Interview: ALISTRATION - Alex

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Ich denke aber, dass auch viele in unserem Alter noch auf Comics und Cartoons stehen - allerdings auf welche mit anderem Inhalt. Welche, die vielleicht Bezug zu unserem Alltagsleben haben. Die Lust, in Fantasiewelten zu flüchten, geht leider vielen Leuten im Lauf des Lebens abhanden. Ich versuche mit meinen Cartoons Alltagssituation und Absurdes zu kombinieren, eine gute Mischung, wie ich finde.

"Ein kleiner Metal-Guide" erobert seit einigen Tagen die Metal-Herzen im Sturm! Was sein Schöpfer Alistration davon hält und wie der Kontakt zum Piepmatz Verlag zustande kam, steht hier geschrieben!

Veröffentlicht am 03.11.2017

Gerade als sich eure gehörten Stormbringer Redakteure wieder einmal Schwefelbad niedergelassen hatten, um sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen und ihre Dreizacke im gegnerischen Wanst versenken wollten, kam Alistration um die Ecke gebogen. Mit den Worten "Es darf wieder gelacht werden!", schlug er den blutünstigen Schreiberlingen seinen Metal-Guide um die Ohren und tauchte schnell ab. Skepsis machte sich breit... Konnte man dem Braten trauen...?

Nachdem Anthalereros Story zu "Ein kleiner Metal Guide" letzte Woche so gut bei euch ankam, taucht auch sein Schöpfer für ein Interview wieder auf!

 


   

 

(Wie man sieht, sucht Zeichner und Autor Alex die Nähe zum Wasser, seit er bei seiner Recherche im Black Metal Milieu gerade noch den Höllenflammen entkam.)

Grüß dich, Ali, Alexander, Herr P., Alistration... Wer einen seriösen Beruf ausübt, in seiner Freizeit aber Heavy Metal hört und Comics liest, braucht mehrere Pseudonyme, Spitz- und Decknamen. Zu welcher Gelegenheit darf man dich denn wie nennen?

Grüß dich! Einfach Alex. Ali war ein Spitzname aus meinem engeren Freundeskreis, nach dem ich auch mein Internet-Pseudonym benannt habe (Ali+Illustration  - kreativ, was?).

Was dem Comic-Freund gleich positiv ins Auge sticht ist dein Zeichenstil, der einen ganz eigenen Charme besitzt. Wie lange hast du gebraucht, um deinen eigenen Stil zu finden? Was prägt ihn und wie bist du zum Zeichnen gekommen?

Der Stil entwickelt sich kontinuierlich weiter, auch jetzt noch. Gezeichnet habe ich seit frühester Kindheit, war damals schon fasziniert von Cartoon-Serien und Comics -  Und ich war immer der Typ Mensch, der sich selbst an etwas versuchen wollte, wofür er sich begeistern konnte (auch später mit der Musik). Wie auch Bands unterschiedliche Einflüsse ausweisen, könnte ich haufenweise Künstler aufzählen, die meinen Stil geprägt haben, allen voran Walter Moers, Ralph Ruthe, sowie einige belgische Comiczeichner.

Als Illustrator für Zeitungen hattest du bereits einige Arbeiten veröffentlicht. Konntest du daraus schließen, dass dein Metal Guide erfolgreich im Verkauf sein würde? Einige Hugendubel Filialen führen ihn bereits im Sortiment.

Es läuft wirklich gut, neben den rund 300 Exemplaren, die die Crowdfunding-Unterstützer bekommen haben, sind im ersten Monat schon ca. 200 verkauft worden. Ich habe während meiner Studiumszeit schnell gemerkt, dass großes Interesse an dem Buch da ist - Internet sei Dank. Daher die Idee, das ganz über startnext.de zu finanzieren und groß rauszubringen.

Arbeitest nebenbei immer noch für Zeitungen oder Magazine?

Aktuell zeichne Ich für die "Nürnberger Nachrichten" und regelmäßig für Online-Organisationen wie "HassHilft" oder "Eier und Herz". Freue mich auch über neue Kontakte und Aufträge. Momentan arbeite Ich an einem CD-Cover und-Inlay.

Du hast auch mal in einer Band gespielt. Welchem Genre konnte man euch zuordnen? Wird es irgendwann ein Comeback oder etwas Neues zu hören geben?

AZURICA aus dem Nürnberger Raum spielen Melodic Death Metal und haben neuerdings auch Folk-Einflüsse. Ich musste wegen dem zeitaufwendigen Studium leider aussteigen, mich juckt es aber aktuell wieder in den Fingern, Musik zu machen. Aktuell übe ich mit ein paar Freunden einige Coversongs ein. Ob es eine größere Sache wird, wird sich zeigen.

Der Piepmatz Verlag hat mit den "Schwermetallischen Cartoons" einen Glücksgriff gemacht. Wie war die Zusammenarbeit mit Verlegerin Sandra Vogel?

Super. Ich kenne Sandra durch das Studium, und da sie einen eigenen Verlag betreibt, hat sich die Kooperation angeboten: Wir beiden genießen im Internet einen gewissen Bekanntheitsgrad. Natürlich ist es aber auch aufwendige Arbeit, ein Buch auf den Markt zu bringen, ich musste von dem Prototyp noch einiges ändern und ausbessern, bis wir alle zufrieden waren. Zum Glück klappt die Zusammenarbeit super.

Wenn ich mich nicht täusche, erschien "Ein kleiner Metal-Guide" sowohl als Hardcover als auch als Softcover. Was hat euch zu dieser Entscheidung bewogen?

