Interview: LONG DISTANCE CALLING - Flo

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Ich finde auch, dass es unser mit Abstand härtestes Album ist, was einfach so passiert ist, weil wir Lust drauf hatten, mal wieder etwas mehr Vollgas zu geben. Mehr Bauch, dafür weniger Kopf.

Über Ursprünglichkeit, Wildheit und Ungezähmtheit: Hier erhaltet ihr einen Einblick in den Entstehungsprozess von "Boundless", dem neuesten Werk der Post Rock/Metal-Talente LONG DISTANCE CALLING.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Ob nun Fernweh oder Ferngespräch – LONG DISTANCE CALLING positionieren sich mit Ihrem neuen Album „Boundless“ in der weiten Ferne der Ursprünglichkeit – und sind trotzdem so nah am Hörer wie nie. Das vollkommen instrumentale Werk lässt mangels Text natürlich einige Fragen offen, aber das ist auch gut so. Gitarrist Florian Füntmann (kurz: ‚Flo‘) hat sich trotzdem netterweise die Zeit genommen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und einige Mysterien um „Boundless“ aufzuklären. Lest hier, wie die Band zur neuen Platte steht und wohin der Weg für LONG DISTANCE CALLING noch gehen soll. Sollte euch unsere bescheidene Meinung zusätzlich noch interessieren, findet ihr hier unsere Review zu „Boundless“.

Wie ich schon in anderen Reviews lesen konnte, sind wir von Stormbringer uns ausnahmsweise mal mit den Kollegen einig – „Boundless“ trifft den Nagel auf den Kopf. Nicht nur mir war das Album zugänglicher als eure letzten Werke. Was unterscheidet „Boundless“ eurer Meinung nach von eurer bisherigen Diskographie?

Also vor allem ist es unser einziges Album, was komplett instrumental ist. Es gibt noch die Jam-EP "Nighthawk", aber die zähle ich da nicht zu. Natürlich ist es im Vergleich zu unseren letzten beiden Alben auch sehr anders - genau genommen ist es das komplette Gegenteil von „Trips“ . „Trips“ war sehr straight und auf den Gesang ausgelegt, was bei „Boundless“ nicht der Fall ist. Ich denke, dass wir es ganz gut hinbekommen haben, unsere Stärken zu bündeln und auf ein neues Level zu bringen. Überflüssiger Ballast wurde entfernt und somit klingt das ganze sehr dynamisch und auf den Punkt komponiert. Ich finde auch, dass es unser mit Abstand härtestes Album ist, was einfach so passiert ist, weil wir Lust drauf hatten, mal wieder etwas mehr Vollgas zu geben. Mehr Bauch, dafür weniger Kopf. 

„Boundless“ wirkt wie aus einem Guss. Ist das Zufall oder hat sich das auch in eurem Schreibprozess widergespiegelt?

Wir haben die Songs in relativ kurzer Zeit komponiert und nicht allzu viel darüber nachgedacht, wie sie klingen sollen. Wir haben uns dieses Mal sehr von dem Moment mitreißen lassen beim Schreiben. Natürlich hat man als Band Druck, ein gutes Album abzuliefern, und dem wollten wir entgegenwirken, indem wir es uns so locker wie möglich gemacht haben während des ganzen Prozesses. Wir wollten ein bisschen von der Spontaneität und vielleicht auch Naivität der Anfangstage zurückgewinnen. Deshalb haben wir die Platte zu viert, ohne Einfluss von draußen, in unserem Proberaum aus Jam Sessions entwickelt. Wir waren dann auch relativ schnell in einem guten Workflow und haben diesen ausgenutzt und uns so oft getroffen wie möglich. Selten hat das Schreiben eines Albums so viel Spaß gemacht und ging so entspannt von statten. 

Mit „Boundless“ kehrt ihr (endgültig?) wieder zur rein instrumentalen Variante eurer Musik zurück. Wie stellt ihr euch der Herausforderung, auch ohne Texte ein bestimmtes Feeling zu vermitteln? Welches Gefühl dominiert „Boundless“?

