Interview: DAUþUZ - Aragonyth & Syderyth

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Politik verseucht unser tägliches Leben schon genug...

PURE MINING BLACK METAL!!! "Die Moral der Geschichte ist ganz einfach, wer zu gierig ist, der bekommt irgendwann die unliebsame Rechnung präsentiert."

Veröffentlicht am 07.11.2018

Einst fuhr ein junger Hauer, hinunter in den Berg
Von welchem es hieß er sei verflucht
Goldne Adern, funkelnder Glanz zierten die Stollen wie die Gänge
Doch hatte er den König Untertage, nicht um Erlaubnis ersucht

Erbost war der Zwerg und flüstert ihm hinzu
Verlasse den Berg und gib endlich Ruh
Tag und Nacht ließ er es nicht bleiben
Im Wahn die Eisen weiter zu treiben

Erst leise war das Knacken, dann raunte der Berg
Verfluchte ihn und die andern, der wütende Zwerg
Tod waren sie alle, bis auf den jungen Hauer
Nun eingeschlossen überkam ihn arger Schauer

Erbost war der Zwerg gewesen, er flüsterte ihm hinzu
Er gab ihm den klugen Rat, doch er hörte ihm nicht zu

(Unwerk - Des Zwerges Fluch I)


 

Hallo Aragonyth, hallo Syderyth!

Die Sehnsüchte von Schwarz-Metallurgen nach einer musikalischen Stollenfahrt, dröhnend, an Ölfackeln vorbeirauschend und tiefgründig, befriedigen DAUþUZ mit der neuen „Des Zwerges Fluch“-EP. Die Musikkritiker habt ihr wie bereits mit euren vorangegangenen Produktionen überzeugt. Wie zufrieden seid ihr mit eurer CD und den Resonanzen?

Syderyth, Aragonyth: Glück auf!

Aragonyth: Mit dem Resultat der MCD/MLP bin ich persönlich sehr zufrieden und wüsste bisher nichts, was wir hätten anders machen sollen. Die positiven Resonanzen liest und hört man natürlich gerne, aber am wichtigsten ist, dass wir selbst mit der Veröffentlichung unseren Frieden haben. Aber so ist es natürlich umso besser und freut uns entsprechend.

Syderyth: Also ich kann auch nicht meckern, ich bin mit unserem Werk vollends zufrieden. Das ist die Hauptsache.

„Des Zwerges Fluch“ ist mit einer Laufzeit von 36 Minuten länger als einige DARKTHRONE-Alben. Die Scheibe ist atmosphärisch dicht, kurzweilig, alle Songs klingen ambitioniert. Wer sich das physische Medium erwirbt, erhält ein hochwertiges Digipak (wahlweise als Vinyl) mit fantastischem Artwork. Was macht diesen Output genau zu einer EP?

Aragonyth: Das ist relativ einfach zu beantworten, weil diese, nennen wir es mal Materialzusammenstellung, so nie als Album geplant war. Es sind quantitative (nicht qualitative!) Überbleibsel aus den Aufnahmesessions der bisherigen beiden und des künftigen dritten Albums, die die jeweiligen Rahmen gesprengt hätten. So haben wir jene Lieder genommen, ein wenig ausgeschmückt und so kam es zu "Des Zwerges Fluch". Es ist quasi eine Art Compilation ohne Klangverschiedenheiten und mit einem drübergestülpten Konzept, wenn man es so sehen mag.

Syderyth: Die LP-Version ist bereits ausverkauft, doch wird es demnächst wieder eine Kassettenversion von Sol Records geben.

Wie lange habt ihr an dem neuen Material gearbeitet und was war die größte Schwierigkeit, der ihr begegnen musstet?

Aragonyth: Das Material entstand in den Jahren 2016 bis 2018 und entstammt, wie in der vorigen Frage bereits angerissen, aus allen möglichen Albumsessions. Wir wollten (und haben, denke ich) den Klang nochmal ein wenig verfeinern, ohne ihn zu sehr zu verändern, da wir von ihm nach wie vor sehr begeistert sind. (Lacht) Das ganze Ding dann zu einer runden Angelegenheit zu machen, war wohl die größte "Herausforderung", aber ich denke, das ist uns ganz gut gelungen, nicht zuletzt wegen der wieder mal sehr passenden Akustikstücke von Syderyth.

Vermehrt sehen euch die Zuhörer im melodischen Black Metal-Bereich, was meiner Wahrnehmung nicht unbedingt entspricht. Fühlt ihr euch einer bestimmten musikalischen Sparte zugehörig, oder haltet ihr es wie der Ur-Schwarzmetaller mit einem „Interessiert mich nicht!“?

