Interview: HARMDAUD - Andreas Stenlund

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Ich denke, dass die Welt und ihre menschlichen Bewohner kollektiv an der Schwelle des Wahnsinns stehen.

Die schwedische Ein-Mann-Band HARMDAUD veröffentlichte im Februar ihr zweites Album und arbeitet bereits an einem Nachfolger. Gitarrist, Sänger und Bandchef Andreas Stenlund nahm sich die Zeit für einen netten Gedankenaustausch!

Veröffentlicht am 10.06.2019

HARMDAUDs zweites Album "Skärvor" erntete verschiedenste Kritiken unterschiedlicher Couleur und bot in gewisser Weise Stoff zur Diskussion. Meine eigene Kritik befand sich irgendwo im Mittelfeld und schloss mit dem mäßig euphorisierenden Fazit "angenehm anzuhören". Aber wäre es nicht das Zeichen einer zur Ohnmacht degenerierten Diskussionskultur, wenn Künstler und Kritiker der Fähigkeit entbehrten, sich trotz kritischer Begutachtung in die Augen zu schauen? HARMDAUD und ich haben uns geschlossen gegen Mimimi-Pikiertheit positioniert und das Gespräch gesucht! Ob der Künstler dem Kritiker nun trotzdem ein Rendezvouz der Stiefel und Gesäßbacken arrangieren möchte, erfahrt ihr hier!

Hi Andreas! Für alle, die deine Band noch nicht kennen: bitte stelle HARMDAUD kurz unseren Lesern vor!

Hi! HARMDAUD ist eine Ein-Mann Black / Death / Pagan Metal Band aus Nordschweden! Ich bin damit seit etwa 2016 aktiv und habe im Februar mein zweites Album „Skärvor“ über Art Gates Records veröffentlicht.

Was bedeutet der Name "HARMDAUD"?

Es stammt aus dem Altnordischen und kann mehrere Bedeutungen haben. Je nach Kontext kann es „Tod durch Trauer“ oder „Kummertod“ bedeuten.

Du bist gleich in mehreren Bands aktiv - wie läuft’s so und was sind deine Projekte in naher Zukunft?

Ich schreibe derzeit Musik für das nächste HARMDAUD-Album. Ich habe den Entwurf für mehrere Songs fertig und sie klingen hervorragend! Es ist immer noch HARMDAUD, immer noch vielfältig, immer noch Black / Death / Pagan und Gothic Metal. Mit TME haben wir eine Handvoll guter alter Thrash Metal Songs geschrieben, aber wir proben im Moment nicht so viel. Was GRAVISPHERE angeht, naja....lass’ es mich so sagen: der kosmische Wind weht wieder!

Was hat dich dazu inspiriert, ein Ein-Mann-Projekt zu starten?

Die Idee für HARMDAUD entstand um 2016. Ich hatte viele Ideen zu Musik und Songs, die nicht wirklich zu den anderen Bands passten, in denen ich aktiv bin. Also beschloss ich, diese Ideen in einem neuen Projekt zusammenzuführen, und was dabei herauskam, ist HARMDAUD.

Was sind die wichtigsten Einflüsse für HARMDAUD?

Ich schreibe nach meinem Gefühl und wenn mir danach ist. Manchmal ist der Tod der wichtigste Einfluss für HARMDAUD. Musikalisch gesprochen sehe ich meine größte Inspiration in der frühen 1990er Black- / Death- und Gothic-Musik, mit der ich aufgewachsen bin.

Gibt es eine Schnittmenge zwischen HARMDAUD und deinen anderen Bands?

Ich würde sagen, ja und nein. Wahrscheinlich hört und fühlt man Ähnlichkeiten zwischen bestimmten TME-Songs und HARMDAUD oder umgekehrt. Ich neige dazu, die Black-Metal-Riffs für HARMDAUD und die aggressiven Thrash-Metal-Riffs für TME zu behalten. Manchmal verschmelzen sie jedoch miteinander und der Hörer bekommt das Beste aus beiden Welten. In "Koloss" z. B. ist das der Fall.

Glückwunsch zu deinem neuen Album! Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Resonanz?

Danke! Ich bin wirklich zufrieden mit dem Album! Ich hatte zudem viele tolle Rezensionen und Kommentare von Fans!

Ich fand sehr unterschiedliche Reaktionen auf "Skärvor", sowohl euphorische Kritiken als auch vernichtende. Meine Eigene war irgendwo in der Mitte. (Wie) Beeinflusst so etwas deine zukünftige Arbeit?

Du hast Recht - obwohl, ich habe viel mehr positive als negative Rezensionen bekommen. Ich versuche eigentlich, alle Reviews zu lesen und zu verstehen, worauf die Rezensenten wie reagieren und warum. Ich meine, du nimmst dir die Zeit, mir Feedback über meine Arbeit zu geben. Also ist es selbstverständlich für mich, zuzuhören und diesen Kommentaren den Respekt zu geben, den sie verdienen. Am Ende muss ich dir ja nicht zustimmen [lacht]! Aber ich denke über die Rezensionen nach und nehme manche Dinge in meinen Schreibprozess mit auf. Viele Kritiker haben hundert Mal mehr Musik gehört und viel mehr erlebt als ich...da wäre es unklug, nicht auf ihr Feedback zu hören.

Was sind die zentralen Themen auf „Skärvor“?

