Interview: I.M.NAIL - Mike Klockner

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Die Philosophie von I.M.NAIL: Barrierefreier, anspruchsvoller Metal, frei von Grenzen und Engstirnigkeit.

Je komplexer, desto schwieriger der Zugang zur Musik. So war es jedenfalls, bevor I.M.NAIL mit ihrem Genremix das Licht der Welt erblickten. Alles zur EP "Darkness For Rent" in unserem Interview mit Gitarrist und Sänger Mike Klockner.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Erst einmal Glückwünsche zur neuen EP. Eure letzte Veröffentlichung ist zu diesem Zeitpunkt dreieinhalb Jahre her. Was habt ihr, außer den Nachfolger einzuzimmern, sonst noch erlebt und getan?

Hi Christian, nach der VÖ von „Hyena Sunrise“ haben wir erst einmal sehr viel live gezockt, um die Scheibe zu promoten und uns selbst in der Szene zu etablieren. Es gab ja bis zur VÖ unseres Debuts noch keinerlei Livedarbietungen von uns und das musste sich schnell ändern. Neben der Produktion der neuen EP „Darkness for Rent“, welche leider durch diverse Umstände erheblich verzögert wurde, haben wir auch noch ein Video zum Titeltrack produziert. Zudem sind vier neue Songs für das anstehende Album entstanden.

Wie läuft die Arbeit an Eurem eigenen Label Bladebeat Records?

Bladebeat Records ist bisweilen immer noch ein exklusives Marketing-Tool für I.M.NAIL. Mir fehlt aktuell ganz einfach die Zeit für Releases anderer Bands. Dafür nimmt die Arbeit für I.M.NAIL zu viel Zeit in Anspruch und neben dem Business-Kram gilt es dann ja auch noch neue Musik und Texte zu schreiben.

Nun zu "Darkness For Rent": Auf die diversen Einflüsse aller Bandmitglieder sind wir im letzten Interview schon ausführlich eingegangen. Wer war bei den neuen Stücken federschwingender Songwriter und welche Einflüsse haben sich, eurer eigenen Ansicht nach, herauskristallisiert?

Der musikalische Hauptanteil stammt ganz klar von Danny, was hörbar den Rock`n´Roll und Stoner Anteil der Songs steigerte. Den finsteren Touch bekommen die Songs auf „Darkness“ durch meine Vocallines, wobei wir die melodischen, mehrstimmigen  Vocalparts, wie auch das Arrangement der Songs, größtenteils zusammen erarbeitet haben. Das lyrische Konzept der EP kam aus meiner Feder in finaler Zusammenarbeit mit Ralf.

Gerade bei "New Born" fallen verstärkt Stoner-Elemente im Songwriting auf. War dies von Euch so beabsichtigt und wenn ja, welche Idee und welcher Haupteinfluss versteckt sich hinter dem Song?

Ja, „New Born“ ist schon eine mächtig drückende Groovebombe geworden, zu der sich auch live bereits nach den ersten Takten allgemeines Kopfnicken bei der Audienz einstellt, wenngleich auch die Songstruktur recht komplex und der Innenteil sehr progressiv ausgefallen sind. Hier haben wir uns einfach mal treiben lassen, statt alles minutiös zu planen und zu arrangieren.

Komplett aus dem Rahmen eures bisherigen Schaffens heraus fällt der unerhörte Ohrwurm "A Bitter Pill". Woher kam die Idee, einen vorrangig clean gesungenen Song in euer Repertoire mit aufzunehmen? Was gibt es sonst über die Entstehung des Songs zu berichten?

Ich muss zugeben, dass uns „A Bitter Pill“ selbst etwas Kopfzerbrechen bereitet hat. Obwohl der Song mit seinem Ohrwurm-Refrain sehr eingängig geworden ist, waren wir uns hinsichtlich der finalen Vocalinterpretation der Strophen nicht von Beginn an einig. Mein Gesang ist in unserer Mucke schon ein Stück weit der rote Faden, der vieles zusammenhält, was bei unserem musikalischen Spagat auch sehr wichtig ist. Live übernahm ich früher auch immer die Mainvocals bei dem Song. Aber eine Testaufnahme mit Dannys „cleaner“ Interpretation, welche mir sehr gefiel, war der Anstoß zur allgemeinen Diskussion darüber. Letztlich wurden zwei Versionen des Songs mit unterschiedlichen Vocals aufgenommen und wir haben uns dann für die Version mit Dannys „cleanen“ Vocals entschieden. Unserer Meinung nach hätten die extremen Vocals das beabsichtigte Feeling des Songs zerstört. Demnach rückten wir Dannys Vocals in den Vordergrund und meine in die Backings. Wäre „Darkness“ ein volles Album, bei dem gegebenenfalls noch weitere Stücke wie „Pill“ vertreten wären, würde es natürlich nicht so stark ins Gewicht fallen, wie bei einer 4-, 5-Track EP, bei der es natürlich schwierig ist sich zu wiederholen, wenn man generell abwechslungsreiche Mucke darbieten will. Aber bereits auf „Hyena Sunrise“ hatten wir mit dem Titeltrack 'nen kleinen Ausreißer zu den restlichen Songs. Beides sozusagen flottere Balladen der jeweiligen Scheiben.