Aragonyth: Dass unser Material einer gewissen Melodik nicht entbehrt, dürfte jedem klar sein, aber letztlich ist es mir ziemlich egal, in welche Schublade man uns steckt. Insofern, letzteres! (Lacht)

Syderyth: Post-Occult-Melodic-Atmospheric-BM??? Interessiert nicht, wir haben eine eigene Nische: Mining Black Metal. (Lacht)

(Aragonyth: Musikalische Untermalung)

In der Geschichte vom jungen Hauer, dem erbosten Zwerg und dem König lässt sich eine Moral erkennen. Immerhin kann sich der Zwerg zu einer Warnung an die Menschen überwinden und zeigt sogar Geduld, wie es die Zeile zur Arbeitsmoral des jungen Bergmann verdeutlicht: „Tag und Nacht ließ er es nicht bleiben.“ Auch der König lässt sich nach dem Fluch durch sein Flehen erweichen und führt ihn schließlich ans Tageslicht, wenn die Folgen auch verheerend sind. War das eine bewusste Entscheidung, das gierige Wesen des Menschen zu thematisieren, um eurem Werk noch mehr Substanz zu verleihen?

Syderyth: Die Moral der Geschichte ist ganz einfach, wer zu gierig ist, der bekommt irgendwann die unliebsame Rechnung präsentiert. Als ich diese Sage entdeckt habe, hat sie mir sofort gefallen, da es einen der schlechtesten Wesenszüge der Menschen treffend beschreibt. Die Gier nach immer mehr und mehr. Innerlich weiß der Mensch genau, wann ein gesundes Maß erreicht ist, das ist die Warnung des Zwergenkönigs, doch meist ist diese nutzlos und wird von der Gier außer Kraft gesetzt. Daran geht die Menschheit, wie der junge Hauer, schließlich zugrunde.

Könntet ihr euch vorstellen, in Zukunft Charaktere noch facettenreicher darzustellen und eine noch größere Geschichte in den Lyrics aufzurollen?

Syderyth: Das waren auch schon meine Gedanken, doch bisher fand sich noch keine passende Sage oder Geschichte, die zu DAUþUZ passen würde und lang genug ist. Aber vielleicht erfinde ich einfach irgendwann selbst eine in diesem Umfang. Ich habe ja schon einige Geschichten dem negativen Tenor des Black Metal angepasst. Für das neue Album fand ich zu dem Arbeitstitel eines Liedes auch nichts, also wurde kurzerhand mit alten überlieferten Elementen eine neue Sage erfunden.

Mit der Industrialisierung begannen in der Realität einflussreiche Politiker den Platz einzunehmen, den in Legenden und Sagen fantastische Wesen bewohnen. Ausgehöhlte Berge (bspw. in den Schweizer Alpen) und weltweit geheime unterirdische Anlagen sind ihr Zufluchtsort im Falle von großen Angriffen und Katastrophen. Ist noch nicht einmal mehr unsere Fantasie vor dem Einfluss der Machteliten sicher?

Syderyth: Wer genügend Fantasie besitzt, wird sich diese von jenen schäbigen "Eliten" nicht nehmen lassen.

(Syderyth: Gesang, Textkonzept, akustische Gitarren)

Man kann zum Thema „Zwerge“ auf politischem Gebiet bleiben und ganz schön rumspinnen, wenn man möchte. Interessanterweise erachtete die Breslauer „Orange Alternative“, eine politische Kunstgruppe, Anfang der 1980er Jahre, Zwerge hätten genügend Symbolkraft, um sie gegen das kommunistische Regime in Polen zu instrumentalisieren (Obwohl sie optisch an Kabouter angelehnt waren). Habt ihr euch neben der mythologischen Erscheinung des Zwerges auch mit seinen gesellschaftlichen Aspekten auseinandergesetzt?

Syderyth: Also Politik verseucht unser tägliches Leben schon genug, ich denke, darüber muss man auch nicht im Zusammenhang mit unserer Musik sprechen. Die Zwerge sind eine sehr alte Ausgeburt unserer Fantasie, der gesellschaftlichen Fantasie. Ich denke eher, dass alles was sie verkörpern, eher alte Vorstellungen, Werte und Wissen darstellen. Nicht konform mit unserer heutigen Zeit.

In Österreich entdeckte man gigantische, schätzungsweise 10 000 Jahre alte Höhlen, die unterhalb der Oststeiermark ein Labyrinth bilden. Diese sind so präzise ausgearbeitet, dass selbst unter Wissenschaftlern einige nicht ausschließen können, sie seien maschinell gefertigt worden. Nach dem heutigen Wissensstand wäre das gegen Ende der letzten Kaltzeit unmöglich. Solche Funde beflügeln dann doch wieder unsere Fantasie. Habt ihr für Recherchezwecke, oder um euch inspirieren zu lassen, solche Anlagen besucht?

