Interview: SATYRICON - Frost

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Bis zu einem gewissen Grad sind Kontroversen nicht abzuwenden, wenn man seinen eigenen Weg beschreitet und sich nicht von Erwartungen und Konventionen lenken lässt.

Anlässlich des neuen Albums "Deep Calleth Upon Deep" von SATYRICON haben wir uns mit Drummer Frost natürlich darüber, den Gesundheitszustand von Satyr und einige andere Dinge unterhalten...

Veröffentlicht am 20.09.2017

Stormbringer.at: God dag, Mr. Frost! Wie geht's euch da oben in Norwegen? Und wenn ich fragen darf, wie ist es um Satyrs Gesundheit bestellt?

Frost: Uns geht's gut und Satyr schlägt sich in Anbetracht seines Zustandes sehr gut. Bezüglich unseres neuen Albums und den anstehenden Touren sind wir voller Enthusiasmus.

Stormbringer.at: Wie lief der Schreibprozess zu eurem neunten Album "Deep Calleth Upon Deep"?

Frost: Wir haben fast drei Jahre an diesem "beast of an album" gearbeitet, was das Material durch mehrere Phasen geführt und ihm viel Zeit gegeben hat, sich in das abwechslungsreiche, aufregende, aufgeladene und faszinierende Album zu entwickeln, das es letztlich geworden ist.

Stormbringer.at: Ich muss wahrscheinlich nicht die übliche "Seid ihr zufrieden damit?"-Frage stellen, weil es ein ausgezeichnerter Longplayer ist, den ich persönlich als Kreuzung zwischen den letzten drei Alben mit einer frischen Attitüde beschreiben würde, bei dem man auch im Hintergrund stattfindenden Ambient, Chöre und sogar Saxophon-artige Klänge ("Dissonant") entdecken kann. In meinen Augen hättet ihr also allen Grund, stolz darauf zu sein. Würdest du meine Mini-Beschreibung unterstreichen oder ist sie dir zu kursichtig?

Frost: Ich kann deine Meinung durchaus verstehen, fühle das aber nicht exakt genauso. Ich bin froh, dass dir das Album gefällt, was letztendlich am meisten zählt. Ich denke, dass "Deep Calleth Upon Deep" sich stark von all dem unterscheidet, was wir bisher veröffentlicht haben und ich glaube, dass man mit jedem weiteren Durchgang, in dem man immer weiter durch die Oberfläche des Materials dringt, mehr und mehr die Einzigartigkeit spüren wird.

Stormbringer.at: Was ist das lyrische Konzept hinter "Deep Calleth Upon Deep" und wie ist es mit dem Gemälde von Edvard Munch aus dem Jahre 1898 verbunden?

Frost: Es gibt kein lyrisches Konzept; jeder Song besitzt seinen eigenen lyrischen Ausdruck in einem ähnlichen Stile, wie jeder Song seinen eigenen musikalischen Ausdruck hat. Das Artwork leitet einen auch nicht zu einem lyrischen Konzept, aber es reflektiert den grundsätzlichen Vibe und die Energie des Albums, an dem die Lyrics natürlich auch ihren Anteil haben, auf brillante Weise.

Stormbringer.at: Um mal Satyr aus dem Pressetext zu zitieren: "Was ich beim Angehen dieses Projekts immer im Kopf behalten habe, war, ob es der Beginn von etwas Neuem oder mein letztes Album sein würde." Ich denke nicht, dass es so klingt, aber wird "Deep Calleth Upon Deep" euer letztes Album gewesein sein, oder weiß man das jetzt noch nicht?

Frost: Mein Gefühl sagt mir, dass da noch weitere aufregende und überraschende Musik von SATYRICON kommen wird, aber man weiß ja nie. Falls das aber das Ende gewesen sein sollte, wäre es zumindest ein würdiger Abschluss.

Stormbringer.at: Für's Mixing habt ihr euch dazu entschieden, wieder mit Mike Fraser zu kooperieren, mit dem ihr schon bei "Now, Diabolical" zusammengearbeitet habt. Warum?

Frost: Von all den Kandidaten schien er die beste Wahl für das Album zu sein - wir wissen um seine Erfahrung in Bezug auf das nötige Know-How. Die spezifischen Fähigkeiten, die er besitzt, sind genau die, von denen "Deep Calleth Upon Deep" profitieren konnte und ich glaube, dass das Endergebnis für sich spricht.