Der Prototyp, den ich als Bachelor-Arbeit meines Studiums erstellt habe, hat ein Softcover (davon gibt es nur 10 Stück). Für das finale Buch haben wir uns für ein Hardcover entschieden, ganz einfach, weil es besser in der Hand liegt und sich gut im Bücherregal macht.

Neben dem informellen Teil erzählst du auf kurzweilige und wirklich humorvolle Weise die Erfolgsgeschichte von vier Freunden, die die Band FROSTBITTEN BLACKENED... Entschuldigung... DARKENED meinte ich... WINTERFROST gründen. Die Geschichte macht von Anfang bis zum Schluss Spaß. Hattest du Schwierigkeiten, ein passendes Ende zu finden?

Ein passendes Ende für die Geschichte zu finden, war tatsächlich leicht. Man muss dazu sagen, dass das ganze zusammenhängende Comic, das sich durch die Kapitel des Buches zieht, mehr oder weniger beim zeichnen entstanden ist. Ich hatte am Anfang keine Ahnung, wie sich die Geschichte entwickelt. Letztendlich habe ich die zwangsläufige Konsequenz des steigenden Bekanntheitsgrades der Band gezogen, und trotzdem ein Art Happy End eingebaut. (lacht)

Basieren die Charaktere eigentlich auf reellen Personen?

Zwar nicht direkt auf bestimmten Personen, aber zum Teil sind sie eine Mischung aus Persönlichkeiten, die ich während meiner Band-Zeit kennen lernen durfte. Marcel basiert auf mir, der damals auch quasi ein Neu-Einsteiger war. Und natürlich gibt es viele Stereotypen, beispielsweise den "Old-School-Metalhead"

Irgendwie wachsen wir alle mit Comics auf. Trotzdem verschwinden sie schnell wieder aus unserem Erwachsenen-Leben. Warum ist das deiner Meinung nach so?

Wahrscheinlich da wir, durch Beruf und Familie, immer mehr dazu neigen, uns den "Erwachsenen Angelegenheiten" zu widmen. Ich denke aber, dass auch viele in unserem Alter noch auf Comics und Cartoons stehen - allerdings auf welche mit anderem Inhalt. Welche, die vielleicht Bezug zu unserem Alltagsleben haben. Die Lust, sich in Fantasiewelten zu flüchten, geht leider vielen Leuten im Lauf des Lebens abhanden. Ich versuche mit meinen Cartoons Alltagssituation und Absurdes zu kombinieren, eine gute Mischung, wie ich finde.

Weiter ausgeführt: Mit Comics lässt es sich kommunizieren. Im Krieg lassen sie sich für Propaganda-Zwecke nutzen, sie werden für Anleitungen fremdsprachiger Menschen instrumentalisiert; mit ihnen wurden vermutlich mehr Tabus gebrochen und geheimste sexuelle Fantasien verarbeitet und dargestellt als mit Romanen. Ist sie die am wenigsten geschätzte Kunstform in Deutschland?

Ja, kann man so sagen - Comics und Trickfilme, sowie auch Games für PC und Konsole werden leider von vielen nicht wirklich als Kunstform anerkannt. Wir sind aber auf einem guten Weg, das zu ändern.

Wenn man dann doch etwas an TV Berichterstattung zu sehen bekommt, dann ist es ausgerechnet bei "Kulturzeit" auf 3sat, wo in unregelmäßigen Abständen Graphic Novels und Comicbücher vorgestellt werden. Was verrät das über unsere Gesellschaft?

Das zumindest öffentlich-rechtliche Sender Comics als Teil unserer Kultur sehen...? Finde das gar nicht schlecht, jetzt müssen sie nur noch "speziellere" Bücher vorstellen, nicht nur die, die Sendeleitung für interessant hält. Ich mit meiner besonderen Kombination aus Heavy Metal und Ein-Bild-Cartoons hätte da wohl wenig Chancen, aber... wer weiß?

Als "Kunstschaffender" leidet man nicht selten an Zweifeln. Hattest du vor der Veröffentlichung Angst davor, dass niemand deinen Humor teilen würde? Wie bist du damit umgegangen?

Allgemein kann man immer sehr schwer abschätzen, was für die "Masse" lustig ist. Bei manchen Ideen kommt man aus dem schmunzeln nicht heraus, doch wenn man sie veröffentlicht, gibt es kaum Reaktionen oder es wird nicht verstanden. Manche Cartoons finde ich selbst eher seltsam oder erzwungen, wenn ich sie aber veröffentliche, ist die Begeisterung groß.

Bei dem "kleinen Metal-Guide" hatte ich allerdings kaum Bedenken. Ich wusste, dass das Thema viele Leute anspricht, dass die Zielgruppe also vorhanden ist. Neulinge und Nicht-Metal-Hörer müssen aber vielleicht bei dem ein- oder andren Cartoon kurz nachdenken...

Wir gehen doch mal stark davon aus, dass der Folgeband mit mehr Abenteuern von Günni, Christian, Marcel und Manni bereits in Arbeit ist, richtig?

Demnächst möchte ich mich wieder ein paar anderen Thematiken widmen, allerdings: Potential für einen Nachfolger gibt es natürlich. Alleine über die Geschichte des Black Metal lässt sich ein ganzer Cartoon-Band machen. Ich sammle dazu auch neues Material. Doch es müssen die Ideen da sein, und dann der Wille, ein Buch daraus zu machen - nicht umgekehrt.

 

 

Vielen Dank dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast! Wir lesen uns bei STORMBRINGER!

 

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