingyourownmusicphobia". Man sollte auch immer daran denken, seine Musik nicht zu früh zu veröffentlichen. Mit der Zeit kann sich der kreative Prozess nur verbessern.

Leń: Der kreative Prozess ist ein ständiger Kampf zwischen dem Bedürfnis nach Selbst-Ausdruck und Zugänglichkeit. Wir tendieren eher zur expressiven Seite, haben aber immer im Hinterkopf unsere Musik auch genießbar zu halten.

Plant ihr bereits eine Tour? Besucht ihr dann auch einige andere Länder in Europa?

Ropa: Ja, das ist momentan unser Hauptziel. Wir haben schon einige Angebote für Gigs Ende April. Wenn das alles klappt, werden wir anfangen regelmäßiger unterwegs zu sein. Dabei bedeutet Touren für uns vor allem an Wochenenden zu spielen. Für mich wäre es das absolut Größte im Ausland für Leute zu spielen, die diese Art von Musik mögen.

Wir sollten definitiv in Irland, den States, Skandinavien und Deutschland spielen. Aber wie du weißt, es ist nicht so einfach, einfach alles hinter sich zu lassen und auf Tour zu gehen. Ich werde trotzdem alles dafür tun, damit das passiert.

Welche Ziele wollt ihr davon abgesehen zukünftig noch erreichen mit der Band?

Ropa: Definitiv nicht aufhören, es sieht so aus, als kämen wir den Leuten gerade ins Bewusstsein. Es hört nicht auf mit den Reviews. Die Kommentare unserer Fans bedeuten uns eine Menge und deshalb hoffe ich, für diese Menschen spielen zu können.

“Living the dream at it's finest.”

Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Die letzten Worte gebühren euch.

Ropa: Habt ‘ne gute Zeit mit unserer Musik. Seid geduldig und unterstützt uns, vielleicht sehen wir uns bald auf einem Gig! Besucht uns doch mal bei Facebook oder Bandcamp, wir freuen uns, wenn da draußen mal etwas passiert.

 

und weiter geht's zum Stormbringer-Review von YOUDASHs Debüt "Astrophobia"
 


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