Stormbringer.at: Letztes Jahr habt ihr das 20-jährige Jubiläum eueres Klassikers "Nemesis Divina" gefeiert, über das man sagt, dass es euer ikonischstes sei. Dafür habt ihr einige Special-Shows gespielt, die, zumindest meiner Erfahrung auf dem Summer Breeze 2016 nach, ziemlich beeindruckend waren. Es soll wohl Bands geben, die solche Jubiläen nur deshalb feiern, weil sie irgendwie müssen, aber wie sind SATYRICON an die Sache herangegangen und hat das in irgendeiner Weise das Songwriting des neuen Albums beeinflusst?

Frost: Wir wollten das 20-jährige Jubiläum von "Nemesis Divina" aus Respekt vor seinem Vermächtnis und seiner Bedeutung für uns und viele unserer Fans begehen. Was wir am meisten honorieren wollten, war natürlich die Musik selbst, weswegen wir auch ein Re-Issue mit leicht verbessertem Sound und verbesserter Optik veröffentlicht und das Album in Gänze bei einigen Jubiläums-Shows performt haben. Wirklich beeinflusst hat das das Songwriting nicht, aber wir haben viel über unsere Vergangenheit entdeckt und gelernt, was womöglich einen erleuchtenden Effekt gehabt haben könnte. Man kann viel von der Geschichte lernen - auch von der eigenen. 

Stormbringer.at: Wenn du auf die Karriere von SATYRICON zurückblickst, würdest du irgendetwas ändern oder bei all den Entscheidungen, die ihr getroffen habt, bleiben wollen? Also, ich meine, SATYRICON haben sich seit dem Debüt mehr als nur einmal als eine revolutionäre, vielschichtige und entwicklungsfähige Black-Metal-Band bewiesen. Ihr hattet epische Elemente, habt später auch Rock-Einflüsse implementiert, habt eine Show mit Chor gespielt und auch einen eher ungewöhnlichen Gastpart von Sivert Høyem auf eurem letzten, selbstbetitelten Album aufgenommen. Um es kurz zu machen: Ich persönlich liebe jede SATYRICON-Ära, aber all die Jahre und auch heute schwirrten und schwirren viele Kontroversen um euch. Wie gehst du, wie geht ihr damit um? 

Frost: Wir haben all das, was wir getan haben, auf die Weise getan, die wir für richtig hielten und es fühlt sich irrelevant an, sich Gedanken darüber zu machen, was man hätte anders machen können. Was auch immer wir von positiven oder negativen Erfahrungen lernen, setzen wir im Hier und Jetzt bzw. in der Zukunft um, nicht in der Vergangenheit. Bis zu einem gewissen Grad sind Kontroversen nicht abzuwenden, wenn man seinen eigenen Weg beschreitet und sich nicht von Erwartungen und Konventionen lenken lässt. Und genau das ist es, was wir schon immer getan haben und auch immer tun werden, solange es uns gibt.

Stormbringer.at: Da wir das abgearbeitet haben: Hast du irgendwelche Gedanken über die norwegische (Black) Metal Szene oder lässt dich das mittlerweile völlig kalt?

Frost: Ich habe keine Meinung dazu.

Stormbringer.at: Wahrscheinlich wirst du das ziemlich oft gefragt, aber warum bist du solch ein herausragender, einzigartiger und facettenreicher Drummer? Oder um es etwas sachlicher auszudrücken: Wie bist du so gut geworden? Auch auf "Deep Calleth Upon Deep" zeigst du mal wieder einige beeindruckende Patterns und ich frage mich, wie du das immer wieder bewerkstelligst, während du neben dem Drumming auch noch wie ein Irrer headbangst?

Frost: Ich respektiere meine Position, probe ziemlich viel und versuche, meine Arbeit auch dann voranzutreiben, wenn ich gerade nicht arbeite. Hinzu kommt natürlich auch, dass ich eine starke Leidenschaft für die Musik, die wir spielen, hege, was letztlich der größte Antrieb ist, den man nur haben kann.

Stormbringer.at: Im Herbst werdet ihr euch auf eine große Tour quer durch Europa und Südamerika begeben. Gibt's schon Pläne für 2018?

Frost: Der Tourzyklus wird sich bis in's Jahr 2018 und auch darüber hinaus erstrecken.


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