Syderyth: Wenn du die Erdställe oder Schratzllöcher meinst: darüber habe ich schon einiges gelesen. Das Thema wird demnächst mit einer anderen Band von mir zusammen mit österreichischen Kollegen als Split-Veröffentlichung verarbeitet. Überaus interessante Thematik! Im Zusammenhang mit den Erdställen, habe ich auch schon Bilder und Videos dieser in den Fels getriebenen Stollen gesehen, diese sind perfekt ausgearbeitet. Genial und wieder einmal nicht wirklich zu erklären. Da kann man natürlich viel mutmaßen, wie das vor Jahrtausenden überhaupt möglich war. Das zeigt uns nur, dass ein großer Teil unserer Frühgeschichte wohl doch eher weiter im Dunkel liegt, als wir denken oder man uns erzählen möchte. Ich glaube gelesen zu haben, dass einige dieser Stollen so präzise in den Stein geschnitten sind, dass es mit der heutigen Technik nicht zu bewerkstelligen wäre. Da tun sich natürlich sehr abgefahrene lyrische Ideen auf. Wer weiß, wohin unsere Reise unter Tage noch führt.

Also wir haben schon des Öfteren zusammen Bergwerke besucht, darunter auch ein ganz spezielles, welches nicht jeder betreten darf. Ohne Licht oder Strom, nichts für Touristen. Was auch eine unbeschreibliche Erfahrung war. Ausschnitte hiervon kann man in dem Video zu "Dem Berg entrissen" vom Album "Die Grubenmähre" sehen. Durch unseren eher weiten Abstand zueinander kommt das natürlich leider nicht allzu oft vor.

Wäre es nicht sogar interessant, ein Album in einem solchen „Kellergewölbe“ aufzunehmen? Oder habt ihr schon einmal eine andere spezielle Aufnahmetechnik verwendet?

Aragonyth: Sicherlich ein sehr reizvoller Gedanke, aber die Umsetzung ist natürlich sehr schwierig. Es ist ja nicht so, dass ein Album an einem - sagen wir mal - Wochenende fix und fertig aufgenommen wäre. Über unsere Aufnahmemethoden hüllen wir natürlich den Mantel des Schweigens, da soll jeder das denken, was die Musik übermitteln mag.

Syderyth: Wenn unsere Plattenfirma ein trockenes Bergwerk mietet, Equipment einbaut und einen Produzenten auftreibt, der dies mitmacht. Aber wir sind ja nicht "Diemuh Burger". (Lacht)

Seit 2016 habt ihr jährlich eine DAUþUZ-Scheibe veröffentlicht, ohne dass die Qualität darunter litt, ganz im Gegenteil sogar. Und gleichzeitig werden eure Alleinstehungsmerkmale von Fans und Presse erkannt und geschätzt. Bringt euch das langsam an einen Punkt, an dem ihr befürchtet, irgendwann die Erwartungen nicht mehr zu erfüllen?

Aragonyth: Wie oben bereits einmal angesprochen, geht es in erster Linie um unsere eigenen Ansprüche, die wir erfüllt sehen wollen. Wenn wir nicht zu einhundert Prozent mit einer Aufnahme oder einem Song zufrieden sind, wird er nicht veröffentlicht. Bisher funktioniert es aber noch sehr gut, auch wenn es wie bei jeder Band natürlich auch Ausschuss gibt. Ich denke aber, dass wir es nach den kommenden, noch angedachten Veröffentlichungen ein wenig langsamer angehen werden. Wobei ich da meine Zweifel habe, dass der geneigte Hörer dabei einen Unterschied spüren wird, da wir sehr viel Vorlauf für diese Veröffentlichungen haben. Vielleicht machen wir einfach immer so weiter! (Lacht)

Syderyth: Kann ich so einfach unterschreiben. Wir machen stets, was uns selbst gefällt und nicht, was von uns erwartet wird.

Tourt ihr mit DAUÞUZ? Kann man euch irgendwo live erleben?

Aragonyth: Als Duo mit mehr als 400km Entfernung ist das schwer umsetzbar. Es gibt natürlich entsprechende Überlegungen, aber ehe sich da passende Sessionleute auftun, wird das weiterhin ein Gedanke bleiben. Ganz ausschließen möchten wir es aber nicht.

Syderyth: Das huscht tatsächlich immer wieder durch unsere Köpfe. Es wäre eine großartige Atmosphäre, die auch optisch umgesetzt werden will. Aber vielleicht haben wir bisher einfach nicht die richtigen Angebote bekommen, um diesen massiven Kraftakt zu meistern. Es ist ja auch so, dass wir beide in weiteren Bands aktiv sind.

Vielen Dank für eure Antworten! Bei solche erfreulichen musikalischen Ergüssen werden wir uns irgendwann wieder zusammensetzen müssen, um die Hintergründe zu beleuchten! Viel Erfolg erst einmal mit „Des Zwerges Fluch!“ und bis bald!

Danke für das Interesse an DAUÞUZ!


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