Interview: IN EXTREMO - Michael Robert Rhein aka Das Letzte Einhorn
Musik ist wie ein Anker im Leben und hält für alle Gefühlsmomente auch den passenden Soundtrack parat.
Ein paar Worte vom letzten Einhorn - bis zum nächsten IN EXTREMO- Konzert dauert es einfach IMMER zu lang!
40 wahre Lieder – hören wir da eure Favoriten oder habt ihr die „Klassiker“ gewählt, von denen ihr annehmen könnt dass die Fans sie gern wieder finden auf einer neuen Platte?
Was die Best-Of betrifft, gilt das sowohl als auch. Die Idee war, hier einen möglichst umfassenden Querschnitt auf zwei CDs komprimiert zu bieten, der zeigt, wo IN EXTREMO herkommt und wo wir heute stehen. Wir haben dabei sowohl einige nicht wegzudenkende Live-Höhepunkte rausgepickt, wie etwa „Nur Ihr allein“, „Feuertaufe“ oder eben auch neuere Songs wie „Sternhagelvoll“ oder „“Störtebeker“, als auch ein paar ganz eigene Lieblingssongs von uns sieben. Bei den "Loreley"-Setlisten auf der Live-DVD war der Ansatz ja, beim ersten Set am Freitag die frühen zehn Jahre von IN EXTREMO, und im zweiten Set die letzten zehn Jahre Revue passieren zu lassen. Auch das ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen und jeder in der Band durfte seine persönlichen Lieblingssongs mit einbringen! Bei über zwei Stunden Spielzeit pro Set war das aber auch nicht schwer, da durfte fast alles rein, was wir uns innerhalb der Band auch selber gewünscht haben.
1995 – 2017 ... das ist schon eine etwas längere Zeit. Habt ihr manchmal genug? Oder lodert das Feuer in euch noch wie am Anfang, für die Musik, das Touren, den ganzen Trubel?
Genug?! Was ist das?! Hahaha. Im Ernst, wir machen das alle immer noch aus tiefster Leidenschaft. Wir bekommen aber auch immer sehr viel Zuspruch von unseren Fans, das hält das Feuer schön lodernd und hoch! Und wenn wir dann mal eine kleine Pause machen, so wie jetzt gerade, dann juckt es doch schon recht schnell wieder im kleinen Zeh, und wir rufen dann unseren Booker an, wann es denn endlich wieder los geht!
Was liebt ihr am meisten: kleine Clubauftritte? Die ganz großen Bühnen? Festivalfeeling?
Das hat beides absolut seinen Reiz! Wir machen ja traditionell zu jedem neuen Album eine Tour durch die kleineren Clubs, unsere sogenannte „WarmUp-Tour“. Da sind wir auch wirklich zum Anfassen und stehen allen Fans nach der Show für Fotos, Autogramme und einen kurzen Plausch zu Verfügung. Aber die Loreley vor 12.500 Mann, oder auch dieses Jahr unsere tausendste Show beim Summer Breeze vor 40.000 Leuten haben natürlich genauso ihren Reiz, ganz klar. Wichtig ist die Energie auf und vor der Bühne. Da unterscheiden sich 500 Mann kaum von einem großen Tausender-Publikum, wenn alle richtig mitgehen!
Wie fühlt es sich an, vor einer Meute zu spielen die die Lieder mitsingen kann und das auch lautstark tut?
Live ist für uns alle immer ein großer Spaß, aber bei einer Band wie uns auch eine große Herausforderung. Die Instrumente sind zum Teil sehr temperaturempfindlich, wir haben viel Pyro auf der Bühne, da muss schon alles perfekt sitzen und auch vorbereitet sein, damit nichts danebengeht. Und wenn sich dann bei einem Song wie „Sternhagelvoll“ die Leute schunkelnd und laut singend in den Armen liegen, dann kann man abends im Nightliner schon sagen, dass man da eventuell heute doch so einiges richtig gemacht hat. Und man freut sich auch sofort auf die nächste anstehende Show.
Was sind die prägendsten Erfahrungen für euch mit IN EXTREMO? Erinnerungen an Liveauftritte, Pannen und Peinlichkeiten… erzähl mal!