Ich denke wir haben unsere vermeintliche Schwäche, nämlich den fehlenden Gesang, zu unserer Stärke gemacht. Wir mussten schon von Anfang an lernen, Songs zu schreiben, die vollkommen ohne Stimme auskommen. Ich hatte im Proberaum nie das Gefühl, dass uns das schwer fällt oder dass es etwas Besonderes oder Seltsames ist, sondern empfand uns immer als ganz normale Band, die ihre Songs schreibt und hofft, damit Anklang zu finden.  Wir haben für uns immer ein ganz gutes Indiz dafür ob ein Song funktioniert oder nicht. Wenn man bei Proben alles um sich herum vergisst und es genießt, zum Beispiel sogar die Augen schließt, einen bestimmten Song zu spielen, sind wir auf dem richtigen Weg. Die grobe Idee hinter „Boundless“ stand schon, bevor wir angefangen haben zu komponieren und wir haben uns dabei von der Idee treiben lassen. Es geht im Prinzip darum, sich auf das Ursprüngliche zu besinnen. Sich und seine Umwelt zu hinterfragen und dabei zu schauen, wohin einen die zukünftige Reise führt. Dies geschieht vollkommen ohne interne/externe Vorgaben oder Regeln. Boundless eben :-)

Zu „Boundless“ gehört eine ausgedehnte Tour. Wie ist eure bisherige Live-Erfahrung mit den neuen Songs?

Zu diesem Zeitpunkt haben wir zwei der Songs live getestet und sind sehr zufrieden mit den Reaktionen. Man muss ja erst mal ein paar Shows spielen um neue Stücke wirklich sicher performen zu können. Wir werden auf der Tour viel vom neuen Album spielen. Dabei kristallisiert sich dann auch meist recht schnell heraus, welche der neuen Sachen gut funktionieren und welche weniger gut. Daraus entwickelt sich dann langsam das live Material. 

Für die nahe Zukunft: Was dürfen wir Fans und Magazine erwarten? Werdet ihr euch auf „Boundless“ erst einmal ausruhen oder steht schon das nächste Projekt in den Startlöchern?

Da kann ich zu diesem Zeitpunkt wirklich noch keine genaue Aussage tätigen. Natürlich werden wir erst mal so viel spielen wie möglich, um das Album zu promoten und dabei schauen, was alles so passiert. Abhängig davon ist es dann auch, wie schnell wir uns Gedanken über den nächsten Schritt machen. Es kann natürlich auch sein, dass sich ein vollkommen unerwartetes Projekt ergibt  - man weiß es nie so genau :-)

Von meiner Seite aus wären das alle Fragen, falls ihr aber noch etwas zu „Boundless“ oder euch als Band zu erzählen habt, könnt ihr euch hier gern auslassen :-)

Vielen Dank für das Interesse. An alle Leser: Hört euch unser neues Album „Boundless“ an und besucht uns auf unseren Shows. Ihr werdet es nicht bereuen. 

 

Falls ihr jetzt Lust habt, die Jungs von LONG DISTANCE CALLING mit „Boundless“ live zu erleben, bekommt ihr an den folgenden Daten in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit dazu:

23.02.2018 – Saarbrücken (D), Garage (Club)

24.02.2018 – Laufen (CH), Biomill

28.02.2018 - Hannover (D), Lux

01.03.2018 - Berlin (D), Musik & Frieden

02.03.2018 -  Hamburg (D), Indra

03.03.2018 - Kiel (D), Die Pumpe

04.03.2018 - Bremen (D), Tower

05.03.2018 - Köln (D), Gebäude 9

06.03.2018 - Wiesbaden (D), Schlachthof (Kesselhaus)

07.03.2018 - Stuttgart (D), ClubCann

08.03.2018 - München (D), Kranhalle

09.03.2018 - Wien (AT), B72

10.03.2018 - Prag (CZ), Nova Chmelnice

11.03.2018 - Dresden (D), Beatpol

12.03.2018 - Nürnberg (D), Club Stereo


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