Interview: JUMBO TRAIN - Dennis Kalichuk

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Für mich ist Folk Music eher barrierefrei. Ich kann auf eine gewisse Weise die meisten anderen, wenn nicht alle Genres, integrieren.

Die nächste Tour auf Schienen führt durch Kanadas malerische Wälder! Hier sind die Tickets für den JUMBO TRAIN erhältlich!

Veröffentlicht am 26.11.2017

JUMBO TRAIN kreuzen traditionelle Folk Musik mit Country und Hard Rock und zaubern die kurzweilige und facettenreiche EP "Feel Me Breathe" (Bestellen) aus dem Hut. Sänger Dennis Kalichuk, der sich auch andersweitig künstlerisch austobt, erzählt von seiner Heimat, der Liebe zu Musik und von der Muse.


Die neue JUMBO TRAIN-Auskopplung "Buzz" ist für den "Colleen Peterson Songwriting Award 2017" nominiert. Herzlichen Glückwunsch! Was sind die Hintergründe?

Also, aus meinem Sicht ist es ein lustiger Track mit eingängiger Hookline. Ein Lied zu schreiben, kann ein seltsamer Prozess sein. Eines Tages fuhr ich mit meinem Auto durch die Gegend und begann plötzlich "Like a Bumble Bee does, you just Buzz Buzz Buzz!" zu singen. Keine Ahnung, wo das plötzlich herkam oder warum es in meinen Kopf schoss, aber ich schrieb es auf und den Song in der darauffolgenden Nacht. Ich liebe es, wie mein Cellist aus seinem Instrument den Rocksound herausbekommt und es wie eine alte Lokomotive klingt.

Du kommst aus St. Thomas in Ontario. Erzähle uns bitte etwas über die Musikszene in Kanada.

Ich denke, die Musikszene in Kanada ist sehr lebendig und die Vielfalt der Stile passt, angesichts unseres Schmelztiegels der Staatsbürgerschaften. Kanada hat eine Vielzahl von großen Namen hervorgebracht, die auf internationaler Bühne erfolgreich waren. Im Allgemeinen ist es eine große Herausforderung, in Bars oder kleinen Clubs aufzutreten und dabei seinen Job gut zu machen, da sich die Bezahlung dort seit vielen Jahren nicht wesentlich verändert hat - in einigen Fällen sogar gesunken ist. Gleichzeitig hat das Internet neue Einkommensquellen für Künstler eröffnet.

In Deutschland läuft ständig diese Fernsehshow namens "Border Patrol Canada", wo es aussieht, als könnte man in Kanada als Ausländer kaum einreisen. Ist es wirklich so schwer ein Visum zu bekommen?

(Lacht) Ich glaube, dass im Allgemeinen seit 9/11 der Grenzschutz von Kanada und den Vereinigten Staaten viel strenger geworden ist. Ich glaube nicht, dass es schwierig ist nach Kanada zu kommen. Aber eine Arbeitserlaubnis zu bekommen schon, da die Regierung sicherstellen möchte, dass die Stellen innerhalb Kanadas nicht gleich (von Ausländern) besetzt werden.

Neben der Arbeitspolitik muss sich auch Kanada durch die Massenflucht aus Kriegsgebieten mit speziellen Einreisekriterien beschäftigen. Premierminister Justin Trudeau steht für Weltoffenheit und Toleranz, gerät aber zunehmend in Kritik. Beschäftigst du dich mit den Vorwürfen, er habe anfangs nur symbolisch agiert?

Ich habe bisher vermieden, politische Songtexte zu schreiben. Ich war ein großer Fan von Justin Trudeaus Vater Pierre, also bin ich mit dem Sohn ein wenig nachsichtig, aber ich liebe Justins jugendlichen Enthusiasmus. Übrigens ist er ein richtiger Fan kanadischer Musik!

Wenn wir schon von Ausländern, Politik und Folk sprechen: Krist Novoselić hat nach Nirvana und ein paar musikalischen Projekten aktuell endlich wieder eine neue Band am Start: GIANTS IN THE TREES. Das könnte dem in deutschen und österreichischen Medien unterrepräsentierten Folk-Genre einen Boost verpassen. Wir finden oft nicht den richtigen Zugang. Was macht diese Art von Musik so besonders für dich?

Für mich ist Folk Music eher barrierefrei. Ich kann auf eine gewisse Weise die meisten anderen, wenn nicht alle Genres, integrieren. Generell versuche ich aber nicht, innerhalb eines bestimmten Stils oder Genres zu schreiben. Ich schreibe, was mir gefällt und versuche vielleicht dann erst zu entscheiden, ob und wie es passt.

Das konnte man schon in der Vergangenheit feststellen, denn mit "My Town" und anderen Songs gab es auch immer wieder rockigere Nummern. Könntest du dir vorstellen, das Genre irgendwann ganz zu wechseln?

Ja, meine Schwäche als Musiker ist, dass ich nicht bei einem Stil bleiben kann. Es ist schwierig, bei einer Sache zu bleiben. Ich glaube, meine Aufmerksamkeitsspanne ist da etwas kurz. (Lacht)

Als ich "Buzz" gehört habe, dachte ich sofort daran, dass sich der Song sehr gut in einem Quentin Tarantino Road-Movie machen würde. Wenn du schreibst, bist du mit deinen Gedanken wirklich beim Text, oder können sie an ein anderes Szenario oder eine andere Atmosphäre gebunden sein?

Manchmal schreibe ich den Text zuerst. Manchmal beginne ich mit der Melodie, der Musik. Die Grundstimmung und die Färbung werden jeweils Gefühl und Klang diktieren.

Wer ist die weibliche Stimme, die man in manchen Songs hört?

Auf unseren aktuellen EP ist Amiel Houghton als Backup-Sängerin zu hören. Wir lernten uns kennen, als sie mit ihrer Familie gegenüber in derselben Straße einzog! Sie ist eine wundervolle Blues-Musikerin, aber sie ist in verschiedenen Musikrichtungen zuhause - ich liebe es mit ihr zu arbeiten!

Warum ist es eigentlich eine EP geworden und kein Album?

Etwas längeres habe ich vorher nicht aufgenommen. Ehrlich gesagt ist es vom Finanziellen her leichter eine EP aufzunehmen. Außerdem kann es den Hörer nach mehr verlangen lassen.

Du bist nicht nur musikalisch tätig, sondern befasst dich auch mit anderen Kunstformen. Welchen Background hast du?

Mein erster Job nach dem College war Graphiker. Später war ich viele Jahre als bildender Künstler tätig, bevor ich das erste JUMBO TRAIN Projekt produzierte.

(Trivia: Dennis Kalichuk half Stormbringer im Juni mit einem seiner schönen Aquarelle von Axl Rose aus. Hier könnt ihr einen Blick darauf werfen.)

Na dann können wir auf dein neues Coverartwork gespannt sein. Wirst du es selbst übernehmen?

Ja, danke für`s erinnern! (Lacht) Das sollte ich wirklich machen!

Wie sieht es mit einer kleinen Club-Tour in Deutschland und Österreich aus? Wäre das machbar? Oder als Support Act vielleicht?

Ich habe Musikerfreunde, die nach Deutschland kamen um zu spielen, also wäre es möglich. Aber ich habe mich nicht näher damit befasst und momentan habe ich auch keine konkreten Pläne.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast! Wir drücken dir die Daumen für den Award und wünschen, bald mehr JUMBO TRAIN Sound zu hören!

Ich danke dir und wünsche dir ebenfalls mit all deinen Projekten viel Erfolg!


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