Ohje, da hat sich in den Jahren so einiges angesammelt. Auf der aktuellen DVD gibt es ja auch unsere Dokumentation „Verehrt und angespien: IN EXTREMO – Die Doku“ – da erfährt man so manche Geschichte aus dem Touralltag von uns. Ich empfehle ansonsten auch unsere Biographie „Wir werden niemals knien“, da stehen noch jede Menge weitere solcher Anekdoten drin! Die Touren durch Russland sind jedes Mal etwas ganz Besonderes. Und die Loreley steht da auch ganz alleine als Höhepunkt für sich, darum haben wir das ja auch auf DVD gemacht, um es nicht nur den Fans, sondern auch uns selbst als wertvolles Andenken zu bewahren.
Wie geht es weiter? Habt ihr Wünsche, Ziele, Pläne?
Klar, jetzt kommt erst mal im Dezember unsere Wintertour durch die Hallen, wo wir wieder unter dem "Quid Pro Quo" – Banner unterwegs sind. Dann spielen wir 2018 wieder zahlreiche Festivals, wir werden garantiert dann auch langsam anfangen, an einem neuen Album zu schrauben, und 2020 steht ja dann auch schon das 25. Jubiläum an. Das ist zwar alles noch eine Weile hin, aber wir sprechen schon über ein paar Ideen dazu. Von Langeweile kann also keine Rede sein! Wenn wir das alles halbwegs so umgesetzt bekommen, wie wir uns das vorstellen, dann wäre ich schon zufrieden und happy!
IN EXTREMO ist für mich – und bestimmt auch viele Andere – ein langjähriger Begleiter. Das ist keine Band, an der man sich leicht satt hört sondern eher Musik zu der man immer wieder zurückkehrt wie zu einem alten Freund, mit dem es selbst nach längerer Kontaktpause genau so ist wie es immer war. Habt ihr auch solche Bands, Musik die euch immer schon und immer noch beeinflusst hat, die ihr immer wieder hört?
Das freut mich, dass es Dir so ergeht, denn das ist auch für mich eines der kostbarsten Dinge, die einem widerfahren können: wenn man sich für Musik richtig begeistert kann. Musik ist wie ein Anker im Leben und hält für alle Gefühlsmomente auch den passenden Soundtrack parat. Ich persönlich habe einen recht breit gefächerten Musikgeschmack, momentan läuft bei mir aber vor allem eine kroatische Band, MANNTRA, die ich vor einigen Jahren für mich entdeckt habe und bei denen ich auch auf dem aktuellen Album einen Song mitsingen durfte. Check die mal aus, kann ich nur empfehlen!
In unserer Zeit, in dieser Welt in der wir leben bezieht jeder Stellung zu gefühlt Allem: auch Bands positionieren sich mehr oder weniger deutlich, geben Statements ab und zeigen Farbe. Wofür steht IN EXTREMO?
Hm, gute Frage. Wir bestehen ja aus sieben absoluten Individualisten und wir definieren uns keineswegs als eine „politische“ Band. Ich kann daher auch jetzt nur für mich sprechen. Wir leben in einer verrückten Zeit und es ist auch nicht immer leicht, eine klare Position zu vertreten, da zu viele Eindrücke von außen durch die sozialen Netzwerke, Medien und Co. auf einen herein prasseln, die es mitunter schwer machen, ein wirklich klares Bild von den Dingen zu bekommen. Das wird auch für junge Menschen eine immer größere Herausforderung sein, sich dort eine eigene freie Meinung zu bilden, und sich nicht einfach irgendeinen Quatsch von irgendjemanden schon vorverdaut anzueignen. Wir haben allerdings auf "Quid Pro Quo" erstmals zu ein paar Dingen auch klar Stellung bezogen, die uns einfach auch als Band beschäftigt haben und die man eigentlich auch nicht falsch interpretieren kann, ich meine Songs wie „Quid Pro Quo“ oder auch „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“. Man kann diese zwei Songs leicht auf zwei Kernaussagen runter brechen, nämlich „Geiz ist alles andere als geil!“ und „Krieg ist scheisse und hat auf dieser Welt nichts zu suchen!“ Beantwortet das Deine Frage?!