Ich denke, dass die Welt und seine menschlichen Bewohner kollektiv an der Schwelle des Wahnsinns stehen. Die Scheiße, die heute in der Welt passiert - Terror, Klimawandel, der Verlust von Spiritualität - betrifft uns, sowohl als Individuen als auch als Ganzes. Ich versuche, dies auf dem Album zu erforschen, eigentlich auf beiden Alben. Was passiert mit dem menschlichen Verstand, wenn wir vor der endgültigen Zerstörung und Vergessenheit stehen?

Welcher ist dein persönlicher Lieblings-Song auf "Skärvor" und aus welchem Grund?

Ich würde sagen, „Näven Kring Min Hals“. Es versprüht ein wirklich dynamisches Gefühl zwischen Anfang, Versmitte und dem Höhepunkt zum Ende. Die Texte runden das Album gut ab.

Gibt es auch persönliche oder autobiographische Themen auf "Skärvor"?

Ja, die gibt es.

Hand aufs Herz - gibt es Songs, die du nachträglich ändern würdest?

Hmm...das ist eine gute Frage...Ich versuche, ein fertiges Album als abgeschlossenes Kunstwerk zu sehen. Es ist, was es ist und wird auf diese Weise in die Geschichte eingehen. Es besteht also keine Notwendigkeit, sich mit dem zu beschäftigen, was hätte anders gemacht werden können. Ich war und bin mit dem Album als Ganzes sehr zufrieden! Dinge, die ich gelernt habe, und Dinge, die nicht auf dem Album gelandet sind, werde ich auf der nächsten Platte einbringen.

Um ehrlich zu sein, schreibe ich lieber positive Rezensionen als Kritische. Mir gefällt dein musikalisches Konzept und der ausgeklügelte Sound, aber ich vermisse ein paar spannende Highlights. Vielleicht habe ich das musikalische Konzept falsch verstanden?

Nun, jeder hört mit seinem eigenen Hintergrund und seiner eigenen Stimmung zu. Aber, wenn du mit dem Gedanken an das Album herangehst, dass es ein klassisches Black-Metal-Album im Stile der frühen EMPEROR, DARKTHRONE oder so ähnlich sein wird, dann wirst du vielleicht etwas von dem Gefühl verpassen. Es ist ein abwechslungsreiches Album und jeder Song hat seine eigene Bedeutung und seinen eigenen Zweck. Ich meine, zwischen „Kraft“ und „Skärvor“ bspw. gibt es bedeutende Unterschiede und das ist auch der Punkt. Es ist schwer, das Album in ein bestimmtes Genre zu zwängen und das soll es auch sein. Es ist ein Mix und das ist das Schöne an HARMDAUD. Ich verspreche dir, dass es auch auf dem nächsten Album Überraschungen und Wendungen geben wird! Aber trotzdem wird es wahrer Metal bleiben!

Ich mag "Koloss" und "Sprickorna I Verkligheten", aber mit "Bränt Till Grund" werde ich nicht warm. Wie ist das (Fan-)Feedback im Detail? Kannst du mehr und weniger beliebte Songs identifizieren?

„Kraft“, „Skärvor“ und „Natten Oss Genomströmmar“ sind drei der beliebtesten Songs! Aber eigentlich sind es das alle. In den Rezensionen stellt sich kein Stück als mehr weniger beliebt heraus...abgesehen von deinem „Bränt Till Grund“-Bashing [lacht]!

[Anm. d. Interviewenden: so wie man in den Wald hinein ruft...]

Hast du auch vor, HARMDAUD live zu präsentieren?

Das habe ich noch nicht wirklich entschieden. Aber wenn die richtige Gelegenheit kommt, würde ich es sicher in Betracht ziehen. Live zu spielen ist ein wirklich guter Weg, Fans zu treffen und etwas, das mir großen Spaß macht.

Wer könnten deine Live-Musiker sein?

Die Jungs von TME haben sich bereits angemeldet [lacht]!

Mit welchen Bands würdest du gerne spielen?

Es gibt viele talentierte Bands in meiner Gegend, FERAL oder ASKA zum Beispiel!

Würden sich nicht VINTERSORG oder CRONIAN anbieten, um bei der Gelegenheit "Sprickorna I Verkligheten" mit Vintersorg aufzuführen?

Sicher, das wäre natürlich großartig! CRONIAN ist eine wirklich ausgezeichnete Band, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie live aufzutreten oder ob es sich um ein Studio-Projekt handelt. Es würde sicherlich zusätzliche Dynamik in die Liveperformance bringen, wenn Mr. V. einen Gastauftritt hätte! Vielleicht, wenn wir mal in Skellefteå auftreten...man weiß ja nie!

Es tut mir leid, dass ich einer der kritischen Rezensenten bin, aber ich bin trotzdem neugierig auf dein nächstes Album, rock on!

Wie gesagt, das muss dir nicht leidtun! Du hast deine Meinung, die ich sicher respektiere, auch wenn ich selbst und viele Fans sie nicht teilen [lacht]! Das Album ist viel mehr als nur „angenehm anzuhören“!

Möchtest du unseren Lesern noch ein paar abschließende Worte hinterlassen?

Sicher! Skål Metalheads! Es ist eure Unterstützung, die die Szene am Leben hält! Und kauft das Album!

Horns up!

Nochmals vielen Dank für deine Zeit!

Ich danke dir!


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