Ein kleines Meisterwerk ist meiner Meinung nach Euer Rausschmeißer "Hell". Er schafft es in relativ knapper Spielzeit ziemlich gut zusammenzufassen, wofür I.M.NAIL musikalisch steht. Ich hatte beim Hören oft die Assoziation, ihr wolltet euer eigenes "Ace Of Spades" erschaffen. Was sagt ihr dazu?

Vielen Dank für die Lorbeeren. Ja, der Song fackelt nicht lange und unter drei Minuten ist hier auch alles gesagt! „Hell“ hat sich auch live als feste Instanz zum Abschluss unserer Setlist gemausert! Hier wird nochmal alles abgefeuert was geht und mit seinem dreckigen Rock`n´Roll Drive infiziert er sofort den ganzen Raum samt Hörerschafft! Ich würde aber sagen, dass „Hell“ lediglich ein Gesicht von I.M.NAIL aufzeigt. Im Hinblick zu anderen Songs beinhaltet der Song z.B. überhaupt keine cleanen Vocal-Passagen, sondern es gibt ausschließlich auf die Fresse. Dass der Song mal einen ähnlichen Kult-Status wie „Ace of Spades“ erreichen wird, wäre natürlich wünschenswert. Aber der Gedanke und deine Interpretation gefallen mir.

Eine etwas kritischere Frage: "A Fragile Thought Of Gree" leitet zwar prima in "A Bitter Pill" über, dennoch hätten sich viele Fans bestimmt über einen weiteren vollwertigen Track auf der EP gefreut. Was hat es damit auf sich und warum habt ihr Euch dazu entschieden, ein akustisches Intermezzo auf die kurze Platte zu packen?

Da es auf dem Refrain von „New Born“ basiert, war „Fragile“ zunächst nur als kurzes Outro mit Akustikgitarre geplant. Zum Ende der Produktion kam mir allerdings die Idee zu dem mehrstimmigen Solo. Das Resultat fanden wir dann so überzeugend, dass es für uns den Anspruch auf einen eigenen Track hatte. Klar, hätten wir auch noch einen kompletten Song daraus basteln können, aber das war bewusst nicht so gewollt. Es war genau dieses kleine fragile Fragment, was der EP mit ihrem konzeptionellen Aufbau eines traditionellen Dramas fehlte und die fünf Akte schließlich komplettierte.

Wie waren denn generell die Reaktionen eurer Anhängerschaft auf die EP?

Bisher in der Tat ausschließlich positiv. Nachdem „Hyena“ die Gemüter des Öfteren gespalten hatte, sind sich sowohl Kritiker als auch Fans bezüglich „Darkness“ einig und loben die Scheibe in vollen Zügen. Das bisher häufigste Resümee ist wohl, dass die EP mit jedem Durchlauf mehr zündet und es immer neue Feinheiten zu entdecken gibt. Selbst eingeschworene Spartenfans finden ihre Momente auf „Darkness“ und das, obwohl sie eigentlich ausschließlich ihrer bevorzugten Sparte treu bleiben, sei es Death, Black oder Heavy. Das freut uns natürlich sehr und ist genau das, was der Philosophie von I.M.NAIL zu Grunde liegt. Barrierefreier, anspruchsvoller Metal, frei von Genregrenzen und Engstirnigkeit!

Was sind die nächsten Pläne? Ist neben Einzelkonzerten eventuell eine Tour geplant?

Im Spätjahr zocken wir jetzt noch einige Clubgigs, um die Songs der EP auch live in die Gehörgänge der Fans zu nageln. Wenn alles nach Plan läuft, soll es dieses Jahr noch ein weiteres Video zu einem Song der EP geben. Danach werden wir uns dann verstärkt auf das Songwriting für das kommende Album konzentrieren. Parallel werden wir aber auch 2018 immer wieder die Bühne suchen und hoffentlich auch ein paar Festivals mitnehmen können?!? Eine Tour ist zum Release des kommenden Full-Length-Albums vorstellbar, zur EP aber nicht mehr. Das würde uns die Zeit für das Songwriting stehlen und wir wollen schnellstmöglich mit dem vollen Album nachlegen.

Ich bedanke mich herzlich für Eure Zeit und überlasse Euch traditionell die letzten Worte!

Christian, besten Dank dir und dem Stormbringer für den Support von I.M.NAIL von Anfang an. Hat wieder einmal Spaß gemacht, dir Rede und Antwort zu stehen. Allen Lesern lege ich ans Herz, sich auch ein Stück „Darkness“ zu gönnen. Ordern könnt Ihr die neue Digipack-EP + Merchandise in unserem Webshop unter www.imnail.de. Wem die digitale Version ausreicht, findet auf iTunes oder Amazon seine Portion Dunkelheit.


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